Original von Titanus
Ansonsten fand ich eigentlich alles Top. RD wäre nur dann nötig, wenn sich sein Zustand verschlechtert hätte, was nicht passiert ist... also war es ok nur die Eltern zu rufen.
Allergien habt ihr gefragt, Oberkörper-Hochlagerung habt ihr gemacht, Kühlung auch:
bEI Verschlechterung des Zustandes hätte ich ihm O2 gegeben und wie oben gesagt: RD
Ich hätte außerdem vllt noch nach anderen/weiterne Stichen gesucht um sie evtl. zB. zu vergleichen, oder so...
Aber sonst: Gute Arbeit!
Eigentlich ist ja schon alles gesagt, aber weil wir trotz des schönen Wetters noch keinen Einsatz hatten, will ich auch nochmal meinen Senf dazu geben.
Manchmal frage ich mich mal generell, welche Motivation denn hier zur Erstellung und/oder Abarbeitung von Fallbeispielen besteht. Auf dem Level eines EH gibt es ja nun eigentlich ganz wenige tatsächlich relevante Lerninhalte. Einer davon ist dann, meiner Meinung nach, zu erkennen, welcher Patient denn nun wirklich ärztliche Hilfe benötigt, und welcher nicht. Gerade unter diesem Gesichtspunkt ist dieses Fallbeispiel gnadenlos in die Hose gegangen und von "Top" und sonstigen Eigenbeweihräucherungen kann letztlich keine Rede sein. Welche Konsequenz zieht Ihr denn aus der Frage, nach bestimmten Insektenpopulationen, wenn noch nicht einmal klar ist, dass ein Patient, der nach einem Insektenstich Atemnot bekommt, einen Arzt benötigt? Welche Konsequenz ziehe ich aus der Frage, wie denn nun die Einstichstelle aussieht? Am besten noch die, ob ich nun Fenchel- oder Kamillentee zur lokalen Behandlung benötige. Was bringt mir die Suche nach weiteren Stichen? Ich weiß schon, dass der Patient allergisch reagiert und dass er nicht richtig atmen kann. Was ändert es also an meinen Handlungen, ob er nun einen oder eintausend Einstiche hat? Auch die Frage nach einer Allergie ist doch bedeutungslos. Wenn ich einen Patienten habe, der nach einem Insektenstich völlig unauffällig ist, dann bringt mich diese Frage vielleicht weiter, weil ich rudimentär abschätzen kann, ob noch etwas kommt, oder nicht. Aber euer Patient reagiert schon allergisch. Ob er es schon mal hatte oder ob er Pusteln nach Hühnercurry bekommt, ist für das weitere Procedere unbedeutend.
IMHO wären die richtigen Maßnahmen für einen EH gewesen:
- Notruf mit Hinweis auf Luftnot
- Kühlung
- Beruhigung (An dieser Stelle senkt es auch den Sauerstoffverbrauch, wenn der Patient eben nicht ständig irgendwelche unwichtigen Fragen beantworten muss, sondern sich eben auf die Atmung konzentrieren kann)
- Beobachtung
Ein weiteres Highlight ist doch immer die Bestimmung der Schmerzintensität "7 auf der VAS". Da frage ich mich doch mit einem Schmunzeln, ob ihr denn auch das entsprechende Schiebelineal dabei habt. Wenn nicht, dann solltet ihr entweder mal googeln, was denn VAS bedeutet oder den Begriff nicht mehr verwenden. Was ihr meint ist nämlich nicht die "Visuelle Analogskala", sondern die "Numerische Rating Skala", also NRS. Dies ist ja (beim differenzierten Patienten) ein gutes Tool zur Verlaufsbeobachtung. Aber erneut frage ich mich nach der Konsequenz. Bekommt ein Patient denn ab 6 einen RTW, bei 5 aber noch nicht? Kann er bei 4 zum Hausarzt, braucht aber bei 7 einen Notarzt?
Es ist kein Selbstzweck, dutzende Informationen und Parameter zu sammeln, sondern dies sollte einem Ziel dienen. Wenn Du eine für den Patienten wichtige Konsequenz daraus ziehen kannst, ob es sich bei dem Insekt um eine Dolichovespula media oder eine Dolichovespula omissa gehandelt hat, dann ist es vielleicht notwendig, nach speziellen Insektenpopulationen in der Umgebung zu forschen. Für die meisten von dürfe aber die Information, dass der Patient nicht richtig Luft bekommt, ausreichen.
Übrigens habt Ihr IMHO eins nicht gefragt, was vielleicht noch minimal Sinn gehabt hätte: Patienten mit einer bekannten Insektengiftallergie sollen eigentlich ein Notfallset mit Epipen, sowie Antihistamin- und Kortisonlösung bei sich haben, und in der Benutzung unterwiesen sein. Diese Frage hätte lebensrettend sein können.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.