Zunächst einmal die Auflösung, das Fallbeispiel sollte eine Patientin mit OSH-Fraktur nach Sturz mit Perforation der A.femoralis darstellen.
Für die Leute die jetzt nur Bahnhof verstanden haben:
Ein Bruch des Oberschenkelhalses, bei dem ein recht großes Gefäß, die Femoralarterie (eindrucksvolles Beispiel findet sich im Film "Black Hawk Down"), verletzt wurde.
In Folge des recht raschen Blutverlustes ist ihr Blutdruck abgesackt, sie bekam einen Schock und wurde dann zum Ende hin bewusstlos.
Jetzt zur Kritik, die ausdrücklich auf den Kenntnisstand eines SanB bzw. SanC ausgerichtet ist, Ersthelfer können hier auch ruhig weghören:
Nachdem du bei der Patientin angekommen warst, hast du dich brav vorgestellt und dann auch recht schnell das Bein abgetastet. Die Idee war nicht schlecht, jedoch empfielt sich gerade nach Sturzgeschehen hier ein kompletter Bodycheck.
Beim Abtasten ist dann das verkürzte und außenrotierte Bein aufgefallen, was ein typisches Zeichen eines Oberschenkelhalsbruchs ist (
Bild ).
Ich hätte noch eine Kontrolle von Durchblutung, Motorik und Sensorik am betroffenen Bein erwartet (DMS-Kontrolle). Hierbei wäre aufgefallen, dass das Bein nichmehr besonders gut durchblutet ist und der Puls am Fußrücken kaum noch tastbar ist. Das hätte auf eine Gefäßverletzung hindeuten können.
Der schnelle Notruf war gut und hat hier wohlmöglich das Leben der Patientin gerettet, bei der beschriebenen Blutung zählt jede Sekunde. Ich hätte jedoch den "Verdacht auf Beinfraktur" noch mehr präzisiert.
Du hast recht schnell auf innere Blutungen geschlossen. Jedoch hast du trotzdem eine "Halbseitige" Schocklage gemacht, also ein Bein hochgelegt. Dabei ist hier ganz klar eins der 5B der Kontraindikationen der Schocklage zutreffend, nämlich Becken bzw. Bein. In Folge der Schocklage floss nun also munter etwas mehr Blut als vorher durch die Perforierte Arterie. Nicht gerade rosig.
Die Stabilisierung des verletzten Beins durch Taschen fand ich sehr gut, ich hätte damit gerechnet, dass hier auf die eingebaute Falle eingegangen wird, dass ich beim Material explizit auf Schaufeltrage und Vakuummatratze hingewiesen habe. Jedoch haben wir ja in einem anderen Thread letztens noch diskutiert, warum ich das Nutzen dieser Hilfsmittel hier als Fehler angekreidet hätte, daher keine nähere Erklärung, zumal der Fehler ja nicht gemacht wurde.
Das regelmäßige Kontrollieren der Vitalparameter fand ich auch gut, ebenso wie die Versorgung der Wunden. Auch wenn die Patientin gerade größere Probleme hat als ein paar Schürfwunden, so könnt ihr an den anderen Problemen gerade nicht viel machen, also kann man sich hier auch zwischenzeitlich wunderbar um eine Wundversorgung kümmern.
Man hätte zu den gemessenen Parametern auch noch den Blutzucker messen können, vielleicht liegt hier ja die Ursache des Sturzes.
Als dann die Patientin immer mehr eintrübte hast du sie trotz leichten Reaktionen in die Seitenlage gedreht, was ich auch gut so fand. Ihr Zustand wäre als soporös zu bezeichnen und damit gehört sie in die Seitenlage. Außerdem hatte das den Vorteil, dass die blutende Stelle etwas hochgelagert wurde. Ob das jetzt viel bringt, kann ich nicht sagen, würde aber zumindest einen kleinen Effekt vermuten.
Was ich in dem Bewusstseinszustand und dem Verlauf der Vitalparameter noch erwartet hätte ist die Vorbereitung einer Absaugpumpe sowie das Bereitlegen eines Guedeltubus und vielleicht auch eines Beatmungsbeutels. Dass der Sauerstoff eher hätte kommen können, hast du ja schon richtig erkannt, angesichts der Patientensituation hätte ich vielleicht mehr als 6l/min gegeben, auch mit 10l/min hätte der Sauerstoff noch ne halbe Stunde gereicht.
Ich fand gut, dass du nach der zunehmenden Eintrübung der Patientin noch eine entsprechende Rückmeldung an die Leitstelle gegeben hast. Bei der ersten Notrufmeldung kann man nunmal nicht ganz sicher sein, ob auch ein NEF mit alarmiert wurde, bei der Meldung fahren RTWs auch schonmal alleine raus und es wäre wertvolle Zeit verstrichen.
Die Übergabe an den Rettungsdienst fand ich ok, die Infos, die dann durch "Max" noch erfragt wurden, hätten aber auch schon beim ersten Mal kommen können.
Die Vorbereitung für den Zugang war top, beim Vorbereiten der Infusion hast du dann aber das Entlüften des Infusionssystems etwas vergessen.
So, genug der Rummaulerei, jetzt ist der Rest dran.