Rechtliches bezogen auf die Schule

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10.08.2011, 18:36
Hi
ich hab mal ne Frage was die Schule, genauer das Recht von Lehrer und Schülern betrifft.
Gestern war bei uns volgende Situation:
Zweiter Schultag, erste Mathestunde (übrigens Klasse 8).
Unser Lehrer sagte zu uns, dass er ab jetzt eine neue "Regel" einführen wird:
Wer schwäzt, laut ist oder den Unterricht stört bzw. ihn stört stellt sich an die Wand und bleibt da eine Weile mi blickrichtung zur Tafel stehen.

Da stellt sich unsere Klasse folgende Frage:
Darf der das?

Meine Meinung:
Nein, denn das ist entwürdigend. Außerdem (was jedoch nicht rechtlich ist) bringt das meiner Meinung nach nichts denn wenn ich an der Wand stehe, ist man mit größter Wahrscheinlichkeit nicht in der Lage sich zu konzentrieren. Und wer versucht schon gezungener Maßen an der Wand stehend zu lernen und das was an der Tafel steht zu verstehen.

Was meint ihr dazu?
Seit 2011 Schulsanitäter und ausgebildeter Sanitätshelfer
Leiter der SSD's
Mit Herz und Seele im DRK
Absoluter Medizin-Fanatiker :DDD

10.08.2011, 18:59
Immerhin verletzt er dadurch nicht die Aufsichtspflicht wie bei der Klassikervariante des "jemanden vor die Tür Schickens". Ich wüsste nicht, was da rechtlich dagegen sprechen sollte - dass das pädagogisch nicht der Bringer ist, steht natürlich trotzdem auf einem anderen Blatt.

Wie habe ich gestern erst wieder gelesen: "Unterrichtsstörungen haben absoluten Vorrang, weil sie wichtig sind - sonst würde es sie nicht geben. Klären Sie offene Fragen, beseitigen Sie langeweile und fahren Sie dann mit dem Unterricht fort". Meiner Meinung nach mal wieder eine Anregung eines Theoretikers, der von der Unterrichtspraxis auch noch nicht zu viel Ahnung hat
Caro, 28, Lehrerin.

10.08.2011, 19:20
Da er den Blick auf die Tafel und somit auch das Mitarbeiten ermöglicht, sehe ich da kein Problem. Diese Handlung ist nicht vergleichbar mit dem althergebrachten Eckestehen.


@caro
Lustiger ist vor die Tür und dabei die Türklinke festhalten und runterdrücken. ;-)
Marc, 36 Jahre
Leiter SSD, EH-Ausb.
Ausbildungsstand: Genug um eine recht lange Liste zu produzieren.

10.08.2011, 19:29
Ich frage mich gerade, wie man sich konzentrieren kann, wenn man die ganze Zeit mit dem Nebenmann plappert. *Grübel*

10.08.2011, 19:38
@Madhef: Lustiger schon - aber seit ich beobachtet habe, dass die Kids da schlichtweg ihren Rucksack oder sonstige schweren Gegenstände dranhängen, die sie auf dem Flur finden können.... nunja... Bin kein Anhänger davon, Leute aus dem Unterricht zu schmeißen. Die freuen sich doch höchstens darüber, dass sie ne geschenkte Freistunde haben...
Caro, 28, Lehrerin.

10.08.2011, 19:43
Original von caro87
@Madhef: Lustiger schon - aber seit ich beobachtet habe, dass die Kids da schlichtweg ihren Rucksack oder sonstige schweren Gegenstände dranhängen, die sie auf dem Flur finden können.... nunja...


Wie, die dürfen bei dir was mitnehmen?

Original von caro87
Bin kein Anhänger davon, Leute aus dem Unterricht zu schmeißen. Die freuen sich doch höchstens darüber, dass sie ne geschenkte Freistunde haben...


Ich bin auch kein Freund davon. Ist aber bei einigen Gestalten einfach der einzige (schnelle) Weg. Ohne Publikum macht denen das da draußen keinen Spaß. Zudem haben die Mitschüler so wenigstens die Möglichkeit in der Zeit ungestört zu lernen.
Marc, 36 Jahre
Leiter SSD, EH-Ausb.
Ausbildungsstand: Genug um eine recht lange Liste zu produzieren.

10.08.2011, 19:48
Vielleicht doch ganz gut, dass ich kein Lehrer werde...

10.08.2011, 19:50
Die beste Methode hatte immer noch unser alter Mathelehrer: Wenn die Schüler gestört haben, wurde er immer leiser. Dann haben die Schüler, die doch mitbekommen wollten, was in der nächsten Klassenarbeit drankommt, den "Störer" diszipliniert.

Aber das Thema dieses Threads wundert mich schon. Wenn einem Lehrer dann bald jegliche Möglichkeit genommen werden soll, Störer zu disziplinieren, dann können wir den Laden ja gleich dicht machen. Dann spielen alle nur noch mit ihrem Nintendo oder hören Musik und wenn der Lehrer mit dem Unterricht anfangen will, dann weisen die Schüler ihn nur noch darauf hin, dass er rechtlich gesehen ohnehin keine Handhabe hat und fertig.

Dann aber "folgende" mit "V" schreiben und sich wundern, warum dieses Land beim Pisa-Test bald von Burkina-Faso abgehängt wird....
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

10.08.2011, 19:57
Original von Don Spekulatius
Die beste Methode hatte immer noch unser alter Mathelehrer: Wenn die Schüler gestört haben, wurde er immer leiser. Dann haben die Schüler, die doch mitbekommen wollten, was in der nächsten Klassenarbeit drankommt, den "Störer" diszipliniert.


Ja, die gute Methode von damals™. Funktioniert aber leider nicht mehr wirklich (selbst in Gymnasialklassen nicht).
Marc, 36 Jahre
Leiter SSD, EH-Ausb.
Ausbildungsstand: Genug um eine recht lange Liste zu produzieren.

10.08.2011, 20:28
Also ich war dieses Jahr in Frankreich. In einer Unterrichtsstunde wurde ein "Störer" in die Ecke gestellt. Er musste dann halt mit dem Gesicht in der Ecke stehen.
Ich und meine Freundin waren ein bisschen geschockt dadrüber, weil wir das nicht kannten.
Bei uns wird man einfach vor die Tür geschickt. Mal mit, mal ohne "Türklinkenrunterdrücken"...
...hier kommt ein ganz normaler Held...ich rette die Welt!-Madsen :D
Mit Schwimmflügeln kann man im Regen fliegen! :)

10.08.2011, 21:57
@Madhef: ich hab die ca 15 Unterrichtsstunden, die ich in meinen gesammelten Praktika bisher selbst halten durfte mit allen Schülern IM Raum überstanden - das galt selbst für Vertretungsstunden, in denen kein weiterer Lehrer im Raum saß. Das mit der Türklinke bezog sich auf eine Beobachtung, die ich während einer Freistunde machen durfte ;)
Für weitere Experimente muss ich jetzt erst mal eben schnell noch das Staatsexamen hinter mich bringen - dann gehts entweder schon ab Januar als Aushilfskraft los oder eben erst ab September 2012 als Referendarin - mal gucken, welche Möglichkeiten sich ergeben.

@Don: Leise reden bringt tatsächlich nicht mehr viel. Ich zweifel irgendwie auch an ähnlichen Tipps aus Didaktikbüchern, die darauf schwören, dass die Schüler blitzartig neugierig werden, wenn man als Lehrer einfach mal ne Zeitung auspackt und auch nix mehr macht. Ist m.M.n auch zum Scheitern verurteilt.

Aber warum diskutieren wir hier nur über Sanktionsmaßnahmen? Womit ich bisher (teils selbst, teils aus der Beobachterperspektive) echt gute Erfahrungen in verschiedenen Klassenstufen der Realschule gemacht habe, sind Belohnungssysteme. Sprich die Strafe für schlechtes Verhalten ist in dem Fall das nicht Erhalten einer Belohnung. Gibts in tausend verschiedenen Farben, Formen und Geschmacksrichtungen. Oder so ähnlich. Man sollte die Wirkung der Option, am Ende der Stunde keine Hausaufgaben aufzukriegen (so ab 8. Klasse) oder die letzten 3-5 Minuten was zu spielen (natürlich fachbezogen, eher für die Klassen 5-7) nicht unterschätzen.

Aber ja, ich weiß, ich bin ja noch an der Uni und werde in einigen Jahren vermutlich auch einiges anders sehen. Oder auch nicht. Wer weiß....
Caro, 28, Lehrerin.

10.08.2011, 22:40
Wir hatten in unserem Neubau eine weitere schöne Möglichkeit jemanden aus dem Zimmer zu entfernen und denjenigen dennoch im Auge zu behalten... die Fensterseite war komplett bodentief verglast und mit Türen (Fluchwege) versehen. Im Sommer konnte man dann in schönster Regelmäßigkeit diverse Schüler auf ihrem Stuhl draußen vor den Klassenzimmern an der frischen Luft sitzen sehn...
Und die Maßnahme mit dem Stehen im Unterricht find ich jetzt ehrlich gesagt nicht sonderlich dramatisch - bei uns gabs das auch und mein Abi habe ich trotzdem gut geschafft. Man hats doch selbst in der Hand - entweder man hält die Klappe und passt auf, oder man schwätzt dann folgt die Strafe auf dem Fuße. Selber schuld.
Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine Hauptsorge sicher nicht, sie so zu machen, dass wir sie verstehen können. (Albert Einstein)

11.08.2011, 12:29
Bei uns ist der Character des Lehrers primär entscheident. Es gibt drei Typen, bei denen nie gestört wird:
1. der Lehrer, der so beliebt ist, dass keiner ihn ärgern will,
2. der Lehrer, der so interessant ist, das man nichts verpassen will
und schließlich die unangenehme dritte Art, vor der jeder Angst at.

Wenn du ein oder besser zwei dieser Attribute in dir vereinst brauchst du dir über den Rest keine Gedanken zu machen. Also üb schön :D
"Die Wellen einer Pfütze erzeugen keine Brandung."

11.08.2011, 13:00
2 der drei Attribute vereinen? Ich nehm 1 und 3 :D

Im Ernst: Klar kommt es unheimlich auf den Charakter des Lehrers und vor allem auf dessen Einstellung an. Ich habe mich für ein Lehramtsstudium entschieden, weil es mir unheimlichen Spaß macht, mit Menschen in der Altersgruppe meiner künftigen Schüler zu arbeiten. Es fasziniert mich, ihre Entwicklung zu beobachten und selbst dabei die ein oder andere Hilfestellung geben zu können. Ich finde es immer wieder interessant, wie Schüler die Welt sehen und was sie für Probleme haben. Andererseits interessiere ich mich für die Fächer, die ich jetzt jahrelang studiert habe und freue mich drauf, sie so aufzubereiten, dass ich auch Menschen, die davon noch nicht ganz so viel Ahnung haben, den Zugang zu den verschiedenen Phänomenen und Erscheinungen zu ermöglichen. So - damit hätte ich alle Voraussetzungen für Kategorie 3 erfüllt. Hast du noch Tipps für 1 und 2? ;)
Caro, 28, Lehrerin.

11.08.2011, 14:38
Original von caro87
das nicht Erhalten einer Belohnung.


???

das Nichterhalten einer Belohnung :D
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

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