Larynxtuben ohne Absaugpumpe???

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11.10.2016, 18:38
Das finde ich wiederum gar nicht so blöd. Die Maskenbeatmung ist unterschätzt und schlecht trainiert. Viele Helfer haben zwar 234x eine Resusci-Anne beatmet, aber noch nie einen Menschen; von einem Bartträger mit fliehendem Kinn, der gerade erbrochen hat, wollen wir nicht sprechen.

Fazit für mich: Es muss Luft in den Patienten - egal wie. Man kann durchaus mit 2 Helfern eine suffiziente Reanimation abziehen, während ein Helfer die Maske mittels Doppel-C-Griff fixiert und der andere eben nach 30 Kompressionen mal kurz "hochfasst" und auf den Beutel drückt.

Wichtig ist prinzipiell, immer die lokalen Gegebenheiten zu kennen und auf das eigene Kompetenzniveau anzupassen. Mit Blick in die aktuellen Guidelines ist eine (überbrückende) Beutel-Masken-Beatmung nicht das dümmste - vor allem, wenn die anderen Maßnahmen auch nicht besonders gut beherrscht werden und es ggf. zudem stressig ist...
11.10.2016, 18:54
Da bin ich absolut deiner Meinung. Aber von einem untertrainiertem SanH, in so einer Stresssituation einen Doppel-C zu erwarten ... weiß ich nicht. Weiß nicht, ob ich das könnte. Genau wenn du sagst, dass man das dem eigenen Kompetenzniveau anpassen sollte. Unfraglich gilt ganz banal -> Luft in den Patienten = gut für den Patienten.
Da sollte der SanH doch eigentlich (trotz Guideline, und https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22465807?dopt=AbstractPlus) lieber zügig den LT schieben, den man auch ohne großartige Erfahrung beherrschen kann, als überbrückend mit BVM rumzufrickeln. Dann kommt nämlich ziemlich sicher Luft rein.

Oder sehe ich das grundlegend falsch?
11.10.2016, 19:15
Nö. Ich kenne aus den letzten Jahren ca. 300 Arztpraxen "von innen", und auch deren Notfallequipment. Einen Beatmungsbeutel hatten ca. 90%, einen LT oder andere Hilfsmittel zum Atemwegsmanagement vielleicht 20%. Im San-Bereich sieht es da vielleicht etwas besser aus, aber flächendeckend schätze ich nicht alle auf dem Stand, dass regelhaft durch jeden Helfer ein LT geschoben werden kann.

Einem untrainierten San-Helfer würde ich im Ernstfall eher einen Doppel-C-Griff zutrauen, als "klassisch" mittels C-Griff zu beatmen. Ob der Patient denn nun von der Beatmung in den ersten Minuten profitiert ist ein anderes Thema, dennoch hat das Beherrschen einer soliden Maskenbeatmung einen hohen Stellenwert.
11.10.2016, 22:39
Wer beatmet dennn Schweine!?
Letztlich lässt sich die Frage doch darauf reduzieren, ob eine BMV oder das Einbringen eines LT einfacher ist. Ich denke letzteres. Der Preis dürfte da kaum ausschlaggebend sein - eher Gewohnheit und Angst vor invasiveren Maßnahmen.
12.10.2016, 09:48
Macht Euch nicht zu viele Gedanken über den LT. Perspektivisch gesehen wird dieser ohnehin in der nächsten Zeit durch die Larynxmaske ersetzt.
22.11.2016, 20:45
iGel, hoffe ich.
24.11.2016, 13:11
Meinst du das ernst..?
24.11.2016, 15:42
Zumindest in der Pädiatrie sind Larynxtuben schon umstritten. Der große Cuff im Rachen verursacht (gerade, wenn ohne Kontrollinsufflator geblockt wurde) massive Schwellungen und Drucknekrosen (Gewebeschäden) bei Kleinkindern.

Es stand mal die Frage im Raum, ob durch den Druck im Rachenraum auch Venen zusammengedrückt werden, und dadurch der intracranielle Druck ggf. erhöht werden könnte. Wie das ausgegangen ist, weiß ich nicht.

Aber prinzipiell versuchen (Monopol-) Hersteller von Atemwegssicherungsmaterial natürlich immer, mögliche Konkurrenzprodukte schlecht dastehen zu lassen.

Da viele Anästhesieabteilungen den Larynxtubus regulär nicht nutzen, wollen auch einige ärztliche Leiter nicht, dass dieses Produkt im Rettungsdienstbereich genutzt wird, da die Übungsmöglichkeiten für das Personal am realen Patienten im Anästhesiebereich fehlen. Da wird nach wie vor ausschließlich mit Larynxmaske im RTD gearbeitet.

Man darf auf die Entwicklung gespannt sein.
24.11.2016, 18:09
Die erste große Euphorie nach den Larynxtuben flacht nun mal ziemlich ab, da sich mittlerweile viel mehr Nachteile und Komplikationen zeigen.

Der LT ist damals mit relativ einfachen Studien (Vergleichsstudien Dauer der Ausbildung, Schnelligkeit der Einlage ect. - meist am Phantom) auf den Markt eingeführt worden - klinisch wurde er kaum verwendet, langjährige Erfahrung mit dem Device fehlte.
In der ersten Zeit ist er als Alternative bei der unmöglichen Maskenbeatmung/Intubation genutzt worden, mit zunehmender Verbreitung im Rettungsdienstbereich ist er immer mehr als "Allheilmittel" bei der Beatmung genutzt worden - sicherlich auch mit dadurch befeuert, dass viele Rettungsdienstschulen auch direkt auf die LT-Anwendung setzen und man halt auch gefühlt mit dem Device schnell eine gewisse Sicherheit bekommt.
Mit der zunehmenden Nutzung haben sich halt immer mehr Nachteile (die sich halt bei häufigerer Anwendung erst zeigen) herausgestellt.
Großes Problem ist die Schwellung der Atemwege durch den Druck, den die Cuffs ausüben - hier gab es schon einige sehr kritische Situationen mit zuschwellenden Atemwegen, die kaum noch bei der Umintubation trotz klinischem Setting beherrschbar waren, auch Todesfälle in solchen Situationen sind beschrieben und ich kenne zumindest ein Krankenhaus, dass bei entsprechenden Konstellationen (Lange Transportzeit mit LT) auch zur Atemwegssicherung einen Luftröhrenschnitt macht, um zugeschwollene Atemwege bei der Umintubation zu verhindern.
Das ist übrigens auch der Grund, warum innerklinisch nie mit LT im Routinebetrieb gearbeitet wird - selbst bei kurzen Eingriffen, die sonst mit der Larynxmaske gemacht würden, hatten die Patienten häufig extreme Halsschmerzen, so dass eine Anwendung für Übungszwecken bei Routine-Eingriffen nicht vertretbar ist - sonst wäre es ja ein leichtes, mal den RettAss-Praktikanten im AN-Praktikum mal nen LT in die Hand zu drücken.
Eine Konsequenz ist die Forderung nach strikter Cuffdruck-Kontrolle, um das Risiko zu minimieren, allerdings ist der Cuffdruck immer noch deutlich höher als bei einem normalen ET-Tubus.

Aber es gibt viele weitere Gründe, die eher für die LM (zumindest zweitgeneration) als für den LT sprechen.
Ich bin mal gespannt, was sich in einigen Jahren durchsetzen wird - zumal viele Probleme der Erstgenerations-LM nicht mehr da sind, und gegen die sind damals die LT in der Einführungsphase verglichen worden. Ich hatte auch schon beim Lesen der Reanimationsguidelines das Gefühl, dass der LT etwas schlechter wegkommt als noch in der Ausgabe davor - mal sehen, was in vier Jahren zu lesen ist...

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