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Dabei warst du ja schon so nah dran...
FBI-Tachycardie: Fast, broad, irregular
Pathogenese ist die Kombination aus einem Vorhofflimmern mit einem Präexzitationssyndrom.
Um das zu erklären, muss man schon relativ weit in die Herz-Physio, in die Pathophysio und Rhythmologie einsteigen.
Normalerweise stimulirt der Sinusknoten den Vorhof und sorgt da für eine Kontraktion (P-Welle), da Vorhof und Kammer elektrisch voneinander getrennt sind und eigentlich nur eine Leitungsbahn, die das elektrische Signal verzögert, zwischen den beiden liegt, gibt es eine PQ-Zeit, bis der elektrische Reiz in der Kammer aufgelaufen ist und eine Kontraktion des Kammermyocards auslöst. Damit sich die Kammer überall gleichzeitig zusammenzieht (verbesserte Pumpfunktion, höherer Auswurf) läuft das elektrische Signal über HIS-bündel und den Tawara-Schenkeln, die halt schnell leiten, so dass das elektrische Signal überall im Kammermyocard gleichzeitig ankommt.
Bei einem WPW-Syndrom gibt es ein angeborenes zusätzliches Leitungsbündel zwischen vorhof und kammer (Kent-Bündel). bei einem Sinusrhyhtmus läuft die P-WElle ganz normal über den Vorhof, allerdings wird die Kammer sowohl über den normalen Weg (AV-Knoten, Verzögerung, HIS-Bündel...) als auch über das Kent-Bündel zur Kammer. Ein ganz kleiner Teil des Kammermyocards kontrahiert sich schon vorzeitig (das in unmittelbarer Nähe des Kent-Bündels), was man in der Delta-Welle sieht, sobald die Erregung über den regulären Teil läuft, kontrahiert sich dann das gesamte übrige Kammermyocard, da sich nur ein so kleiner Teil vorzeitig erregt, ist es für die Pumpfunktion nahezu unbedeutend.
Meistens kommt es bei einem WPW-Syndromen dann zu Symptomen (Tachycardie, eingeschränkte Pumpleistung, Palpitationen - also spüren des Herzschlages als Pochern ect) wenn es zu einer Reentry-Tachycardie kommt. in diesen Fällen läuft die Erregung nicht wie oben beschrieben (einmal schnell über Kent und einmal langsam über AV/HIS/Tawara) zur Kammer, sondern einen Weg zur Kammer (je nach Typ entweder den regulären weg über AV/HIS/Tawara, oder aber über Kent) und den anderen Weg zurück zum Vorhof (über den bei der Kammererregung nicht geleiteten weg, da dieser noch refraktär, also unempfindlich ist) - hierzu kommt es zu einem Ping-Pong Effekt, so dass Vorhof und Kammer sich immer gegenseitig erregen - mit hohen Frequenzen, regelmäßigem Herzschlag und schmalen Komplexen - dieses kommt plötzlich und anfallsartig und hört meistens (nach bestimmten Maneuvern, die der Patient einübt, aber auch bei Versagen nach Medikamenten oder im seltenem Fall nach elektrischem Strom) wieder auf. Unangenehm aber bei sonst gesundem Herz meist nicht gefährlich.
Die wirkliche gefährliche Form bei WPW ist die hier dargestellte FBI-Tachycardie - wenn ein solcher Patient mit WPW / Kent-Bündel ein Vorhofflimmern hat, werden Flimmerwellen sehr schnell auf die Kammer übertragen (weil die verzögernde Wirkung der normalen Reizweiterleitung fehlt) und machen eine Tachycardie [(hochfrequent, (abhängig von der Refraktärzeit), mit breiten Komplexen (weil sich die Erregung nicht von AV/HIS/Tawara sondern übers Kammermyocard ausbreitet und somit nicht zu einer gleichzeitigen Kontraktion führt) und unregelmäßig (weil immer andere Myocardfasern erregt werden, da ein Teil immer noch refraktär ist und somit die Erregung im Kammermyocard immer anders läuft)]. Bei der Therapie ist wichtig, dass man bestimmte Medikamente, die gelegentlich beim Vorhofflimmern zum Einsatz kommen, eben nicht gegeben werden dürfen. Eine Frequenzbremsung, die man sonst beim Vorhofflimmern macht (beeinflussung der Überleitungszeit Vorhof-->Kammer) funktioniert nicht, da die Erregung halt den Weg nicht nimmt. Daher muss man eher im Rettungsdienst unbgebräuchliche Antiarrhythmika (ajmalin) nutzen oder elektrisch kardiovertieren. Ziel ist hier umbedingt der Sinusrhytmus.
Im Verlauf werden solche Patienten abladiert, sprich das Kent Bündel wird durch Strom verödet.
Insgesamt eine sehr seltene Rhythmusstörung, die nur bei den Personen auftreten kann, wenn jemand mit einem Präexztiationssyndrom wie WPW noch ein Vorhofflimmern bekommt.
Sicherlich weit von dem weg, was ein Schulsanitäter wissen muss, selbst in vielen Basis-EKG büchern findet man es so nicht.
Interessanter Fall, glücklicherweise eine Rarität.