Mein Kumpel hat Asthma! [SAN]

Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.

Foren-Übersicht Erste Hilfe, Rettung und Medizin Fallbeispiele

06.06.2011, 15:14
Ist denn eine Besserung mit dem Spray zu sehen?

06.06.2011, 15:36
Ja, eine Besserung ist zu sehen bzw. zu hören. Das Pfeifen verschwindet.
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06.06.2011, 21:00
Dann sage ich noch schnell der Lst bescheid, dass sich der Zustand gebessert hat, es soll aber bitte immer noch der RD antanzen.

07.06.2011, 15:32
"OK. Der RD ist bereits auf dem Weg."
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07.06.2011, 18:16
Dann würd ich sagen, der RD ist da und sucht das Seki
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07.06.2011, 19:08
Dann soll der Freund mal den RD entgegenkommen .

Übergabe:"Hallo, das ist Benni, 13 Jahre alt. Z.n. Asthmaanfall, Spray hat er doch noch gefunden, nach einanhme Besserung. Druck ist bei 140/85 mmHg. Wir habe 8L O² gegeben. Können wir noch was hefen?"

07.06.2011, 21:16
"ok, dann nehmen wir dich mal mit Benni. Dankeschön an euch (nickt euch zu)"
Der RD fährt dann mit Benni weg und unser FB ist beendet.

Danke an alle^^
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07.06.2011, 21:20
Ok, danke für das FB.

Dann kritisiere ich mich mal selbst, obwohl ich das nicht gerne tue. Aber mir sind da zwei Dinge bei mir aufgefallen:

1. Keine Ortsangabe beim Notruf, später noch im Smaltalk mit dem Dispo gesagt, aber naja.

2. Kein Einweiser.

07.06.2011, 21:31
Kritik von mir:

- Immer wieder sehe ich wie Notrufe ablaufen, die einfach der Realität weit entfernt sind. Auch nochmal das zurückrufen um zu sagen "der Zustand hat sich verbessert" ändert nix.

- Wer ein FB erstellt sollte Symptome darstellen die in sich Schlüssig sind. Das ist oft schwer wenn man die Klinik nur aus dem Buch kennt.

@Maxi: Nicht falsch, aber nicht nötig: "Unauffällig" (wie gestaltet sich das?) Beutel und Absauge beim Klaren, Ansprechbaren Patienten fertig machen. Dann lieber den Helfer für anderes nutzen.
Atem-erleichternde Sitzhaltung, Atemanweisungen, Lippenbremse usw.
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

07.06.2011, 21:47
Gut, im RL würde ich warscheinlich auch nur den Rucksack ausm Schrank holen und ihn öffnen.

07.06.2011, 21:53
Ich kann mich M1k3 nur anschließen, was das Erstellen von Fallbeispielen nach Lehrbuchinhalten angeht.
Wie Markus schon während des Fallbeispiels angemerkt hatte, passten hier Symptome und Verhalten des Patienten absolut nicht zueinander (zyanotisch sein aber ganze Sätze sprechen).
Als Astmatikerin will ich meine Anmerkungen während des Fallbeispiels noch kurz genauer ausführen und ergänzen:
Da wäre zum einen die Tatsache, dass sich der Patient nicht wirklich sicher war, ob und wenn ja was für ein Asthma er denn überhaupt hat. Mag auf Asthmatiker zutreffen, die noch sehr jung sind (Kindergarten und Grundschulalter) oder erst seit sehr kurzer Zeit Asthmaanfälle bekommen. Ansonsten lernt man als Patient aber recht bald darauf zu achten, wann solche Anfälle auftreten und sie vor allem zu erkennnen - da brauchts in der Regel niemand außenstehenden, der feststellen muss, dass die Ohrläppchen blau werden, um zu verstehen, dass man sich gerade in einem Anfall befindet.
Zum anderen will ich noch kurz auf die Sache mit dem Spray zu sprechen kommen. Die Idee, einfach mal das Spray zu verbergen, um zu schauen, wie der Helfer ohne so reagiert, ist zwar ganz nett, aber in der Regel kann man schon davon ausgehen, dass Asthmatiker, vor allem, wenn sie an so heftigen Anfällen, wie sie hier beschrieben werden, ihr Spray durchaus in der Nähe und nicht am Wohnzimmertisch liegen haben.
Ansonsten ist davon auszugehen, dass die Wirkung des Sprays bei einem solch starken Anfall keine Wunderheilung erzielt, sondern sich der Patient langsam regeneriert und ggf. sogar mehrfach inhalieren muss.

Fazit: Lieber Fälle beschreiben, die man in irgendeiner Form schon erlebt hat, als sich auf Daten aus irgendwelchen Sanbüchern zu verlassen oder scheinbar spannende Änderungen an der erlebten Situation vorzunehmen. Weniger ist auch hier gelegentlich schonmal mehr...
Caro, 28, Lehrerin.

08.06.2011, 16:47
Ansonsten ist davon auszugehen, dass die Wirkung des Sprays bei einem solch starken Anfall keine Wunderheilung erzielt, sondern sich der Patient langsam regeneriert und ggf. sogar mehrfach inhalieren muss.

Bei einem solchen Anfall ist ein Spray ziemlich ineffektiv - einfach weil ein Spray eine möglichst Tiefe Einatmung braucht, um an den Wirkort zu kommen - gerade das kommt bei einem schweren Anfall nicht zustande, weil die Lunge überbläht ist und die Ausatmung schwer fällt, so dass nur kleine Volumen eingeatmet werden können und so die Wirksamkeit stark eingeschränkt ist. Daneben kommt hinzu, dass die zwingend notwendige Koordination zwischen Atmung und Auslösen des Medikamentensprühstoßes durch Angst, Panik und Unruhe massiv erschwert ist.

Daher werden bei einem solch schweren Anfall die entsprechenden Medikamente (am gängigsten Salbutamol) mittels eines inhalators verabreicht (z.B. mittels Verneblermaske, die gleichzeitig Sauerstoff gibt und das Arzneimittel vernebelt), so kann kontinuierlich das medikament gegeben werden. Eine andere, aber eher selten genutzte Lösung ist ein Spacer - eine kunststoffkammer, die mit dem Spray gefüllt wird und anschließend durch diesen Spacer geatmet wird. Allerdings selten genutzt, da sehr groß.
Beim Spray sollte man auch sichersein, ob das das richtige für diese Situation ist, oftmals haben die Patienten mehrere Sprays (Cortisondauertherapie, langwirksamaer Bronchienerweiterer für regelmäßige Nutzung, schnellwirksamer Bronchenerweiterer für den Notfall...).
Als Laienhelfer hat man da keine andere Wahl als dem Patienten zu vertrauen und sich bei ihm rückzuversichern, qualifiziertes Personal sollte trotzdem eben über den Wirkstoff schauen.
Übel wird es, wenn gleichzeitig noch ein Nitro-Spray im Spiel ist, da habe ich auch schon mal Z.n. Verwechslung gesehen - in dem Fall ist es aber von Verwandten gegeben worden, die "auch ein Spray für den Anfall" mithatten ... ;-)

Desweiteren verstehe ich die Lagerung nicht - zu Beginn sitzt der Patient auf einem Stuhl - im Verlauf wird er mit erhöhtem Oberkörper gelagert ??? ist er vom Stuhl gefallen oder warum ???
I.d.R. braucht man solche Patienten nicht großartig zu lagern, die wissen selbst am besten, welche Position für sie am günstigsten ist (Einsatz Atemhilfsmuskulatur) - daran würde ich auch nichts ändern, solange der Patient keine Bewusstseinsstörung hat. Dass ein Asthmatiker im akuten Anfall ne Decke will habe ich auch noch nicht erlebt - aber es soll ja in der Medizin alles geben.

Auf die lippenbremse hätte man noch eingehen können - meistens wendet der Patient diese aber auch schon von selbst an.

Zum Notruf: Naja, der Korrekturanruf "jetzt ist es besser geworden" kann man sich schenken - welche Konsequenz soll dieser haben?

Im übrigen ist meistens Grund für die Rettungsdienstalarmierung, dass das Spray nicht mehr hilft, nicht, dass es vergessen wurde.

08.06.2011, 18:49
Ach - gerade vergessen:

Die Zyanose liegt lt. Beschreibung nur an den Ohrläppchen vor .... das ist absolut untypisch - bei der zentralen Zyanose, die bei einer Oxygenierungsstörung des Blutes vorliegt, erkennt man die Blaufärbung am ehesten an Lippen und Mundschleimhäuten.

Eine Zyanose der "außen gelegenen" Körperteile, wie z.B. Ohrläppchen erwarte ich am ehesten bei der peripheren Zyanose - hier liegt ein so langsamer Blutfluss (z.B. durch Herzpumpschwäche vor), dass das Blut sehr weit ausgeschöpft - also entsättigt - wird. Ist von daher bei einem Asthmaanfall eher untypisch...

08.06.2011, 19:51
Original von Markus

Bei einem solchen Anfall ist ein Spray ziemlich ineffektiv - einfach weil ein Spray eine möglichst Tiefe Einatmung braucht, um an den Wirkort zu kommen - gerade das kommt bei einem schweren Anfall nicht zustande, weil die Lunge überbläht ist und die Ausatmung schwer fällt, so dass nur kleine Volumen eingeatmet werden können und so die Wirksamkeit stark eingeschränkt ist. Daneben kommt hinzu, dass die zwingend notwendige Koordination zwischen Atmung und Auslösen des Medikamentensprühstoßes durch Angst, Panik und Unruhe massiv erschwert ist.


Zu der Koordination von Sprühstoß und Einatmen kommt noch erschwerend hinzu, dass für eine optimale Wirkung nach der Einatmung die Luft kurz angehalten werden sollte - eine nicht ganz triviale Aufgabe, wenn man eh gerade am Ersticken ist... ;)
Caro, 28, Lehrerin.

08.06.2011, 19:56
Wobei das mit den heutigen Turbohalern schon viel leichter sein sollte.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

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