Juli: Das will gelernt sein - Ausbildungsinhalte im SSD

Hier kann das Thema des Monats gelesen und darüber diskutiert werden.

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11.07.2016, 21:24
Diesen Monat dreht sich hier alles um die Ausbildung zum Schulsanitäter.

Was macht einen Schüler an eurer Schule zum Schulsanitäter? Wie sieht die Ausbildung aus und welche Inhalte umfasst sie?

Viele von euch haben nun auch schon ein paar Jahre und Einsätze als Schulsanitäter hinter sich. Welche Inhalte sollten Schulsanitätern besonders vermittelt werden? Was wird in der Praxis besonders gebraucht?

Gerne dürft ihr hier eure Erfahrungen und Handhabungen berichten, seid aber auch eingeladen, eine Art Wunschliste mit Themen zu erstellen, die eurer Meinung nach in die erweiterte Ausbildung eines Schulsanitäters gehören sollten.

Viele Grüße

Caro
18.07.2016, 16:48
Also bei uns bestand die Ausbildung bei nahezu allen Schulsanitätern aus einem ganz normalen EH-Kurs. Diejenigen, die in einer HiOrg waren, hatten dann häufig auch eine San-Ausbildung und ein bisschen mehr Erfahrung ;)

Meiner Meinung nach reicht das aber auch aus, also klar ist es nice-to-have, wenn alle Schulsanitäter eine San-Ausbildung nachweisen können, aber der Fokus sollte eher auf einer fundierten Ausbildung und der regelmäßigen Auffrischung liegen, damit das Gelernte sicher angewendet werden kann ;)

Aber was mir schon immer gefehlt hat, was ich aber auch selber erst sehr spät gelernt habe, ist der Kontakt zum Patienten und die Redefähigkeit, um ihn abzulenken und trotzdem einsatzrelevante Dinge herausfinden zu können - vielleicht sollte man darauf etwas mehr Fokus setzen.

Grüße ;)
19.07.2016, 21:13
Unsere Grundausbildung besteht aus einem Sanitätshelfer-Lehrgang mit einem Stundenumfang von 48 Stunden. Ersthelfer werden bei uns seit 2012 nicht mehr regulär eingesetzt, sondern laufen nur noch als Praktikanten mit.

Wir haben einen in Lernfelder gegliederten Lehrplan. Dieser umfasst folgende Lernfelder, die den tätigkeitsbezogenen Handlungsfeldern eines Sanitätshelfers entsprechen.
Sie tragen folgende Titel:
- Die AG Schulsanitätsdienste und ihre grundlegenden Betriebsabläufe kennenlernen
- Die Notfallausrüstung kennen lernen und überprüfen können / Die tägliche Einsatzbereitschaft herstellen und erhalten können
- Einsatzaufträge entgegennehmen und für die Sicherheit des Helferteams und des Patienten Sorge tragen können
- Einen ersten Kontakt zum Notfallbetroffenen herstellen und eine strukturierte Erstuntersuchung nach dem ABCDE-Schema durchführen können
- Störungen im Bereich der Atemwege (A) erkennen und erstversorgen können
- Störungen im Bereich der Atmung und Belüftung (B) erkennen und erstversorgen können
- Störungen im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems (C) erkennen und erstversorgen können (gem. ERC-Guidelines; hierunter fällt auch die Reanimation)
- Störungen im Bereich der Neurologie und des Bewusstseins (D) erkennen und erstversorgen können
- Sonstige Notfälle und Verletzungen (E) erkennen, beurteilen und erstversorgen können
- Eine Anamnese erheben und die Patientensituation in Hinblick auf die Notwendigkeit der Inanspruchnahme externer Hilfe beurteilen können
- Praktisches Einsatztraining unter Nutzung der Möglichkeiten der Realistischen Notfalldarstellung
- Eine Einsatzdokumentation erstellen können
- Patienten fachgerecht an höherqualifiziertes Personal übergeben können
- Eine Einsatznachbesprechung durchführen und die Einsatzbereitschaft wiederherstellen können / Angebote der psychosozialen Notfallversorgung kennen und nutzen können

Für jedes Lernfeld werden Lernziele auf geeigneten Niveaustufen definiert, die die Teilnehmer verbindlich beherrschen müssen und die abgeprüft werden können.

Beispiel: Die Lernenden sind in der Lage, ihren Aufgabenbereich als Sanitätshelfer im Schulsanitätsdienst zu definieren und kennen die erforderlichen Kommunikationswege und Ansprechpartner.
Prüfungsfrage dazu: Nach Bestehen Ihres Grundlehrganges (Viel Glück!) werden Sie im Schulsanitätsdienst Ihrer Berufsschule eingesetzt. Nennen Sie vier typische Aufgabenbereiche eines Schulsanitätsdienstes (4 Punkte von insges. 100 Punkten).

Unter den verbindlichen Lernzielen, die das Handeln des Sanitäters ausmachen, werden die Inhalte stichpunktartig aufgelistet. Hier kann der Lehrende auch eigene Schwerpunkte und Vertiefungen setzen, solange die Lernziele erreicht werden können und die Zeitvorgabe für das Lernfeld ungefähr eingehalten wird. Der Weg, wie die Lernenden die Lernziele erreichten, liegt in der Verantwortung des Ausbilders, es werden kaum methodische Vorgaben im Lehrplan gemacht. Der Unterricht soll jedoch handlungsorientiert an konkreten, sich aufbauenden exemplarischen Fällen aufgebaut werden. Hier bietet sich natürlich eine problemorientierte Herangehensweise an.

Im Sinne der Transparenz verteilen wir die Lehrplanauszüge natürlich an die Teilnehmer, damit die einen roten Faden haben und wissen, was von ihnen erwartet wird.

Diese Grundqualifikationen muss jeder Helfer in einer praktischen und schriftlichen Lernerfolgskontrolle nachweisen, um als Teamhelfer zusammen mit einem Sanitäter im Einsatzdienst (120 Stunden Ausbildung + 48 h Praktikum, Truppführer Erstversorgungsteam) eingesetzt zu werden.

Hinzu kommt eine jährliche Pflichtfortbildung im Umfang von 10 Stunden, die auch die Gerätekunde/-Einweisungen und eine Reanimationsübung umfasst.

Der Sanitäter in Einsatzdienst ist ähnlich (aber natürlich vertiefend) gegliedert, hier kommen auch noch weitere Inhalte für Führungsaufgaben im Team oder bei kleineren Sanitätswachdiensten dazu, wie z.B. Kommunikation oder die Planung und Organisation von Sanitätswachdiensten.
22.07.2016, 18:04
Bei uns haben wir zwei Gruppen von Sanis, in der einen sind die jügeren Sanis die auch nicht am normalen Einsatdienst teilnehmen, sie sind in eh ausgebildet. Unsere zweite Gruppe besteht aus älteren die in EH+ ausgebildet werden. Alle Sanis müssen aber jedes Jahr mindestens EH auffrischen :good:
Wir durchbrechen Mauern nicht nur im Einsatz, auch im denken
22.07.2016, 20:17
Bei uns ist die Grundausbildung für alle SSDler die Erste Hilfe-Ausbildung.
Es finden aber auch regelmäßig Sanitätslehrgänge ("geprüfter Sanitäter", DRK Westf.-Lippe) für Schulsanitäter statt.
Wonach die Teilnehmer für diese Lehrgänge an den einzelnen Schulen ausgewählt werden, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.
23.07.2016, 15:56
Wir werden im SSD in erweiterte Erste Hilfe ausgebildet.
Zu unseren Aufgaben zählen so ziemlich alle Sachen. Unsere Sekretärin nimmt uns aber trotzdem folgende Aufgaben ab: bei kleinen Wunden klebt sie das Pflaster, bei Kopfschmerzen oder ähnlichen " Wehwehchen " kümmert sie sich darum, dass das geregelt wird.
Wenn allerdings in unserem Krankenzimmer jemand mit sehr starken Kopdschmerzen oder Bauchschmerzen oder ähnlichem ankommt und unsere Sekretärin nicht weiter weiß, dann werden wir aus dem Unterricht alarmiert.
Außerdem gehören zu unseren Aufgaben das Blutdruck messen und dadurch, dass es uns beigebracht wurde noch ein paar andere Dinge, die man im "normalen" EH + Kurs nicht lernt.

Bei uns ist es so geregelt, dass das erste Schuljahr als Schulsanitäter das "Praktikumsjahr" ist. Hier läuft der Praktikant bei einem älteren Sani mit.

Das ist bei den meisten aus unserem SSD so, ich tanze da so ein bisschen aus der Reihe. Ich bin SanH und dürfte noch ein bisschen mehr.
Vegetarier sind die Leute, die meinem Essen das Essen wegessen. Keine Sorge, ich habe kein Problem mit Vegetariern.
23.07.2016, 16:52
Rike hat geschrieben:Außerdem gehören zu unseren Aufgaben das Blutdruck messen und dadurch, dass es uns beigebracht wurde noch ein paar andere Dinge, die man im "normalen" EH + Kurs nicht lernt.[...] ich tanze da so ein bisschen aus der Reihe. Ich bin SanH und dürfte noch ein bisschen mehr.


Kannst du bitte noch ausführen was dieses "mehr" ist?
24.07.2016, 06:48
Dieses "mehr" ist ein Ausdruck unseres Ausbilders: Das patientenschonende Anlegen einer HWS Schiene, das erste Stabilisieren eines Buches, in einigen Fällen dürften wir auch Blutzucker messen, da aber kein BZ Messgerät in unserem Besitz ist (Gott sei Dank) können wir es nicht machen und viele können bei uns den Wert gar nicht interpretieren.

Schöne Grüße und ruhigen Sonntag
Vegetarier sind die Leute, die meinem Essen das Essen wegessen. Keine Sorge, ich habe kein Problem mit Vegetariern.
BeitragDieser Beitrag wurde gelöscht durch gorld am 08.08.2016, 14:09.
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