kann man absichtlich hyperventilieren?

[Don Spekulatius]

Also irgendwie scheint ja hier immer noch jeder zu hyperventilieren....

Jeder, der halbwegs sein medizinisches Halbwissen zusammen hat, sollte wissen, was das Problem ist, wenn er beim "Spielen" einer Hyperventilation plötzlich kribbelnde Hände bekommt. Jeder sollte aber auch wissen, wie er sich ganz schnell selbst therapieren kann. Wer dazu nicht in der Lage ist, verfügt nicht über ausreichendes Wissen oder nicht über ausreichende Selbstbeherrschung.

[ikf]

@ Don Spekulatius
hattest du es schon?

[caro87]

Original von Don Spekulatius

Jeder, der halbwegs sein medizinisches Halbwissen zusammen hat, sollte wissen, was das Problem ist, wenn er beim "Spielen" einer Hyperventilation plötzlich kribbelnde Hände bekommt. Jeder sollte aber auch wissen, wie er sich ganz schnell selbst therapieren kann. Wer dazu nicht in der Lage ist, verfügt nicht über ausreichendes Wissen oder nicht über ausreichende Selbstbeherrschung.

Meine Rede. Wer genug Hintergrundwissen hat (medizinisch oder von mir aus auch durch die RND-Weiterbildung) sollte gelernt haben, wann er aufhören soll.
Die Realität zeigt aber leider immer wieder, dass gerade bei der Hyperventilation Mimen diese Anzeichen ingnorieren, weil sie glauben, dass sie nicht die Übung unterbrechen können. Dass sie damit weder sich noch irgendwem einen Gefallen tun, brauche ich nicht zu erwähnen.

[Don Spekulatius]

Original von ikf
@ Don Spekulatius
hattest du es schon?

Ob ich mich in einer solchen psychischen Ausnahmesituation befunden habe, dass ich die Kontrolle über meinen Körper verloren habe? Nein.

Und ich denke, ich hatte schon genug Stress.

[Hajo Behrendt]

Bei uns (SSD) ist neben zwei Rettungsdienstlern auch immer ein Arzt Mitglied des San-Prüfungsausschusses.

Wir haben auch immer einen versiegelten "Real-Notfallrucksack" in Reichweite, falls es tatsächlich mal zu Komplikationen kommt.

[ikf]

@Don Spekulatius
Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, das man in diesem Fall wenn man drinnen ist überhaupt nicht dran denkt sich selbst zu "therapieren". Man hat nur ein Gedanke: "Hilfe ich ersticke"
Selbstbeherrschung habe ich, daran mangelt es nicht. Man kann nicht einfach so urteilen, ohne es selbst erlebt zu haben.
Auch mein Lehrer ist es ausversehen passiert. So schnell nachdenken und aufhören kannst du nämlich nicht!!!

[LevSani]

So, ich kann seit gerade mal ganz frisch aus der Praxis berichten. Ich habe gerade noch ne Hyperventilation gespielt und hatte dann auch die ersten Symptome (Schwindel, Kribbeln). Diese hab ich aber noch rechtzeitig bemerkt, die Übung kurz unterbrechen können und dann in die Tüte atmen können. Nach kurzer Zeit konnte es dann auch weitergehen.
Also prinzipiell kein Problem, bei Übungen zu hyperventilieren, solange man es rechtzeitig merkt, wann es zu viel wird und dann aufhört. Und selbst wenn es mal zu viel werden sollte inklusive Maskengesicht und Pfötchenstellung usw. dann sollte der Darsteller auch irgentwo eine Tüte dabei haben, sodass man auch einem anderen Darsteller helfen kann.

[ikf]

Tüte dabeihaben sollte man sowieso. Ich denke beim Nachspielen kann man auch noch aufhören. Doch wenn es einen richtig verwischt. Keine Chance

[Don Spekulatius]

Original von ikf
Tüte dabeihaben sollte man sowieso. Ich denke beim Nachspielen kann man auch noch aufhören. Doch wenn es einen richtig verwischt. Keine Chance

Ich denke, wir sind uns einig, dass zumeist ein "Talk-Down" dem Betroffenen mehr hilft, als eine Rückatmung durch die Tüte. Also ist es selbst in einem Realfall ausreichend, dem Opfer klarzumachen, dass es sich beruhigen und einfach wieder normal atmen soll. Wenn also nun ein realer Patient, der keinerlei medizinische Ausbildung hat, in der Lage ist, sich selbst aus dieser Situation herauszuholen, wenn man ihm letztlich nur sagt, was er tun soll, dann kann man dies von medizinisch gebildetem Personal erst recht verlangen.

Von "keine Chance" kann also keine Rede sein.

Wie lange ist man in der Lage, untrainiert die Luft anzuhalten? 30-60 Sekunden? Also kann man das Bedürfnis, Luft zu holen, durchaus unterdrücken. Die Beschwerden dürften sich also rasch selbst beheben lassen. Bei einem männlichen Patienten sollte übrigens der Hinweis genügen, dass nur jämmerliche Weicheier hyperventilieren.

[Carolin279]

Original von Don Spekulatius

Original von ikf
Tüte dabeihaben sollte man sowieso. Ich denke beim Nachspielen kann man auch noch aufhören. Doch wenn es einen richtig verwischt. Keine Chance

Ich denke, wir sind uns einig, dass zumeist ein "Talk-Down" dem Betroffenen mehr hilft, als eine Rückatmung durch die Tüte. Also ist es selbst in einem Realfall ausreichend, dem Opfer klarzumachen, dass es sich beruhigen und einfach wieder normal atmen soll. Wenn also nun ein realer Patient, der keinerlei medizinische Ausbildung hat, in der Lage ist, sich selbst aus dieser Situation herauszuholen, wenn man ihm letztlich nur sagt, was er tun soll, dann kann man dies von medizinisch gebildetem Personal erst recht verlangen.

Von "keine Chance" kann also keine Rede sein.

Wie lange ist man in der Lage, untrainiert die Luft anzuhalten? 30-60 Sekunden? Also kann man das Bedürfnis, Luft zu holen, durchaus unterdrücken. Die Beschwerden dürften sich also rasch selbst beheben lassen. Bei einem männlichen Patienten sollte übrigens der Hinweis genügen, dass nur jämmerliche Weicheier hyperventilieren.

sorry, aber denkst du wirklich, dass sich jeder Patient, egal ob Mime oder Realpatient, so einfach wieder fängt und normal atmet?
ich denke nicht, dass du einfach jemanden einen blöden Spruch an den Kof wirft und dieser sich dann beherrscht, denn ab einer gewissen Grenze ist das nicht mehr so einfach und genau um diese grenze geht es ja. nicht jeder Mime merkt diese Grenze und hört dann auf, manche überhören die Zeichen ihres Körpers und können dann nicht mehr so einfach wie du es beschreibst aufhören zu hyperventilieren.

[Don Spekulatius]

Original von Carolin279
sorry, aber denkst du wirklich, dass sich jeder Patient, egal ob Mime oder Realpatient, so einfach wieder fängt und normal atmet?

Wer den pathophysiologischen Mechanismus verstanden hat, sollte in der Lage sein, sich selbst herauszuholen.

Original von Carolin279 denn ab einer gewissen Grenze ist das nicht mehr so einfach und genau um diese grenze geht es ja. nicht jeder Mime merkt diese Grenze und hört dann auf, manche überhören die Zeichen ihres Körpers und können dann nicht mehr so einfach wie du es beschreibst aufhören zu hyperventilieren.

Das Leben ist kein Ponyhof. Es ist nicht leicht, einen 8000er zu besteigen, es ist nicht leicht, 42 km am Stück zu laufen. Dennoch sind die Menschen in der Lage, Dinge zu tun, die eben nicht leicht sind, wenn sie es wollen und verstehen.

Außerdem gehört ein gewisser Charakter dazu, überhaupt zu hyperventilieren, ebenso, wie ein gewisser Charakter dazu gehört, dieses nicht beenden zu können. Man benötigt eben eine gewisse Selbstbeherrschung im Leben. Das ist nicht einfach - aber der Rest des Lebens ist es auch nicht.

[ikf]

es mag sein das man beim Spielen sich wieder selbst fangen kann, aber wenn es einen richtig verwischt, schafft man es nicht mehr alleine rauszukommen

[Don Spekulatius]

Oh mann.....

Nochmal: Wir sind uns hoffentlich einig, dass eine Hyperventilation meist eine psychische Ursache hat. Es handelt sich um ein rein psychisches Problem - also gibt es auch eine psychische Lösung. Warum soll denn sonst Diazepam helfen? Es senkt ja weder das Atemminutenvolumen noch erhöht es die Co2-Konzentration im Blut. Es hilft nur, das psychische Problem zu kaschieren und die Angst zu nehmen. Also kann sich der Patient selbstverständlich aus dem Anfall herausholen, wenn er nur genug Selbstbeherrschung mitbringt. Wenn Du dies verneinst, frage ich Dich, warum dann versucht wird, beruhigend auf den Patienten einzureden, wenn dies, Deiner Meinung nach ja nichts bringt. Wenn wir nun einig sind, dass Beruhigung, und gutes Zureden hilft, dann sind wir auf der Ebene angekommen, dass man ein psychisches Problem psychisch lösen kann.
Wenn also eine Mime nun nicht in der Lage ist, sich selbst zu beruhigen, hat sie entweder das Problem nicht verstanden oder ist psychisch zu labil.

[peit]

"Es handelt sich um ein rein psychisches Problem - also gibt es auch eine psychische Lösung. Warum soll denn sonst Diazepam helfen?"

Naja, diese Trennung psychisch - körperlich halte ich doch für wenig zutreffend. Beim Psychiotiker der Stimmen hört, wirken ja auch Neuroleptiker - ohne dass sie die Hörschwellen senken würden.
Umgekehrt ist NaCl über den Placeboeffekt ein nicht uneffektives Schmerzmittel - trotzdem kann der Patient nicht alleine sein Schmerzempfinden steuern.

Wobei ich dir Recht gebe, dass sich Hyperventilationen in der Regel tatsächlich einfach nur durch beruhigendes Einwirken beheben lässt.
Aber es ist halt einer der wenigen (einzige?) Notfall den man auch als Sanhelfer ursächlich beheben kann - was natürlich mit einem speziellen Rückatembeutel deutlich beeindruckender ist (und sicherlich auch einfacher, wenn man selbst aufgeregt ist) ;-)

[Don Spekulatius]

Original von peit
Umgekehrt ist NaCl über den Placeboeffekt ein nicht uneffektives Schmerzmittel - trotzdem kann der Patient nicht alleine sein Schmerzempfinden steuern.

Dein Beispiel zeigt, dass er es sehr wohl steuern, bzw. dass die Perzeption des Schmerzes durch die Psyche beeinflußt werden kann. Wenn der Glaube an Hilfe allein in der Lage ist, die Symptome zu lindern, dann wäre dies im Umkehrschluß auch allein durch die Kraft des Willens möglich.

Original von peit
Wobei ich dir Recht gebe, dass sich Hyperventilationen in der Regel tatsächlich einfach nur durch beruhigendes Einwirken beheben lässt.

Danke.

Original von peit
Aber es ist halt einer der wenigen (einzige?) Notfall den man auch als Sanhelfer ursächlich beheben kann -

Was vielleicht erklärt, warum in diesem Forum die Hyperventilation sowohl bezüglich ihrer Häufigkeit als ich bezüglich ihrer medizinischen Bedeutsamkeit maßlos überschätzt wird.

Original von peit
was natürlich mit einem speziellen Rückatembeutel deutlich beeindruckender ist (und sicherlich auch einfacher, wenn man selbst aufgeregt ist) ;-)

Ja, richtig. Wenn ich mal für einen solchen Käse nachgefordert werde, nehme ich mir auch nicht die Zeit für eine Psychotherapie, sondern gebe der Patientin gleich 10mg Diazepam auf einem Stück Würfelzucker. Das ist dann meist noch beeindruckender.