Hallöle,
wie bei meiner Vorstellung schon angedeutet kommt nun dieser Thread von mir. Ich würde mich freuen zu folgendem Szenario ein paar Meinungen zu bekommen. Ich habe natürlich auch "reale" Ansprechpartner, ich habe allerdings das Gefühl, dass die die nicht so wirklich "kritisieren" (hab kein besseres Wort gefunden) wollen. Des Weiteren gibt es hier deutlich höhere Ausbildungsstände als den SanH, wie ihn unsere Betreuungslehrer haben.
Das ganze ereignete sich auf einer Studienfahrt in Hamburg. Wir waren 12 Schüler und sind in der Elbe schwimmen gegangen.
Die "Patientin" hatte in der Vergangenheit immer wieder Herzrasen und ging deshalb zum Arzt, woraufhin Hashimoto diagnostiziert wurde. Hiergegen bekam sie Tabletten (Thyroxin oder so). Das Herzrasen trat jedoch weiterhin auf. Es wurde aber nicht weiter nachgebohrt, weshalb das Herzrasen nicht verschwand.
Als wir dann nach dem Baden aus dem Wasser kamen meinte die Pat. , dass sie Herzrasen hat. Das kannten wir alle schon, weil sie es auch öfters in der Schule hat. Dann setzt sie sich normalerweise einfach 2 Minuten hin und dann geht es auch wieder weg. Wir haben uns also erstmal nichts Böses gedacht.
An diesem Tag blieb das Herzrasen jedoch trotz Ausruhen länger als gewöhnlich und die Pat. wurde zunehmend blasser. Sie meinte, dass ihr auf einmal übel und schwindelig sei, was laut ihr noch nie vorkam. Ich habe dann versucht ihren Radialispuls zu fühlen, was jedoch nicht möglich war, da ich kaum einen Unterschied zwischen Systole und Diastole tasten konnte (Als wäre die Arterie "dauergeflutet“). Wir haben dann versucht sie zu beruhigen, es trat jedoch keine Besserung ein. Sie wurde dann in den Sand gesetzt und hat sich an einer Mitschülerin angelehnt. Manche wollten ihr die Beine hochlegen, ich habe jedoch gesagt, dass die Beine unten bleiben sollen, da wir das Herz schonen wollen. (richtig oder falsch?)
Sie fing nun an immer schneller zu atmen und zu weinen. Man merkte, dass sie immer mehr Angst bekam. Als ich sie gefragt habe ob diese Symptomatik tatsächlich noch nie so auftrat meinte sie: „es wäre noch nie annähernd so schlimm gewesen“. Deswegen habe ich die 112 angerufen.
Bin dann selbstverständlich erstmal eine Minute (Gefühlte 3 Tage) in der Warteschleife gewesen. Das Gespräch mit dem Disponenten war so im Nachhinein betrachtet ziemlich witzig (ist nicht wichtig fürs Szenario. Das Kursive kann also übersprungen werden, wenn es euch zu lange ist):
Disponent: Begrüßung
Ich: Ja hallo Simon mein Name ich rufe hier vom Strand am Elbufer an…
Disponent: Es gibt einige Strände am Elbufer….
Ich: Da ist ganz viel Containerverladung gegenüber!
Disponent: Das ist bei vielen Stränden so….
Ich habe einen Strandgast gefragt und das an den Disponenten weitergegeben.
Disponent: Das hilft mir auch nicht wirklich weiter…
Ich (nächsten Strandgast gefragt): XXXX
Disponent: Ach da ist ja das Museum in der Nähe oder?
Ich: Keine Ahnung…. Ich bin Tourist.
Disponent: Achso! Ich dachte Sie stellen sich nur doof an.
Nach dem Telefonat habe ich dann 5 von uns zum Einweisen geschickt und eine weitere die Lehrer anrufen lassen. Inzwischen kam die Frau die ich angesprochen habe, um nach dem Ort zu fragen, zu uns und hat sich als Psychologin vorgestellt.
Ich habe dann nach dem Notruf wieder Puls gefühlt - mit dem gleichen Ergebnis. Die AF hatte sich in der Zwischenzeit sehr stark erhöht, weshalb ich angefangen habe Atemkommandos zu geben. Das habe ich dann aber an ihre Freundin übergeben, da ich Angst hatte, dass die Einweiser das irgendwie nicht blicken (Ich weiß so im Nachhinein echt nicht was mich da geritten hat! Ich wollte aber irgendwie auch der erste sein, der mit den RA’s spricht und wollte wie gesagt selbst schauen, dass uns der RD auf jeden Fall findet). Also bin 250 Meter einen Radweg entlang gejoggt, um zur Straße zu kommen. Dann habe ich noch nach anderen Zufahrten geschaut über die der RD kommen könnte und währenddessen einen der Einweiser schauen geschickt, wie es der Pat. inzwischen geht.
Der kam dann wieder und meinte sie spürt jetzt kribbeln in den Fingern. Ich bin deswegen wieder zurück gejoggt. Die Freundin hatte selbstverständlich mit Atemkommandos aufgehört weil sie die für „unnötig hielt“. Ich habe dann gefragt ob einer eine Tüte dabei hat, woraufhin mich die Psychologin angegangen hat „was ich ihr denn noch zumuten wolle?“ Ich wollte dann nicht vor den Augen der Pat. mit der Psychologin streiten, weshalb ich nicht weiter nach einer Tüte gesucht habe und bei Atemkommandos geblieben bin. Außerdem hatte die Psychologin, wie ich fand, einen sehr guten Einfluss auf die Panik der Pat.
Die Atemkommandos habe ich dann erneut an die Freundin abgegeben und bin dann wieder zur Straße gejoggt, habe die Einweiser mehr verteilt und bin dann wieder zurück gejoggt.
Inzwischen hatten starke Krämpfe in den Händen und Taubheit in den Zehen begonnen.
Dann kam aber auch nach etwa 9 Minuten endlich der RTW an. Der ist den Fahrradweg entlang gefahren und hat quasi direkt vor uns gehalten (Haben die Einweiser es also doch gut gemacht). Ich bin dann hin, habe dem RTWler, der direkt zur Pat. gegangen ist, die Hand gegeben und ihn über die nun aufgetretenen Hyperventilation und die Vorerkrankung über die ich die Pat. als sie noch richtig sprechen konnte ausgequetscht habe informiert.
Der zweite kam dann mit Rucksack und „Butterbrot-Tüte“ (Das finde ich eine richtig gute Alternative zu diesen Hyperventilationsmasken) hinterher. Die RTWler haben sie dann in die Tüte atmen lassen (Konnte mir nicht verkneifen das der Psychologin gegenüber zu kommentieren), haben sie beruhigt und ein paar Witze gerissen So konnten sie die Pat. dann nach vielleicht 3 Minuten gestützt in den RTW verfrachten. Dann sind sie mit ihr und einer Freundin auch direkt ins Kinderkrankenhaus gefahren.
Im RTW hat die Pat. dann laut Freundin, die mitgefahren ist, einen „Fingerclip“ bekommen, der eine Sättigung von 100% und einen Puls von 200-210 ausgespuckt hat. Während er Fahrt hat sich die Spo2 auf 97% abgesenkt, woraufhin der RTWler meinte: „ Genau da wollen wir hin.“ Er hat den beiden Mädels außerdem noch die Hyperventilation genauer erklärt um die Fahrt zu überbrücken.
Zwei unserer Lehrer sind dann ins KH gefahren und konnten die Pat. nach gut 4 Stunden symptomfrei wieder mitnehmen.
Zur Heimfahrt am nächsten Morgen war sie dann zum Glück wieder topfit und in bester Verfassung. Sie hat mir auf der Heimfahrt auch den Arztbericht gezeigt. Als Diagnose wurde Hyperventilation angegeben. Außerdem habe ich die Untersuchungen und deren Ergebnisse relativ gut „übersetzen können“ (natürlich nicht alles verstanden): Es wurde ein guter stabiler AZ und ein schlanker EZ (Was heißt das?) angegeben. Außerdem wurden Abdomen, Lunge, Herz, Nieren, Rachen, Trommelfelle und Pupillen untersucht. Alles o.B. Es wurde auch noch etwas von HSM, das nicht vergrößert war gesagt. Das habe ich aber nicht verstanden. Was ist das denn?
Erstmal Danke an alle, die so weit überhaupt gelesen haben !
Das war mein erster wirklicher Einsatz in dieser Größenordnung. Ich war bis obenhin voll mit Adrenalin. Gibt es da einen Trick wie man verhindern kann, dass man so schnell aufdreht?
Ich habe selbst erkannt, dass ich dauerhaft bei der Pat. hätte bleiben müssen. Vor allem weil ich der Einzige mit EH-Ausbildung war. Da ärgere ich mich auch ziemlich über mich selbst. Was fällt euch sonst noch auf? Habt ihr Antworten auf die Fragen die ich im Text habe? Was haltet ihr überhaut von der Gesamtsituation? Natürlich die klassische Frage: War der RD berechtigt? Und was bei mir ein großes Fragezeichen ist: Habe ich dadurch, dass ich einen RTW gerufen habe die Hyperventilation ausgelöst? Habe ich die Panik dadurch quasi über das „Maximum“ getrieben?
Ich wäre euch für Feedback sehr dankbar!
wie bei meiner Vorstellung schon angedeutet kommt nun dieser Thread von mir. Ich würde mich freuen zu folgendem Szenario ein paar Meinungen zu bekommen. Ich habe natürlich auch "reale" Ansprechpartner, ich habe allerdings das Gefühl, dass die die nicht so wirklich "kritisieren" (hab kein besseres Wort gefunden) wollen. Des Weiteren gibt es hier deutlich höhere Ausbildungsstände als den SanH, wie ihn unsere Betreuungslehrer haben.
Das ganze ereignete sich auf einer Studienfahrt in Hamburg. Wir waren 12 Schüler und sind in der Elbe schwimmen gegangen.
Die "Patientin" hatte in der Vergangenheit immer wieder Herzrasen und ging deshalb zum Arzt, woraufhin Hashimoto diagnostiziert wurde. Hiergegen bekam sie Tabletten (Thyroxin oder so). Das Herzrasen trat jedoch weiterhin auf. Es wurde aber nicht weiter nachgebohrt, weshalb das Herzrasen nicht verschwand.
Als wir dann nach dem Baden aus dem Wasser kamen meinte die Pat. , dass sie Herzrasen hat. Das kannten wir alle schon, weil sie es auch öfters in der Schule hat. Dann setzt sie sich normalerweise einfach 2 Minuten hin und dann geht es auch wieder weg. Wir haben uns also erstmal nichts Böses gedacht.
An diesem Tag blieb das Herzrasen jedoch trotz Ausruhen länger als gewöhnlich und die Pat. wurde zunehmend blasser. Sie meinte, dass ihr auf einmal übel und schwindelig sei, was laut ihr noch nie vorkam. Ich habe dann versucht ihren Radialispuls zu fühlen, was jedoch nicht möglich war, da ich kaum einen Unterschied zwischen Systole und Diastole tasten konnte (Als wäre die Arterie "dauergeflutet“). Wir haben dann versucht sie zu beruhigen, es trat jedoch keine Besserung ein. Sie wurde dann in den Sand gesetzt und hat sich an einer Mitschülerin angelehnt. Manche wollten ihr die Beine hochlegen, ich habe jedoch gesagt, dass die Beine unten bleiben sollen, da wir das Herz schonen wollen. (richtig oder falsch?)
Sie fing nun an immer schneller zu atmen und zu weinen. Man merkte, dass sie immer mehr Angst bekam. Als ich sie gefragt habe ob diese Symptomatik tatsächlich noch nie so auftrat meinte sie: „es wäre noch nie annähernd so schlimm gewesen“. Deswegen habe ich die 112 angerufen.
Bin dann selbstverständlich erstmal eine Minute (Gefühlte 3 Tage) in der Warteschleife gewesen. Das Gespräch mit dem Disponenten war so im Nachhinein betrachtet ziemlich witzig (ist nicht wichtig fürs Szenario. Das Kursive kann also übersprungen werden, wenn es euch zu lange ist):
Disponent: Begrüßung
Ich: Ja hallo Simon mein Name ich rufe hier vom Strand am Elbufer an…
Disponent: Es gibt einige Strände am Elbufer….
Ich: Da ist ganz viel Containerverladung gegenüber!
Disponent: Das ist bei vielen Stränden so….
Ich habe einen Strandgast gefragt und das an den Disponenten weitergegeben.
Disponent: Das hilft mir auch nicht wirklich weiter…
Ich (nächsten Strandgast gefragt): XXXX
Disponent: Ach da ist ja das Museum in der Nähe oder?
Ich: Keine Ahnung…. Ich bin Tourist.
Disponent: Achso! Ich dachte Sie stellen sich nur doof an.
Nach dem Telefonat habe ich dann 5 von uns zum Einweisen geschickt und eine weitere die Lehrer anrufen lassen. Inzwischen kam die Frau die ich angesprochen habe, um nach dem Ort zu fragen, zu uns und hat sich als Psychologin vorgestellt.
Ich habe dann nach dem Notruf wieder Puls gefühlt - mit dem gleichen Ergebnis. Die AF hatte sich in der Zwischenzeit sehr stark erhöht, weshalb ich angefangen habe Atemkommandos zu geben. Das habe ich dann aber an ihre Freundin übergeben, da ich Angst hatte, dass die Einweiser das irgendwie nicht blicken (Ich weiß so im Nachhinein echt nicht was mich da geritten hat! Ich wollte aber irgendwie auch der erste sein, der mit den RA’s spricht und wollte wie gesagt selbst schauen, dass uns der RD auf jeden Fall findet). Also bin 250 Meter einen Radweg entlang gejoggt, um zur Straße zu kommen. Dann habe ich noch nach anderen Zufahrten geschaut über die der RD kommen könnte und währenddessen einen der Einweiser schauen geschickt, wie es der Pat. inzwischen geht.
Der kam dann wieder und meinte sie spürt jetzt kribbeln in den Fingern. Ich bin deswegen wieder zurück gejoggt. Die Freundin hatte selbstverständlich mit Atemkommandos aufgehört weil sie die für „unnötig hielt“. Ich habe dann gefragt ob einer eine Tüte dabei hat, woraufhin mich die Psychologin angegangen hat „was ich ihr denn noch zumuten wolle?“ Ich wollte dann nicht vor den Augen der Pat. mit der Psychologin streiten, weshalb ich nicht weiter nach einer Tüte gesucht habe und bei Atemkommandos geblieben bin. Außerdem hatte die Psychologin, wie ich fand, einen sehr guten Einfluss auf die Panik der Pat.
Die Atemkommandos habe ich dann erneut an die Freundin abgegeben und bin dann wieder zur Straße gejoggt, habe die Einweiser mehr verteilt und bin dann wieder zurück gejoggt.
Inzwischen hatten starke Krämpfe in den Händen und Taubheit in den Zehen begonnen.
Dann kam aber auch nach etwa 9 Minuten endlich der RTW an. Der ist den Fahrradweg entlang gefahren und hat quasi direkt vor uns gehalten (Haben die Einweiser es also doch gut gemacht). Ich bin dann hin, habe dem RTWler, der direkt zur Pat. gegangen ist, die Hand gegeben und ihn über die nun aufgetretenen Hyperventilation und die Vorerkrankung über die ich die Pat. als sie noch richtig sprechen konnte ausgequetscht habe informiert.
Der zweite kam dann mit Rucksack und „Butterbrot-Tüte“ (Das finde ich eine richtig gute Alternative zu diesen Hyperventilationsmasken) hinterher. Die RTWler haben sie dann in die Tüte atmen lassen (Konnte mir nicht verkneifen das der Psychologin gegenüber zu kommentieren), haben sie beruhigt und ein paar Witze gerissen So konnten sie die Pat. dann nach vielleicht 3 Minuten gestützt in den RTW verfrachten. Dann sind sie mit ihr und einer Freundin auch direkt ins Kinderkrankenhaus gefahren.
Im RTW hat die Pat. dann laut Freundin, die mitgefahren ist, einen „Fingerclip“ bekommen, der eine Sättigung von 100% und einen Puls von 200-210 ausgespuckt hat. Während er Fahrt hat sich die Spo2 auf 97% abgesenkt, woraufhin der RTWler meinte: „ Genau da wollen wir hin.“ Er hat den beiden Mädels außerdem noch die Hyperventilation genauer erklärt um die Fahrt zu überbrücken.
Zwei unserer Lehrer sind dann ins KH gefahren und konnten die Pat. nach gut 4 Stunden symptomfrei wieder mitnehmen.
Zur Heimfahrt am nächsten Morgen war sie dann zum Glück wieder topfit und in bester Verfassung. Sie hat mir auf der Heimfahrt auch den Arztbericht gezeigt. Als Diagnose wurde Hyperventilation angegeben. Außerdem habe ich die Untersuchungen und deren Ergebnisse relativ gut „übersetzen können“ (natürlich nicht alles verstanden): Es wurde ein guter stabiler AZ und ein schlanker EZ (Was heißt das?) angegeben. Außerdem wurden Abdomen, Lunge, Herz, Nieren, Rachen, Trommelfelle und Pupillen untersucht. Alles o.B. Es wurde auch noch etwas von HSM, das nicht vergrößert war gesagt. Das habe ich aber nicht verstanden. Was ist das denn?
Erstmal Danke an alle, die so weit überhaupt gelesen haben !
Das war mein erster wirklicher Einsatz in dieser Größenordnung. Ich war bis obenhin voll mit Adrenalin. Gibt es da einen Trick wie man verhindern kann, dass man so schnell aufdreht?
Ich habe selbst erkannt, dass ich dauerhaft bei der Pat. hätte bleiben müssen. Vor allem weil ich der Einzige mit EH-Ausbildung war. Da ärgere ich mich auch ziemlich über mich selbst. Was fällt euch sonst noch auf? Habt ihr Antworten auf die Fragen die ich im Text habe? Was haltet ihr überhaut von der Gesamtsituation? Natürlich die klassische Frage: War der RD berechtigt? Und was bei mir ein großes Fragezeichen ist: Habe ich dadurch, dass ich einen RTW gerufen habe die Hyperventilation ausgelöst? Habe ich die Panik dadurch quasi über das „Maximum“ getrieben?
Ich wäre euch für Feedback sehr dankbar!