Fußball zerstört Träume... (SAN + erf. EH)

Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.

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02.07.2011, 10:56
Vom Grundprinzip her ist das sicher richtig. Neurologische Symptome können durch Schwellungen oder Frakturen entstehen.
Aber wenn die Symptome schon da sind, bringt es dem Patienten eben nichts, wenn du ihm dann noch zusätzliche Schmerzen, 'ne Unterkühlung und ggf. sogar noch eine durch die Unterkühlung bedingte Bewusstseinsstörung dazu baust...
Außerdem freut sich der Neurologe auch immer über bewusstseinsklare Patienten, die er dann auch direkt untersuchen kann und er nicht erst warten muss, bis die Probleme Unterkühlung und Bewusstseinsstörung behoben sind...

02.07.2011, 11:03
Danke für dein Feedback...
Würde mich über weitere Rückmeldungen freuen :D
Mein Verein: DLRG
Meine Ausbildung: Sanitäter und Wasserretter

02.07.2011, 12:27
Was ich jetzt noch vergessen hatte: Du hättest die Atemnot beim Notruf mit erwähnen sollen, das wäre dann noch eine weitere Indikation dazu gewesen, nicht nur einen RTW ohne SoSi zu schicken. Wobei eben auch bei uns in Realität die Atemnot und die Schmerzen bei Notruf genannt wurden und trotzdem nur ein RTW "ma gugge" kam. Tja, Pech gehabt.

@ Buschi: Hier waren Zittern und Blässe ein Zeichen der Unterkühlung, nicht eines durch Verletzungen ausgelösten Schocks. Bei uns traten die Symptome erst bei Ankunft des NEF auf, jedoch hab ich sie hier wegen des Kühlens früher beginnen lassen.
meine ich ... RA-Azubi ... Ex-SSDler am WEG Büdingen; Feuerwehrler bei der örtlichen FF; Mitglied beim MHD und dort bei SanDiensten, Fahrzeugpflege, im KatS und als Gruppenleiter bei der Jugend dabei; 18 Jahre

02.07.2011, 14:32
Ihr seid zu schnell für meinen armen Router :D
Ich sag dann mal hier nichts weiter zu, dass meiste ist ja bereits erwähnt worden und ich find auf die schnelle auch nichts mehr.
"Die Wellen einer Pfütze erzeugen keine Brandung."

02.07.2011, 17:41
Original von sebbe1995
@ Buschi: Hier waren Zittern und Blässe ein Zeichen der Unterkühlung, nicht eines durch Verletzungen ausgelösten Schocks. Bei uns traten die Symptome erst bei Ankunft des NEF auf, jedoch hab ich sie hier wegen des Kühlens früher beginnen lassen.


Ok, das lässt sich so am Bildschirm schlecht unterscheiden... Durch Zudecken des Patienten mit der Rettungsdecke lässt sich dieser übrigens wunderbar gegen Regen und Auskühlen schützen. Wenn man dann natürlich Kühlpacks unter die Decke packt, ist der Wärmeerhalt schnell dahin...

02.07.2011, 18:30
Ja, das war eher kontraproduktiv mit den Kühlpacks... Wobei unser Patient (ich kann ja schön vergleichen :-) ) auch später diese Symptome entwickelt hat, da er wie hier auf dem nassen Gras lag und er erst nach Ankunft des NEF umgelagert wurde. Hier der Patient wäre bis dato auch ohne den Dormicim/Ketanest-Mix eingetrübt gewesen.
meine ich ... RA-Azubi ... Ex-SSDler am WEG Büdingen; Feuerwehrler bei der örtlichen FF; Mitglied beim MHD und dort bei SanDiensten, Fahrzeugpflege, im KatS und als Gruppenleiter bei der Jugend dabei; 18 Jahre

06.07.2011, 17:30
hat mich noch SEHR besorgt, wenn jemand derartige Flugkicks durchziehen kann, dann kann er damit ohne Probleme Knochen und innere Organe pulverisieren. Und das durch Deckung und Brustkorb. Wenn jemand von hinten getroffen wurde sind noch weit größere Schäden zu erwarten. Ohne Panik machen zu wollen werden diese Arten von Angriffen z.B. nicht von meinem Trainer gelehrt, weil sie primär tödlich sind.

....Dazu will ich irgendwie einen dummen Kommentar abgeben, aber es will mir nichts einfallen.....

Vielleicht solltest Du Randy Couture oder Brooke Lesnar mal von Deinem geheimen, doppelfüßigen Flugkick erzählen, damit sie demnächst alle Kämpfe damit gewinnen. Ach nein - sie würden ja alle Gegner umbringen.

Mal im Ernst: Jenseits von Hollywood und choreographierten Wrestling Matches würde NIEMAND einen doppelfüßigen Flugkick anbringen. Ganz abgesehen davon, dass dies doch eher machbar sein dürfte, wenn der Gegner schon am Boden liegt - oder ;)

Ansonsten ein interessantes Fallbeispiel. Ich hätte den Patienten ohne Material auch in dieser Position belassen. Allerdings: Wenn er ohnehin schon eine Querschnittslähmung hat (Ausfall von Sensibilität und Motorik), dann muss ich mich auch nicht mehr stundenlang mit Schonung aufhalten. Nett erscheint dabei auch die Bemerkung, dass der Patient auf eine Verschlechterung der neurologischen Symptome hin beobachtet wird. Das macht schon Sinn, aber NUR, indem man die Ausbreitung der Ausfälle nach oben beobachtet. Wenn ihr schreibt, dass in den Beinen Motorik und Sensibilität ausgefallen sind - wie will man eine Verschlechterung beobachten, ohne z.B. genaue Grenzen zu definieren?

Weiterhin ist die Kühlung zur Behandlung einer spinalen Schwellung eine nette Idee. Wenn man sich mal ein Anatomiebuch ansieht, dann wird man feststellen, dass wir von etwa 5-6cm Strecke bis zum Rückenmark ausgehen - durch Muskeln, Ligamente, an Knochen vorbei etc... etc... Du meinst im Ernst, dass die lokale Anwendung von meinetwegen einem Eispack die Temperatur in dieser Tiefe senken wird?
Der Neurochirurg wird seinen Operationszeitpunkt sicher nicht von einer Schwellung abhängig machen.

Auf der anderen Seite kann ja jeder mal selbst ausprobieren, wie schnell er auskühlt, wenn er bei 15°C im Regen liegt. Meine Prognose ist: Kaum.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

06.07.2011, 17:45
Sehr interessant, danke Don!
Wie hättest du die angesprochenen Punkte denn behandelt?
Mein Verein: DLRG
Meine Ausbildung: Sanitäter und Wasserretter

06.07.2011, 17:49
Mit dem dummen Kommentar hat ich aber fest gerechnet, als ich gesehen hab, dass du kommentierst :D

Zum einen hat sich für mich aus der Beschreibung nicht ergeben, dass der Patient bereits nach dem Schubser gefallen ist, da hab ich wohl was überlesen.
Zum anderen ist jemand, der hobbymäßig entsprechenden Kampfsport macht durchaus in der Lage derart zu treten. Wenn dann die Wut dazukommt und der Angreifer nicht mehr klar denkt halte ich dies schon für möglich. Es wäre ja auch möglich, dass mit beiden Beinen während des Sprungs nacheinander (vllt. mehrfach) getreten wird. In dem Fall ginge das ganz stark in richtung einiger Kampfsportarten, für die man in Deutschland auch Schulen findet.
"Die Wellen einer Pfütze erzeugen keine Brandung."

06.07.2011, 20:07
Original von Zeuschen
Sehr interessant, danke Don!
Wie hättest du die angesprochenen Punkte denn behandelt?


Wie ich den Patienten behandelt hätte? Zunächst einmal hätte ich ihn genau neurologisch untersucht und die Höhe des Ausfalls dokumentiert. Nach Analgosedierung (in diesem Fall wirklich mit Ketamin/Dormicum) hätte ich die Schaufeltrage auf seinen Rücken gelegt und ihn dann mit möglichst vielen Menschen achsengerecht auf den Rücken gedreht. Die Kopflagerung ist die Wahl zwischen Pest und Cholera. In Seitenlage kann man den Kopf nicht fixieren. Da aber bei dem genannten Verletzungsmechanismus eine Verletzung der HWS sehr unwahrscheinlich ist, hätte ich den Kopf in die Neutralposition gedreht und dann durch einen Stifneck immobilisiert. Danach wird der Patient zunächst in einen RTW verbracht um Zeit und Infrastruktur zu haben. Legen eines zweiten großlumigen Zugangs. Da letztlich eine Verletzung von Leber und Milz nicht ausgeschlossen ist, hätte ich dann eine Sonographie des Abdomens gemacht (FAST) um freie intraabdominelle Flüssigkeit zu finden. Nun dürfte er wieder so weit ansprechbar sein, dass ich einen genaueren Bodycheck machen könnte. Die Zielklinik ist letztlich davon abhängig, ob nun ein Verdacht auf eine intraabdominelle Verletzung vorliegt, oder nicht. Wenn, dann wäre dies die wichtigere Verletzung.

Aber im 10min Radius um CH2 herum dürfte die Klinikdichte ja groß genug sein. :D

Es wäre ja auch möglich, dass mit beiden Beinen während des Sprungs nacheinander (vllt. mehrfach) getreten wird. In dem Fall ginge das ganz stark in richtung einiger Kampfsportarten, für die man in Deutschland auch Schulen findet.

Klar. Es gibt alle möglichen Sachen. Aber das ist dann doch wieder der Unterschied zwischen einer "Kampfkunst" und "Töten für Fortgeschrittene". Ich behaupte, dass Du mit einer solchen Technik in einem echten Kampf außer Gelächter nicht viel erreichen wirst.
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06.07.2011, 23:36
Klar. Es gibt alle möglichen Sachen. Aber das ist dann doch wieder der Unterschied zwischen einer "Kampfkunst" und "Töten für Fortgeschrittene". Ich behaupte, dass Du mit einer solchen Technik in einem echten Kampf außer Gelächter nicht viel erreichen wirst.

Im fairen Kampf würde ich dir sofort recht geben, wenn jemand jemanden von hinten angreift sieht die Sache aber schon anders aus. Und wenn der Angreifer dann auch noch zu der Personengruppe kommt, die jemanden in den Rücken springt, egal wie, dann würd ich ihm das auch zutrauen.
Außerdem gibt es einige wenige Kapfsportarten, die zumindest mit Sprungkicks verdammt viel machen können. Ist natürlich nicht die Regel.
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09.07.2011, 18:10
Original von Don Spekulatius
Zunächst einmal hätte ich ihn genau neurologisch untersucht und die Höhe des Ausfalls dokumentiert. Nach Analgosedierung (in diesem Fall wirklich mit Ketamin/Dormicum) hätte ich die Schaufeltrage auf seinen Rücken gelegt und ihn dann mit möglichst vielen Menschen achsengerecht auf den Rücken gedreht. Die Kopflagerung ist die Wahl zwischen Pest und Cholera. In Seitenlage kann man den Kopf nicht fixieren. Da aber bei dem genannten Verletzungsmechanismus eine Verletzung der HWS sehr unwahrscheinlich ist, hätte ich den Kopf in die Neutralposition gedreht und dann durch einen Stifneck immobilisiert. Danach wird der Patient zunächst in einen RTW verbracht um Zeit und Infrastruktur zu haben. Legen eines zweiten großlumigen Zugangs.


Das war so bis auf den nicht vorhandenen Zwischenhalt im RTW und eben SpineBoard statt Schaufeltrage genau das, was gemacht wurde.

Original von Don Spekulatius
Aber im 10min Radius um CH2 herum dürfte die Klinikdichte ja groß genug sein. :D


Ja, glaub auch :D Es ging dann ins BGU und ich habe erfahren, dass er zum Glück keine Folgeschäden davonträgt...
meine ich ... RA-Azubi ... Ex-SSDler am WEG Büdingen; Feuerwehrler bei der örtlichen FF; Mitglied beim MHD und dort bei SanDiensten, Fahrzeugpflege, im KatS und als Gruppenleiter bei der Jugend dabei; 18 Jahre

09.07.2011, 20:15
Original von sebbe1995
Es ging dann ins BGU und ich habe erfahren, dass er zum Glück keine Folgeschäden davonträgt...


So viel dann zum Ausfall von Motorik und Sensibilität... ;)
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

27.07.2011, 01:44
So hab ich das ganze über eine Kollegin von der Mutter des Patienten erfahren, ich hatte aber eh vor, nochmal nachzufragen..
Also an der Einsatzstelle hat unser Patient abwärts der Gürtellinie nichts weder Motorik noch Sensorik gehabt. Die NÄ hat ne ganze Desi-Sprühflasche auf dem Armen verteilt, obwohl ihm eh schon kalt war, eh hat abwärts der Gürtellinie nichts mehr gemerkt.

@ Don/Markus:
Jetzt mal zu meinem Verständnis: Woher kann das gekommen sein? Also der traumatische Verlust mit dem sehr schellen Wiedererlangen von Motorik/Sensorik?
meine ich ... RA-Azubi ... Ex-SSDler am WEG Büdingen; Feuerwehrler bei der örtlichen FF; Mitglied beim MHD und dort bei SanDiensten, Fahrzeugpflege, im KatS und als Gruppenleiter bei der Jugend dabei; 18 Jahre

27.07.2011, 11:41
Bin zwar nicht einer der beiden o.g. aber mögliche Ursachen wären evtl: eine Kompression der Nerven durch z.B. ein Ödem. Das geht manchmal recht zügig wieder weg, grade wenn entsprechend medikamentös therapiert wird. Auch ein traumatisches Einwirken auf die Nerven im Sinne eines Stoßes kann manchmal derartige Effekte haben.
Jedem bekannt ist die Stelle, an der der Nervus ulnaris um den äußeren Knochenfortsatz des Ellenbogens herum läuft (Musikantenknochen, 'Mäusle', ....) mit der entsprechenden Reaktion wenn man sich anstösst. Dort natürlich zumeist weniger stark ausgeprägt, so das es 'nur' zu Empfindungsstörungen im Sinne von Kribbeln und elektrischem Gefühl kommt.
Gerrit (RettAss)
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