andreas
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Wohnort: NRW
Qualifikation: SanH
Erstmal möchte ich mich bei den beiden Teilnehmerinnen bedanken, die, wie ich finde, dass Fallbeispiel im Großen und Ganzen sehr gut gelöst haben. Selbstverständlich bedanke ich mich auch bei Leuchtreklamefahrer für das Feedback und vor allem für die Erklärung, so muss ich weniger schreiben. ^^
Ja, der Schein trügt, das sagt uns auch der Titel des Threads. Frau Hildesheim hat augenscheinlich nur eine Bagatellverletzung, die es trotzdem in sich hat. Aber beim genaueren Hinsehen fällt auf, dass da wohl mehr dahinter steckt. Daher war es gut, dass bei der Anamnese direkt der Unfallhergang und die Umstände beachtet wurden.
Aber erst einmal fand ich gut, dass ihr beide direkt an den Eigenschutz gedacht habt und Einmalhandschuhe angezogen habt.
Desweiteren hat mir die Ansprache der Patient über den gesamten Zeitraum gut gefallen. Ebenfalls wurde die Verletzung zeitnah mit einem eigneten Verbandmittel versorgt.
Gut war auch die frühzeitige Verdachtsdiagnose Schlaganfall, die dann leider im weiteren Verlauf weniger beachtet worden ist, aber zum Glück später wieder aufgegriffen worden ist. Frau Hildesheim zeigte diesbezüglich folgende Symptome:
- starke Kopfschmerzen
- Sehstörungen auf dem rechten Auge
- niedriger Blutdruck (100/50 mmHg)
- bradykarder Puls (45 BpM)
- einseitiges (rechts) Taubheitsgefühl in Arm und Bein
- vorzeitiges Auftreten von Sehstörungen, Kopfschmerzen und Lähmungen, außerdem verstärken der Symptome zum heutigen Zeitpunkt
Außerdem stehen folgende Risikofaktoren im Raum:
- leichtes Übergewicht
- Alter (~ 60 Jahre)
Der Verdacht auf Schlaganfall oder zumindest einer akuten neurologischen Erkrankung hätte beim Notruf, der ein bisschen zögerlich kam, ruhig direkt genannt werden können, dann wäre vermutlich auch direkt ein Notarzt mit alarmiert worden, wobei dies natürlich Sache des Disponenten ist. Das, was Johanna beim Notruf gesagt hat war meiner Meinung zu viel, die "Standardinformation" mal unbeachtet, da hätte ich mir eine Konzentration auf das wirklich Wichtige gewünscht. Vitalparameter gehören meiner Meinung nach nicht in den Notruf.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es viel besser ist nur die markanten Informationen bezüglich der Verletzung/Erkrankung zu nennen, natürlich neben den "Standardinformation". In dem Fall wären das:
- Verdacht auf Schlaganfall oder neurologische Erkrankung
- Schnittverletzung an der Hand
Einziger Kritikpunkt bei der Übergabe war meiner Meinung, dass ihr euch nicht dem Rettungsdienst gegenüber als Schulsanitätsdienst zu erkennen gegeben habt. Ihr habt ja durchaus mehr auf dem Kasten, als der durchschnittliche Ersthelfer, also sagt denen das auch.
Minuspunkte gibt es allerdings bei der Lagerung der Patientin, weil diese von euch weniger beachtet worden ist. Frau Hildesheim meinte zwar, dass ihr Arzt einen normalen Blutdruck festgestellt hat, aber einen genauen Wert wusste sie nicht, daher hättet ihr davon ausgehen müssen, dass der hier gemessene Blutdruck (100/50 mmHg) zu niedrig ist. Demnach müsste die Patientin flachgelagert werden, Frau Hildesheim saß hingegen auf der Liege.
Frau Hildesheim hat, um das Ganze nun aufzulösen, einen Schlaganfall, der sich schon vorher durch kleine Anfälle bemerkbar gemacht hat.
Wie schon geschrieben, gefiel mir die Bearbeitung des Fallbeispiels sehr gut, wobei die vorliegende Erkrankung nur bedingt erkannt wurde, aber trotz anfänglicher Unsicherheiten trotzdem der Notruf abgesetzt worden ist.
Eine weitere Diskussion ist meinerseits durchaus erwünscht!
Ich bedanke mich bei allen Beteiligten!
LG Andreas