Vampirismus und seine Auswirkung auf den Blutdruck

Hier könnt ihr erlebte Einsätze schildern und sie können von uns gemeinsam besprochen werden.

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19.08.2014, 12:42
Huhu,

ich schon wieder. Das ist jetzt nicht wirklich eine Nachbesprechung, sondern ein paar Fragen die ich habe. Ich finde aber, dass das hier am Besten reinpasst.

Wie der Titel bereits verrät, geht es um eine Blutspende, bei der ich geholfen habe. Bei dieser Blutspende war ich zum zweiten Mal am Abnahmebett. Jedenfalls schien ich an diesem Tag eine "negative Aura" gehabt zu haben :D

Zuerst ist eine junge Frau während der Abnahme immer bleicher geworden. Ich habe sie mehrmals gefragt, ob es ihr nicht gut geht, sie meinte aber jedes Mal, dass alles in Ordnung wäre. Trotzdem ist sie alle 100ml ne Stufe blasser geworden und wirkte ein bisschen abwesend. Als die Konserve dann voll war, die Nadel rauskam und es ums Aufstehen ging, meinte sie, dass sie lieber noch ein bisschen liegen bleiben möchte (immer noch kalkweiß). Dann gings halt los mit Schocklagerung (geht ja zum Glück auf den Blutspendebetten sehr einfach), ich habe dann die Ärztin geholt, die einen RR von 90/65 gemessen hat und sie weiter betreut hat. Und jetzt zu meiner eigentlichen Frage: Ich habe so am Rande (war zu dem Zeitpunkt Cola holen) mitbekommen, dass die Ärztin ihr eine Übung gezeigt hat, bei der irgendwie die Beinmuskulatur angespannt wird. Kann mir jemand sagen was genau das für eine Technik ist? Und kann ich die auch in der Schule anwenden (Kommt in der Schule ja auch ohne Blutspende vor, dass jemand kollabiert)? oder sollte die nur ein Arzt durchführen lassen?

Der zweite Fall an diesem Tag ist schon ne Nummer komischer :D

Am Abnahmebett hinter mir war ein Vater, der seine drei Kinder im Schlepptau hatte. Jedenfalls hab ich mir nichts böses gedacht, bis auf einmal hinter mir leichte Hektik ausbrach. Ich hab mich dann umgedreht und noch gesehen, wie der Sohn (!) langsam Bodenkontakt gesucht hat (Dieser Moment, wenn man sich denkt: "Moment mal, der ist doch viel zu jung zum spenden!" Und man dann begreift: "Ach, das ist der Sohn!" :D :D ) Ich hab mich dann erstmal um die Beine gekümmert und den Jungen in die Schocklage gebracht (Beine ca. 30 Grad anheben und die Unterschenkel dabei gerade lassen) die Ärztin meinte dann zu mir ich solle die Knie durchstrecken und nicht wie bei der normalen Schocklage die Knie im 90 Grad-Winkel lassen. Jetzt die Frage, was das für einen Unterschied macht? Wann sollte man die Beine ganz durchstrecken, wann die klassische Schocklagerung?

Beide haben übrigens Cola en masse eingeflößt bekommen. Ich frage mich aber was genau das bringen soll? Natürlich pusht Cola ein bisschen auf, aber hilft das wirklich den RR zu heben?

Beide konnten übrigens, nach einer Weile liegen im Ruhebereich, den Weg zum Fleischkäse essen ohne Hilfe zurück legen ;)
Zuletzt geändert von Splash am 19.08.2014, 12:42, insgesamt 1-mal geändert.

19.08.2014, 13:09
Fall eins:

Radfahren in der Luft. Dabei werden die Beine wie beim Radfahren bewegt, nur dass sich die Beine über einem in der Luft befinden.
Dadurch wird das Blut in den Beinen schneller wieder in Richtung Körperstamm gebracht.
Kannst du natürlich auch anwenden :)

Fall zwei:

Durch das Durchstrecken der Beine kannst du das Blut wieder schneller in den Körperstamm bringen. Das Anwinkeln verzögert das nur ein wenig, ist aber nicht weiter tragisch.

Das Koffein wirkt Kreislaufanregend und du füllst deinen Wasserhaushalt etwas auf :)
Zuletzt geändert von Sam112 am 19.08.2014, 13:10, insgesamt 1-mal geändert.

19.08.2014, 14:35
Was gibt es denn für Möglichkeiten des venösen Rückflusses? Welche Mechanismen spielen dabei eine Rolle?

Zu dem erwähnte "Fahrradfahren in der Luft": Es gibt eine interessante Untersuchung aus dem Bereich der Bergrettung, dass das reine "Strampeln" oder "Radfahren in der Luft" wesentlich weniger Effekt hat, als das Treten gegen einen Widerstand, zb den anderen Fuß oder im Bereich der Höhenrettung eine Schlinge. Hierdurch werden die Gefäße durch die Muskeln stärker kontrahiert, und es kommt zu einem besseren Rückfluss.


Koffein ist ein Stoff, der in den letzten Jahren sehr in den Fokus der Forschung gerückt ist - nicht zuletzt aufgrund der hohen Zahl an Konsumenten.

Es mag sein, dass Koffein in normaler Dosierung geringe positive Effekte auf die Wachheit und die Herzkraft hat, der periphere Gefäßwiderstand sinkt jedoch eher ab, im Gegenzug steigt die Urinmenge (zumindest kurzfristig). Alles in allem ist der Effekt von einer Cola (die in der Dose knapp die Hälfte der Koffeinmenge einer 150ml-Kaffeetasse hat) jedoch eher gering und neben einem Haufen Zucker sicher eher ein kleines Mosaikstückchen am Genesungspuzzle des Patienten. Viel eher spielen bei jungen, sonst gesunden Menschen körpereigene Mechanismen hier eine entscheidende Rolle.
Zuletzt geändert von leuchtreklamefahrer am 19.08.2014, 14:38, insgesamt 1-mal geändert.

19.08.2014, 15:28
Original von leuchtreklamefahrer
Was gibt es denn für Möglichkeiten des venösen Rückflusses? Welche Mechanismen spielen dabei eine Rolle?


Muskel-Venen-Pumpe: Durch die Kontraktion der an den Venen liegenden Muskeln werden die Venen komprimiert, wodurch das Blut wieder Richtung Herz gebracht wird.

Arterien-Venen-Pumpe: Selbes Prinzip, nur dass die Arterien hier den Platz der Muskeln einnehmen und durch ihre eigene Weitung die umliegenden Venen komprimieren.

In diesem Fall spielt die Muskel-Venen-Pumpe eine Rolle, daher macht das gegen Wiederstand treten natürlich auch mehr Sinn :)

19.08.2014, 15:53
Gut - und gleich weitermachen mit dem Aufzählen, wenn's schon mal läuft..:)

19.08.2014, 21:29
Sog/Druck Wirkung des Herzens
Lagerung über Herzhöhe

Ach die Venenklappen spielen natürlich bei den verschiedenen Pumpen auch ne Rolle, die sorgen nämlich dafür, dass es zu keinem Blutrückfluss kommt.

19.08.2014, 22:00
Fein:) Ggf. kann noch der inspiratorisch abfallende intrathorakale Druck - und somit ein vergrößertes Lumen der intrathorakalen Venen - und eine intraabdominelle Kompression der dortige Gefäße aufgeführt werden.

Für die RS - Prüfung sollten die genannten Mechanismen reichen.

20.08.2014, 13:41
OT: Wenn man alle Mechanismen verstanden hat, erklärt sich z.B. auch, warum man bei einem künstlichen Herz (-> konstanter Fluss) und trotz fehlender Bewegung einen venösen Rückstrom erreicht.

BTT: Splash, sind deine Fragen ausreichend beantwortet?
Mitglied bei *dem* BRK und bei den Brandpatschen

20.08.2014, 15:50
Ja, ich habe sogar einiges gelernt :]

Ich frage mich jedoch, weshalb man im EH-Kurs nicht lernt die Beine einfach durchzustrecken, sondern die Technik mit dem Anwinkeln beigebracht bekommt. Macht das wirklich kaum einen Unterschied?

20.08.2014, 16:31
das Anwinkeln ist halt angenehmer für den Patienten :)

20.08.2014, 17:28
Probier's doch einfach mal selbst aus:
Nimm eine leere Getränkekiste, stell' sie auf den Kopf und nutze sie als Unterlage.
Versuch 1: Beine gestreckt (versuch' auch verschiedene Abstände, mal etwas zu weit entfernt, mal etwas näher am Körper). Du wirst merken, dass es eigentlich immer unangenehm ist.
Versuch 2: Beine angewinkelt. Egal wie der Abstand nun genau ist, die Beine liegen halbwegs angenehm auf der Kiste.

Im Sanitätsdienst/Rettungsdienst/Krankenhaus hat man die Möglichkeit die gestreckten Beine auf die gesamte Länge weich aufliegen zu lassen, deshalb kann man hier diese Variante gut nutzen.
Mitglied bei *dem* BRK und bei den Brandpatschen

20.08.2014, 21:57
Okey, Danke euch allen für das Frage-Antwort-Stehen :)

20.08.2014, 22:09
Original von Splash
Ich frage mich jedoch, weshalb man im EH-Kurs nicht lernt die Beine einfach durchzustrecken, sondern die Technik mit dem Anwinkeln beigebracht bekommt.

Laut der aktuellen Ausbildungsvorschrift (2009) sind die Beine durchgestreckt ca. 30 cm über dem Boden zu lagern.
Ist bestimmt von Verein zu Verein verschieden.

LG Andreas

22.08.2014, 13:21
Original von Max
OT: Wenn man alle Mechanismen verstanden hat, erklärt sich z.B. auch, warum man bei einem künstlichen Herz (-> konstanter Fluss) und trotz fehlender Bewegung einen venösen Rückstrom erreicht.


Es gibt durchaus noch pulsatile Kunstherz-Systeme...!

22.08.2014, 17:36
OT:
pulsatile Flusspumpen sind aufgrund verschiedener Eigenschaften den Konstantflusspumpen überlegen, welche primär nur als Herzunterstützungssysteme eingesetzt werden und nicht als "total artificial heart"
SSD-Koordinator
Rettungssanitäter & Gruppenführer

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