Hallo zusammen,
nach meiner abgeschlossenen RH-Ausbildung nutzte ich die Möglichkeit, auf einer Wache in der unmittelbaren Umgebung (eher ländlich) noch ein paar Schichten mitzufahren.
Dort war ich auf dem einzigen RTW als 3. Mann eingesetzt. Die Wache ansich beherbergt am Wochenende (wo ich gefahren bin) lediglich einen RTW, der Notarzt kommt im Zweifel aus einer der umliegenden Städte und kann dementsprechend auch mal eine etwas längere Anfahrt haben.
Nun aber zu dem erlebten Fall, der mir bis heute noch ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet.
Nach einem "Routine"-Herzinfarkt werden wir noch auf der Rückfahrt zur Wache im benachbarten Stadtgebiet zu einem neuen Notfalleinsatz kurz hinter der Stadtgrenze alarmiert. Gemeldet ist ein Internistischer Notfall bei einem 10jährigen Kind, zusammen mit uns ist auch der Notarzt dieser Stadt alarmiert.
Nach einer rund 4 minütigen Anfahrt erreichen wir den Einsatzort, ein Zweifamilienhaus in ruhiger Lage.
Empfangen werden wir dort von einem verhältnismäßig ruhigen Vater, der uns in das Wohnzimmer führt. Dort finden wir einen 10jährigen Jungen vor, der auf dem Sofa liegt und augenscheinlich nicht ansprechbar ist. Er hat zwar die Augen geöffnet, reagiert aber nicht auf Ansprache. Auffällig ist bereits zu diesem Zeitpunkt ein recht offensichtlicher Herdblick nach links oben, auf Berührung in Kombination mit Ansprache reagiert er, indem der Patient in eine andere Richtung guckt.
Laut Aussage der Mutter klagte der Junge bereits seit dem vorherigen Tag über Kopfschmerzen, die allerdings auf Sylvester (Vortag) und die damit verbundene Knallerei zurückgeführt wurden.
Am heutigen Morgen klagte der Junge wohl nicht mehr über Kopfschmerzen, Frühstück erfolgte in gewohnter Manier, danach saß der Junge mit seinem Bruder vor dem Fernseher. Als er plötzlich umfiel, alarmierte der Bruder die Eltern, die umgehend einen Notruf absetzten und den jungen Patienten ins Wohnzimmer auf die Couch legten.
Allergien bzw. Vorerkrankungen sind keine bekannt, so etwas ist auch noch nicht aufgetreten.
Durch uns erfolgt eine Erhebung der Vitalwerte (HF 108, RR 130/80, SpO2 97%), währenddessen trifft der Notarzt ein. Pupillenreflex verzögert, aber seitengleich, leicht erhöhte Temperatur (38,2), 3Kanal-EKG ebenfalls unauffällig (außer einer leichten Tachykardie). Meningismus-Zeichen wie Nackensteife nicht feststellbar.
Zur Sicherheit erfolgt die Anlage eines Zuganges, der hierbei erhobene BZ-Wert ist ebenfalls mit 124 mg/dl unauffällig. Sauerstoff gibt es 4l/min über eine Brille. Eine langsam laufende Ionosteril wird angehangen, kurz darauf erfolgt die Umlagerung auf die mitterweile vorbereitete Trage. Voranmeldung im Kinderkrankenhaus mit dem Stichwort "Neurologisch - V.a. Apoplex", daraufhin geht es mit Sonderrechten zum Krankenhaus. Nach etwa 10minütiger Anfahrt erreichen wir das Krankenhaus, vor Ort werden wir mehr oder weniger (nicht) erwartet und in einen Raum gewiesen. Kurze Übergabe an eine Kinderkrankenschwester und die diensthabende Kinderärztin, die bereits zu diesem Zeitpunkt zu bedenken gibt, dass das Krankenhaus nicht über eine Neurologie bzw. Stroke-Unit verfügt. Trotzdem entscheiden wir uns, den jungen Patienten erstmal umzulagern. Beim Umlagern fängt der junge Patient an zu krampfen, daraufhin gibt es etwas Chaos, bis dass durch unseren NA eine Diazepam-Rectiole verabreicht wird, was allerdings nicht 100% die gewünschte Wirkung zeigt. Lagerung in der stabilen Seitenlage, um den starken Speichelfluss abfließen lassen zu können.
Der mittlerweile eingetroffene Oberarzt gibt zu bedenken, dass das Kinderkrankenhaus bei dieser Symptomatik nicht aufnehmen kann und dass wir vielmehr die Uni-(Kinder-)Klinik anfahren sollen. In der Uni-Kinderklinik (die räumlich von der Uni-Klinik getrennt ist) gibt es allerdings keinen CT, weshalb wir uns für ein Notfall-CT in der momentanen Klinik entscheiden.
Weder CT mit als auch ohne Kontrastmittel ergibt auf den ersten Blick der Radiologin einen Verschluss bzw. eine Blutung, wir sind allerdings direkt wieder zum Fahrzeug unterwegs, um den Patienten auf die Intensiv der Uni-Kinderklinik zu bringen. Die Bilder kommen nach.
Mit Sonderrechten geht es dann zur Uni-Kinderklinik, wo wir einen immer noch leicht krampfenden Patienten dem Personal der Intensivstation übergeben.
Unser RA ruft am frühen Abend nochmals auf der Station an, um sich nach dem Zustand des Patienten zu erkundigen und um die Diagnose "Meningitis" ausschließen zu können.
Laut Aussage der Ärztin ist eine Meningitis ausgeschlossen, der Krampf des jungen Patienten konnte wohl trotz medikamentöser Maßnahmen nicht vollends bis zu diesem Zeitpunkt durchbrochen werden.
Leider kamen wir nicht dazu, nochmal auf der Station anzurufen, um uns nach der Diagnose zu erkundigen.
Hiermit folgt dann meine Frage: Um was kann (!) es sich hierbei gehandelt haben? Am wahrscheinlichsten erschien uns eine Entzündung im Hirn...
Viele Grüße
Markus
nach meiner abgeschlossenen RH-Ausbildung nutzte ich die Möglichkeit, auf einer Wache in der unmittelbaren Umgebung (eher ländlich) noch ein paar Schichten mitzufahren.
Dort war ich auf dem einzigen RTW als 3. Mann eingesetzt. Die Wache ansich beherbergt am Wochenende (wo ich gefahren bin) lediglich einen RTW, der Notarzt kommt im Zweifel aus einer der umliegenden Städte und kann dementsprechend auch mal eine etwas längere Anfahrt haben.
Nun aber zu dem erlebten Fall, der mir bis heute noch ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet.
Nach einem "Routine"-Herzinfarkt werden wir noch auf der Rückfahrt zur Wache im benachbarten Stadtgebiet zu einem neuen Notfalleinsatz kurz hinter der Stadtgrenze alarmiert. Gemeldet ist ein Internistischer Notfall bei einem 10jährigen Kind, zusammen mit uns ist auch der Notarzt dieser Stadt alarmiert.
Nach einer rund 4 minütigen Anfahrt erreichen wir den Einsatzort, ein Zweifamilienhaus in ruhiger Lage.
Empfangen werden wir dort von einem verhältnismäßig ruhigen Vater, der uns in das Wohnzimmer führt. Dort finden wir einen 10jährigen Jungen vor, der auf dem Sofa liegt und augenscheinlich nicht ansprechbar ist. Er hat zwar die Augen geöffnet, reagiert aber nicht auf Ansprache. Auffällig ist bereits zu diesem Zeitpunkt ein recht offensichtlicher Herdblick nach links oben, auf Berührung in Kombination mit Ansprache reagiert er, indem der Patient in eine andere Richtung guckt.
Laut Aussage der Mutter klagte der Junge bereits seit dem vorherigen Tag über Kopfschmerzen, die allerdings auf Sylvester (Vortag) und die damit verbundene Knallerei zurückgeführt wurden.
Am heutigen Morgen klagte der Junge wohl nicht mehr über Kopfschmerzen, Frühstück erfolgte in gewohnter Manier, danach saß der Junge mit seinem Bruder vor dem Fernseher. Als er plötzlich umfiel, alarmierte der Bruder die Eltern, die umgehend einen Notruf absetzten und den jungen Patienten ins Wohnzimmer auf die Couch legten.
Allergien bzw. Vorerkrankungen sind keine bekannt, so etwas ist auch noch nicht aufgetreten.
Durch uns erfolgt eine Erhebung der Vitalwerte (HF 108, RR 130/80, SpO2 97%), währenddessen trifft der Notarzt ein. Pupillenreflex verzögert, aber seitengleich, leicht erhöhte Temperatur (38,2), 3Kanal-EKG ebenfalls unauffällig (außer einer leichten Tachykardie). Meningismus-Zeichen wie Nackensteife nicht feststellbar.
Zur Sicherheit erfolgt die Anlage eines Zuganges, der hierbei erhobene BZ-Wert ist ebenfalls mit 124 mg/dl unauffällig. Sauerstoff gibt es 4l/min über eine Brille. Eine langsam laufende Ionosteril wird angehangen, kurz darauf erfolgt die Umlagerung auf die mitterweile vorbereitete Trage. Voranmeldung im Kinderkrankenhaus mit dem Stichwort "Neurologisch - V.a. Apoplex", daraufhin geht es mit Sonderrechten zum Krankenhaus. Nach etwa 10minütiger Anfahrt erreichen wir das Krankenhaus, vor Ort werden wir mehr oder weniger (nicht) erwartet und in einen Raum gewiesen. Kurze Übergabe an eine Kinderkrankenschwester und die diensthabende Kinderärztin, die bereits zu diesem Zeitpunkt zu bedenken gibt, dass das Krankenhaus nicht über eine Neurologie bzw. Stroke-Unit verfügt. Trotzdem entscheiden wir uns, den jungen Patienten erstmal umzulagern. Beim Umlagern fängt der junge Patient an zu krampfen, daraufhin gibt es etwas Chaos, bis dass durch unseren NA eine Diazepam-Rectiole verabreicht wird, was allerdings nicht 100% die gewünschte Wirkung zeigt. Lagerung in der stabilen Seitenlage, um den starken Speichelfluss abfließen lassen zu können.
Der mittlerweile eingetroffene Oberarzt gibt zu bedenken, dass das Kinderkrankenhaus bei dieser Symptomatik nicht aufnehmen kann und dass wir vielmehr die Uni-(Kinder-)Klinik anfahren sollen. In der Uni-Kinderklinik (die räumlich von der Uni-Klinik getrennt ist) gibt es allerdings keinen CT, weshalb wir uns für ein Notfall-CT in der momentanen Klinik entscheiden.
Weder CT mit als auch ohne Kontrastmittel ergibt auf den ersten Blick der Radiologin einen Verschluss bzw. eine Blutung, wir sind allerdings direkt wieder zum Fahrzeug unterwegs, um den Patienten auf die Intensiv der Uni-Kinderklinik zu bringen. Die Bilder kommen nach.
Mit Sonderrechten geht es dann zur Uni-Kinderklinik, wo wir einen immer noch leicht krampfenden Patienten dem Personal der Intensivstation übergeben.
Unser RA ruft am frühen Abend nochmals auf der Station an, um sich nach dem Zustand des Patienten zu erkundigen und um die Diagnose "Meningitis" ausschließen zu können.
Laut Aussage der Ärztin ist eine Meningitis ausgeschlossen, der Krampf des jungen Patienten konnte wohl trotz medikamentöser Maßnahmen nicht vollends bis zu diesem Zeitpunkt durchbrochen werden.
Leider kamen wir nicht dazu, nochmal auf der Station anzurufen, um uns nach der Diagnose zu erkundigen.
Hiermit folgt dann meine Frage: Um was kann (!) es sich hierbei gehandelt haben? Am wahrscheinlichsten erschien uns eine Entzündung im Hirn...
Viele Grüße
Markus