Also ich denke, dass es jedem selbst überlassen ist, was er mit sich rumträgt. Dass die Menge an mitgeführtem Material umgekehrt proportional zu den Fähigkeiten des Trägers sind kann ich daher nur bedingt unterschreiben. Aber ich gebe dir insofern Recht, dass es durchaus diese Spezies gibt.
Grundsätzlich sollte man erstmal unterscheiden ob man sich auf einem Sanitätsdienst, im Rettungdienst, im feuerwehrtechnischen Dienst oder was weiß ich für einem Dienst befindet. Denn nicht nur die PSA ist einsatz-/dienstabhängig, sondern auch das mitgeführte Material. Und zwar auch das Material "am Mann" (bzw. für die Feministinnen unter euch: "an der Frau".
Die PSA und das in Taschen/Koffern/Rucksäcken/Fahrzeugen mitgeführte Material lassen wir mal außen vor. Ich werf nun mal ein Auge auf eben jenes Material, was wir bei uns am Körper tragen. Und da gibt es glaube ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mehr als eine Million verschiedene Möglichkeiten und Meinungen. Deshalb werde ich mal versuchen diese aufzudröseln. Als erstes steht natürlich die Frage an, was man überhaupt braucht:
- "Gar nix" halte ich für schlichtweg falsch und erfunden. Ich kenne nur wenige Kollegen die wirklich nichts bei sich tragen und das rächt sich spätestens wenn man Mittag machen will und sich Geld leihen muss. Außerdem nerven diese Kollegen ständig mit der Frage nach einem Kugelschreiber, Kaugummi, Taschentuch, etc.
- "Nur mein persönlichen Kram" halte ich für bedingt vertretbar. Allerdings nerven auch diese Kollegen mit der Frage nach Stift, Kaugummi und Co; und nicht selten sind diese Kollegen auch gezwungen mal ohne Handschuhe zu arbeiten, weil einer kaputt ist und man ja keinen Ersatz bei sich trägt.
- "Ein bisschen Kleinkram" ist glaube ich mit die sinnvollste Lösung für 95% der Dienste. Sprich neben seinem persönlichem Kram befinden sich auch Handschuhe, Taschentücher und Stifte am Mann. Auch sehr sinnvoll sind ein paar Kaugummis und ne Kopfschmerztablette. Alles weitere gibt der RTW / das Einsatzfahrzeug bzw. die mobile Ausrüstung her.
- "Noch ein bisschen mehr" macht im Rettungsdienst weniger Sinn, auf Sanitätsdiensten vielleicht mehr. Bewährt haben sich da aber eigentlich immer noch ein kleiner Block, ein Taschenmesser/Multitool, Taschenlampe und evt. ne Schere und etwas Tape, Pflaster und ne Kompresse.
- "Alles was man so brauchen kann" ist schon übertrieben. Zusätzlich noch ein Stethoskop, diverses Verbandmaterial, etc. brauche ich eigentlich nicht mit mir rumtragen. Sicherlich gibt es auch hier Ausnahmen, aber die sind wohl eher dünn gesäht.
- "Und noch viel mehr" grenzt schon an Absurdität und hat in meinen Augen gar keine Berechtigung. Die Auswüchse mancher Kollegen sind teilweise nurnoch zu belächeln (z.B. re. Beintasche 500ml NaCl, Infusionssystem, Fixierpflaster, 2 Alkoholtuper, grüne und weiße Viggo)
Worin man das ganze nun transportiert ist mir ehrlich gesagt egal. Ich persönlich bevorzuge meine Taschen, die ich habe. Andere nehmen lieber Holster oder eine Bauchtasche. Ob ich nun mit ausgebeulten Taschen oder aber einem übervollen Gürtel rumrenne spielt am Ende keine große Rolle.
Wichtig ist wie gesagt klar abzuschätzen, was man braucht. Ein paar Beispiele:
Stethoskop: Macht meiner Meinung nach nur bedingt Sinn. Entscheident ist hier die Qualifikation. Zum simplen Blutdruck messen brauche ich kein Stethoskop. In der Regel reicht eine palpatorische Messung aus; und selbst wenn ich mal auskultatorisch messen möchte/muss (Notarzt will diastolischen Wert wissen, ich will üben, what ever) reicht das einfach Stethoskop vom Fahrzeug/Rucksack. Wer nun sagt, die wären immer dreckig: Putzen. Hygiene ist das A und O für euch und eure Patienten. Und auch wenn ein Kollege das nicht macht, dann putzt es in eurem Interesse. Wer Lunge, Darm oder gar Herz auskultieren will, sollte sich erstmal fragen, ob er das wirklich kann und was es ihm bringt. Und zwar nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch praktische Erfahrung (Praktikum z.B.). Und, dann sollte man auch ein eher hochwertiges Stethoskop haben. Mit einem 1,99- Teil kann ich es dann auch wieder sein lassen.
Wundschnellverband: Es klingt ja so schön logisch, dass man nicht suchen muss, dass es schnell geht und man nicht extra die Taschen öffnen muss. Aber ich halte das für ein Armutszeugnis! Wenn jemand in seinem Einsatzgerät nach irgendwas suchen muss, dann ist er meiner Meinung nach nicht halbwegs qualifiziert für den Dienst. Also statt sich alles Denkbare in die Taschen/Holster zu stecken, lieber mal sich mit dem "richtigen" Material auseinandersetzen, dann klappt es auch ohne langes Suchen. Und ich kenne auch genug Kollegen, die sich erstmal alle Taschen abtasten wenn man sie nach was fragt, weil sie total überladen sind.
Taschenlampe: Macht schon eher Sinn. Gerade wenn ich nachts einen Dienst habe kann so eine Lampe echt nützlich sein. Allerdings sollte man auf eine angemessene Größe achten. Um mal eben auf ein Klingelfeld zu leuchten würde definitiv auch die Pupillenleuchte reichen. Und ansonsten hat man an seinem Einsatzfahrzeug oft Umfeldbeleuchtung dran und Handstrahler an Bord.
Handschuhe: Kann man fast nie genug von haben. Hier rege ich mich eher über die Leute auf, die keine Handschuhe griffbereit haben. Und zwar mehr als 1 Paar. Nicht selten reißt mal einer beim anziehen, ist beschädigt, oder man will/muss wechseln. Deshalb sollte man schon so 4 bis 5 Paar Handschuhe bei sich tragen.
Taschenmesser: Klares jain. Ich habe auch ein Messer bei mir und ich habe es bis jetzt 2x im SanDienst und nur einmal im Rettungsdienst wirklich gebraucht - wobei ich da auch auf anderes Materail hätte zurückgreifen können. Ansonsten hat es mir nur gute Dienste geleistet um ein Brot zu schneiden/schmieren etc. Die Gefahr, die ich sehe ist, dass manche Messer zu offensichtlich getragen werden und durchaus als Provokation verstanden werden können oder aber vom Patienten gegen den Retter eingesetzt werden können.
Das waren nur einige Beispiele. Man könnte sicherlich zu vielem noch viel mehr schreiben und eigentlich gibt es ja unbegrenzt Möglichkeiten sich seine Taschen zu füllen, aber ich muss gleich los zu einer Klausur. Deshalb werd ich das ganze mal beenden.
Wenn ich wieder da bin schreib ich gerne noch was ich so mit mir rumtrage. Ist nicht unbedingt viel finde ich, aber mehr als nichts. Wobei ich soviel verrate: Ich bin kein Freund von Holstern. Alles was ich bei mir habe, habe ich in irgendwelchen Jacken/Hosentaschen.
PS: Lasst die Leute doch rumtragen was sie wollen... bis zu einem geiwssen Punkt mag es praktisch sein, und dann ist es ganz schnell ziemlich lächerlich. Das merken die Leute dann früh genug und meistens lassen sie dann auch ein paar Sachen weg *lach*