Sauerstoff ist immer noch ein verschreibungspflichtiges (!) Medikament.
Daher wir auch immer eine Fachinformation/Packungsbeilage mitgeliefert.
In dieser (und auch in der Roten Liste) wird die Hyperventilation als einzige Kontraindikation für die Anwendung von Sauerstoff aufgeführt.
Also: KEIN Sauerstoff bei Hyperventilation, Gefahr von Atemstillstand!
Daher sollte man die Vorhaltung von Sauerstoff im SSD kritisch hinterfragen, ist aber bei entsprechendem Ausbildungsstand (und "Reife" der Helfer) durchaus denkbar.
(Trick: Bei Hyperventilation sehr geringe Sauerstoffdosierung und Gesichtsmaske verwenden. Ist aber nicht ganz legal, klappt praktisch aber ganz gut. Der Pat. meint ja oft "keine Luft zu kriegen" und ist auch deshalb panisch. Wenn wir jetzt eine Sauerstoffmaske aufsetzen, vergrößert sich der Atemwegs-Totraum. Wenn wir jetzt auf dem Druckminderer eine geringe Menge (0,5 - 1 l) Sauerstoff einstellen, denkt der Patient duch das Zischen, dass er zusätzlichen Sauerstoff bekommen würde. Tut er aber nicht. Durch die Totraumvergrößerung kommt es sogar zu einer Rückatmung, wie bei der Hyperventilationsmaske, die viele Pat. nicht tolerieren!)
Bei Asthma und COPD sollte die Sauerstoffgabe nur unter ständiger Beobachtung (Monitoring!) und mit Vorsicht bei der Dosierung erfolgen.
Bei chronischer, dauerhafter O2-Unterversorgung kann eine plötzliche, hochdosierte Sauerstoffgabe lebensgefährlich sein!
EDIT: Ich empfehle SanHelfern, nach kritischer Abwägung i.d.R. nicht mehr als 4-6 l / Min. über Nasenbrille zu applizieren.
Ausnahmen: Apnoe/Reanimation (Anschluss Beatmungsbeutel), (Allergischer Schock mit) Zuschwellen der Atemwege, Rauchgasvergiftung und Volumenmangelschock. Da volle Kanne!
Über 6l/min aber bitte Sauerstoff-Gesichtsmaske verwenden, sonst flattern die Nasenlöcher!
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!