Ist das hier ein gezicke *gg*
Um nochmal auf Kevins Fragen näher einzugehen (mir scheint da einiges untergegangen zu sein):
- Ein Krampfanfall kann mit anschließender Bewusstlosigkeit und Atemstillstand einher gehen. In der Regel setzt die Atmung aber bald/ sofort wieder ein. Trotzdem sollte der Patient solange beatmet werden um Schäden durch den vorübergehenden Sauerstoffmangel zu verhindern.
- Die Versorgung des RDs sähe auch entsprechend aus: Überwachen, ggf. beatmen, u.U. weitere Medikamente. Falls der Patient noch am Krampfen ist (die meisten Anfälle enden innerhalb weniger Minuten von selbst, aber es gibt auch Anfälle die stunden- oder tagelang anhalten), wird versucht den Krampf durch Medikamente zu unterbrechen. Ein Beispiel wäre Diazepam. Das wird üblicherweise direkt in die Venen gesprizt (was bei einem krampfenden Patienten nicht einfach ist), lässt sich aber auch als eine Art Zäpfchen in den Anus spritzen (wird vor allem bei Kindern angewandt). Einen Beißkeil setzt man afaik heute nicht mehr ein - dieser soll einen Zungenbiss o.ä. verhindern, aber da es wenn dann innerhalb der ersten Sekunden zum Zungebiss kommt, bringt das natürlich nicht mehr viel.
- War es richtig zu reanimieren? Ja, der Patient hat nicht geatmet, hat keine anderen Kreislaufzeichen gezeigt (oder doch?) - also sollte man als Laie von einem Herz-Kreislaufstillstand ausgehen. Auch unter der Annahme das er einen Krampfanfall hat - wer sagt dir denn, dass es wirklich so war und er eigentlich sofort wieder anfangen würde zu atmen?
Den Puls zu messen wäre grundsätzlich auch eine richtige Alternative, setzt aber natürlich vorraus, dass man es sicher kann (sprich: gelernt und regelmäßig geübt hat). Das kann und muss man von keinem Ersthelfer und auch nicht umbedingt von einem Sani erwarten.
Soviel erstmal zum eigentlichen Ausgangsposting. Jetzt will ich mich aber auch in die Diskussion von Ani und Jürgen einmischen: Wenn ich die Guidlines 2005 und darin insbesondere die Studie von Eberle richtig verstanden habe, dann haben selbst EMTs (amerikanische RAs) teilweise Probleme einen Puls sicher zu tasten. Insbesondere dauerte die Pulsmessung meist länger als 10s - bishin zu durchschnittlich 30s bei Laienhelfern bei pulslosen Patienten. Weiter hatten Laienhelfer (nach HLW-Training) eine Sensitivität von 84% und eine Spezifität von nur 36%. Angesichts dieser Zahlen halte ich die Aussagekraft der Pulsmessung für einen Laien für vernachlässigbar gering.
Also denke ich, dass die Empfehlung auf die Pulsmessung zu verzichten sinnvoll ist. Und das hat dann IMHO auch wenig mit Glaubenstreue an irgendwelche Richtlinien zu tun, sondern ergibt sich einfach aus der fehlenden Wirksamkeit dieser Methode zum Feststellen eines Pulses. Aber ich lasse mich da gerne auch eines anderen überzeugen
Unabhängig von dieser momentanen Diskussion verstehe ich Anis Standpunkt nämlich schon recht gut - man kann und sollte nicht damit argumentieren "das steht so in den Ausbildungsleitlinien" sondern auch jeweils angeben, warum es so ist. Oder eben warum man im Einzelfall davon abweichen kann und soll. Leider habe ich dieses vermeintliche Todschlagargument selbst schon oft genug zu hören bekommen^^