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Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.

Foren-Übersicht Erste Hilfe, Rettung und Medizin Fallbeispiele

08.01.2012, 13:20
Ich setzte die Vitalwert Kontrolle fort.

Ich frage ihn was ihm der Arzt zu seinem Medikament gesagt hat (wie oft er es nehmen soll, in welchen Abständen wenn keine Besserung eintritt) und verabreiche ihm dann gegebenen Falls nochmal 2 Sprühstöße unter die Zunge.
Zuletzt geändert von Sam112 am 08.01.2012, 13:24, insgesamt 1-mal geändert.

08.01.2012, 13:28
"Weiß ich...nichtmehr!"

Aktueller Puls ist bei 154/min.

Gibst du ihm nochmal was von seinem Medikament oder nicht?

Im Hintergrund hörst du einen Teppichklopfer näher kommen und landen.
Ich bin als Rettungsschwimmer geboren, mit Wasser gestillt und aufgezogen! Hurra!:P

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08.01.2012, 13:34
In dem Fall nicht, da ich selber nichts über das Medikament weiß und der RD ja schon da ist. Ich schicke jemanden zum Einweisen hin, falls das nicht schon mein Großvater :D macht.

08.01.2012, 13:47
Nich nötig, dein Großvater kommt schon angelaufen mit dem Team vom Heli, um gleich wieder zurückzulaufen und auf den RTW zu warten.

Der Notarzt fragt, was denn passiert ist.
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08.01.2012, 17:38
"Der Herr hier stand, als ich dazukahm, schwer atmend, auf seine Stöcke gestützt. Puls anfangs bei 140/min jetzt bei 154/min. Bei ihm wurde Angina Pectoris diagnostiziert und ich habe ihm vor ca. 5 min. 2 Sprühstöße von diesem Mittel (Fläschchen zeig) unter die Zunge verabreicht, was nicht zur Besserung führte."

08.01.2012, 17:52
Der Notarzt bedankt sich brav für deine Hilfe und damit ist das FB dann beendet.

Wie immer erstmal Eigenkritik, dann geb ich meinen Senf dazu und danach darf der Rest auch.
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08.01.2012, 17:55
Also ich fand mich ganz gut. Nur war ich zwischendurch etwas hilflos. Die Handschuhe hätte ich noch anziehen können.

+
Also hilflos hab ich mich gefühlt, weil ich nicht genau wusste, was ich noch machen könnte. Auch fand ich die Sache mit dem Medikament etwas schwierig, weil ich zwar so ungefähr weiß was es ist und wie man es anwendet, ich aber nicht weiß wie oft man es gibt und was für Auswirkungen es hätte, wenn man zu viel gibt. Ansonsten denk ich war was ich gemacht hab ganz ok.
Zuletzt geändert von Sam112 am 08.01.2012, 18:29, insgesamt 2-mal geändert.

08.01.2012, 20:49
So, dann gibts jetzt auch mal mein Feedback:

Erstmal muss ich sagen, dass ich es schade finde, dass man ein FB anfängt und dann ewig liegen lässt, das ist meiner Meinung nach sehr unfair dem FB-Steller gegenüber. Wenn man vorübergehend weg ist, dann kann man das auch ankündigen.

Jetzt zum eigentlichen FB, wie immer von vorne nach hinten:

- Hinsetzen war ne gute Idee, ist weniger anstrengend als stehen und wer sitzt kann nicht so tief fallen...

- Der schnelle Notruf war klasse, denn "Atemnot macht Leute tot"

- Kleidung öffnen war auch gut, hätte jedoch angekündigt werden sollen, kann der Patient ggf. auch noch selbst machen.

- Von Angela paktunis schnell auf Angina Pectoris gekommen. Bei der Einnahme von Patienteneigenen Medikamenten helfen ist für Ersthelfer das Mittel der Wahl, hier wird das Medikament so verabreicht, wie es der Patient sagt, er sollte sich schließlich damit auskennen bzw. wissen, was sein Arzt ihm dazu gesagt hat. Kleines OT zu Medikamenten: Du hattest hier das virtuelle Medikament "Nitrolingual Pumpspray", oder auch Nitrospray vor dir, ein gängiges Notfallmedikament für Angina pectoris-Patienten. Es werden hierbei, wie du es richtig gemacht hast, 1-2 Sprühstöße unter die Zunge gegeben. Das Medikament wirkt unter anderem Blutdrucksenkend, wodurch der Schwindel zu erklären ist. Es sollte bei einem Blutdruck unter ca. 110-120 mmHg syst. nichtmehr gegeben werden. Da du das hier aber nicht prüfen konntest, kann dir das egal sein. Bei der Einnahme von Viagra bis zu 48 Stunden vor der Nitrogabe wird jedoch dieser Effekt massiv verstärkt, sodass Viagraeinnahme eine Kontraindikation von Nitro ist. Es hilft jedoch nicht bei einem Herzinfarkt, außer dass es halt die Herzvorlast senkt. Aber keine Panik, das musst du als LSM/EH nicht wissen.

- Die regelmäßige Vitalzeichenkontrolle war super, aber beim besten Willen, man kann es auch übertreiben, darauf habe ich ja im laufenden FB schon drauf hingewiesen und du hast es korregiert.

- Nachdem du den Patienten nach den ärztlichen Anweisungen für das Medikament gefragt hast und dieser sich nichtmehr erinnern konnte, hast du ihm nichtsmehr gegeben. Das war sehr gut. Ich hatte letztens noch nen Patienten mit Atemnot. Sein Sohn hat ihm 8 (!) Hübe Berotec reingejagt, was auf die Kreislaufsituation eine ähnliche Wirkung hat. Du kannst dir vorstellen, dass das Ende garnicht lustig war für den Patienten. Also lieber Finger weg von unbekannten Medikamenten, das ist Sache der Ärzte. Hier hast du genau richtig reagiert.

- Bei der Übergabe hat mir gefehlt, dass der Patient noch Schmerzen in Rücken und Kiefer hat (Was übrigends auch Zeichen für den Herzinfarkt sind, es muss nicht immer die Brust und der linke Arm sein).

- Allgemein hätte ich mir gewünscht, dass mehr mit dem Patienten geredet wird und dass er besser darüber aufgeklärt wird, was gerade mit ihm gemacht wird.


In deiner eigenen Kritik hast du noch geschrieben, dass du dir noch Handschuhe hättest anziehen können. Kann man machen, muss man hier aber nicht unbedingt, wenn man bei der Nitrogabe nicht unbedingt im Mund rumfuchtelt. Solange man nicht mit Sekreten in Kontakt kommt, ist alles safe. Oder ziehst du dir immer Handschuhe an, wenn du einem die Hand gibst?
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13.01.2012, 13:40
Ich hab noch ne Frage zum Nitrospray:
Wenn er kein Viagra genommen hätte, wie viel und in welchen Abständen hätte ich es ihm verabreichen können?

13.01.2012, 17:05
Gute Frage, also ich kenn es nur, dass 1-2 Hübe initial gegeben werden, danach ggf. noch ein dritter, wenn der Druck passt und dann wird das MONA-BH aufgezogen und auf den Notarzt gewartet. Ob und wenn ja wann man dann wieder Nitro gibt, ist mir nicht bekannt. Jedoch kann man sich recht sicher sein, dass Nitro, wenn es beim ersten Mal nicht wirkt, auch 10 Minuten später nicht wirklich wirken wird. Also würde ich dann persönlich die Finger davon lassen.
Wenn hierzu einer der Mediziner oder sonst einer, der es besser weiß, noch Stellung nehmen möchte, dann bitte ich darum, da ich da selbst unsicher bin, was Sams Frage angeht...

PS:
MONA-BH ist ein Merkwort zur Medikamentengabe bei V.a. Herzinfarkt. Es steht im Einzelnen für:
M orphin
O 2, also Sauerstoff
N itrolingual-Spray
A spirin/Aspisol

B eloc
H eparin
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13.01.2012, 17:19
Original von Sam112
Ich hab noch ne Frage zum Nitrospray:
Wenn er kein Viagra genommen hätte, wie viel und in welchen Abständen hätte ich es ihm verabreichen können?


Gar nicht, denn jemand mit einer LSM-Ausbildung verabreicht keine Medikamente.

LevSani, tut mir Leid, das so zu schreiben, ich find es ungünstig, was du hier einem "LSMler" für Flöhe ins Ohr setzt.
LSM 199?, EHK 2002 ... ;-)

13.01.2012, 17:29
Klar, eigenmächtig gibt ein LSMler definitiv keine Medis, genauso wenig wie der Ersthelfer oder Sanitätshelfer.

Jedoch steht hier immernoch "Hilfe bei der Einnahme patienteneigener Medikamente" im Raum. Wenn eine LSMler wissen will, wie er dann am besten mit diesen patienteneigenen Medis umgeht, dann finde ich das durchaus gerechtfertigt.
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13.01.2012, 17:30
Ich weiß, dass ich keine Medikamente geben darf/soll. Und wenn dann unterstütze ich nur bei der gabe (Siehe Fb). Die Frage hab ich nur aus Neugierde gestellt. Einfach weil es mich interressiert hat.

13.01.2012, 17:39
Ich würde die Anwendung des Nitrosprays hier nicht unkritisch sehen. Klar kann man sich juristisch damit herausreden, dass man nur "den Patienten bei der Einnahme seiner Medikamente unterstützt hat", dennoch wäre das nicht der erste Patient, dessen Blutdruck man dann durch Nitro auf 40 systolisch senkt. Hier wäre ich also vorsichtig.

Es hilft jedoch nicht bei einem Herzinfarkt, außer dass es halt die Herzvorlast senkt.

Die Vorlastsenkung ist ja letztlich die Hilfe, die Besserung der Beschwerden wird aber beim Infarkt geringer ausfallen.

Mal so zur ständigen Fortbildung: Was ist denn der Unterschied zwischen Herzinfarkt und Angina pectoris?
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

13.01.2012, 17:43
Soll ich oder wollen wir Sam antworten lassen?
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