Verletzungen beim Aussteigen aus dem PKW

Hier könnt ihr erlebte Einsätze schildern und sie können von uns gemeinsam besprochen werden.

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05.01.2020, 17:33
Guten Abend,

ich war heute mit meiner Familie unterwegs und habe auf der Rückfahrt einen älteren Mann aus dem Auto steigen sehen, der allerdings dabei - es sah zumindest augenscheinlich so aus - auf dem Boden ausrutschte und dann verletzt nahe an der Straße liegen blieb.
Ich bin natürlich sofort ausgestiegen und zu ihm gelaufen. Er war weder kaltschweißig, noch war eine Zyanose oder ähnliches zu erkennen. Von Weitem war allerdings zu sehen, dass er an seiner Hand blutete und auch Blut aus seinem Mundraum kam.
Da er keine Schmerzen an seiner Wirbelsäule angab und auch nichts darauf hinwies, dass diese in Mitleidenschaft gezogen wurde, habe ich ihm geholfen, sich aufzusetzen. Die Wunden waren nach genauerer Betrachtung nicht tief und hörten auch schnell auf zu bluten. Das Blut, das sich im Mundraum angesammelt hatte, erklärte sich wohl aufgrund der aufgeplatzten Lippe.
Während des Gesprächs habe ich den Puls gemessen, der bei 84 Schlägen pro Minute lag, gut tastbar war und regelmäßig schlug - er war also leicht tachykard.
Als ich ihn nach der Ursache des Sturzes fragte, gab er an, sich nicht schwach gefühlt und auch kein anderes Unwohlsein verspürt zu haben. Es habe sich eher so angefühlt, als "sei ihm der Boden unter den Füßen weggezogen worden". Er könne sich aber an alles erinnern und fühle sich auch jetzt nicht schlecht. Eine STU war (abgesehen von den bereits genannten Wunden) unauffällig und er gab auch zu keiner Zeit Schmerzen an. Bei der Anamnese gab er dann an, Diabetes zu haben.
Dabei habe ich zuerst an eine Hypoglykämie gedacht, die die Ursache des Sturzes hätte sein können, aber die Kernsymptomatik traf hier auch in keiner Weise zu.
Es waren die ganze Zeit keine Hinweise auf ein c-, A-, B-, D- und E-Problem erkennbar und er gab dazu auch keine Problematiken an.
Ein C-Problem war am ehesten wegen der Tachykardie und der Wunden vorhanden.
Er wollte keinesfalls ins Krankenhaus, versprach mir aber, seinen Blutzucker zu Hause zu messen und ggf. seinen Arzt anzurufen. Deshalb haben wir ihn dann schlussendlich nach Hause gefahren.
Schlussendlich gehe ich davon aus, dass er ausgerutscht ist (direkt neben seinem Auto war ein Bordstein, den er eventuell übersehen hat, es war allerdings nicht glatt), und seine Verletzungen lediglich eine Folge des Sturzes sind, aber sicher bin ich mir hierbei nicht.

Ich frage mich, ob ich etwas Anderes hätte tun müssen oder ob es soweit in Ordnung war, wie ich gehandelt habe.
Deshalb würde ich mich sehr über ein paar Anregungen freuen.

Vielen Dank im Voraus.
Dark
06.01.2020, 10:28
Bei jemanden, der gerade gestürzt ist, ein C Problem aus einer Herzfrequenz von 84 zu machen, halte ich für übertrieben.

Letztendlich lag offenbar keine Bewusstseinstörung vor, somit ist eine Hypoglykämie unwahrscheinlich, Diabetiker haben häufiger Eine chronische Polineuropathie, die dazu führt, dass die Sensibilität (also zum Beispiel das wahrnehmen für Bodenkontakt und so weiter beim aussteigen) eingeschränkt ist, was dann Solch ein Sturzrisiko erhöht. Es ist natürlich schwer, dass aus der Ferne einzuschätzen, ja scheint mir aber als eine plausible Ursache, wie du den Sturz Geschildert hast.

Ich hätte vermutlich nichts anderes gemacht.
06.01.2020, 10:31
Vielen Dank für dein Feedback, das hat mir sehr weitergeholfen.


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