Rechtslage wenn ein Arzt (zufällig) zu einer Hilfeleistung h

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27.05.2014, 18:22
Wie ist die Rechtslage wenn ein Arzt (zufällig) zu einer Hilfeleistung hinzu kommt?

Bsp. Ich bin im rahmen vom Sanitätsdienst (Hiorg nicht SSD) bei einer kleinen Veranstaltung, also ohne Notarzt, Einsatzleitung etc.. Es kommt zu einer Hilfeleistung, ein Arzt kommt zu mir und bietet seine Hilfe an / gibt Anweisungen / übernimmt den Patienten.

Muss/Kann ich sicherstellen das er kein Hochstapler ist?
Wer trägt die Verantwortung? / Was wenn er einen Fehler macht?
Wie sollte das alles dokumentiert werden?
Grüße,
HH :)
Sanitäter DRK
Wilderness First Aid (CRC)

27.05.2014, 19:29
Entweder man lässt sich den Arztausweis zeigen oder man glaubt dem Medizinmann. Oder eben auch nicht. Einen Arzt, den du nicht zweifelsfrei als solchen identifizieren kannst, musst du natürlich deinen Patienten nicht übergeben. Außerdem musst (und solltest) du in einem unklaren Fall auch keine Anweisungen von ihm annehmen.

Sollte es sich um einen echten Medizinmann handeln, würde ich persönlich die Verantwortung immer und gerne abgeben. Doch Vorsicht! Arzt ist nicht gleich Arzt.

Ich hatte an der Einsatzstelle schon einen Gynäkologen vor mir, der die große Notfallmedizin durchziehen wollte. Ein anderes mal stellte sich ein Tierarzt vor und wollte helfen. Ich habe in beiden Fällen auf den bereits alarmierten Notarzt gewartet.

Wenn der Arzt die Behandlung übernommen hat, hat er auch die Verantwortung und haftet für alle Fehler, die ER begeht. Was die Dokumentation betrifft, würde ich möglichst viel im Protokoll festhalten. In jedem Fall aber den Namen des Mediziners.
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28.05.2014, 16:10
Es wird immer Fälle geben, auf die man erst eine Antwort findet, wenn sie mal vor Gericht entschieden werden.
Wer trägt denn die Verantwortung, wenn der Patient zu Schaden kommt, weil Du aktiv verhindert hast, dass sich eine wesentlich höher qualifizierte Person um den Patienten kümmert?
Ich trage seit bestimmt 10 Jahren keinen Arztausweis mit mir rum, weil der ohnehin niemanden interessiert. Aber ich würde Deine Ablehnung akzeptieren und mich lediglich nochmal anbieten, wenn Dir die Schweißperlen auf der Stirn stehen.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

28.05.2014, 17:46
Original von Don Spekulatius
Aber ich würde Deine Ablehnung akzeptieren und mich lediglich nochmal anbieten, wenn Dir die Schweißperlen auf der Stirn stehen.


Zum Trockentupfen? :D

Zum Thema: Ich würde da in der Praxis weniger auf irgendwelche Gesetze setzen, die im Zweifel auf den Einzelfall bezogen eh negativ ausgelegt werden können, sondern vielmehr auf eine gesunde Kommunikation zwischen Sani und dazustoßendem Doc. Meist braucht es nicht lang, um mit wenigen Worten abzuklären, ob und welche Unterstützung sinnvoll ist und wie die Aufgaben eventuell übertragen bzw. neu verteilt werden können. Es geht ja auch nicht darum, dem Arzt die Arbeit alleine zu überlassen - der arme Kerl kennt sich in eurem Materialordnungssystem vermutlich auch nicht gleich aus. Gemeinsam geht da denke ich immer mehr.

lg Caro
Caro, 28, Lehrerin.

28.05.2014, 18:59
Gerne auch zum Lichteinstellen.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

28.05.2014, 22:12
Ich habe dazu mal einen Artikel in der Zeitung gelesen, in dem es um einen sehr ähnlichen Fall ging. Ich persönlich kann beide Seiten verstehen; zum Einen die Ärztin in dem Artikel, die helfen will aber nicht gelassen wird und darüber empört ist; zum Anderen den RD der sagt, dass er nicht sicher sein kann, ob sie wirklich Ärztin ist und es nicht nur von sich behauptet. Denn sollte dies der Fall sein, wäre es später vor Gericht wohl nur schwer zu erklären ;)

Wer Interesse hat, der möge auf den Link zum Artikel klicken -> Klich mich

04.06.2014, 01:50
Das in dem Artikel gezeigte Verhalten der Einsatzkräfte gegenüber der Anästhesistin schockiert mich. Hier bestand wohl am ehesten ein arges Kommunikationsproblem vor Ort, anders kann ich mir die Situation nicht erklären.

Ein Anästhesist arbeitet im Operationssaal und ist dort für die Narkose zuständig oder betreut auf einer Intensivstation schwerverletzte oder -erkrankte Menschen. Oftmals wird von anästhesiologischer Seite der Notarztdienst gestellt (die meisten Notärzte sind Anästhesisten).

Kommt nun eine so erfahrene Kraft zu einer Hilfeleistung und wird von einem Helfer zurückgewiesen, so kann das für den Helfer unter Umständen gravierende Konsequenzen haben.

Was ich damit sagen möchte: Seht den Artikel bitte nicht als Freifahrschein einen Arzt wegzuschicken, nur weil er sich nicht korrekt ausweisen kann! Seid kooperativ, arbeitet zusammen und freut euch, dass ihr von einem Arzt unterstützt werdet.

Letztlich hat der Arzt ab dem Moment die Verantwortung. Aber nicht nur das - er ist sogar verpflichtet zu helfen. Wenn ihr ihm nun die Hilfe verweigern solltet, dann begibt ihr euch auf ganz dünnes Eis.
Wenn es nun doch kein Arzt war, tja, dann muss die Person sich im Bedarfsfall rechtfertigen und steht ganz dumm da. Aber bitteschön, wer gibt sich freiwillig als Arzt aus wenn er keiner ist? Aus Spaß? Das sollte man, als professioneller Helfer, dann jedoch schnell erkennen - und dann könnt ihr immer noch eingreifen. ;-)

Aber bitte: Wenn höher qualifiziertes Personal dazukommt - integriert sie in die Handlung und Maßnahmen! Unterstützt sie, so gut ihr könnt! Danke.

04.06.2014, 09:22
Original von TavorExpidet
Letztlich hat der Arzt ab dem Moment die Verantwortung. Aber nicht nur das - er ist sogar verpflichtet zu helfen.

Um dieser Verpflichtung nachzukommen reicht es aber aus, den Notruf abzusetzen. Wenn also schon der Rettungsdienst da ist, wird man den Arzt diesbezüglich nicht belangen können.

Bevor die Diskussion wieder losgeht: Garant wird man nicht durch eine Ausbildung, sondern durch eine bestimmte Beziehung zum Patienten.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

04.06.2014, 09:29
Original von TavorExpidet
Oftmals wird von anästhesiologischer Seite der Notarztdienst gestellt (die meisten Notärzte sind Anästhesisten).

Kommt nun eine so erfahrene Kraft zu einer Hilfeleistung und wird von einem Helfer zurückgewiesen, so kann das für den Helfer unter Umständen gravierende Konsequenzen haben.
.


Kannst du belegen das die meisten Notärzte Anästhesisten sind?

Und was für gravierende Konsequenzen wären zu fürchten, wenn ich ernsthafte Zweifel habe ob mein Gegenüber geeignet ist mir zu helfen?
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

04.06.2014, 09:42
Naja Mike: Die Frage bleibt ja interessant und wäre wahrscheinlich mehr für ein Juristenforum relevant.

Was wäre, wenn der Patient verstirbt, weil ein RH verhindert, dass ein zufällig vorbeigekommener Anästhesist den Patienten versorgt? Manche Fragen sollte man nicht stellen, weil es darauf keine Antworten gibt.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

04.06.2014, 11:00
Es ist ne Frage die zumindest sich mit GMV nicht stellen dürfte.... ;)
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

04.06.2014, 11:04
Mal eine Frage an die Nichtakademiker, die sich aber trotzdem den Arztausweis zeigen lassen:

Wie beweist ihr denn, wenn ihr privat zu einem Notfall hinzukommt, dass ihr RFP/San-Personal seid?

04.06.2014, 16:42
Original von Maxi
Mal eine Frage an die Nichtakademiker, die sich aber trotzdem den Arztausweis zeigen lassen:

Wie beweist ihr denn, wenn ihr privat zu einem Notfall hinzukommt, dass ihr RFP/San-Personal seid?

Gar nicht? Wieso denn auch? Entweder ist meine begrenzte "Kompetenz" gewünscht oder nicht. Aufdrängen muss ich mich ja nicht. Wer nicht will, der hat schon.

Notruf absetzen und fertig. (Mehr kann ich "effektiv" in den meisten Fällen ja sowieso nicht machen)

Gerade beschleicht mich das Gefühl, das war mehr eine rhetorische Frage... :D?
Endlich EH! 04.05.2008!

04.06.2014, 17:13
War schon etwas Ernsthaftigkeit dabei.

Immerhin darf ein RettAss ja im Rahmen der Notkompetenz gewisse Medikamente geben, mancherorts auch Analgetika.

Und auch ein RettAss kann in Zivilkleidung seine Hilfe anbieten (betrifft in dem Fall San-Dienste, die nur mit San-Personal besetzt sind).

Hier können ja genau so Hochstabler vorkommen. Nur danach Fragt kein Mensch, der Arzt muss aber anscheinend nach der Meinung einiger Retter immer seinen Arztausweis dabei haben - paradox.

Natürlich gehört da sehr viel Kommunikation dazu, gerade die Frage nach der Fachrichtung ist in meinen Augen wichtig.

04.06.2014, 18:43
Ein Hochstapler wird sich wahrscheinlich eher als Arzt ausgeben als als Rettungsassistent. Dazu ist unser Beruf nicht bekannt genug...

Ich hatte es schon einmal mit einem Hochstapler-"Arzt" zu tun. Der war zum Glück so stark alkoholisert, dass eine Versorgung selbst dann nicht in Frage gekommen wäre, wenn der tatsächlich Arzt gewesen wäre...
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

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