Schwangerschaft

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08.07.2009, 11:47
HAT NIX MIT SDD ZU TUN!!


Ineressiert mich nur so mal...
Was kann man bei ner schwangeren Patientin machen, wenn aufeinmal ihre Wehen einsetzen? Oder sollte man überhaupt was machen außer Notruf?

Danke schonmal für die Antworten
lg Corvin
musik ist nie zu laut.......

08.07.2009, 11:58
Außer dem Notruf kann man einiges tun:
- Möglichst sterile Vorlagen in den Schritt legen und die Beine im Bereich der Sprunggelenke überkreuzen lassen, um einen gewissen Druck auf den Geburtskanal auszuüben. (Lagerung nach Fritsch.)
- Atemanweisungen geben, um die Wehen möglichst zu verhecheln (Hecheln halt).
- Beruhigen
- wenn gewünscht und möglich den Freund/ Mann zur psychischen Unterstützung hinzuziehen (Der hat nur am Kopf was zu suchen, sonst nirgends!)
- Permanentes Monitoring um ggf. eingreifen zu können (--> schock)

Ich würde darüber hinaus schonmal den Boiler füllen und das Wasser erwärmen, für den fall, dass der RD die Frau nicht mehr transportieren kann und die Geburt entspürechend vor Ort stattfinden muss.


Unser Leiter Notfallvorsorge beim MHD, der zu seiner Schulzeit unseren SSD gegründet hat, hatte dieses Vergnügen übrigens in der Stufe 12 auf einer Klassenfahrt.

08.07.2009, 12:41
Auf einer Klassenfahrt ist sowas auch mal was Neues. :D
Also entscheident sind zunächst einmal die Abstände, mit denen die Wehen auftreten. Die sollten bei besagtem Notruf nach Möglichkeit mit angegeben werden.
Im Zweifel ist der Ersthelfer sowieso mehr überfordert als die werdende Mutter, denn die hat im Zweifel Geburts- oder Mutterkurse besucht und ist sowieso mehr in der "Materie" drin.
Wie Jan-Simon schon sagte sollte man sterile Unterlagen als auch Handtücher bereitlegen und versuchen alle Beteiligte so gut es geht zu beruhigen. Am besten ist es, wenn man sich auch den Mutterpass organisiert, damit der NA gleich was zum nachschlagen hat und die Situation besser beurteilen kann.
Zuletzt geändert von Akkon am 08.07.2009, 13:25, insgesamt 1-mal geändert.
Rettungshelfer
SEG | First Responder | San-Dienste

08.07.2009, 13:21
Apropos: Ich habe hier noch ein Handbuch für den SanDienst liegen, der diesen Bereich mit folgendem (aus dem Kopf wiedergegebenen) Satz beginnt: "Suchen sie sich eine erfahrene Frau als Hilfe!"



Auf einer Klassenfahrt ist sowas auch mal was Neues.


Stimmt - werden die da nicht normalerweise erst produziert?
Zuletzt geändert von madhef am 08.07.2009, 13:22, insgesamt 1-mal geändert.
Marc, 36 Jahre
Leiter SSD, EH-Ausb.
Ausbildungsstand: Genug um eine recht lange Liste zu produzieren.

08.07.2009, 14:41
Geburten dauern in der Regel etwas länger... bei Erstgebärenden sagt man, dass alleine die Eröffnungsphase 5-10 Stunden dauert. Solange die Frau also die ersten Stunden Wehen nicht komplett ignoriert, reicht es locker aus, wenn man die Frau in die Klinik bringen lässt. Das kann auch ruhig durch den werdenden Vater o.ä. passieren.

Erst wenn die Wehen im Abstand von weniger als 3 Minuten kommen, wirds "gefährlich".

Laut der Hebamme, die bei uns eine Fortbildung zu dem Thema gehalten hat (also Geburten im RD) sollen wir dir Frauen einfach nur zum Hecheln anhalten, damit das Kind weiterhin gut mit Sauerstoff versorgt wird. Und hoffe, dass möglichst bald Leute eintreffen, die sich auskennen ;-)

Sollte auch dafür alles zu spät sein, ist unsere Aufgabe einfach die, das Kind "aufzufangen", der Rest funktioniert schon von selbst. Bei hoffentlich erhaltener Atmung, das Kind einpacken und der Mutter auf den Bauch legen.

Ob eine Frit'sche Lagerung hier unbedingt sein muss, weiß ich nicht. Durch diese "Verengung" des Geburtskanals wird imho der Geburtsvorgang nicht wesentlich verzögert.

Und eines sollte uns immer bewusst sein: Wenn wir im (Schüler)SanDienst oder auch im RD mal zu ner Geburt kommen, ist definitiv etwas nicht so gelaufen, wie die werdenden Eltern sich das vorgestellt haben, also ist immer mit Stress zu rechnen!
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

08.07.2009, 14:41
Also erstmal erwähnt ist eine Schwangerschaft sowie eine unmittelbar bevorstehende Geburt ein natürlicher Vorgang. Vielerorts wird hier ein übertriebenes Tamtam veranstaltet und so mancher verfällt hier in totale Panik.
Als " normaler Ersthelfer " kann man sowieso nicht allzuviel " machen " . Wie hier auch schon richtig erwähnt, sollte man vor allen Dingen versuchen alle Beteiligten zu beruhigen, was sich nicht immer als leicht gestaltet. Die Frage nach den Wehenabständen ist auch wichtig, danach wird man sowieso bei der Notrufabgabe gefragt. Ganz wichtig ist auch, ob schon Fruchtwasserabgang stattgefunden hat, dies ist ebenfalls der Leitstelle mitzuteilen und wenn tatsächlich Fruchtwasserverlust wäre dann darf die Gebärende auf keinen Fall mehr durch die Wohnung laufen. Am besten ganz gemütlich irgendwo nach Befinden der Schwangeren hinlegen. Man kann dann noch nach zu erwartenden Komplikationen ( Steißgeburt, drohende Frühgeburt usw. ) fragen. Die meisten Frauen sind während ihrer Schwangerschaft regelmäßig unter ärztlicher Betreuung und im Mutterpass stehen solche Dinge wie eben von mir erwähnt auch drin.
Zeitgerechter Notruf ist auch wichtig, und hier ist es nicht unbedingt so, daß immer ein NA zur Einsatzstelle kommt. Handelt sich sich bei allen Erkenntnissen um eine normal ablaufende Geburt, so kann diese ohne große Probleme auch vom RD - Personal ( RTW ) abgearbeitet werden ( habe ich in meiner Zeit desöfteren auch erleben dürfen ). Das RD - Personal wird dann entscheiden, ob man noch Zeit hat in die Zielklinik zu fahren oder man die Geburt zuhause abwarten muß.
Vel mehr ist auch nicht zu tun, es wurde auch noch einiges erwähnt was ich nicht nochmal wiederholen möchte.
Dann wünsche ich noch viel Glück und Erfolg sollte euch mal so ein Fall treffen ... :))

Gruß Jürgen

08.07.2009, 17:39
Original von Onkel Juergen
so kann diese ohne große Probleme auch vom RD - Personal ( RTW ) abgearbeitet werden

Entweder so, oder es stehen RTW, NAW, Baby-NAW vor und neun Mann in der Tür. ;)
Rettungshelfer
SEG | First Responder | San-Dienste

08.07.2009, 18:04
Ich würde darüber hinaus schonmal den Boiler füllen und das Wasser erwärmen, für den fall, dass der RD die Frau nicht mehr transportieren kann und die Geburt entspürechend vor Ort stattfinden muss.
.


Das ist geil !!! :) :) :)

Das mit dem abgekochten Wasser ist ein netter Mythos, der immer wieder vermittelt wird. Der Ursprung lag übrigens in einem Hollywoodfilm, in dem John Wayne bei einer Geburt irgendjemanden aus dem Zimmer geschickt hat, um Wasser abzukochen. Niemand in der Medizin weiß, was man dann mit dem Wasser anstellen soll, aber die Anweisung hielt sich genauso über die Jahre wie "Harry, hol schon mal den Wagen".

Ansonsten ist eine Geburt ein völlig normaler Vorgang. Die Funktion des Geburtshelfers war über Jahrtausende vollkommen unbekannt und dennoch ist die Menschheit nicht ausgestorben. Eine Frage habe ich übrigens hier noch vermisst, nämlich die, ob die Geburt nun zeitgerecht abläuft. Wenn das Kind zeitgerecht kommt, habe ich eventuell die Option auf eine Geburt vor Ort. Treten die Wehen dramatisch zu früh ein, sollte man davon die Finger lassen, egal ob RS, RA oder NA. Ein 400g Kind hat mittlerweile gute Überlebenschancen, aber nicht in einer Wohnung.

Die Wehen kann man übrigens mit Fenoterol, also Berotec-Spray oder Partusisten i.v. unterdrücken.
Zuletzt geändert von Don Spekulatius am 08.07.2009, 18:12, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

08.07.2009, 23:10
Original von Don Spekulatius
Das mit dem abgekochten Wasser ist ein netter Mythos, der immer wieder vermittelt wird. Der Ursprung lag übrigens in einem Hollywoodfilm, in dem John Wayne bei einer Geburt irgendjemanden aus dem Zimmer geschickt hat, um Wasser abzukochen. Niemand in der Medizin weiß, was man dann mit dem Wasser anstellen soll, aber die Anweisung hielt sich genauso über die Jahre wie "Harry, hol schon mal den Wagen".


Naja - immerhin sorgt abgekochtes Wasser für keinen erheblichen Schaden (siehe Mehl in Brandwunden oder andere Mythen...) und man hat schonmal mindestens ein nervös rumstehendes Wesen beschäftigt - Wenn mehr als ein hyperventilierender, werdender Vater rumstehen, soll der andere halt Eiswürfen organisieren, so lange jeder beschäftigt ist und keinen Schaden anrichtet, solls wurscht sein, ob das herangeschleppte Zeugs einen Nutzen hat :D

Lg Caro (deren Neffe am Samstag zum Glück in einer Klinik geboren wurde ;) )
Caro, 28, Lehrerin.

09.07.2009, 18:42
Zitat: Ich würde darüber hinaus schonmal den Boiler füllen und das Wasser erwärmen, für den fall, dass der RD die Frau nicht mehr transportieren kann und die Geburt entspürechend vor Ort stattfinden muss.


[...]

Das mit dem abgekochten Wasser ist ein netter Mythos, der immer wieder vermittelt wird. Der Ursprung lag übrigens in einem Hollywoodfilm, in dem John Wayne bei einer Geburt irgendjemanden aus dem Zimmer geschickt hat, um Wasser abzukochen. Niemand in der Medizin weiß, was man dann mit dem Wasser anstellen soll, aber die Anweisung hielt sich genauso über die Jahre wie "Harry, hol schon mal den Wagen".


Es ging mir gar nicht um das Abkochen. Aber im SSD hat man leider selten die Möglichkeit, die Tücher mit dem Heißlufttrockner/ Föhn zu erwärmen. Aus diesem Grund würde ich heißes Wasser in einen Plastikbeutel füllen und das tuch drumherum wickeln, damit es warm wird, oder die Tücher in den inneren Beutel eines Amputatbeutels und drumherum das heiße Wasser tun.

Und übrigens: Das ist einer der Jahn Wayne Filme, die ich nie wirklich gesehen habe. :D :P
Zuletzt geändert von Jan-Simon am 09.07.2009, 18:42, insgesamt 1-mal geändert.

09.07.2009, 22:38
Es ging mir gar nicht um das Abkochen. Aber im SSD hat man leider selten die Möglichkeit, die Tücher mit dem Heißlufttrockner/ Föhn zu erwärmen. Aus diesem Grund würde ich heißes Wasser in einen Plastikbeutel füllen und das tuch drumherum wickeln, damit es warm wird, oder die Tücher in den inneren Beutel eines Amputatbeutels und drumherum das heiße Wasser tun.


Und was willst Du mit den warmen Tüchern machen? Wahrscheinlich wirst Du jetzt antworten, dass Du damit das Baby wärmen willst. Es reicht, das Neugeborene in eine Decke packen. Irgendeine unkontrollierte Konstruktion mit warmem Wasser finde ich nicht nur unnötig, sondern gefährlich. Das Kleine wird nicht sagen können, wenn es ihm zu warm ist und es sich eine Verbrennung zuzieht. Am besten, Du vergisst diese Idee ganz schnell.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

09.07.2009, 23:15
Jo, oder einfach die Körperwärme der Mutter ausnutzen und ihr das kleine auf den Bauch legen. Da hat man dann nämlich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Wärmeerhalt und Beruhigung!
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

10.07.2009, 07:58
Ja, aber dazu muss die Geburt erstmal geschehen sein.
Und so wird eigentlich auch nur der bauch des Kindes gewärmt. Und beim Abtrocknen zuvor wird das Kind schon kalt.

Notfalls kann man das Kind übrigens auch, ohne es zuvor abzutrocknen, in Frischhaltefolie wickeln. Erhält die Körperwärme hervorragend, dabei sei darauf hingewiesen: Den Kopf wickelt man NICHT mit ein!

10.07.2009, 08:12
@jan-simon: Du machst mir Angst....
Caro, 28, Lehrerin.

10.07.2009, 08:27
Also die Idee mit der Frischhaltefolie hört sich für mich nicht gerade logisch an, das wird wieder irgentein Gerücht sein. Mit Alufolie könnte ich mir das noch vorstellen, da diese die Wärme ja reflektiert. Dann kann man aber direkt eine Rettungsdecke nehmen.
Ich bin als Rettungsschwimmer geboren, mit Wasser gestillt und aufgezogen! Hurra!:P

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