Belastende Einsätze!

Hier kann über alle Maßnahmen von der Ersten Hilfe bis zur klinischen Behandlung diskutiert werden.

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17.12.2009, 22:24
Wieder muss ich dir recht geben. Natürlich können diese Übungen den Ernstfall nicht vollständig simulieren, aber wie du schon sagtest, man kann den Menschen so trainieren, dass er dann funktioniert und in der Regel auch richtig handelt.
Und das hilft schon, wenn man diese Sicherheit aus den Übungen hat, bevor man einen solchen Einsatz das erste Mal auf der Straße hat.
Ich bin als Rettungsschwimmer geboren, mit Wasser gestillt und aufgezogen! Hurra!:P

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17.12.2009, 22:40
Richtig. Aber hier geht es nicht um die Frage, ob jemand in einem extremen Eingriff vernünftig handeln kann, sondern darum, ob er daraus ein PTSS entwickelt. Selbst wenn er alles richtig macht, kann er das Ereignis eventuell nicht verarbeiten.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

18.12.2009, 10:11
Soweit ich weiß sind Einsätze besonders belastend für die Einsatzkräfte, wenn sie auf irgend eine Art eine besondere persönliche Bindung zum Betroffenen oder der Situation haben.
Das sind manchmal ganz kleine Dinge, wie eine Keksdose, die genau so bei der eigenen Frau daheim auf dem Wohnzimmertisch steht, die man verbeult am Unfallort sieht.
Vor einer solchen Assoziation (kann man das so nennen?) sind auch gut trainerte, erfahrerne Helfer nicht gefeit.
In anderen Momenten ist es vielleicht einfach das Wissen, dass ein Kind, das vom Alter her der eigene Sohn sein könnte keinerlei Überlebenschancen hat.
Vielleicht ist es auch eine Situation von vor vielen Jahren, an die man sich erinnert, in der man irgendwie überfordert oder alleine gelassen war.

Das was ich jetzt schildere ist ganz unabhängig vom Begriff des PTSS, sondern einfach Faktoren, wann ein Einsatz besonders belastend für uns ist.

Ich selber habe vor einiger Zeit (das müsste jetzt 2 1/2 Jahre sein) einen Verkehrsunfall erlebt, bei dem zwei Kinder im Alter von 3 und 5 von einem PKW überrollt wurden, während die Mutter "nur" weggedrückt wurde, weil sie "zu groß" war.
Natürlich war das eine sehr unschöne Situation. Und selbstverständlich geht man nach sowas nicht direkt über zum Tagesgeschäft. Ich konnte IMMER mit den Kollegen reden, wenn mir danach zu Mute war. Ich hatte sofort (noch bevor wir zurück auf der Wache waren) das Angebt von einem Kollegen, der frei hatte, mich abzulösen. Aber mir ging es nach dieser Situation nicht schlecht.
Anderen Kollegen ist allerdings genau zweiteres und dritteres was ich oben genannt hatte passiert.
Sie hätten sich vermutlich nicht selbst Hilfe geholt, weswegen hinterher alle froh drum waren, dass verpflichtend eine Nachbesprechung mit einem Notfallseelsorger stattgefunden hat.


Naja, langer Rede, kurzer Sinn :)) :
Ein Einsatz kann manchmal durch ganz kleine Dinge belastend für uns werden, da schützt uns auch kein "automatisches Handeln" davor.
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

18.12.2009, 16:37
Um nochmal auf Don und LevSani zurück zu kommen und den Bogen zu Bine zu schliessen:

Es werden auch Einsätze vermehrt als belastend empfunden, bei denen nicht unbedingt die von Bine genannten Faktoren eine Rolle spielten, sondern bei denen der Helfer sich überfordert, da mangelhaft vorbereitet fühlt.
Und DAS ist ein Effekt, den man mit den intensiven Simulationen durchaus beinflussen kann. Und auf die Art kann man durchaus prophylaktisch wirken.
Gerrit (RettAss)
"Wir sind längst im Paradies, haben die Hölle draus gemacht!" --- ASP, Ich bin ein wahrer Satan
ASP - Sage Nein!

24.04.2010, 14:13
Ich glaube, wo bei vielen das Problem liegt ist, dass sie mitleiden. Man darf das ganze nicht zu nah kommen lassen, auch wenn es schwer fällt. Man darf das auf keinen Fall auf sich oder seine Familie beziehen. Beispiel: Warum ist der Mann tot. Das hätte mein Vater sein können... Das könnte ihm auch passieren...
SSD´lerin, GL, SAN A/B, AED-Schein- Besitzerin
Ich hafte nicht für Rechtschreibfehler!!!
Es heißt nicht: Tatüüütataaa, tatüüütataaa. Sondern: Zu spääät, zu späääät!

15.10.2010, 09:02
Original von Carina
Ich glaube, wo bei vielen das Problem liegt ist, dass sie mitleiden. Man darf das ganze nicht zu nah kommen lassen, auch wenn es schwer fällt.


Ich denke, wenn man den Patienten nicht kennt, hat man vom Grunde eine größere Distanz. Wenn man ihn kennt, oder eine Kameradin / ein Kamerad ist, hat man erheblich mehr Probleme, es nicht an sich heran kommen zu lassen.

Im Grundsätzlichen muß man betreit sein, sich einzugestehen, daß man Hilfe braucht. Hilfe in Form eines Gesprächs mit Freunden, Kameraden / Kollegen oder mit Seelsorgern / KIT / Psychologen.
An Bilder und Geschehnisse wird man noch lange denken, aber sinn ist es das was geschehen ist, verstanden und verarbeitet zu haben.

Was auch sehr gut ist, wenn man die Möglichkeit hat, ohne das es jemand anders (Kollegen) mitbekommt, an solche Hilfe zu gelangen.
Wir werden aus den schönsten Träumen gerissen,
um so manchen Alptraum zu erleben.

Tauchen - Klettern - Geocaching - Feuerwehr

17.10.2010, 18:44
Da stimme ich dir zu.. Aber im Einsatz musst du dein Ding machen und nicht großartig "warum ich blabla" nachdenken
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17.10.2010, 18:51
Ich habe an mir bemerkt, während des Einsatzes arbeite ich, man macht das, was man machen soll und denke nicht groß über das geschehe nach. Aber wenn man den Einsatzort verlässt, auf dem Heimweg ist, denkt man über das gesehene nach. Fanken die Gespräche an.
Habauch schon mitbekommen, das während eines Einsatzes Leute abgeszogen wurden und zu uns ins Gerätehaus gebracht wurden und betreut wurden. Wir sind alles nur menschen.
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17.10.2010, 21:05
Original von Carina
Ich glaube, wo bei vielen das Problem liegt ist, dass sie mitleiden. Man darf das ganze nicht zu nah kommen lassen, auch wenn es schwer fällt.


Das fällt aber überhaupt nicht leicht, wenn man den Patient seit 2006 sehr gut kennt, man ihn öfter sieht und derjenige ein guter Bekannter (um nicht zu sagen Freund) ist, den man auch schon mal im Krankehaus besucht hat.

Carina, ich hoffe, du weißt, worauf ich hinaus will!!!
"Wir essen jetzt Opa!"
Satzzeichen retten Leben!

18.10.2010, 14:53
Mit aus diesem Grund arbeite ich nicht dort, wo der Großteil meiner Freunde, Bekannte und Verwandte wohnt.
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

11.01.2012, 21:45
So, ich kram den uralten Thread mal wieder aus. :-)


Im Dezember 2010 hat bei uns im RDB ein Altenheim gebrannt. 5 Tote waren es zum Schluss. Ich hatte lange Zeit davon geträumt, bis ich mit Kollegen nochmal da drüber gesprochen hab und dann wars auch wieder ok. Aber es gibt so gewisse Dinge die einen da dran einfach wieder erinnern.

Aber inwiefern und in wie weit ist sowas "normal"?
- 21 Jahre jung oder alt, suchts euch aus
- Bereitschaftlerin in der Funktion als Rettungsassistentin und Jugendwart
- FeuerwehrFRAU
- Auch wenn ich sage das es mir gut geht, wissen bestimmte Leute das ich sie angelogen habe.

11.01.2012, 22:01
Ich grabe dann einen Satz von einem PSUler von unserer Berufsfeuerwehr aus, den er mal auf nem Dienstabend gesagt hat:

"Das sind normale Reaktionen von normalen Leuten auf unnormale Ereignisse."

Was sagt uns das?
Ein Mensch kann Ereignisse bis zu einem gewissen Punkt gut alleine verarbeiten, beim einen schnell, beim anderen weniger schnell. Verarbeiten findet zu großen Teilen auch im Schlaf statt, das erklärt die (Alp-)Träume. Vielen hilft es jedoch ungemein bei der Verarbeitung, mit anderen Leuten darüber zu reden, was passiert ist und was einen beschäftigt, was auch sicherlich sehr sehr wichtig ist. Deshalb ist auch ein gutes Betriebsklima in dem Fall auf der Wache sehr von Bedeutung, denn die Kollegen sind oft die ersten, mit denen man in Kontakt kommt und mit denen man auch sehr viel Zeit verbringt und viele belastende Situationen zusammen erlebt. Aber auch das restliche Soziale Umfeld, also Freunde und Familie spielen eine große Rolle, auch mit ihnen kann man das Gespräch suchen.

Es ist bei solch belastenden Situationen ganz normal, dass man sich unter Umständen noch Monate später hin und wieder dran erinnert. Es kann sogar so weit kommen, dass bestimmte Bilder, die fast identisch mit denen des Ereignisses sind, die Bilder des belastenden Ereignisses wieder hochkommen lässt. Das sind aber wie gesagt ganz normale menschliche Reaktionen auf solche Dinge und es sollte mit der Zeit auch immer weniger werden, bis das Ereignis irgentwann dann hoffentlich komplett verarbeitet ist.

Wer welche Ereignisse als wie stark belastend empfindet, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und ändert sich natürlich auch. Als Kind fand man es meinentwegen als stark traumatisches Erlebnis, dass der Teddy im Urlaub vergessen wurde, was einem natürlich später total egal sein wird. Genauso gehört für bestimmte Berufsgruppen wie z.B. Bestatter der Umgang mit Leichen zum Tagesgeschäft, was für viele andere eine höchst belastende Situation darstellt...

Also würde ich als Psychologie-Laie mal behaupten, dass deine Reaktion auf dieses Ereignis völlig normal und OK ist und hoffe, dass du das alles gut verarbeitet hast bzw. weiterhin gut verarbeiten wirst.

Ansonsten leisten solche Leute ne echt tolle Arbeit!
Zuletzt geändert von LevSani am 11.01.2012, 22:02, insgesamt 1-mal geändert.
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11.01.2012, 22:05
Das war so allgemein gemeint in wiefern so etwas normal ist.
- 21 Jahre jung oder alt, suchts euch aus
- Bereitschaftlerin in der Funktion als Rettungsassistentin und Jugendwart
- FeuerwehrFRAU
- Auch wenn ich sage das es mir gut geht, wissen bestimmte Leute das ich sie angelogen habe.

12.01.2012, 00:48
Und das war eine ganz allgemeine Antwort...

Wie weit man eine solche Situation verarbeitet hat, und wie weit die eigene Reaktion noch normal ist, kann eigentlich jeder selbst am besten entscheiden. Spätestens jedoch, wenn mein Leben davon beeinflusst wird, oder ein normaler Tagesablauf nicht mehr möglich ist, wird's Zeit.

Und wenn ich der Meinung bin, meine Reaktion könnte evtl. nicht mehr normal sein, sollte ich auch hingehen und mir Hilfe holen. Ob ich dann darüber mit Kollegen spreche, den örtlichen Notfallseelsorger oder andere PSU-Kräfte aufsuche oder mir einen Termin beim Psychologen geben lasse, muss dann in erster Linie wieder jeder selbst entscheiden.

25.09.2012, 21:49
Ich weiß, das Thema ist schon sehr alt... aber vllt darf man ja wieder ein wenig Leben hineinbringen...

Mich persönlich hat der Tod meiner Klassenkameradin Nina sehr tief getroffen. Ichhabe mir damals noch extrem lange selbst Vorwürfe gemacht. Obwohl ich gar nichts für ihren Tod konnte... naja nach einem Jahr habe ich mir dann gesagt, dass ich es dieses Jahr auch ohne sie geschafft habe zu leben und auch so manche glücklichen Momente hatte... Seitdem geht es...

Und nein ich habe es nicht geschafft mit jemanden darüber zu sprechen.

Über den Tod einer weiteren Stufen Kameradin konnte ich mit meinen (alten)Klassenkameraden sprechen und sie haben meine Reaktion auch akzeptiert. Problem bei dem Tod war, dass sich die Person vor den Zug geworfen hat, mit dem ich jeden morgen zur Schule fahre(nein ich saß nicht drinne). Mittlerweile schaff ich es aber wieder Zug zu fahren ohne einen Brechreiz zu bekommen.

Im SSD hingegen hatte noch keine Erfahrung gemacht, die mich wirklich belastet hat. Und ich bin auch froh drüber.

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