Private Notfallausrüstung/empfinden

Hier kann über alle Maßnahmen von der Ersten Hilfe bis zur klinischen Behandlung diskutiert werden.

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15.06.2015, 19:32
Moinsen,
wenn das hier nicht hinpasst einfach sagen.Kleine Frage an die Rettungsdienstler aber auch gerne an die anderen hier.Wie empfindet ihr es wenn ihr zu einem Notfallort zb. einem Verkehrsunfall kommt und dort hantiert bereits eine halbwegs Fachlich qualifizierte Person mit privater Notfallausrüstung am Patienten rum?beteiligt ihr sie am weiterem behandlungsablauf usw...Ich persönlich sage dazu das ich wenn ich als 3ter mann Rettung fahre(steinigt mich bin noch SAN-C) teilweise schockiert bin was manche leute,ja auch SSDler privat für kram mitschleppen.Da war vom einfachem EH´ler mit riesigem Notfallrucksack bis zum SSDler der mit seinem eigenem Zoll AED da rumfuchtelte.Mich würde daher wirklich Interessieren wie ihr zu privaten Notfallausrüstungen steht,ob ihr eine besitzt und wie ihr es als RD findet wenn eine Person bei eurem eintreffen bereits mit privater Ausrüstung begonnen hat und ob ihr sie in die weitere Behandlung einbindet
MFG ;)


PS:Ich persönlich habe zwar auch eine gewisse Notfallausrüstung dabei (PAX SEG klein mit erweiterter First-responder Ausrüstung) muss dazu aber auch sagen dass ich mich als Betreuer bei diversen großen Sportveranstaltungen(Leichtathletik,kleiner Moto-cross und Mountainbike-events) sowie bei einer Gruppe mit Körperlich-,,behinderten" Kindern beteilige und diese Notfallausrüstung dort schon mehr als einmal dringend benötigt wurde.
16.06.2015, 16:23
Ich binde externe Personen selten ein. Ausnahmen sind Infusionshalter, Herzdruckmassage, oder mehrere Verletzte ("wenn sich was verändert, holen sie mich, ich bin dann da drüben beim Auto").

Ich freue mich wenn jemand helfen möchte, ob hypertroph oder nicht. Letztlich kann es dem Ersthelfer ja egal sein, was der Rettungsdienst davon denkt. Wirklich wertvoll finde ich folgende Maßnahmen:

Sinnvoller Notruf
absichern der Unfallstelle
Atemwege freimachen / halten ( Stabile Seitenlage)
HLW
AED bei HLW
Lebensbedrohliche Blutung stillen
Wärmeerhalt.

Dafür braucht man nicht so viel material.
16.06.2015, 21:56
So sehe ich das eigentlich auch.Habe nähmlich auch schon einen leicht übermotivierten Soldaten mit irgendeiner Ausbildung erlebt der uns immer wieder in die Behandlung eingegriffen hat.sowas ist dann ja sehr gegenteilig
17.06.2015, 01:23
Ich habe seit ca 1 Jahr meinen eigenen Notfallrucksack mit "scharfem" Material. Da ich auf dem Auto ein wenig Werbung für diverse Kursformate habe möchte ich im Fall der Fälle nicht mit leeren Händen dastehen, zudem haben wir nicht wenige Schulungsveranstaltungen mit >100 TN, wo ich den Rucksack dann auch mit an den Veranstaltungsort nehme. Nach dem Umtausch von zwei Modultaschen ist das auch der Rucksack, mit dem ich hin und wieder mal noch ne Linienbegleitung fliege und der uns beim Sport und im Urlaub begleitet - dementsprechend ist da auch die Hausapotheke drin verlastet. Davor hatte ich in meinem "zivilen" Auto einen ganz normalen Verbandkasten, ein Pflaster-Heftchen und eine RR-Manschette...

Aus rettungsdienstlicher Sicht würde ich mich nicht zu einem pauschalen Statement bezüglich dem Einbinden von Ersthelfern hinreißen lassen. Je nach Situation kann das durchaus mal sinnvoll sein, manchmal muss man den Ersthelfer aber einfach auch mal bremsen. Ich habe bisher allerdings nur in wenigen Fällen derart penetrante Ersthelfer erlebt, dass man diese mehrfach "wegkomplimentieren" musste...
17.06.2015, 07:36
FEWE hat geschrieben:So sehe ich das eigentlich auch.Habe nähmlich auch schon einen leicht übermotivierten Soldaten mit irgendeiner Ausbildung erlebt der uns immer wieder in die Behandlung eingegriffen hat.sowas ist dann ja sehr gegenteilig


Naja - mit SanC bist Du für den Soldaten auch nur ein "leicht übermotivierter Sani mit irgendeiner Ausbildung", der ihm immer wieder in die Behandlung eingegriffen hat. Vielleicht hat er ja schon in Afghanistan Kameraden zusammengeflickt, als Du noch motiviert auf der Schulbank gesessen hast.

Insgesamt kann man aber bei diesem Thema meist Konflikte vermeiden, wenn beide Seiten sich einigermaßen einschätzen können. Wie im richtigen Leben löst sich vieles von selbst, wenn man nur vernünftig miteinander kommuniziert ohne sich im Ton zu vergreifen. Wenn ich als Ersthelfer vor Ort war habe ich mich nach einer kurzen Übernahme einfach verzogen.

Zur Materialfrage: Ich glaube nicht, dass jemand im Rettungsdienst irgendein Problem damit hätte, wenn eine Person vor Ort ihr eigenes Material verwendet. Weniger für mich zu desinfizieren und aufzufüllen und besser, ein fremder Defi wird versifft als mein eigener. Ich persönlich halte abgesehen von einem 15 Euro Einmal-Ambu nichts mehr vor, da die Jahre doch gezeigt haben, dass das ganze Zeug, was man für mehr oder minder viel Geld anschafft dann doch nur abläuft. Aber das soll doch jeder für sich entscheiden.
17.06.2015, 10:08
Ich kenne beide Seiten, sowohl als Ersthelfer als auch als eintreffendes Team.

Ganz einfach ist es, wenn man sich persönlich bekannt ist - dann läuft es nach einer kurzen Begrüßung sehr rund, ansonsten hilft - wie Don schon sagte - respektvoller Umgang miteinander und Reden.

Als Rettungsdienst-Team ist es eigentlich immer eine nette Geste, verbrauchtes Material von Ersthelfern zu ersetzen, so kenne ich das auch (in beiden Positionen) - meistens sind es ja doch nur nen Paar Handschuhe und nen Verbandpäckchen, bei besser ausgestatteten Helfern auch mal nen Stifneck, ist aber eher eine Rarität.

Insgesamt ist es aber so, dass prinzipiell mehr privates Material rumfährt - aus meinen Anfangszeiten - vor dem Einweg-Boom - war ein Beatmungsbeutel nicht unter 350 DM zu bekommen, da es eigentlich nur die hochpreisigen Ambu, Weinmann, Laerdal gab - und das zog sich durch das gesamte Material. Dazu kam, dass es nur von einigen wenigen Händern vertrieben worden ist (Internet gabs noch nicht). Mittlerweile bekommt man bei Ebay einfache Taschen mit einer Einmal-Basis-Ausrüstung für um 50 Euro. Somit ist die Beschaffung billiger und einfacher geworden.
17.06.2015, 12:54
leuchtreklamefahrer hat geschrieben:Ich habe seit ca 1 Jahr meinen eigenen Notfallrucksack mit "scharfem" Material. Da ich auf dem Auto ein wenig Werbung für diverse Kursformate habe möchte ich im Fall der Fälle nicht mit leeren Händen dastehen.....


Darf ich fragen für welche Kursformate? Gerne auch per PN.
17.06.2015, 21:32
Zusatzbezeichnung Notfallmedizin, ACLS, Simulation und ähnliche Schweinereien.
21.06.2015, 22:22
Grundsätzlich sollte man sich erstmal über jeden freuen, der geholfen hat - ob nun effektiv und sinnvoll oder nicht sehe ich da erstmal als zweitrangig und behalte ich grundsätzlich für mich. Oder soll ich der Ehefrau die ihren Mann nach dem Kreislaufstillstand 15 Minuten beatmet hat direkt ins Gesicht sagen, dass sie ihrem Mann damit die Überlebenschance genommen hat und sie lieber zwischendurch auch mal gedrückt hätte?
Wenn man dann erstmal als Rettungsdienst vor Ort ist gibt es für den Ersthelfer - egal welcher Qualifikation - abgesehen von den paar von Mike genannten Ausnahmen eigentlich keine Verwendung. Abgesehen davon kommt man da auch schnell mit der Schweigepflicht in Konflikt wenn keine absolute Notwendigkeit der Einbeziehung bestand.

Persönlich habe ich übrigens kein Material dabei. Zu teuer, zu schwer, liegt im Weg und gebraucht hätte ich es auch noch nie. Aber wenn, dann würde ich zu Torniquet, Defi und nem Skalpel tendieren - zur Not noch ne Flexüle und Adrenalin. Alles andere hat auch noch ein paar Minuten mehr Zeit.
23.06.2015, 09:53
Also ich bin noch in der Übergangsphase SSD-> Rettungsdienst. Privat habe ich nichts dabei, außer Einmalhandschuhe und Beatmungsfolie. Ich möchte im Notfall helfen können, dafür braucht man eigentlich nichts das man nicht schnell bekommen könnte. Autoverbandskästen gibt es überall. Aber da man diesen erstmal jemanden holen schickt und vorher selbst schon mal anfangen kann, halte ich es für Sinnvoll, Schutzmaterialien dabei zu haben.

Welchen Eindruck das auf das Rettungsdienstpersonal macht?
Ich sehe viele von meinen (zukünftigen) Kollegen aus dem Sanitätsdienst und dem Rettungsdienst mit dem gleichen Material privat rumlaufen. Im EH Kurs wird dieses Material empfohlen. Warum? Es zeugt davon das man Verantwortung übernehmen möchte, wenn es zu einem Notfall kommt. Für seine Mitmenschen, aber auch für sich selbst.
23.06.2015, 16:01
peit hat geschrieben:Aber wenn, dann würde ich zu Torniquet, Defi und nem Skalpel tendieren - zur Not noch ne Flexüle und Adrenalin. Alles andere hat auch noch ein paar Minuten mehr Zeit.


Da das hier nicht immer offensichtlich ist: Dein Ernst?
23.06.2015, 19:38
Ist doch konsequent? Das sind die Sachen, die nachweisbar quasi sofort zur Hand seien müssen, WENN solche seltene Ereignisse eintreten.
24.06.2015, 09:48
Naja, der Defi wäre mir wohl zu teuer. Aber sonst wie Mike richtig erkannt hat: Wenn Material, dann lieber das was erwiesenermaßen einen Überlebensvorteil für den Patienten bringt (gut, damit fällt das Adrenalin schon fast wieder raus). Das ist nicht der Sauerstoff, nicht die Blutdruckmessung, nicht der Kornährenverband und nicht die homöopathische Blutdrucksenkung mit Ebrantil.

Ansonsten ist es sicher nicht verkehrt, wenn man irgendwo sowas wie Pflaster und Verbandsmaterial hat - aber das nützt ehrlicherweise nur dann, wenn ich dadurch auf einen Notruf verzichten kann.
24.06.2015, 14:38
In Grundzügen mag dein Beitrag ja in die richtige Richtung gehen, aber die Argumentation ist mir jetzt leider etwas zu nah am Stammtischniveau und leider so auch inhaltlich nicht korrekt...

Es mag sein, dass die von dir genannten Hilfsmittel dem Rettungsdienstler für den "äußersten Notfall" direkt in den Sinn kommen, aber sowohl für das Adrenalin wie auch die Sauerstoffgabe und das Ebrantil gibt es durchaus harte Indikationen. Gehen wir einfach mal vom Herzinfarkt oder der Wiederbelebung weg und überlegen uns, ob es da vielleicht noch mehr gibt...
24.06.2015, 18:02
Sag ich doch auch gar nicht, sondern nur dass die meisten Maßnahmen eben die 10-15 Minuten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes warten können. Abgesehen davon zieht oft eine Maßnahme wieder eine andere nach sich - und am Ende habe ich dann eben doch wieder einen kompletten RTW dabei.
Wobei das Evidenzlevel von vielen notfallmedizinischen Maßnahmen tatsächlich nicht besonders hoch ist - aber das ist wieder eine andere Diskussion.

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