So einfach ist es eben nicht.
Wie wir alle wissen, benötigt das Gehirn Sauerstoff um seiner Funktion nachzukommen und einen Zelluntergang zu verhindern. Das Gehirn ist nun in der Lage, stark anzuschwellen, wobei aber der knöcherne Schädel eine Ausbreitung verhindert. Ergo steigt der Druck im Schädel an.
Die entscheidende Größe bei der Behandlung eines Schädel-Hirn-Traumas ist der Cerebrale Perfusionsdruck (CPP). Dieser ist nun proportional zum arteriellen Mitteldruck (MAP) und umgekehrt proportional zum intrakraniellen Druck (ICP).
Es gilt also: CPP = MAP - ICP
Der CPP soll beim SHT nicht unter 50mmHg sein, aber auch nicht über 70mmHg ansteigen (Siehe Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie). Die große Unbekannte bei der ganzen Sache ist nun der ICP, der nun einmal präklinisch nur im seltensten Fall zu messen sein wird. Der Normalwert liegt hier bei 0-10 mmHg, kann aber beim Hirndruck problemlos auf 30-40mmHg ansteigen. Nun kannst Du ja ungefähr berechnen, dass man, um einigermaßen sicher zu sein, einen MAP von etwa 80 bis 90mmHg benötigt, um sicher einen ausreichenden CPP zu bekommen.
Zu Deiner Frage:
Letztlich hat jeder ein wenig Recht, die Frage ist nur, auf welchem Stand sich Dein Patient befindet.
Bei einem hypotonen Patienten führt es zu einer Steigerung des Blutdrucks und damit des CPP, wenn man ihn in die Schocklage bringen würde. Damit steigt aber auch der ICP an. Was nun stärker ansteigt, und wie sich damit die Differenz zwischen ICP und MAP verändert, ist patientenspezifisch und wohl kaum vorherzusehen. Wahrscheinlich ist es sinnvoll, den Oberkörper hoch zu lagern und die Blutdrucksteigerung durch Volumen oder (noch besser) Vasopressoren zu erreichen. In den Leitlinien wird der Lagerung übrigens keine Bedeutung beigemessen - eine Oberkörperhochlagerung wird nicht explizit empfohlen.
Alles nachzulesen unter:
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/008-001_S2e_Schaedel-Hirn-Trauma_im_Erwachsenenalter_leitlinientext_07-2007_07-2012.pdf