So, ich habe jetzt auch endlich mal Zeit gefunden, mal ne Kritik zu schreiben.
Ich gehe das FB mal von Anfang an durch.
Somit fange ich wohl direkt damit an, dass Robert sich als unerfahrener junger Helfer mit MEDES-Kurs an ein FB auf SAN-Niveau gegeben hat, dem er offensichtlich nicht gewachsen war. Ich habe extra noch geschrieben, dass er bitte nur dann weitermachen soll, wenn er auch über die entsprechenden Kenntnisse verfügt. Es soll schließlich auch EH´ler geben, die über verschiedene Quellen schon ein deutlich erweitertes Wissen haben. Das war hier jedoch offensichtlich nicht der Fall. So, und jetzt zur tatsächlichen Kritik.
Zunächst einmal kann ich Robert schonmal versprechen, dass er im Realfall jetzt erstmal ein paar Wochen mit der Möglichkeit leben müsste, sich mit AIDS oder Hepatitis o.ä. infiziert zu haben. Er hat nämlich keine Handschuhe getragen.
Von einem Sanitätshelfer kann man erwarten, dass er sich zunächst vorstellt und den Patienten fragt, was ihm fehlt und wo er Schmerzen hat. Das war hier nicht der Fall. Überhaupt wurde erstmal garnicht gesprochen.
Stattdessen wurde erst noch versucht, festzustellen, ob es aus einer Vene oder aus einer kleinen Ader blutet. Erstmal muss hier festgestellt werden, dass eine Vene auch eine Ader ist. Die Größe ist hier erstmal nicht entscheidend. Meinentwegen kann man die kleinen Venen ja noch Venolen nennen, aber das wars dann auch. Außerdem will ich sehen, wie jemand feststellt, wie groß das Gefäß ist, aus dem es Blutet. Ihr werdet wohl kaum ein Lineal anhalten... Hier wäre die Frage nach der Stärke der Blutung sinnvoller gewesen.
Nun hat Robert die Wunde verbinden wollen. Dieser Gedanke ist prinzipiell ja nicht verkehrt, jedoch sollte man dafür vielleicht die Wunde mal angeguckt haben und wissen, wo sich die Wunde befindet. Diese Info hatte er noch nicht. Es hätte also auch sein können, dass es ne offene Fraktur des Unterarms ist oder sowas. Hier käme ein Verband nicht so gut. Desweiteren hättet ihr den Patienten auch darüber informieren müssen, was ihr mit ihm vor habt.
Was mir auch zu früh kam, war der Anruf auf der Leitstelle. Da zunächst nur geschrieben wurde, dass man einen KTW ruft, kann man diesen Anruf wohl nicht als Notruf bezeichnen. Hier möchte ich auch nochmal darauf hinweisen, dass ihr nicht entscheidet, welches Auto ihr braucht oder bekommt. Diese Entscheidung trifft der Disponent aufgrund eurer Lagebeschreibung. Für diese Lagebeschreibung ist es jedoch gut, vorher schonmal zu wissen, was der Patient für Symptome hat. Das wusstet ihr zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Auch über das Unfallgeschehen hattet ihr noch keine Infos. Trotzdem wurde im Notruf angegeben, dass der Schüler sich die Hand eingeklemmt hat. Das war zwar korrekt, aber ihr konntet es noch nicht wissen, da ich diese Info noch nicht gegeben hatte. Auch hat Robert im Notruf gesagt, dass die Blutung nicht bedrohlich ist. Wenn sich jedoch schon ein nettes Rinnsal gebildet hat, kann das durchaus der Fall sein. Tipp also fürs nächste Mal: Im Notruf wird nur das gesagt, was ihr wisst. Auch bitte ich darum, die W-Fragen vor dem Telefonat schonmal durchzugehen, damit man nicht plötzlich beim Telefonat da steht und die Hälfte der Infos fehlt.
Als dann die Rückfrage kam, wohin denn der RD fahren soll, habt ihr dem Disponenten gesagt, dass der RTW direkt den Haupteingang anfahren soll. Warum? Der RTW hätte auch direkt vor dem Halle parken können. Das ist erstens angenehmer für den Patienten und zweitens schonender für die Rücken der RTW-Besatzung.
So, nun kam Püppi dazu und hat sich als Helfer angeboten, den Robert scheinbar gut gebrauchen konnte. Sie hat sich auch erstmal zurückgehalten und auf Anweisungen gewartet, wie man es von einem Assistenten erwartet.
Statt jedoch auf die Hilfe einzugehen, hat Robert erneut versucht, die Hand zu verbinden, was natürlich erneut nicht geklappt hat, da die Schmerzen durch kurzes Abwarten wohl kaum besser werden. Damit war dann erstmal das Vertrauen des Patienten im Eimer, da ihr ihm jetzt schon zweimal sehr weh getan habt statt wirklich zu helfen. Aber immerhin hat Robert daran gedacht, einen Einweiser raus zu stellen...
Nun hat sich Püppi vernünftigerweise eingemischt und die Führung übernommen, wie man es von einem Teampartner erwartet, wenn der erste Helfer nichtmehr weiter kommt.
Püppi hat dann auch erstmals mit dem Patienten geredet, was ihr schonmal einen kleinen Bonus beim Patienten verschafft hat. Allerdings hätte auch sie sich vorstellen können.
Unter Püppis Regie wurde der Patient dann an die Wand gelehnt, was sich später noch als nützlich heraus stellen sollte.
Leider ist mir hier rausgerutscht, dass der Patient am Finger verletzt ist, sodass ihr dann auch die genaue Lokalisation hattet. Aber das war ja für euch nicht weiter schlimm.
Von Robert kam dann die entgültige Resignation, Zitat:
"naja, dann kann man nichts machen."
Auch hier wieder der Tipp: Reden hilft! Ihr hättet etwas machen können, wenn ihr denn dem Patienten erklärt hättet, was ihr mit ihm macht. So weiß der Patient, dass ihm geholfen wird und er wird etwas beruhigt. Da hilft der Spruch: Eine gute Betreuung ist mindestens so wichtig wie ein guter Verband. Mag nicht immer stimmen, aber man sollte sich trotzdem grob daran halten, indem man mit dem Patienten spricht.
Dieser Leitsatz wurde dann auch direkt von Püppi umgesetzt, die sich jetzt auch erstmals über den Allgemeinzustand erkundigt hat. Auch das war, wie sich ja später herausgestellt hat, ein guter Schritt, da so der Patient nicht die Halle sondern die Tüte vollgekotzt hat.
Nun vermute ich mal, dass hier auch Jürgen etwas mitgemischt hat. Prinzipiell nicht schlecht, so bleibt der Lerncharakter des FBs auch für andere erhalten.
Nunja, auf jeden Fall hat Püppi jetzt auch erkannt, dass der Patient einen Schock hat und dann auch direkt Gegenmaßnahmen eingeleitet. Ebenso hat sie jetzt auch ans Kühlen gedacht, was sicherlich geholfen hätte, wenn sich unser Patient nicht so angestellt hätte. Da könnt ihr aber ja nichts für.
Nun ist Machmet etwas eingetrübt. Das hat verschiedene Ursachen. Einerseits fastet Machmet im Moment, was zur Folge hatte, dass er sowohl Dehydriert als auch Unterzuckert ist. Sport hat diese Situation nicht gerade verbessert. Dazu kam jetzt noch der Schock, der jedoch schon bekämpft wurde. Blöderweise kann Machmet aber kein Blut sehen und auch der Anblick eines teilamputierten Fingernagel ist nicht gerade etwas für zarte Nerven. Folglich ist er also immer weiter eingetrübt. Hier habt ihr erst noch versucht, ihn mit reden wach zu halten. Das ist durchaus richtig, muss aber nicht immer klappen.
Spätestens jetzt hätte ich jedoch von einem Sanitätshelfer auch erwartet, dass er den Puls kontrolliert und einen Schmerzreiz setzt (wäre hier wunderbar gegangen, indem man versucht hätte, den Finder zu verbinden).
Was jedoch dann sofort kam, war die Atemkontrolle. Auch wenn der Patient noch nicht komatös war, ist jetzt die Stabile Seitenlage durchaus angebracht. Diese kam dann auch und es wurde sogar dabei berücksichtigt, dass der Patient nicht auf dem verletzten Finger liegt. Was Püppi nicht wissen kann: Als Sanitätshelfer verwendet man eher die "alte" stabile Seitenlage, da diese doch etwas stabiler ist und auch noch andere Vorteile bietet (RR-Messung ist möglich, Patient muss nicht "gewendet" werden, Patient kann leichter auf eine Trage übergehoben werden,...). Da hier jedoch höchstens der letzte Vorteil zur Geltung gekommen wäre, war es schon OK, dass ihr euch für die neue Seitenlage entschieden habt.
Leider hat Machmet diese Arbeit wieder zunichte gemacht, da er ja noch nicht vollständig komatös geworden ist. Da sich jetzt jedoch das Blut auch wieder den Weg in die Beine gesucht hat, ist Machmet jetzt auch komplett weggetreten.
Hier wurde Machmet dann richtigerweise nicht erst zurück in die Rückenlage gedreht, sondern direkt in die SSL gerückt. Zwar war die Beschreibung etwas "komisch", aber ich konnte mich ja am Montag davon überzeugen, dass Püppi das kann.
Da er ja jetzt sowieso bewusstlos ist, konntet ihr jetzt auch den Finger verbinden. Diese Gelegenheit habt ihr dann auch direkt genutzt. Man hätte jetzt auch noch den Finger kühlen können, aber das muss nicht unbedingt sein.
Die Übergabe war auch soweit in Ordnung, man hätte aber noch erwähnen können, wie lange er jetzt schon Bewusstlos ist und dass ihr ihn vorher in die Schocklage gebracht habt, als er noch ansprechbar war.
Eine allgemeine Bitte fürs nächste Mal habe ich noch:
Sucht euch bitte nur Fallbeispiele raus, die auch eurer Quali entsprechen. Danke.
€:
So ne lange Kritik habe ich auch vorher noch nicht geschrieben...
Zuletzt geändert von
LevSani am 26.05.2010, 17:57, insgesamt 1-mal geändert.