Schmerzen in der Schulter

Hier könnt ihr erlebte Einsätze schildern und sie können von uns gemeinsam besprochen werden.

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31.07.2011, 15:52
Ich denke, dass in diesem Fall große Einigkeit darüber besteht, dass es medizinisch sinnvoll gewesen wäre, den Rettungsdienst / NA zu alarmieren.
Allerdings ist es so, dass wir ja nun seit vielen Jahren daran arbeiten, die Patientenrechte zu stärken. Also hat der Patient das Recht über eine medizinische Behandlung zu entscheiden. Seine Entscheidung muss dabei weder subjektiv noch objektiv vernünftig sein. Die Entscheidung ist aber zu respektieren, auch wenn sie eine Verschlimmerung des Zustandes herbeiführt. Somit hatte der Patient nun einmal das Recht, die medizinische Versorgung zu verweigern.

Die Frage ist natürlich, was wäre, wenn man einfach Tatsachen geschaffen und den Notarzt gerufen hätte. Vielleicht wäre der Patient zur Vernunft gekommen, vielleicht hätte er sich aber auch nur aufgeregt und die Sache wäre eskaliert.

Als Mediziner verstehe ich Deinen Wunsch, zu helfen. Allerdings sind da draussen genug Menschen, die gerne unsere Hilfe hätten - da sollten wir nicht zu viel Zeit an die verschwenden, die sie ablehnen.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

31.07.2011, 22:07
Hi Don,

wäre ich ein erwachsener Arzt, würde ich dir uneingeschränkt zustimmen.
Jemand, der die vollen Konsequenzen für sein Handeln kennt, kann nicht daran gehindert werden, sich selbst Schaden zuzufügen.
Ich würde wahrscheinlich nachdrücklich versuchen den Patienten zu beeinflussen, so dass er tut was ich will, aber zwingen kann man ihn in den meisten Fällen nicht.
Wenn er sich nun durch eine dumme Entscheidung selbst umbringt ist das nicht mein Bier, ich kann damit leben.

Als minderjähriger Schulsani sieht das ganze anders aus. Vielleicht nimmt er mich nur nicht ernst? Vielleicht war ich nicht deutlich genug? Ich meine, letztendlich bin ich nur ein Schüler. Hier würde ich persönlich meine Überzeugungskraft für zu klein halten, um sicher zu sein, dass er sein Handeln und die Konsequenzen versteht.

Und außerdem:
Ich vermute mal, dass die Wahrscheinlichkeit, dass er bewusstlos und reapflichtig wird, noch während er bei uns ist, relativ hoch ist. Hier müsste ich dann sowieso die 112 anrufen, es wäre also besser, wenn die schon da wären oder zumindest auf dem Weg.

Denn sonst werde ICH nämlich durch eine völlig unnötige Reanimation,mit den entsprechenden Auswirkungen auf mich als Minderjährigen, belastet.
Mein Verein: DLRG
Meine Ausbildung: Sanitäter und Wasserretter

01.08.2011, 18:55
Er ist ja nun einmal weder bewußtlos noch reanimationspflichtig geworden, also gab ihm die Wahrscheinlichkeit recht. ;)

Denn sonst werde ICH nämlich durch eine völlig unnötige Reanimation,mit den entsprechenden Auswirkungen auf mich als Minderjährigen, belastet

Wenn ich einen solchen Satz lese, werde ich nachdenklich. In der Medizin muss man immer Respekt haben vor dem, was man tut. An dem Tag aber, an dem ich anfange, Angst zu bekommen, gebe ich meinen Job auf und eröffne ein Fitness-Studio oder eine Imbissbude.
Wenn Du jetzt schon Bedenken hast, dass Dich eine Reanimation über die Maßen belastet, dann steht Dir mit Sicherheit eine große Anzahl anderer Hobbys zur Auswahl, die weniger seelische Belastung beinhalten.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

01.08.2011, 20:57
Hier hast du mich missverstanden, Don... ;)

Ich persönlich habe keine Angst davor, reanimieren zu müssen.

Trotzdem sehe ich bei einer Reanimation eine vergleichsweise hohe Belastung für jeden in diesem Bereich tätigen, bei Personen, die hiermit Routine haben, weniger, für einen Schulsanitäter vergleichsweise mehr.

Das hat auch etwas mit dem von dir angesprochenen Respekt zu tun.

Außerdem, meiner Meinung nach, zeigt sich ein guter Sani darin, wie er mit einer Belastung fertig wird, wer als Schulsani bei einer Reanimation nicht belastet ist, ist ein Psychopath.


Letztendlich wollte ich mit meiner Aussage nur ausdrücken, dass seine Entscheidung, seinen Herzinfarkt zu ignorieren keineswegs nur ihn betrifft.

Wird er bewusstlos, so zieht er auch die Menschen in seiner Nähe mit rein.

Sitzt er dabei im Auto, sind die Folgen nicht absehbar.
Mein Verein: DLRG
Meine Ausbildung: Sanitäter und Wasserretter

02.08.2011, 08:17
Original von Zeuschen

(...) wer als Schulsani bei einer Reanimation nicht belastet ist, ist ein Psychopath.





Danke für das Kompliment... :evil:

Ich persönlich habe mich als Schulsani nicht belastet gefühlt.

Was evtl. aber auch daran lag, dass ich die zu reanimierende Person nicht kannte.



Der Vorteil an einer Rea ist doch, dass man ein fest eingeübtes Ablaufschema immer wieder trainiert hat. Das muss nur noch abgespult werden. Mehr Handlungssicherheit kann man doch gar nicht haben (sofern man die Person einmal korrekt als reanimationspflichtig identifiziert hat)...


Original von Zeuschen
Wird er bewusstlos, so zieht er auch die Menschen in seiner Nähe mit rein.

Sitzt er dabei im Auto, sind die Folgen nicht absehbar.


Trotzdem hast du nicht das Recht, gegen den erklärten Willen eines volljährigen, zurechnungsfähigen Patienten zu handeln. Auch als Sanitätshilfskraft nicht.

Primär würde ich sagen, die Entscheidung ist sein Problem und nicht meins.

Das muss man mit einer gewissen Distanz betrachten. Ich habe eine Dienstleistung angeboten, der "Kunde" hat sie nicht angenommen.

Ich kann nicht alle Menschen der Welt von ihren geplanten Dummheiten abhalten... ;)
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

06.08.2011, 13:16
Ich weiß nicht, ich würd mich belastet fühlen... oder vllt. leidest du ja auch an einem Trauma und hast es bis jetzt nur noch nicht realisiert? In diesem Falle pass auf, du könntest jeden Moment einen Zusammenbruch haben :D

Ich denke jeder Mensch trägt Spuren davon, wenn jemand in seiner Umgebung stirbt / dem Tode nahe ist, egal ob bekannt oder nicht. Ich bin z.B. Schulsanitäter geworden, weil ich einen Autounfall miterlebt habe. Ein älterer Herr ist damals ohne sich um die rote Ampel zu kümmern über eine Hauptstraße gelaufen. Aus seinem Hinterkopf kam damals einige Sekunden lang ein fingerdicker Blutstrahl, weshalb ich nicht glaube, dass er überlebt hat.
Allerdings sehe ich es auch so, dass der Patient entscheidet. Da schließe ich mich Hajo an, wer sich selbst Schaden will soll dies tun. Das ist dann nicht mehr mein Problem, wenn sich nicht grad irgendein besoffener mit mir prügeln will...
"Die Wellen einer Pfütze erzeugen keine Brandung."

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