Schulsani15 hat geschrieben:Fazit aus dem Thema: Reanimieren bis der Arzt kommt, auch bei einer Patientenverfügung und bei einer 200 jährigen Person, die Krebs im Endstadium hat.
Ist jetzt überspitzt, aber stimmt jetzt so, oder?
Deine Argumentation zeigt, dass Du noch nicht in vielen solcher Situationen warst. Wahrscheinlich in keiner. Wie viele der Vorredner versucht haben, Dir klarzumachen, sind die Situationen nicht so schwarz und weiß, wie Du es Dir vorstellst. Du wirst zu einer pulslosen Person im Altenheim gerufen. Willst Du dann wirklich mit Deinen Maßnahmen warten, bis das Pflegepersonal die Patientenverfügung geholt und Du sie gelesen und verstanden hast? Dann gibt es mit Patientenverfügungen ein großes Problem: Meist scheitern sie im Falle einer Reanimation schon bei der Zeile "Wenn..... eintritt - dann....". Denn eine Reanimationssituation wird dort überhaupt nicht abgebildet. Was wollen denn die Menschen nicht? OK - sie wollen nicht reanimiert werden, wenn sie langsam an einem Tumorleiden gestorben sind. Vielleicht aber doch, wenn es ein Bolusgeschehen ist oder nur eine maligne Rhythmusstörung. Du weist ja überhaupt nicht, ob ein Zustand besteht, in dem die "Einsichts- und Entscheidungsfähigkeit des Patienten dauerhaft verloren sind". Dann bringt Dir jemand einen Arztbrief in dem etwas von Tumor steht. Und irgendwas von "xx-Resektion" und Chemotherapie. Willst Du Dir nun anmaßen, daraus abzuleiten, wie lange dieser Mensch eigentlich noch zu leben hat? Woran erkennst Du denn, wie lange jemand mit einem Lungenkarzinom hat? Wie erkennst Du an einem Arztbrief denn, ob er durch Operation und Chemo geheilt ist? Und wenn er noch 6 Monate zu leben hat - ist es dann pauschal nicht wert, diese 6 Monate zu haben? Vielleicht ist es sein Traum, im Kreis seiner Familie zu sterben. Vielleicht wollte er aber noch Venedig sehen und die Reise ist schon gebucht. Willst Du dann entscheiden, ob er diese 6 Monate noch haben soll oder nicht?
Wie oben geschrieben, wird Dir juristisch nichts passieren. Aber hältst Du Dich selbst für so abgeklärt, dass Du eine solche Entscheidung in Deinem Alter triffst, und dann am nächsten Tag zum Alltagsgeschäft übergehst, als wäre nichts gewesen? Die ersten Reanimationen werden noch großen Eindruck machen. Dann ist es leichter, wenn Du für Dich sagen kannst, dass Du alles gemacht hast, was Du konntest, und ein anderer hat die Entscheidung getroffen, aufzuhören. Du musst diese Entscheidung noch nicht treffen und Du solltest sie Dir nicht unnötig aufbürden.