Oh je, nun war ich doch neugierig und habe mich mal an die Arbeit gemacht um nach "Schädigungs-Studien" durch den Larynxtubus-Einsatz zu suchen.
Das ganze verlief jetzt eher als Schnellsuche ohne Anspruch an höhere Qualität, ich bin aber trotzdem fündig geworden:
Hier die Zielgruppendefinition:
P (ersonen): Beatmungspflichtige Patienten mit durch die Intubationsmethode entstandenen Schäden in Rachenraum oder Atemwegen
I (ntervention): Einsatz eines Larynx-Tubusses beliebiger Generation
K (ontrollgruppe): Beatmungspflichtige Patienten mit den Interventionen "Beutel-Masken-Beatmung" oder "Endotracheale Intubation"
E (rgebnisparameter): Primärer Endpunkt: Tod des Patienten, Sekundäre Endpunkte: Drucknekrosen durch Intubationsvorgang, Aspirationsrate
Wie gesagt: Auf die Schnelle zur Erstorientierung war die PubMed-Suchstrategie denkbar einfach. Ich habe keine Bedingungen, größeren Verknüpfungen oder MeSH-Terms benutzt. Die Suche lautete:
("injuries") AND ("laryngeal tube"). (Hoffentlicht schaut hier keiner meiner ehem. Uni-Dozenten zu...)
Die recht unspezifische Suche ergab 15 Studien, deren Zusammenfasung (Abstract, sofern öffentlich verfügbar) von mir gesichtet wurde, und anhand der EIn- und Ausschlusskriterien blieb am Ende nur eine Studie übrig:
Safety and feasibility of the laryngeal tube when used by EMTs during out-of-hospital cardiac arrest.
Roth D, Hafner C, Aufmesser W, Hudabiunigg K, Wutti C, Herkner H, Schreiber W.
Am J Emerg Med. 2015 Aug;33(8):1050-5. doi: 10.1016/j.ajem.2015.04.048. Epub 2015 Apr 29.
Eine zweite Studie klang von Titel her sehr vielversprechend, hier wurde jedoch kein Abstract veröffentlicht. Ausserdem erschien der Beitrag nur in einer kleinen lokalen Zeitschrift:
Pharyngeal mucosal injury associated with subcutaneous emphysema caused by laryngeal tube.
Di Giacinto I, Adversi M, Pigna A, Garroni M, Melotti RM.
Minerva Anestesiol. 2013 Nov;79(11):1313-4. Epub 2013 May 29. No abstract available.
Daher konnte ich hier keine Ergbenisse einfließen lassen.
Die einzige näher betrachtete Beobachtungsstudie (n= 517 Patienten, kein besonders hohes Evidenzniveau) ergab folgende Verteilung der Atemwegssicherungsmaßnahmen im Rahmen einer Wiederbelebung durch einen amerikanischen Rettungsdienst:
395 LT-Intubationen, 74 Beutel-Masken-Beatmungen und 48 Fälle, in denen ein bereits gelegter LT wieder entfernt wurde und eine Beutel-Masken-Beatmung durchgeführt wurde.
Insgesamt wurden hier fünf Verletzungen durch den LT beobachtet, die jedoch nicht näher beschrieben werden. Ebenso erfahren wir im Abstract nichts über die Relevanz der Verletzung für den Ausgang des Falls(Endpunktbezug).
Interessant ist aber ein anderer Punkt: Hier ging es um Regurgitation, also das Hochsteigen von Mageninhalt mit anschließendem Eindringen in die Atemwege (Aspiration). Die Regurgitation fand respektiv in acht Fällen statt, bei denen ein LT eingesetzt wurde (n=8/395), jedoch bei 22 (!) von 74 Patienten, die Beutel-Masken-Beatmet wurden und bei 8 von 48 Fällen, in denen ein LT wieder entfernt wurde und Beutel-Masken-Beatmet wurde. Die Regurgitation kann als gravierende, lebensgefährliche Komplikation angesehen werden, da möglicherweise (unbemerkt) eine Atemwegsverlegung stattfindet oder es durch die angeatmente Nahrung zu einer Lungenentzündung kommen kann.
Hier zeigt sich, dass der LT-Einsatz eine wesentlich niedrigere Regurgitationsrate im Vergleich zur Beutel-Masken-Beatmung hat. Er ist daher vorzuziehen. Die Verletzungen durch den LT erscheinen nebensächlich.
Wenn ich Zeit finde, werde ich hier meine Suche nach Ergebnissen noch mal intensivieren und die Suchstrategie perfektionieren.