Schülerin stürzt auf Treppe

Hier könnt ihr erlebte Einsätze schildern und sie können von uns gemeinsam besprochen werden.

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18.11.2013, 15:15
Hallo!
Mein Kollege und Ich wurden heute in der 7. Stunden via Handy alarmiert. Als wir an dem Saniraum ankamen fanden wir eine, von ihrer Freundin gestützte Schülerin vor. Schon jetzt konnten wir erkennen, dass das rechte Hosenbein in Kniehöhe aufgerissen und Blut sichtbar war. Mein Kollege half ihr zusammen mit ihrer Freundin in den Raum. Dort ließen wir Sie auf der Liege Platz nehmen. Dann zogen wir uns beide Handschuhe an und ich holte Verbandmaterial aus dem Schrank. Währenddessen befragte mein Kollege die Beiden. Daraus ergab sich, dass die Schülerin beim hinaufsteigen der Treppe gestürzt und sowohl auf Knie und Oberschenkel gefallen sei. Laut ihrer Freundin muss das ziemlich "ekelig geknallt" haben. Sie klagt jetzt über Schmerzen in beiden. Also versuchten wir erstmal die Verletzung am Knie zu versorgen. Dies gestaltete sich jedoch als schwierig, weil die Patientin eine Skinny Jeans trug, die sehr eng an den Beinen anliegt. Ich erklärte der Schülerin, dass wir uns das Bein ansehen müssen. Um feststellen zu können, ob das Bein eventuell gebrochen ist. Dann machte ich ihr klar, dass wir 3 Möglichkeiten haben:
1. Wir machen nichts und rufen deine Eltern an.
2. Wir schneiden mit der Kleiderschere das Hosenbein auf und versorgen die Verletzungen.
3. Du ziehst die Hose aus und dann versorgen wir die Verletzungen.
Die Patientin entschied sich für Möglichkeit 3, weil sie, wie die selbst sagte, schnellstmöglich etwas zum kühlen wollte und weil die Jeans dann ganz kaputt wäre. Also halfen wir ihr beim Ausziehen und konnten nun erkennen, dass der Oberschenkel gerötet und geschwollen war. Eine Stufenbildung war jedoch nicht sichtbar. Dann versorgten wir die Blutung am Knie mit Hilfe einer Kompresse und eines Dreiecktuch. Außerdem gaben wir ihr Knickeis für ihren Oberschenkel. Natürlich nicht oral;) Dann haben wir dem Seki bescheid gesagt, die Eltern zu kontaktieren. Nach etwa 15 Minuten traf dann auch die Mutter der Patientin ein. Wir erklärten ihr kurz, was wir gemacht haben und welche Vermutung wir haben. Außerdem haben wir ihr empfohlen, mit ihrer Tochter ins KH zufahren. Ihre Mutter fuhr um das Hauptgebäude herum zum Notausgang, der direkt neben unserem Raum liegt. Dann verdeckten wir ihre Beine mit einer Eimaldecke und halfen ihr zum Auto. Haben wir soweit alles richtig gemacht? Hattet ihr auch schonmal einem Einsatz im SSD bei dem es "intim" geworden ist? Wie seid ihr damit umgegangen? Bei uns hatte die Patientin kein Problem damit aber wie sah es bei euch aus?
LG Andreas

18.11.2013, 17:13
Erstmal willkommen! :)

So einen ähnlichen Einsatz hatten wir im SSD auch schon. Nur sind wir eine Mädchenschule, daher ist es nicht so schlimm intim oder gar "peinlich'.
Ich aus meiner Sicht würde sagen, ihr habt das sehr gut gelöst. Einen Bruch zu erkennen würde ich mir persönlich als SSDler nicht zutrauen, denn es gibt viele Kennzeichen, die fälschlicherweiße als Bruch gedeutet werden.
Die Versorgung der Wunde war gut, Eigenschutz beachtet und Wunde gerecht versorgt. Auch die indirekte Kühlung ist super, lindert den Schmerz und verhindert die weitere Schwellung.
Mit Hosen aufschneiden wäre ich sehr zurückhaltend. Eure Pat. hat sie zum Glück ausgezogen. Klar, wenn ihr männliche Sanis seid, ist es bissl blöd. Wenn es ihr sehr peinlich ist, so machen wir es, dann lasst sie hinter einer Decke die Hose ausziehen und dann wieder hinlegen. Mit der Decke könnt ihr dann die Bereiche abdecken, die ihr nicht unbedingt sehen müsst ;) Die Decke wird oft empfohlen, da sie den psychischen Effekt erzielt, dass man sich beschützt fühlt.
Wir hatten leider schon den Fall, dass sie uns gar nicht gucken lassen wollte. Dann haben wir einfach die Eltern angerufen. Kannste ja nichts machen.

So viel von mir. Weiterhin viel Spaß hier :)
Anja

18.11.2013, 17:20
Was ihr (vermutlich unwissentlich?) sehr gut gemacht habt: Ihr hatte ihre Freundin dabei. Also war eine zusätzliche, weibliche Person anwesend.
Wenn das nicht möglich gewesen wäre, hätte ich versucht einen weiblichen Sani, die Sekretärin oder eine Lehrerin dazu zu holen, bevor ich da anfange irgendwelche Kleidung zu entfernen bzw entfernen zu lassen. Leider kann man heutzutage gar nicht so blöd denken, wie manche sind....!

Auch wenn es für uns im medizinischen Sektor was völlig Natürliches ist und im medizinischen Kontext nötig, so muss man sich doch immer bewusst sein, wie weit man in die Intimsphäre des Patienten eindringt.
Gerrit (RettAss)
"Wir sind längst im Paradies, haben die Hölle draus gemacht!" --- ASP, Ich bin ein wahrer Satan
ASP - Sage Nein!

18.11.2013, 17:49
@Gekue: Wir versuchen eigentlich immer Freunde von Patienten dabei zu haben. Weil die meistens beruhigend auf Sie wirken und uns eventuell auch etwas über Vorerkrankungen erzählen können.

Interessanterweise hat sich letztens eine Schülerin in Sport den kleinen Finger gebrochen (offensichtlich da er abnormal herunterhing). Als wir in die Turnhalle kamen, haben wir Sie mit ihren Freundinnen lachen sehen. Erst als der rote Rucksack zuerkennen war, flossen die Tränen in Strömen.

18.11.2013, 17:59
Original von andreas
...Freunde von Patienten... ...uns eventuell auch etwas über Vorerkrankungen erzählen können....


Mein Kumpel hat Asthma. Mehr weis ich nicht. Seine Vorerkrankungen kann er dir bestimmt besser aufzählen, oder wie meinst du das?

18.11.2013, 18:11
@maxi: ich versteh ehrlich gesagt nicht, was daran so falsch ist, wenn man nebenbei noch zusätzlich die Freunde fragt ?? Grade dann (ist zum Glück noch nicht vorgekommen), wenn der Patient nicht mehr ansprechbar ist oder nicht mehr verständlich sprechen kann...
Zuletzt geändert von andreas am 18.11.2013, 18:14, insgesamt 1-mal geändert.

18.11.2013, 18:19
@Andreas: Ja klar kullern da die Tränen. Im Endeffekt hat man ja Angst vor dem Ungewissen, d. h. was macht der Sani da mit mir?
Ist ganz interessant zu beobachten. Wir hatten da auch schon eine mit ausgekugeltem Knie, klar, vor Schmerz hat sie geweint, aber als es hieß "Der RTW kommt gleich mit NA" wurde sie panisch. Versuch dich mal in so einen Pat. mit höllischen Schmerzen und mit Panik reinzuversetzen ;) Gibt ja nicht nur nette, vorsichtige Sanis... :D

EDIT: Wenn dein Pat. ansprechbar ist, machste bei ihm das SAMPLE oder was auch immer. Denn die Freunde wissen oft erstens nicht alles oder erzählen auch mal Quatsch. Klar, sobald derjenige/diejenige nicht mehr ansprechbar ist, musst du dich wohl auf die Angaben von Umstehenden verlassen.
Falsch ist es jedoch nie, die Freunde zu fragen.
Zuletzt geändert von -Anja.- am 18.11.2013, 18:22, insgesamt 1-mal geändert.

18.11.2013, 18:53
Original von andreas
@maxi: ich versteh ehrlich gesagt nicht, was daran so falsch ist, wenn man nebenbei noch zusätzlich die Freunde fragt ?? Grade dann (ist zum Glück noch nicht vorgekommen), wenn der Patient nicht mehr ansprechbar ist oder nicht mehr verständlich sprechen kann...


Anja hat das in ihrem Post ganz gut dargestellt. Wenn Patient ansprechbar (was ja auch mMn hier das Thema ist) --> Eigenanamnese; wenn nicht ansprechbar ---> Fremdanamnese. Der Patient kennt seinen Körper am besten.

18.11.2013, 19:00
Ihr beiden habt vollkommen recht! Deshalb schrieb ich ja auch
Original von andreasnebenbei noch zusätzlich


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