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Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.
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Knall auf Fall - Starke Blutung "für alle"--- Das

18.02.2010, 22:42

ACHTUNG: Bitte VOR Bearbeitung/Beantwortung lesen:

Mein „Einstiegsfallbeispiel“ ist gleichzeitig auch ein Test-Fallbeispiel:

Ich möchte ausprobieren, welche Vor- und Nachteile es bringt, das Fallbeispiel AUSSCHLIESSLICH über “PN“, also Persönliche Nachricht, oder E-Mail zu bearbeiten.

Das Fallbeispiel ist ab der Einstellung fünf Tage lang geöffnet. Danach beantworte ich die ersten Fragen nicht mehr.

Dafür kann JEDER mitmachen, indem er mir per PN die ersten Fragen beantwortet.

Ich werde euch dann individuell innerhalb von 24 Stunden über PN korrigieren/bestätigen und euch den nächsten Teil oder Werte zukommen lassen.

Nach ca. 7 Tagen sollte die Bearbeitung abgeschlossen sein. Bis dahin bitte HIER KEINE EINTRÄGE EINSTELLEN. Sollen ja alle etwas davon haben...

Ich werde nach Abschluss eine Musterlösung veröffentlichen, die danach auch zur Diskussion freigegeben ist.

Ich freue mich auf eure rege Beteiligung ;)

Und nun viel Spaß:

Das folgende Fallbeispiel beruht auf Tatsachen. Es schildert anonymisiert eine real abgearbeitete Notfallsituation eines unserer Schulsanitätsdienste.


DU BIST…
als Schulsanitäter (Quali egal, wird individuell beantwortet) zusammen mit einen noch relativ neuen, unerfahrenen Kollegen gleicher Qualifikationsstufe im Primärteam eingeteilt.
Daher bist du als Teamleiter für das Gelingen des Einsatzes verantwortlich. Dein Kollege kann/soll hauptsächlich assistieren.


EURE AUSRÜSTUNG…
besteht aus einem Notfallrucksack nach DIN 13 155 (Verbandstoffe, Diagnostik: RR,BZ,Temp,Leuchte, Beatmungsbeutel, Immobilisation) mit Sauerstoffapplikationssystem (für RTD-Personal auch mit Infusionslösung (NaCl)+Zugängen), einer externen elektrischen Sekretabsaugung, einem AED und einer Protokollmappe.
Zur Immobilisation und zum Transport steht ein Spineboard, ferner auch ein Vakuumschienensatz zur Verfügung.
Euer Sanitätsraum ist voll ausgestattet, in jedem Fachraum hängt zusätzlich ein großer Verbandkasten.


DER EINSATZ…
Beginnt um 13:29 Uhr. Du wirst mit deinem Kollegen über Diensthandy durch das Sekretariat alarmiert. Gemeldet wurde per Haustelefonanlage eine verletzte Person mit stark blutender Wunde in der Holztechnik-Werkstatt (Hilfsweise im Werkraum). Der Anrufer war sehr aufgeregt, sagt, es hätte „mächtig geknallt“ und hat gleich wieder aufgelegt. Nähere Informationen liegen daher nicht vor.

Dein Kollege trifft kurz nach dir am Sanitätsraum ein. Nachdem ihr euch ausgerüstet habt, begibt ihr euch zügigen Schrittes auf den Weg zum ca. zwei Minuten entfernten Einsatzort.

MEINE ERSTEN FRAGEN AN EUCH:

- Welche Ausrüstung nehmt ihr mit?
- Mit welchen Verletzungsmustern/-ursachen rechnet ihr?
- Was ist auf dem Weg zum Einsatzort zu tun?

Die Situation vor Ort schildere ich euch dann, wenn ihr mir die Fragen per PN beantwortet habt. So arbeiten wir uns dann Stück für Stück voran…

Und nun, "Status 3": VIEL GLÜCK!


P.S.:
Bitte erwähnt in der ersten Nachricht noch einmal eure Quali

und klickt immer auf den „Antworten“-Button, damit die vorangegangenen Informationen noch mal mitgeschickt werden. Ich bin alt und verliere sonst den Überblick ;).

UND DER NÄCHSTE, DER HIER ETWAS EINSTELLT, BIN ICH ;) ;) ;) ! Lasst den Probelauf gelingen!
Zuletzt geändert von Hajo Behrendt am 18.02.2010, 22:43, insgesamt 1-mal geändert.

18.02.2010, 23:42

Damit es so bleibt wie von Hajo gewünscht schließe ich mal vorübergehend bis Hajo mich bittet für weitere Diskussionen wieder zu öffnen.

24.02.2010, 14:43

Hallo,

vielen Dank nochmal für die starke Beteiligung. Macht mir Spaß...

Ab jetzt nehme ich keine neuen Beantworungen der Anfangsfragen (Erstnachrichten) mehr entgegen.

Die laufenden Fallbeispiele werde ich natürlich noch zuende beantworten und nach Abschluss hier eine Musterlösung einstellen.

Mein Postfach sollte jetzt auch wieder frei sein...

Also bitte keine neuen "Starter" mehr, laufende FBs beantworte ich natürlich noch bis zum Ende...

26.04.2010, 17:34

Ich hab mal hier wieder geöffnet und erwarte wie viele andere wahrscheinlich auch sehr gespannt die von Hajo versprochene Musterlösung.

Gruß Jürgen

25.05.2010, 10:08

Jürgen hat vor einem Monat wieder geöffnet, in dem Monat ist nix passiert, laufen tut das ganze schon seit Januar ....

Kommt überhaupt noch was, oder war es am Ende doch zu viel Arbeit, logistisch zu aufwendig oder sonst noch was?

29.08.2010, 11:06

?

19.09.2010, 19:14

Wie sieht'S denn hier aus? Kommt da noch ne Auflösung?

19.09.2010, 19:45

Würde mich auch interessieren.... ?(

16.10.2010, 17:26

Original von Markus
?

16.10.2010, 17:40

MUSTERLÖSUNG:

BITTE BEACHTEN: Die Bearbeitung/Weiterentwicklung dieses Fallbeispiels erfolgte individuell. Hier sind die wichtigsten Eckpunkte der gewünschten Versorgung wiedergegeben. Bei der individuellen Beantwortung der Lösungsvorschläge gestellten Fragen der Teilnehmer im Rahmen eines „Frage-Antwort-Spiels“ wurde natürlich auf die entsprechende Qualifikation Rücksicht genommen. Ggf. können im Dialog mit dem Teilnehmer weitere Inhalte angesprochen worden sein, die sich hier nicht wiederfinden.

START…

Aufgrund des gemeldeten Notfallbildes müsst ihr von mindestens einer schwerer verletzten Person ausgehen. Daher ist es ratsam, die komplette Ausrüstung mitzunehmen.

Während ihr euch auf den Weg zum Einsatzort macht, achtet ihr in jedem Fall auf euren Eigenschutz. Hierzu gehört in jedem Fall das Anziehen der Schutzhandschuhe. Auch mögliche Gefahren an der Einsatzstelle, die insbesondere im Werkbereich auftreten können, müssen beachtet und möglichst ausgeschlossen werden. Hier sind insbesondere Elektrizität, Feuer/Explosion und Gase zu nennen.

Natürlich kann man die Zeit auch bereits nutzen, um einen Notruf abzusetzen. Dies wurde von einigen Bearbeitern auch schon getan („Mind. eine verletzte Person, noch unklare Lage, melden uns wieder…“). Genau so legitim wäre es, sich aber zunächst einen Überblick über die Situation vor Ort zu verschaffen. So entscheidet sich auch unser Team.

Bei Eintreffen am Notfallort können sämtliche Gefahren für das Team jedoch ausgeschlossen werden.

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VOR ORT…

fällt dir sofort ein Vitrinenschrank mit zerbrochener Glastür auf.

Hinter dem Vitrinenschrank steht, an die Wand, gelehnt die Lehrkraft, die Hand und Unterarm in ein Geschirrhandtuch eingewickelt hat.
Sie ist blass, bedingt ansprechbar und macht ein schmerzverzerrtes Gesicht.

Das Handtuch ist komplett durchblutet, auch auf dem Boden befindet sich eine größere Blutlache. Es ist momentan von einem Blutverlust von ca. einem Liter auszugehen.

Eine Gefährdung durch Strom, Geräte, Gewalt etc. kann ausgeschlossen werden.

WIE SIND DEINE ERSTEN MASSNAHMEN?

Lösung:
Indiziert wären hier nach einer orientieren Erstuntersuchung (Person ansprechbar, Atemwege frei, Atmung vorhanden, auf den ersten Blick keine weiten Verletzungen) zunächst ein Hochhalten der betroffenen Extremität und ein Abdrücken der A. brachialis zwischen den Oberarmmuskeln.

Während dies durch eine Person des Helferteams durchgeführt wird, bereitet die andere einen Druckverband vor. Dieser kann entweder mittels zwei Verbandpäckchen hergestellt werden, alternativ auch mit Wundauflage, Druckpolster und Dreiecktuchkrawatte.

Die Lehrkraft berichtet sinngemäß, immer wieder unterbrochen von Schmerzen, gegen die Glastür der Vitrine geprallt zu sein, als sich diese (vorher nur angelehnte) plötzlich geöffnet habe. Kurz vor dem Anprall habe er instinktiv die Arme hochgerissen und damit die Scheibe durchbrochen.

Bei der Inspektion der Verletzung wird eine ca. 14 cm lange, mehrere cm tiefe Schnittwunde sichtbar, die zwischen Daumen und Zeigefinger beginnt und sich halbkreisförmig bis zum Unterarm (Arteria radialis) fortsetzt.
Sehnen, Muskeln und Blutgefäße liegen tw. frei und sind beschädigt/durchtrennt.

Fremdkörper (Scherben) befinden sich glücklicherweise nicht in der Wunde.

Wenn die Abdrückung gelöst wird, tritt hellrotes Blut schwallartig pulsierend aus.

Die Lehrkraft klagt über Kribbeln, Kraftlosigkeit in der Hand und Gefühllosigkeit.

WODURCH IST DAS ZU ERKLÄREN?

WELCHE MASSNAHMEN MUSST DU JETZT SOFORT DURCHFÜHREN ?


WAS MACHST DU WEITERHIN?

Sollte die Wunde immer noch bluten, besteht die Möglichkeit, direkt über dem ersten Verband einen zweiten Druckverband anzulegen (zweites Druckpolster einbauen und noch fester umwickeln. Hilft auch das nicht, kann als „ultima ratio“ auch die Abbindung der betroffenen Extremität mittels Blutdruckmanschette (über den systolischen (oberen) Blutdruckwert hinaus aufpumpen) oder Tourniquet (z.B. Provisorium aus Dreiecktuchkrawatte und Knebel) am Oberarm erfolgen.

Sofort nach der ersten Wundversorgung sollte die Person in Schocklage gebracht werden.

Wichtig ist spätestens jetzt ein Absetzen des Notrufes. Dies kann ggf. an andere, im Raum befindliche Schüler delegiert werden.

Die Gefühlsstörungen / das Kribbeln erklärt sich durch eine Verletzung / Durchtrennung der Nervenbahnen, Muskeln und Sehnen, die im Bereich der langen Schnittwunde verlaufen.

Auch wenn es zu Störungen im Bereich der Durchblutung, Motorik und Sensibilität kommen sollte, steht eine suffiziente Blutstillung ganz klar im Vordergrund.

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NACH ERFOLGTER ERSTVERSORGUNG

kann ein ausführlicher Bodycheck und eine Vitalzeichenkontrolle erfolgen. Der BC ergibt keine weiteren Verletzungen. Der am unverletzen Arm gemessene Blutdruck liegt bei 90 / 60 mmHg, der schlecht tastbare Puls rhythmisch bei 120 / min.

Der RTW wird in ca. vier Minuten eintreffen.

Abhängig von der Qualifikationsstufe des Teams und der vorhandenen Ausrüstung kann jetzt schon einmal ein Venenzugang / eine Infusion vorbereitet (und ggf. bei vorhandenem Rettungsdienstpersonal nach Aufklärung und Einverständnis des Patienten auch gelegt) werden.

WELCHES MATERIAL WIRD HIERFÜR BENÖTIGT?

- Stauschlauch
- Hautdesinfektion
- Tupfer
- großlumige Venenverweilkanüle
- Infusionslösung
- Infusionssystem
- Fixierset
- ggf. Blutentnahmesatz mit Adapter


WELCHE MASSNAHMEN KÖNNEN SONST NOCH WEITERHIN DURCHGEFÜHRT WERDEN?

Ansonsten kann an dieser Stelle noch auf den Wärmeerhalt, die Betreuung und die kontinuierliche Kontrolle der Vitalzeichen geachtet werden.

Empfehlenswert ist auch die frühzeitige Erhebung der Anamnese nach bekanntem SAMPLE- oder S-KAMEL-Schema:

S ymptome / Schmerzen
-
K rankheiten (Grunderkrankungen)
A llergien
M edikamente (ständig und akut eingenommene)
E reignis, auslösendes (Tätigkeit bei auftreten der Beschwerden, Unfallhergang)
L etzte Mahlzeit / Flüssigkeitsaufnahme

Schüler können sich parallel auf den Weg machen, um das Rettungsmittel einzuweisen und die Schulleitung zu verständigen.


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NACH EINTREFFEN DES RTW-TEAMS

Sollte eine Übergabe an den Rettungsdienst stattfinden.

WELCHE INFORMATIONEN MUSS DIE ÜBERGABE BEINHALTEN?

- Name und Alter des Patienten
- Unfallmechanismus
- Festgestellte Verletzungen
- Durchgeführte Maßnahmen
- Erhobene Vitalparameter und deren Entwicklung
- Weitere im Rahmen des Anamnesegespräches herausgefundene relevante Informationen


So, und nun „Feuer frei“ zur Diskussion…
Zuletzt geändert von Hajo Behrendt am 16.10.2010, 18:43, insgesamt 1-mal geändert.
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