In der Tat, etwas konfus, auch vom Patienten:)
1. Wenn ein Verbotsschild da ist könnte es ja sein, dass das einen Sinn macht - also vielleicht erst mal langsam springen
2. Glück für ihn, dass er noch selbst aus dem Wasser kam - andere haben sowas schon "teurer" bezahlt"...
3. Unter Kenntnis des Unfallhergangs hätte ich ihn an geeigneter Stelle Mit einem Spineboard o.ä. immobilisiert, alternativ flach auf dem Boden behandelt.
Die (korrekte) Anlage eines Stifnecks ist indiziert, zusätzlich Immobilisation des gesamten Körpers.
4. Notarzt-Anforderung finde ich gut - allein schon durch den Unfallhergang.
5. Beruhigen und gut Zureden ist immer nett, ich würde diesen Patienten nach Möglichkeit nicht in dieser Position lagern.
6. Was bei "viel Blut (oder Wasser-Blut)" bei der Anzahl an Helfern wichtig ist, wäre eine kurze Säuberung mittels Kompressen, damit man ein wenig abschätzen kann, ob eine "problematische" Wunde dabei ist. Zudem vermisse ich an dieser Stelle eine gründliche Traumaversorgung des Patienten.
7. Die Vitalparameter sind jetzt nicht so richtig prall - machen kann man da halt ohne Material erst mal wenig.
Hier kommen wir gleich auf die Sättigung / Atemnot:
Was wäre denn eine normale, gute Sättigung bei einem gesunden Menschen? Neben dem absoluten Wert ist für mich auch die Tendenz spannend - ist die Sättigung von Beginn der Messung ab bei 91%, oder bewegen wir uns innerhalb einer Minuten von 98% auf 91%...
Einige typische Zeichen von Atemnot:
- Angst (!) - ganz wichtiger Faktor!
- Aüßerungen, "keine Luft zu bekommen"
- Zyanose
- erhöhte Atemarbeit / Einsatz Atemhilfsmuskulatur
- Pathologische Atemgeräusche (Giemen, Brodeln, kein AG,...)
- (schlechte Sättigung...)
Die Frage nach den Vitalparametern beantwortest du dir jetzt am besten mal selbst:)
Die Äußerung mit dem Stifneck kann ich nicht ganz nachvollziehen: Richtig ist, dass dieser den Kopf nicht wirklich überstreckt - aber das muss ja auch nicht sein. Lediglich beim Bewusstlosen Patienten ist das Überstrecken des Kopfes - während du das liest hast du deinen Kopf ja wahrscheinlich auch "normal" und erstickst nicht..
Fazit: Stifneck in diesem Fall sicher richtig, sofern korrekt angelegt.
Von einer Hyperventilation würde ich im Rahmen des Unfallgeschehens und der angegebenen Sättigung eher nicht ausgehen - wie sehen denn die Hyperventilationspatienten im Sanitätsdienst typischerweise aus?
Ebenso ist eine Unterkühlung im Rahmen der Wasserrettung sicher ein Punkt, an den man denken muss - wichtig wäre hier aber auch noch die Lufttemperatur, er war ja wohl nur ganz kurz im "angenehm temperierten" Wasser...
Summa summarum: Dumme Aktion, Schädelverletzung mit potentiellem SHT (das kann eine niedrige AF erklären - die bessert sich dann aber vor Ort eher nicht, sondern killt den Patienten ohne Therapie...) und Atemnot. Da er auch Schmerzen im Bereich des Thorax angab und sich diese Partie "gehalten" hat kann es durchaus auch sein, dass er sich ein paar Gräten gebrochen hat, und ggf. nen Pneumothorax hat. Auch die Rippenfraktur an sich kann ausreichen, dass die Patienten im Rahmen der Schonatmung nicht mehr ausreichend atmen, und dann auch eventuell kurzatmig werden (keine Hyperventilation, sondern Tachypnoe!).
Mir fehlt in der Behandlung neben der anständigen Immobilisation die körperliche Untersuchung, am besten anhand eines strukturierten Schemas.
Vielleicht kann jemand, der sich dazu berufen fühlt, folgende Dinge nochmal erklären:
- Durchführung einer körperlichen Untersuchung beim Traumapatienten
- Entstehung und Symptome einer Hyperventilation, und der Erklärung der Begriffe "Tachypnoe" und "Hyperventilation"
- und für die ganz fleißigen Helfer: Strukturierte Versorgung eines Patienten im Rahmen der sanitätsdienstlichen und rettungsdienstlichen Behandlung - dazu gibts jetzt gleich ein nettes Fallbeispiel:)