Vielen Dank, auch für eure Rückmeldungen.
Insgesamt habt ihr die für mich wichtigsten Punkte schon angesprochen.
Auch mir fehlte so generell eine Struktur in der Abarbeitung, auch wenn letztendlich eigentlich alles notwendige gemacht wurde. Die Anamnese kam mir persönlich viel zu spät und hätte, wie schon von LRF erwähnt, umfangreicher ausfallen können.
Schwierig finde ich auch, dass ihr euch sehr schnell auf eine Fehlfunktion des Pulsoxys eingeschossen habt, die hier definitiv nicht vorlag.
Eine lageabhängige Dyspnoe hatte sie nicht, sondern schlichtweg eine Besserung der Symptome im Sitzen. Das ist nichts ungewöhnliches und erst recht kein Zeichen einer Herzinsuffizienz oder gar eines Lungenödems. Was sind denn überhaupt Zeichen einer Herzinsuffizienz die wir klinisch finden können?
Zur Auskultation sei gesagt, dass ich das prinzipiell übungstechnisch auch gutheiße, jedoch waren die beschriebenen Punkte so eher ungünstig. Wie LRF an anderer Stelle bereits sagte: Die Patientin sitzt doch bereits, warum nicht die posteriore Variante wählen? Die ist zumeist technisch einfacher. Vielleicht sogar aussagekräftiger?
Zum Sauerstoff: Schwierig. Ich persönlich hätte ihn aufgrund der Dyspnoe verabreicht, allerdings auch nicht hochdosiert. Letztendlich war er eh nicht vorhanden, also ...
Die ASS-Gabe wurde hier von euch auch schon beinahe hinreichend angesprochen. Zwar ist die frühe Verabreichung von ASS definitiv günstig für die Prognose von ACS-Patienten (und im Übrigen empfiehlt die AHA die frühe ASS-Gabe, entweder "by dispatch" oder "by BLS", schon seit geraumer Zeit), ABER:
1. Liegen wir mit "ACS" bei dieser Patientin wirklich richtig?
2. Ist ASS bei dieser Vormedikation wirklich notwendig?
3. Habt ihr zum Zeitpunkt, an dem ihr ASS verabreichen wolltet,die notwendigen Voraussetzungen noch nicht erfüllt.
Welche Fragen wären denn vor ASS-Gabe noch relevant gewesen?
Abgesehen davon hat die nichtverordnete Medikamentengabe im SSD nichts, also wirklich NICHTS zu suchen. Ich wage zu Bezweifeln, dass der gemeine SanHelfer oder gar Ersthelfer in der Lage ist, die Indikation für eine ASS-Gabe korrekt zu stellen. Doch dazu später mehr.
Ich fand es gut, dass ihr die Patientin sitzen gelassen habt, sie war ja jetzt wirklich nicht hochakut. Auch war euer Umgang mit der Patientin sowie das generelle fachliche Niveau eurer Versorgung meiner Meinung nach bemerkenswert.
Die Patientin litt in der Tat schlichtweg an einer rhythmologischen Problematik, ich traf sie erst im Krankenhaus, wo sie sich mit einer Tachykardie durch schnelle AV-Überleitung bei VHF vorstellte.
Fazit:Adäquate Versorgung, zukünftig etwas mehr Anamnese und Struktur. Sonst gefiel mir das schon ziemlich gut.
PS: Das sprachliche Niveau war in der Tat beeindruckend.