Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.
24.04.2008, 20:10
Vorwort:
Also, ich sitze grad halb gelangweilt im Nachtdienst und und dachte mir "Alex, mach doch mal wieder ein Fallbeispiel". Ja, gesagt getan. Hier ist es!
Ausgangssituation:
Du bist gerade auf einem Sanitätsdienst mit deiner HiOrg. Ihr sichert eine Musikveranstaltung des örtlichen Chors ab. Seit über 10 Jahren macht ihr das schon und es ist noch nie was passiert. Aber weil es dafür Geld gibt macht ihr es eben.
Und während ihr vor eurem Auto sitzt und euch langweilt kommt ein jüngerer Herr zu euch gelaufen und meint ihr sollt doch mal mitkommen. Da vorne würde es jemandem nciht so gut gehen.
Etwas überrascht, dass auf diesem Dienst doch mal was passiert nehmt ihr erstmal euren RescueBag mit und folgt dem Mann.
Einsatzmeldung:
Während ihr lauft erklärt er euch, dass einer der Chor-Mitglieder irgendwie komisch drauf wäre. Er wäre irgendwie voll KO und würde wirres Zeug labern. Sie wüssten nciht, was sie machen sollten.
Ausrüstung:
Ihr habt folgende Notfallausrüstung:
- Einsatzfahrzeug: MTF auf VW Crafter mit SoSi und Funk
- Notfallrucksack (DIN 13232)
- RescueBag (Verbandmaterial, RR-Manschette, Stethoskop, Beatmungsmaske)
- 2 Wolldecken
- Spineboard
- KatS-Trage
Einsatzkräfte:
Ihr seid mit 3 Mann auf dem Dienst. Alle Sanitäter.
Eindruck vor Ort:
Der Mann bringt euch zu einem etwa 45-jährigen Mann. Er sitzt umringt von einigen anderen Chor-Mitgliedern auf einem Stuhl. Er ist offensichtlich ansprehbar, wirkt aber ziemlich schlapp und KO. Er brabbelt irgendwas unverständliches vor sich hin. Die anderen Chor-Mitgleider sind alle aufgeregt und tippeln um ihn herum.
Und jetzt seid ihr dran. Ich wünsche viel Spaß und gutes Gelingen
24.04.2008, 22:03
Wir (Kerstin und ich) gehen mit Einmalhandschuhen ersteinmal auf den Patienten zu und stellen uns vor. Kerstin wird die Leute die nur dort rumstehen mal etwas zur Seite schaffen. Außerdem holt sie dabei mal ein paar Infos über den Patienten ein (Fremdanamnese):
1. Wie heißt der Mann?
2. Wann hat die Situation angefangen, seit wann geht es ihm so schlecht?
3. Gab es besondere Vorfälle (Sturz etc.)?
4. Traten diese Beschwerden/Symptome bereits vorher einmal auf?
5. Sind sonstige Vorerkrankungen bekannt?
6. Sind alle anderen umstehenden in Ordnung?
Nebenbei wird sie den ganzen Haufen etwas beruhigen.
Der dritte Mann bleibt am Auto - wahrscheinlich über 2m erreichbar.
Der Patient bekommt von mir die gleichen Fragen gestellt wie die umstehenden Leute (bis auf Frage 6).
Dazu stellen wir ihm die Frage ob er Schmerzen hat.
Reagiert er darauf bzw. kann er uns Antworten geben. Ist er räumlich und zeitlich orientiert?
Nebenbei fühle ich mal den Puls am Handgelenk, der Patient bekommt darüber ne kurze Info.
Außerdem wird der Patient mal äußerlich unter die Lupe genommen, sehen wir dabei etwas auffälliges?
25.04.2008, 06:44
Also die Menschenmasse strömt bereitwillig auseinander als ihr ankommt, und lässt euch arbeiten. Mit einem gewissen Abstand und bestehender Neugier beäugt sie euer vorgehen aber intensiv.
Der Mann sitzt immenroch etwas schräg auf einem Stuhl und neben ihm kniet eine junge Frau. Diese etwa 19-jährige Frau antwortet die dann auf die Fragen die du gestellt hast:
1. Wilfried Mayer, ihr Vater
2. Seit etwa 10 Minuten. Erst dachten sie es wäre ein Spaß oder so, aber dann wäre ihnen aufgefallen, dass er scheinbar in Panik wäre
3. Nein, nicht in letzter zeit. Er hätte sich vor einem halben Jahr den li. Unterarm gebrochen und ansonsten würde ihr nichts einfallen.
4. Nein, niciht dass sie wüsste.
5. Er hat Belastungsasthma, Diabetis und Bluthochdruck. Aber deswegen war er erst vor 2 Wochen beim Hausarzt und der sagte wohl, es wäre alles in Ordnung.
6. Ja, die sind nur alle etwas aufgeregt. Aber sonst hätte da wohl niemand was.
Außerdem stellt sich die Frau noch vor. Sie wäre die Nina und wäre hier im Ort auch bei der Feuerwehr und hätte vor 3 Wochen ihren Feuerwehr-Sani gemacht und wenn was wäre, sie würde gerne mithelfen, zumal es auch ihr Vater wäre!
Euer dritter Mann wartet am Auto und ist tatsächlich über Funk erreichbar wenn etwas sein sollte. Das sind etwa 800m zwischen euch und dem MTF. Eigentlich ist dort Wiese aber im Notfall kann man dort auch langfahren, da es relativ trocken ist und man sich nicht festfahren wird.
Auf alle Fragen die du dem Patienten stellst bekomsmt du nur unverständliche laute. manchmal meinst du einzelne Wörter heraushören zu können die einem tatsächlcih existierendem Wort ähnlich sein könnten. Dabei fällt dir auf, dass er dich offensichtlich versteht und sich selbst auch versteht. Man merkt ihm an, dass er sehr aufgeregt ist und nicht versteht warum er plötzlich nicht das sagen kann, was er will.
Puls ist bei ~60 und ansonsten fällt dir bei einem schnell visuellen Bodycheck nichts weiter auf.
25.04.2008, 11:27
Dann bekommt der Patient von uns jetzt nur noch ja/nein-Fragen gestellt, die er dann per Nicken oder Kopfschütteln beantworten kann.
Hat er Schmerzen?
Ist ihm übel oder schwindlig?
Nimmt er Medikamente ein?
Wenn ja, hat er die wie gewöhnlich eingenommen?
Wir packen ihn mal auf unsere Trage und heben das Kopfteil so weit es geht an und legen es auf etwas ab, damit wir das nicht halten brauchen.
Ich nehme seine Hände und er soll beide einmal gleichmäßig drücken.
Danach überkreuze ich die Hände noch einmal und gebe ihm Anweisung zuerst die eine und dann die andere Hand zu drücken. Klappt das soweit? Gibt es dabei Auffälligkeiten?
Dann wird der Blutdruck und der BZ gemessen. Welche Werte ergeben sich?
Ich überprüfe die Pupillenreaktion - Auffälligkeiten?
25.04.2008, 11:37
Schmerzen: nein
Übelkeit/Schwindel: ja
Nimmt er Medis: ja
Wie gewöhnlich: auch ja
Trage habt ihr aktuell nicht. Ihr habt nur den RescueBag dabei. Trage und Notfallrucksack sind noch am Auto.
Bei dem Kreuzgriff fällt dir auf, dass seine re. Hand etwas schächer zudrückt als die andere, aber auch nicht viel.
Blutdruck ist bei 180/100, BZ bei 160. Bei Kontrolle der Pupillen fällt dir auf, dass der Patient einen Herdblick nach links hat.
25.04.2008, 11:41
Ja, dann wird einer mal zurück zum Auto gehen und die Trage holen und außerdem über 4m mal RTW und NEF bestellt mit Verdacht auf Apoplex. Vom Auto wird außerdem noch der Sauerstoff mitgebracht.
Patient kommt danach auf die Trage wie oben beschrieben und wird von uns überwacht, damit da nix mehr schief geht. Auf Wärmeerhalt usw. achten (keine Ahnung was wir da für Temperaturen haben).
Die Tochter darf dabei gerne mit anpacken um ihr das Gefühl zu geben mitzuhelfen.
Die kann ja auch schonmal eine Liste machen, welche Medikamente ihr Vater einnimmt, sofern sie es weiß.
Unser dritter Mann kann dann zu gegebener Zeit den Rettungsdienst einweisen.
25.04.2008, 12:35
Joa, Kollege bringt dir die Trage und den Notfallrucksack mit. Vom Auto aus werden RTW und NEF bestellt m. Vd. Apoplex.
Den Sauerstoff hast du jetzt, was machst du damit? Bzw. Was willst du sonst so noch machen?
25.04.2008, 12:52
Der Patient bekommt ne Sauerstoffmaste aufs Gesicht sofern er sich nicht dagegen wehrt und er bekommt 6l/min Sauerstoff von uns.
Ansonsten wird nur auf den Rettungsdienst gewartet, der ja in Kürze ankommen wird.
25.04.2008, 12:58
Genau. Rettungsdienst trifft ein. Machste noch schnell ne Übergabe und vielleicht findet sich ja jemand, der den RD spielen möchte!
25.04.2008, 14:00
Hallo Kollegen,
wir haben hier den Herrn "Namezensiert", 45 Jahre, mit Verdacht auf Apoplex, Symptombeginn vor ca. 30 Minuten. Blutdruck war bei 180/100 *ProtokolldurchschlagindieHanddrück*
Dies hier ist seine Tochter *vorstell*.
Fertig
30.04.2008, 15:47
Kann mir jemand das mit dem Kreuzgriff mal erklären? Hab des noch nie gehört und würd mich mal interessieren.
Melli
Ps:Irgendwie hab ichs hier net so mit der Rechtschreibung.
30.04.2008, 17:16
Hey Melissa,
das ist ganz einfach. Du nimmst die rechte Hand des Patienten in deine rechte Hand und das gleiche mit der linken. Dann überkreuzt du die Arme des Patienten, so dass er seine rechte Hand links sieht und umgekehrt. Du gibst ihm dann die Anweisung beispielsweise die rechte Hand zu drücken. So kannst du evtl. Beeinträchtigungen aufgrund des Schlaganfalls feststellen.
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