Ganz schön außer Puste...

Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.

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11.07.2009, 18:55
Die Lehrerin setzt den Notruf ab und teilt dir kurz darauf mit, dass die Leitstelle dir einen RTW+Doc schicken wird.

Julia meint, sie hat keine zeitliche Einschränkung zwischen den Hüben und willigt schließlich zögernd ein. Sie versucht auszupusten, hustet dann jedoch erstmal nochmal eine Runde und startet schließlich einen neuen Versuch. Jetzt schafft sie es auszuatmen, das Spray anzusetzen, zu drücken und dann das ganze zu inhalieren. Sie versucht, die Luft kurz anzuhalten, was ihr aber nur für 2 Sekunden gelingt, da sie dann auch schon wieder husten muss.
Sie hat mitbekommen, dass die Lehrerin den Notruf abgesetzt hat und sagt, relativ entkräftet, dass sie noch nie im Krankenhaus war und dass sie hofft, dass es da wenigstens besser wird - sie könne das wirklich nicht mehr lange aushalten.
Caro, 28, Lehrerin.

11.07.2009, 18:59
Irgendwann ist immer das erste Mal. Sie soll sich da keine Gedanken machen - ich versuche also sie weiter ein wenig zu beruhigen.
Außerdem schlage ich noch vor:
"Einen Trick wie das mit der Atmung besser wird habe ich noch, aber nicht lachen - das hört sich erstmal komisch an: Also stell dir vor du hast Geburtstag und sollst die Kerzen auf deinem Kuchen auspusten. Leider hab cih gerade keine echten Kerzen da - stell dir einfach vor, mein Finger ist die Kerze" *Finger vor ihren Mund halt* "So und jetzt versuch mal die Kerze auszupusten, so wie du es mit einer echten tun würdest!"

Nebenher bzw. anschließend taste ich nochmals den Puls und mein Kollege (Kollege!?) darf man den Blutdruck messen...

11.07.2009, 19:05
Mit etwas Mühe und Phantasie kannst du ein Lächeln in ihrem Gesicht erkennen, was jedoch arg entkräftet ausschaut. Sie versucht, sich auf deinen Finger zu konzentrieren und versucht auch tatsächlich, die "Kerzen" auszupusten. Sie gibt sich große Mühe, aber auch hier muss sie immer wieder abbrechen, husten, und dann von neuem anfangen.
Was ihre Angst angeht, wirkt sie jetzt etwas ruhiger, das Atmen scheint ihr aber nach wie vor ziemlich schwer zu fallen.
Caro, 28, Lehrerin.

11.07.2009, 19:13
Und der Puls und Blutdruck?

11.07.2009, 19:16
Der Puls liegt jetzt so bei 120, dein fiktiver Kollege misst einen Druck von 110/75.
Caro, 28, Lehrerin.

11.07.2009, 19:26
Ich rede weiter beruhigend auf sie ein. Versuche ihr ein wenig die Angst zu nehmen, erklären nochmal die atemerleichterne Haltung und die Lippenbremse. Vielleicht klappt es im zweiten Anlauf besser?

Wie entwickelt sich ihre Atemnot? Die Atemgeräusche? Ihre Hautfarbe? Ihr Puls?

Falls der Puls fünf Minuten nach dem letzten Hub unter 120 liegt und die Atemnot bis dahin nicht besser geworden ist, würde ich ihr raten einen weiteren Hub zu nehmen.

11.07.2009, 19:34
Sie lässt sich jetzt nochmal auf die atemerleichternde Sitzhaltung ein und bleibt dieses mal auch darin sitzen. Auch die Lippenbremse versucht sie, so gut es geht, anzuwenden. Die Atemgeräusche werden wieder einen kleinen Tick leiser, sind aber immernoch deutlich zu hören und auch der Husten will nicht so ganz nachlassen. Sie ist immernoch blass und der Puls pendelt sich mitlerweile wieder so bei 108 ein.
Caro, 28, Lehrerin.

11.07.2009, 20:01
Joa, dann bekommt sie erstmal keinen weiteren Hub empfohlen. Wenn sie selber auf die Idee kommt, dass sie noch einen nehmen will, kann sie natürlich.

Ansonsten würde ich sie weiter überwachen, nochmal Puls und RR bestimmen und auf den RD warten. Ggf. könnte man mal schauen, ob man nicht ne Rettungsfolie oder sowas findet, auf die wir uns setzen können - nicht das wir uns den Allerwertesten hier unterkühlen (sitzen doch auf ner Steintreppe, oder?).
Weiter auf sie einreden natürlich auch...

11.07.2009, 20:10
Während du gerade feststellst, dass sich an Puls und RR nichts nennenswertes geändert hat, trudelt jetzt auch der Notarzt inklusive RTW-Besatzung ein und will wissen, was denn hier vorliegt.
Wenn du ihm jetzt noch deine Patientin übergibst, bist du erlöst ;)

Lg, Caro
Caro, 28, Lehrerin.

11.07.2009, 20:14
Patientin mit bekanntem Asthma bronchiale hat beim Sport einen Anfall bekommen. Nach einem Hub Sultanol haben sich ihre Beschwerden leicht gebessert. Insgesamt hat sie heute bereits fünf Hübe genommen. Sie ist kreislaufstabil.

11.07.2009, 20:17
Alles klar - dann beende ich das Fallbeispiel an dieser Stelle. Bevor ich selbst gleich in die Tasten haue, was meine (positive) Kritik angeht, würde mich erstmal interessieren, wie dein Feedback aussieht.
Caro, 28, Lehrerin.

11.07.2009, 20:23
Hmm... ich war mit dem doofen beta-Blocker in nem gewissen Dilemma: Eigentlich hätte ich ihr gerne gleich zwei Hub verpasst, dann wäre es damit vermutlich gegessen gewesen und man hätte das Mädel von ihrer Mutter abholen lassen können. Dem gegenüber war ihr Puls zu Anfang grenzwertig hoch und zu allem Überfluss hatte ich statt "2x4 Hub" "4 Hub" gelesen - dachte also sie hätte ihre Tageshöchstdosis bereits erreicht (wobei ich wie gesagt bei ihrem Puls vermutlich eben doch einen Hub verabreicht hätte). Aber da hatte ich mir auch nicht so ganz klar gemacht, was für eine Rolle ich gerade spielen will ;-)
Ansonsten ist mein Kollege irgendwie links liegen geblieben - den hätte man sicher besser einbinden können.
Und zu Guter letzt verstehe ich nicht so recht, warum sie umbedingt mit den Ellenbogen auf ihren Knien (und dem Kopf in den Händen) dahocken wollte - wenn ich mich so zusammenkauern würde, bekomme ich auch schon ohne Asthma-Anfall keine Luft^^

11.07.2009, 20:29
Beta-Mimetikum, nicht Beta-Blocker.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

11.07.2009, 20:30
Ähm, ja...

11.07.2009, 20:40
Ich muss sagen, dass ich mit deinem Vorgehen ziemlich zufrieden bin. Du bist ruhig geblieben und hast erst nachgehakt, ob sie bereits Spray genommen hat und wieviel sie überhaupt nehmen darf, bevor du ihr vorgeschlagen hast, einen weiteren Hub zu nehmen. Du hast auch erkannt, dass die Angst in so einem Anfall ebenfalls nicht zu unterschätzen ist und hast dementsprechend behutsam mit ihr geredet und sie beruhigt. Mit den nach vorne gestüzten Ellebogen wollte ich an sich den Kutschersitz andeuten, den unsere Patientin allerdings, da die ganze Geschichte mit ihrem Asthma noch ziemlich neu für sie ist und sie mit ihren Anfällen noch überfordert ist, nicht ganz auf die Reihe gekriegt hat - die Hände hatte sie aus Angst/Nervösität im Gesicht.
Einzigst meinen Wink mit dem Lattenzaun, was den Peak-Flow-Meter angeht, hast du nicht ganz umgesetzt. Aus der Aussage, dass sie da in ein Gerät reingepustet hat, hätte man sie mal fragen können, wie der Wert denn überhaupt war und wie er sonst ist bzw. auch, ob sie zufällig ihr Asthmatagebuch dabei hat. In diesen Tagebüchern findet sich meistens ein Ampelschema, das den Patienten einen groben Anhaltspunkt gibt, wie sie ihren Anfall einschätzen sollen und was zu tun ist.
Um die ganze Situation mal weiterzuspinnen, wäre da ein Wert rausgekommen, der um die 65 % ihres Normalwertes gelegen hätte - wie auch im FB geschehen, hätte also versucht werden sollen, das ganze durch das Notfallspray in den Griff zu kriegen und in näherer Zeit zum Arzt zu gehen, falls sich der Wert gebessert hätte (sonst -> RD)
Aber auch hier gilt, wie in allen Notfallsituationen, dass Werte alles und gleichzeitig nichts sagen können und bei dem allgemeinen Zustand der Patientin hätte auch ich den Rettungsdienst bevorzugt.
Was den Kollegen angeht: Wer so schüchtern ist, wird halt leichter übersehen. An sich hast du die Situation auch so gut im Griff gehabt.

Wie gesagt - ich bin mit deinem Vorgehen ziemlich zufrieden und bedanke mich für etwas weniger Langeweile hier auf der Arbeit ;)

lg Caro
Caro, 28, Lehrerin.

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