LevSani
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Wohnort: Leverkusen
Bevor ihr mich jetzt wieder kreuzigt wegen einem weiteren FB mit Hyperventilation:
Dieser Fall ist etwa so wie hier beschrieben so bei mir in der Schule passiert. Abweichend war im wesentlichen nur, dass ich noch Kollegen hatte und dem Notarzt nicht assistiert habe, weil 6 (!) Rettungsdienstler im Raum standen (2 RA vom RTW, ein Praktikant vom RTW; 1 RA vom NEF, ein Notarzt und eine Ärztin im Praktikum).
Nun aber zur Kritik, ich gehe wie immer linear am Verlauf des Fallbeispiels entlang:
Nach der Alarmierung hast du dich direkt zum Einsatzort begeben, ohne dir sicher zu sein, dass Material nachkommt. Du bist davon ausgegangen, dass dein Kollege das Material noch nachbringen wird. Der Kollege war aus einem Unerfindlichen Grund dann aber doch nicht an der Einsatzstelle (vielleicht war er einfach heute krank und hat sich keine Vertretung gesucht?). Für dich resultierte daraus das Problem, dass du nicht nur alleine, sondern auch ohne Material arbeiten musstest, was du jedoch allgemein sehr gut angestellt hast.
Man hätte noch darüber nachdenken können, die Freundin oder einen anderen Schüler nochmal ins Sekretariat zu schicken, um dort den Rucksack zu organisieren oder nach dem Kollegen zu fragen. Hierbei ist jedoch abzuwägen, ob die Freundin nicht noch einen erheblichen Beruhigungsfaktor für die Patientin darstellt.
Was mir sehr gut gefallen hat, ist, dass du direkt die Klasse hast räumen lassen. Damit hast du schonmal Ruhe zum Arbeiten und auch für die Patientin wird die Situation schon angenehmer.
Du hast dann auch sehr schnell erkannt, dass es sich um eine Hyperventilation handelt, auch wenn du die Ursache noch nicht kanntest.
Zunächst hast du versucht, die Hyperventilation mit Zureden in den Griff zu bekommen. Das fand ich gut, da man nicht unbedingt direkt zu einer Tüte greifen muss, viel bekommt man auch einfach durch beruhigendes Zusprechen und ein Gespräch hin.
Die Idee mit dem Jackenärmel als Tütenalternative, wenn man nichts anderes hat, fand ich sehr kreativ, das kann man sich mal merken.
Nachdem das gute Zureden dann leider nicht den gewünschten Effekt hatte, hast du es mit Atemanweisungen probiert, worauf sie jedoch auch nichtmehr wirklich reagiert hat, da sie sich schon zu sehr in die Hyperventilation herein gesteigert hatte, noch bevor du eingetroffen bist, wodurch sie mehr auf das Atmen als auf dich konzentriert war. Mittlerweile hat sich das erhöhte Abatmen des CO2 soweit ausgewirkt, dass sowohl ihre Hände als auch ihr Gesicht verkrampft waren, zum Schluss sogar die Füße und zunehmend die Beine.
Diese Situation hast du dann auch realisiert und dann auch zügig den Notruf abgesetzt. Der Zeitpunkt hierfür war meiner Meinung nach gut gewählt, da natürlich nicht jede Hyperventilation den Rettungsdienst braucht, aber man ihn trotzdem hinzu ziehen sollte, wenn absehbar ist, dass man die Hyperventilation selbst nicht in den Griff bekommt.
Anschließend hast du sie dann in eine Jacke eingepackt zwecks Wärmeerhalt. Dieser hätte meiner Meinung nach jedoch etwas früher kommen können.
Als dann der Rettungsdienst in Form des NEF eingetroffen war, hast du eine kurze knackige Übergabe gemacht, die alle wichtigen Infos enthielt, die du gesammelt hast.
Die assistierenden Maßnahmen, die du auf Anweisung des Notarztes eingeleitet hast, hast du dann sehr detailliert geschrieben. Das finde ich gut für weniger erfahrene Helfer, die hier mitlesen, da sie dadurch nochmal genau vor Augen geführt bekommen haben, was sie zu tun haben.
Beim Blutzuckermessen hast du der Patientin erst noch einen Vortrag über Infektionsrisiko und Sinn und Zweck der Messung halten. Das ist sicherlich angebracht, wenn du als Sanitätshelfer den Blutzucker misst. Hier jedoch war ein Notarzt anwesend, welcher die medizinische Verantwortung für den Patienten trägt und damit auch für die Maßnahmen, welche er auf dich überträgt. Ich würde mir hier diesen Vortrag sparen, da du hier eine ärztliche Maßnahmen auf Anweisung eines Arztes ergreifst (Die Ärzte hier im Forum mögen mich korregieren, wenn ich hier falsch liege).
Außerdem war die Patientin wohl kaum in der Lage, dir adäquat zuzuhören und deinen Vortrag wirklich zu realisieren bzw. zu verstehen.
Kurze Anmerkung noch zu deiner Beschreibung: Sie trifft selbstverständlich nicht auf alle Geräte zu, nicht jedes Gerät piepst, wenn es den Wert anzeigt, und jedes Fabrikat der Sicherheits-Einmalstechhilfen (blödes Wort) funktioniert etwas anders. Natürlich ist das aber für das Fallbeispiel nicht wichtig, es sollte nur kurz erwähnt werden.
Die Vorbereitung von Dormicum und Infusion war auch wunderbar. Das einzige, was ich hier anzumerken habe: Wenn der Arzt sagt, dass du eine NaCl-Lösung vorbereiten sollst, dann solltest du natürlich auch diese Lösung vorbereiten und nicht eine Ringerlösung. Ich gehe jedoch davon aus, dass du dies in der Realität auch machen würdest, hier jedoch von einem Fehler meinerseits ausgegangen bist, von daher ist das in Ordnung.
Auf Nachfrage hätte sich noch herausgestellt, dass die Patientin heute noch nicht wirklich was gegessen hat und nur stolze 2-3 Schlücke Wasser getrunken hat.
Das in Verbindung mit dem vorausgegangenen Spielen in der Pause führte dazu, dass ihr kurz schwarz vor Augen geworden ist. Daraufhin ist sie etwas panisch geworden und hat begonnen zu hyperventilieren, was jedoch leider nicht rechtzeitig erkannt wurde. Als man dann darauf gekommen ist, dich zu alarmieren, hatte Chantal sich leider schon so stark in die Hyperventilation hinein gesteigert, dass du nichtmehr viel machen konntest.
Eine Anmerkung noch: Einer der ersten Kommentare des realen Notarztes nach der ersten orientierenden Untersuchung war etwa dieser: "Oh, so heftig hab ich das auch schon länger nichtmehr gesehen..."
Ich hoffe, du hattest Spaß am Fallbeispiel und nun bin ich gespannt, was die anderen noch für Kritikpunkte hervorbringen...