Weihnachtszeit ist Naschzeit...[EH]

Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.

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29.12.2010, 22:03
klar, wir können den privat fahren. Aber erst geh ich nochmal runter auf die anderen warten.
"Wir essen jetzt Opa!"
Satzzeichen retten Leben!

29.12.2010, 22:06
Wunderbar, damit ist das FB dann beendet, Kritik gibts aber wohl erst morgen.
Ich lasse jetzt den Abend noch bei etwas Schoki ausklingen...oder vielleicht doch besser nich? ;)
Ich bin als Rettungsschwimmer geboren, mit Wasser gestillt und aufgezogen! Hurra!:P

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30.12.2010, 12:47
So, da ich jetzt einigermaßen ausgeschlafen bin, kommt jetzt auch die versprochene Kritik.
Ich gehe mal chronologisch vor.

Gut gefallen hat mir, dass Lafidi zu beginn direkt die Aufgaben klar verteilt hat und sich selbst dann direkt auf den momentan scheinbar am größten gefährdeten Patienten gestürzt hat.
Was mir dann jedoch gefehlt hat, was aber bei FB´s immer wieder passiert: Keiner von euch hat eindeutig geschrieben, dass er oder sie Handschuhe anzieht. Zumindest bei Patient 1 und 2 wäre das aber ganz klar das erste, was man machen sollte.
Die Maßnahmen bei Nasenbluten werden scheinbar gut beherrscht, jedoch würde ich von einem Messer im Nacken eher abraten. Klar ist das in der Regel kühl, aber schön ist es nun wirklich nicht, da gibt es bessere Alternativen wie das genannte kalte Wasser.
Im weiteren Verlauf von Patient 2 hätte man später eventuell noch die Nase kühlen können. Eis hättet ihr dank einer gewissen Cocktail-Affinität auch im Kühlschrank gefunden, oder halt vor der Tür, es war ja schließlich Weihnachtszeit...

Zurück in den FB-Verlauf. Patient 1 wurde nun in die Schocklage verfrachtet. Diese ist jedoch bei einigen Verletzungsmustern eher kontrainidiziert (5B: Birne, Brust, Becken, Bauch, Beine). Die vorliegende Verletzung geht hier wohl ganz klar in den Bereich von "Birne".
Eine Versorgung der Wunde fand jedoch schnell (wenn auch ohne Handschuhe!) statt.

Bei Patientin 3 wurde zunächst garnicht auf die "komische Atmung" eingegangen, die Situation hätte hier schon früh entschärft werden können, indem man einfach mal nach Vorerkrankungen oder Medikamenten gefragt hätte. Die Gute hatte nämlich leider in der Aufregung vergessen, dass sie ganz selten mal Asthmaanfälle bekommt...
Stattdessen wurde einfach ohne weitere Befragung davon ausgegangen, dass sie einfach nur einen Schock hat und sie wurde in die Schocklage verfrachtet. Dass es für Patienten mit Atemnot jedoch bessere Lagerungen gibt, wisst ihr ja, und das ist euch auch später zum Glück noch eingefallen.

Der Notruf kam, finde ich, ein bisschen spät, die nötigsten Informationen hätte man schon eher zusammentragen können. Auch fand ich es ungünstig, dass ausgerechnet der Helfer, dessen Patient es scheinbar am schlechtesten geht, den Notruf absetzt. Hier hätte ich entweder den verbliebenen Praktikanten oder den Helfer beim Nasenbluten vorgeschlagen, da diese wohl am wenigsten beschäftigt waren. Die Notrufmeldung selbst hat mir dann wieder sehr gut gefallen, sie hatte alle wichtigen Informationen kurz zusammengefasst.

Als dann der Rettungsdienst eingetroffen war, gab es leider eine kurze Verzögerung, da kein Einweiser rausgestellt wurde. Hierfür hätte man Prakti Nummer 2 nutzen können.

Ein kleiner "Schönheitsfehler" war noch, dass der Wärmeerhalt nicht angeboten wurde. Zwar hätten die Patienten diesen wohl abgelehnt, da man sich ja in einer warmen Wohnung befindet, aber besser einmal zu viel als einmal zu wenig fragen. Dem Patienten ist in der Regel schneller kalt als euch...

Ansonsten hoffe ich, dass euch das FB Spaß gemacht hat...

Natürlich war der Hergang nicht ganz ernst gemeint und auch die Reaktion gerade von Patientin 3 vielleicht etwas überzogen. Ich denke aber, das hat dem Spaß an der Sache nicht geschaden...
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30.12.2010, 21:40
Noch eine Ergänzung, die Schocklage war bei Patient 1 nicht nur wegen des SHT's (war er denn mal komplett bewusstlos? Die Praktikanten hätten es vielleicht gewusst), sondern auch wegen der Bewusstseinslage (GCS wurde nicht erfragt, geschätzt vermutlich bei 9 [2-3-4]) kontraindiziert und hat schließlich auch dazu geführt, dass er Erbrochenes aspiriert.
Leider habt ihr auch beim Notruf vergessen die Bewusstseinseintrübung zu erwähnen.
Mitglied bei *dem* BRK und bei den Brandpatschen

30.12.2010, 22:37
Original von Max
Noch eine Ergänzung, die Schocklage war bei Patient 1 nicht nur wegen des SHT's (war er denn mal komplett bewusstlos? Die Praktikanten hätten es vielleicht gewusst), sondern auch wegen der Bewusstseinslage (GCS wurde nicht erfragt, geschätzt vermutlich bei 9 [2-3-4]) kontraindiziert und hat schließlich auch dazu geführt, dass er Erbrochenes aspiriert.

/sign
Original von Max
Leider habt ihr auch beim Notruf vergessen die Bewusstseinseintrübung zu erwähnen.

Naja, das könnte man notfalls noch in das Wort "Schock" mit rein deuten...
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30.12.2010, 22:54
Original von LevSani
(...) 5B: Birne, Brust, Becken, Bauch, Beine (...)


Beim Überfliegen ist mir gerade aufgefallen, dass es ja eigentlich 6 Bs sind:

Birne, Brust, Buckel, Becken, Bauch, Beine
19 Jahre. Abiturient. Helfer-vor-Ort. Rettungssanitäter. Nebenamtlich im Rettungsdienst. Humanmedizinstudent im 2. Semester, EKT. Ausbilder EH, LSM, EH am Kind.

31.12.2010, 00:38
Wer will kann auch 7 B's draus machen:
Birne, Brust, Buckel, Bauch, Becken, Beine + "Bumpe" (Herz)
Mitglied bei *dem* BRK und bei den Brandpatschen

31.12.2010, 01:58
Vill. sogar 8? "Bewusstlosigkeit?"

31.12.2010, 03:48
Die "Bumpe" ist meistens in der Brust zu finden....
Denkt bei eurer Kritik dran dass das FB auf EH Niveau zu erfüllen war.
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

31.12.2010, 14:08
Genau. Und somit ist die GCS ganz klar raus, da man sowas nichtmal im Sanitätskurs lernt.

Die Kontraindikationen der Schocklage bleibt jedoch, ebenso wie die Handschuhe, die leider etwas übergangen wurden.

Wobei ich immernoch der Meinung bin, dass das hier bei vielen einfach sehr selbstverständlich geworden ist mit den Handschuhen, sodass es viele einfach garnicht erwähnen. Unter diesem Umstand ist das doch schon garnicht mehr so schlimm...
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31.12.2010, 16:08
Original von LevSani
Wobei ich immernoch der Meinung bin, dass das hier bei vielen einfach sehr selbstverständlich geworden ist mit den Handschuhen, sodass es viele einfach garnicht erwähnen. Unter diesem Umstand ist das doch schon garnicht mehr so schlimm...

Da muss ich dir leider widersprechen. Ich habe bis jetzt noch nie bei jemanden mit Nasenbluten Handschuhe angezogen, muss ich auch sagen, habe ich mir auch dabei noch nie Gedanken dazu gemacht.

Mit dem Messer wollte ich eben wegen dem Kühlen vorgehen, besser als nichts dachte ich mir, wusste ja nicht, was so da war und zunächst ja auch nicht, wo wir waren.
Nase kühlen, ja das wäre noch was gewesen.

Und der Einweiser wäre glaub ich in echt wirklich direkt rausgeschickt worden.

Original von LevSani
Des Weiteren fragt euch der RA, ob ihr nicht den Nasenmann privat ins Krankenhaus karren könnt.

Als ich das las, war ich mehr als perplex. Sowas hab ich noch nie erlebt, eher im Gegenteil, dass die nochmal einen mehr mitnehmen, als nur den Patienten für jenen sie gerufen wurden.

Bei dem etwas früheren Notruf muss ich dir zustimmen.

Insgesamt hat mir das FB gut gefallen und war gut von dir geführt.
Mit freundlichen Grüßen
Kevin Drieschner (FW, SSD)

31.12.2010, 16:16
LOL
Keine Handschuhe beim Nasenbluten? Ist das keine Körperflüßigkeit? Wenn der so massiv blutet das er n RTW brauch, dann brauchst du auch Handschuhe...
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- Heino

31.12.2010, 16:33
Genau diese Reaktion hatte ich auch Mike: LOL!
Sobald nur eine Körperflüssigkeit in geringen Maßen vorhanden ist, gehören Handschuhe dazu! Sei das jetzt nur zum Pflasterkleben, wenn jemand gekotzt hat oder zum BZ-Messen. Hier war das ganz klar indiziert!
Zu der Sache mit dem Privattransport:
Der Nasenmann war ganz klar kein Notfallpatient, sondern musste nur wegen der Fehlstellung mal zum Arzt, somit bestand für ihn keine RTW-Indikation. Soweit ich informiert bin, darf man auch im RTW nicht mehrere Patienten transportieren, wenn man nicht gerade nen MANV hat. Korregiert mich, wenn ich hier falsch liege.
Von daher wundert es mich, dass du es angeblich schon öfters erlebt hast, dass die RTW-Besatzung mehrere Patienten auf einmal mitnimmt.
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31.12.2010, 17:05
Original von LevSani
Genau diese Reaktion hatte ich auch Mike: LOL!
Sobald nur eine Körperflüssigkeit in geringen Maßen vorhanden ist, gehören Handschuhe dazu! Sei das jetzt nur zum Pflasterkleben, wenn jemand gekotzt hat oder zum BZ-Messen. Hier war das ganz klar indiziert!


Und nicht nur da, wenn ich mir jedes Mal erst nach ner zeit überlege, ich brauche Handschuhe, verfehle ich den Sinn (Schutz) und verliere Zeit!

31.12.2010, 17:57
Da hab ich ja was ausgelöst :D.

Handschuhe/keine Handschuhe
Pflasterkleben klar, aber wie soll ich denn bitteschön bei nem Nasenbluten oder wenn sich jemand übergeben hat (und der sonst bei vollem Bewusstsein ist) damit in Berührung kommen?
Mag vielleicht auch daran liegen, dass ich einige der Sanis immer noch auf Handschuhe beim Pflasterkleben hinweisen muss, weil man als SSD ohne Hiorg leider nicht immer das so lernt. Irgend ein Ausbilder meinte mal zu mir, dass man auch ohne die Wunde zu berühren Pflaster kleben kann und das dafür Handschuhe nicht nötig sein. Wenn ich aber eine Gefahr sehe mit Flüssigkeiten in Kontakt zu kommen, ziehe ich welche an. Aber beim Nasenbluten, naja, ich weiß nicht.

Original von cityboy
Und nicht nur da, wenn ich mir jedes Mal erst nach ner zeit überlege, ich brauche Handschuhe, verfehle ich den Sinn (Schutz) und verliere Zeit!

Da gebe ich dir Recht, nur wenn man es so verinnerlicht hat, macht man sich darüber keine Gedanken, auch wenn es falsch sein mag, dass lasse ich jetzt mal dahin gestellt.

Mehrere Patienten im RTW
Also, dass ein RTW nur einen Patienten transportieren kann, wäre mir neu. Also hier kommt das schonmal vor, dass der zwei Patienten aufnimmt (ist aber nicht die Regel). Ein Beispiel vom SSD: Wir hatten angerufen, da die Patientien sich nicht aus ihrer Hyperventilation befreien lies und zunehmend das Gefühl in den Beinen nachlies. Zur selben Zeit war ein weiteres Team mit der Betreuung eines gestürzten Schülers beschäftigt, dieser klagte über Kopfschmerzen, aber sonst solle keine besonderen Vorkommnisse vorhanden sein. Also hat er was zum kühlen bekommen und sollte sich einen Moment im Krankenzimmer noch ausruhen. Die Hyperventilationspatientin konnte durch das andere Team dann doch kurz vor Eintreffen des RTWs (RA, RS, Praktikant) herausgeholt werden, so dass diese zu dem anderen Patienten in das Krankenzimmer verbracht wurde.
Die Besatzung hat dann entschieden, dass der Praktikant schonmal mit der Hyperventilationspatientin und mir zum RTW voraus geht, RA+RS wollten sich nochmal den Jungen ansehen, den sie dann auch mitnahmen.
So war der RTW auf der Fahrt zum KH wie folgt besetzt:
RA, RS, Praktikant, SSDler, Patient 1, Patient 2
Der SSDler ergibt sich aus einer schulinternen Vereinbarung, dass keiner, gerade bei den jüngeren Schülern alleine irgendwo sein soll.
So und da ich jetzt noch ein paar Quellen haben wollte, die das hier bestätigen:
http://www.mayen-koblenz.drk.de/index.php?id=390
http://old.v.roteskreuz.at/426.html
und was selbst mich verwundert hat, dass sogar der RTH 2 Patienten aufnehmen könnte:
http://schueler.nextline.de/webcom/show_article.php/_c-5/_nr-309/_p-1/i.html

Edit: Sinn eines Satzes ergänzt.
Zuletzt geändert von Magicman am 31.12.2010, 17:59, insgesamt 1-mal geändert.
Mit freundlichen Grüßen
Kevin Drieschner (FW, SSD)

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