Fremdkörper in Thorax - bei Reanimation entfernen!?

[andreas]

Hallo!
Mal angenommen ein Patient stürzt/fällt so unglücklich auf einen Metallstab, dass der Brustkorb etwa im 5. Interkostalraum der mittleren Klavicularlinie durchbohrt wird.
Während der Behandlung kollabiert der Patient und muss reanimiert werden.

So wie ich das sehe, besteht, wenn der Fremdkörper entfernt wird, die Gefahr von einem Spannungspneu und unkontrollierbaren Blutungen. Wenn jedoch die Stange im Brustkorb belassen wird, besteht -meiner Meinung nach- die Gefahr von weiteren und einer Verschlimmerung der Vorhandenen Verletzungen durch eventuelles Verrutschen während der HDM.

Doch wie würde man jetzt richtig handeln?

LG Andreas

[Choleos]

Schon ein sehr konstruierter Fall...

Die HDM ist auf jeden Fall durchzuführen. Spannungspneu ist mittels Punktion/ Thoraxdrainage notfalls in den Griff zu bekommen. Eine mögliche Blutung ist, im Gegensatz zur unterlassenen HDM, vielleicht nicht sofort tödlich.


Grundsätzlich ist aber die Frage warum der Patient reanimationspflichtig ist und ob dort reversible Ursachen zu finden sind, sonst sehe ich für den Patienten nämlich eher schwarz...

[SB]

Erinnert mich an die Aussage eines Kardiologen beim AMLS :

"Der Patient mit rupturiertem Aortenaneurysma hat noch 20 Sekunden, der mit Kammerflimmern ist schon tot"

[andreas]

@Choleos: Danke für deine Antwort!
Also was würdest du jetzt sagen, Fremdkörper im Thorax belassen oder entfernen?:)
LG Andreas

[Choleos]

Pauschal wohl nicht zu beantworten...bzw. vermutlich wird man die Stange nicht herausziehen.

Wenn keine reversible Ursache zu der Reanimation führt, sondern die Verletzung an sich, wird es sich eher um eine mit dem Leben nicht zu vereinbarende Verletzung handeln.

Vielleicht ist ja gerade ein Doc in der Nähe der sich für eine präklinische Thorakotomie entscheidet und im offenen Brustkorb reanimiert...

[M1k3]

In London vielleicht....

[Maxi]

Für die restliche Welt gilt = unauffällig verschwinden, ehe jemand merkt, dass man da war

[Don Spekulatius]

Original von M1k3
In London vielleicht....

In Ludwigshafen auch.

(Übrigens haben die Londoner damit zumindest beim Trauma ja recht gute Überlebensraten)

Für die aufnehmende Klinik macht geschlossene vs. offene Herzmassage einen Unterschied von 800 vs. 5000 Euro. Ein Schelm, der hier Böses denkt.....

[M1k3]

In Ludwigshafen machen die das Präklinisch? 8o


Ja, London hat immerhin 18% Langszeitserfolgsquote. Das ist schon beachtlich.

[lafidi]

Original von M1k3
In Ludwigshafen machen die das Präklinisch? 8o

Jap, der eine Notarzt dort (der auch immer mal wieder Hubschrauber fliegt) macht das auch ab und an.

[peit]

Und nimmt ein Thoraktomie-Set mit!?

[peit]

Gemäß Leitlinien ist die einzige Indikation für eine Notfall-Thorakotomie mit offener HLW soweit ich weiß eine Herz-OP vor weniger als 72 Stunden - und diese Patienten sollten in der Regel nicht in der Fußgängerzone angetroffen werden... Und auch dabei würde ich persönlich dann auf den Herzchirugen warten.

[M1k3]

Original von peit
Gemäß Leitlinien ist die einzige Indikation für eine Notfall-Thorakotomie mit offener HLW soweit ich weiß eine Herz-OP vor weniger als 72 Stunden - und diese Patienten sollten in der Regel nicht in der Fußgängerzone angetroffen werden... Und auch dabei würde ich persönlich dann auf den Herzchirugen warten.

Gemäß den ERC Leitlinien ist das quasi richtig.

Allerdings zeigen uns verschiedene Bereiche auf der Welt das es sinnvoll sein kann auch bei Spitzen Trauma in der Brust.

So zum Beispiel hat Londons Air Ambulance alle trainiert bei traumatischen Herzstillstand nach spitzem Trauma in der Brust den Thorax zu öffnen.
Die Langzeitüberlebensrate liegt wie gesagt bei 18%, das ist verdammt gut, finde ich.

Es wird die sog. "Clamshell Thoracotomie" durchgeführt.

http://www.uk-hems.co.uk/Penetrating%20Trauma.pdf

http://www.uk-hems.co.uk/Thoracotomy.pdf

[Don Spekulatius]

Wenn ich mich nicht irre, beziehen sich die 18% auf eine relativ kleine Fallzahl.
Muss man mal sehen - vielleicht bringt es ja wirklich etwas.

[M1k3]

Original von Don Spekulatius
Wenn ich mich nicht irre, beziehen sich die 18% auf eine relativ kleine Fallzahl.
Muss man mal sehen - vielleicht bringt es ja wirklich etwas.

Jain. AFAIK sind alle eingeschlossen wo es gemacht wurde. Aber es wird eben selten gemacht.

Das mit Ludwigshafen wusste ich nicht, sehr interessant. Wobei es natürlich wenig bringt wenn es nur ein Arzt macht..