Ehrenamtlich Rettungsdienst

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19.01.2016, 18:12
Gegenfrage: Wenn sich die 12 Einsätze pro Jahr auch noch auf verschiedene Personen aufteilen - willst Du dann tatsächlich von einer Person mit so wenig Einsatzerfahrung gerettet werden?
19.01.2016, 20:13
Bei dem Leistungsstand den die haben, ja.
19.01.2016, 20:23
Don, deine Gegenfrage ist schwach - auf eine Vollzeitstelle im Schichtdienst kommen etwa fünf Angestellte, folglich ist der Berufsfeuerwehrmann an 2,4 Einsätzen dabei. Bei FF hast du oftmals eine höhere oder zumindest ähnliche Anwesenheitsquote (mal so geschätzt ca. 30%) - und eine heterogene Verteilung bei FF im Vergleich zu einer homogenen bei der BF (mit Vor- und Nachteilen).

Wenn der ehrenamtliche Schulweghelfer Mist baut, wird das Kind überfahren. Soll der Rentner nun auch seine Stelle für einen Hauptamtlichen freimachen?
Passt die Badeaufsicht oder Schwimmtrainer nicht auf, ertrinkt jemand. Gleiche Frage, warum leisten wir uns nicht an jedem Badetümpel ein hauptamtliches Team?

Qualität steht nun mal nicht in direkter Abhängigkeit vom Beschäftigungsverhältnis, folglich muss man sich bei dieser Diskussion entscheiden, ob es um Qualität/Professionalität oder um Arbeitspolitik/Geld geht.

Wenn's um ersteres geht, bin ich für Diskussionen, Ideen und Vorschläge sehr offen; bei letzterem sag' ich nur: Augen auf bei der Berufswahl.
19.01.2016, 21:18
Ich dachte, in der Schule gibt es Transferaufgaben. Wo bleibt Deine Phantasie? Die bisherigen FF der umgebenden Orte werden der BF der nächstgrößeren Stadt unterstellt. Die Wachen werden dann im Rotationssystem besetzt. Schon habe ich kleine Wachen besetzt und das Personal hat dennoch ausreichende Einsatzerfahrung.

Wenn der Staat einen Schulweghelfer für nötig hält, dann soll er auch einen bezahlen. Ist dies nur ein Elternteil, der glaubt, hier tätig werden zu müssen, dann soll er das tun. Das ist aber auch keine hoheitliche Aufgabe. Wenn Schwimmen im "Badetümpel" offiziell erlaubt ist, dann ist dieser meist erschlossen und es ist ohnehin ein hauptamtlicher Schwimmmeister vorhanden.

Und natürlich steht Qualität nicht in direkter Abhängigkeit zum Beschäftigungsverhältnis. Aber eben mit der Einsatzerfahrung.
Da ich aufgrund meines hohen Einsatzradius recht weit rumkomme, kann ich Dir sagen, dass es einen gewaltigen Unterschied macht, ob eine BF einen Patienten aus einem Auto rettet, oder ob dies eine FF macht.
19.01.2016, 21:51
@Don: Du hattest gefragt, ob man sich von Ehrenamtlern mit wenig Einsatzerfahrung retten lassen würde. Eine kurze Antwort von mir: Ja.
Hier die Begründung: Ich hatte schon oft genug die Erfahrung gemacht, dass Hauptamtler genauso wenig Ahnung haben als Ehrenamtler, jedoch gibt es einen gewaltigen Unterschied. Die Ehrenamtler geben das meistens auch offen und ehrlich zu und rufen lieber einmal mehr den NA als zu wenig. Außerdem tendieren sie nicht wie viele Hauptamtler dazu sich gewaltig zu überschätzen und packen die große Medizin am Einsatzort aus.
Manchmal finde ich das Prinzip "Load and Go" gar nicht so schlecht.

Und dein Vorschlag kleinere BF Wachen zu errichten und im Rotationsprinzip zu besetzen, hingt etwas. Stell dir mal vor: Du lebst in München, fängst dort bei der BF an und sollst in Zukunft sowohl in Garmisch Patenkirchen, Rosenheim, Dingolfing und Bad Tölz arbeiten. Und weil du erst mit der Ausbildung fertig geworden bist, kannst du dir erstmal kein Auto leisten.
Man darf nebenbei auch nicht vergessen, dass bereits einige FF Hauptamtliche Kräfte haben. Dies wird alles bzw. sollte alles im Feuerwehrbedarfsplan berücksichtigt werden. Und den muss man halt dann nur gut an die Politik verkaufen können.
19.01.2016, 22:04
Meine Schulzeit ist schon ein paar Jahre vorbei, vielleicht liegt's daran.
Oder ich habe gelernt, wie man einen Bedarfsplan erstellt und kenne auch die Vorteile von Freiwilligen Feuerwehren (gerne auch mit hauptamtlichen Kräften).

Ich komme vom Land. Wahrscheinlich wird zukünftig viel über (freiwillige) Stützpunktfeuerwehren mit hauptamtlichen Kräften abgewickelt, das ist aber noch ein großer Unterschied zu einer BF.
Und bei zentralisierten Systemen habe ich zwar erfahrenere Helfer - diese nutzen mit aber mit einer viertel Stunde Verspätung aufgrund der Fahrzeit nur noch in wenigen Fällen etwas.

Professionalität hängt in Teilen auch mit Motivation zusammen und ich wäre nicht motiviert, drei von vier Wochen durch den Landkreis zu fahren, "damit jeder einmal im Monat ein Feuer sieht".
20.01.2016, 09:49
@Don: Du hattest gefragt, ob man sich von Ehrenamtlern mit wenig Einsatzerfahrung retten lassen würde. Eine kurze Antwort von mir: Ja.
Hier die Begründung: Ich hatte schon oft genug die Erfahrung gemacht, dass Hauptamtler genauso wenig Ahnung haben als Ehrenamtler, jedoch gibt es einen gewaltigen Unterschied. Die Ehrenamtler geben das meistens auch offen und ehrlich zu und rufen lieber einmal mehr den NA als zu wenig. Außerdem tendieren sie nicht wie viele Hauptamtler dazu sich gewaltig zu überschätzen und packen die große Medizin am Einsatzort aus.
Manchmal finde ich das Prinzip "Load and Go" gar nicht so schlecht.


Sicherlich findet man gute und schlechte Retter sowohl bei den Hauptamtlichen als auch bei den Ehrenamtlichen, außerdem kann man durch eine hohe Motivation eine geringere Erfahrung ein wenig kompensieren.

Dennoch habe ich hier den Eindruck, es wird der "Bodensatz" der hauptamtlichen Kräfte mit den sehr guten der ehrenamtlern verglichen - daher muss man einfach den Durchschnitt sehen und nicht die Extremen.
Außerdem kann es kein Argument sein, dass einige Ehrenamtler ihre Ahnungslosigkeit offen und ehrlich zugeben...

Prinzipiell ist es mir egal, wer kommt, bin aber für ein gleichsam hohes Niveau, entsprechende Ausbildungen, regelmäßige Fortbildungen, aktuelle Einweisungen auf Medizingeräte und Kenntnisse von der Rettungsdienststruktur/Kliniklandschaft usw. sowie ausreichend Einsatzpraxis.
Es kann nicht sein, dass Bundesländer, die noch viel ehrenamtliche Kräfte einsetzen, die Anforderungen an das Personal eher gering halten (z.B. Bayern, Niedersachsen), andere Bundesländer mit einem eher hauptamtlich geprägtem Rettungswesen eher höher qualifiziertes Personal einsezten (NRW ...). Der Föderalismus von Deutschland nervt!
20.01.2016, 13:20
saniebe hat geschrieben:Und dein Vorschlag kleinere BF Wachen zu errichten und im Rotationsprinzip zu besetzen, hingt etwas. Stell dir mal vor: Du lebst in München, fängst dort bei der BF an und sollst in Zukunft sowohl in Garmisch Patenkirchen, Rosenheim, Dingolfing und Bad Tölz arbeiten. Und weil du erst mit der Ausbildung fertig geworden bist, kannst du dir erstmal kein Auto leisten.
Man darf nebenbei auch nicht vergessen, dass bereits einige FF Hauptamtliche Kräfte haben. Dies wird alles bzw. sollte alles im Feuerwehrbedarfsplan berücksichtigt werden. Und den muss man halt dann nur gut an die Politik verkaufen können.


Wenn Arbeitsbedingung und Geld stimmen, ist das alles kein Problem. Ein BFler ohne Auto, guter Witz :D
Mein (neuer) Arbeitsort liegt ca. 600km von meinem Wohnort weg. Habe mir dafür ein Auto angeschafft. Geht alles, ist natürlich nicht so bequem. Aber Qualität kostet eben Geld. Warum machen wir keine FFs in den Städten?
20.01.2016, 14:22
Ich kenne genügend BFler die kein Auto besitzen. Und in den Großstädten gibt es schließlich auch auch FFs. Jedoch liegt hat die BF ja nicht nur den abwehrenden Brandschutz als Aufgabe. Gibt ja genügend Bürojobs etc. um Veranstaltungen sicher zu gestalten, Einsatzpläne, Ausbildung etc. zu organisieren.
20.01.2016, 18:30
Natürlich ist die innere Sicherheit eine Aufgabe des Staates. Aber was hat das mit dem Einsatz von Ehren- oder Hauptamtlichen Kräften zu tun? Grundsätzlich halte ich auch eher eine subsidiäre Übernahme durch den Staat für sinnvoll. Wobei der Staat natürlich auch aus den freiwilligen Feuerwehrleuten besteht... ;-)

Natürlich möchte ich im Notfall von einem ausreichend-qualifiziertem Rettungsdienst gerettet werden. Aber ob neben zwei Rettungsassistenten und einem Notarzt als vierte Person nun ein hauptamtlicher oder ein ehrenamtlicher Rettungssanitäter kommt, ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal solange er nen Führerschein hat und verantwortungsvoll fährt.
Für eine optimale Patientenversorgung benötige ich eben eine ausreichende und nicht eine maximal-mögliche Qualifikation des Personals.
20.01.2016, 20:08
Natürlich möchte ich im Notfall von einem ausreichend-qualifiziertem Rettungsdienst gerettet werden. Aber ob neben zwei Rettungsassistenten und einem Notarzt als vierte Person nun ein hauptamtlicher oder ein ehrenamtlicher Rettungssanitäter kommt, ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal solange er nen Führerschein hat und verantwortungsvoll fährt.

Das ist ja die Situation, wenn das Team komplett ist - gerade in den ländlichen Räumen, wo vermehrt ehrenamtliche zum Einsatz kommen, braucht das NEF ja auch eher deutlich länger.
Zudem unterstellst du NA + 2 * RA, das ist ja schon mal ein hoher Stand, wenn man sich das RD-Gesetz z.B. von Bayern anschaut. Da kann auf dem RTW auch mal nur ein RA und eine "geeignete Person" sitzen, und die treffen dann mit einem selbstfahrenden Notarzt zusammen....
20.01.2016, 21:05
Wie jetzt? Der ehrenamtliche Rettungssanitäter würde dann doch die "geeignete Person" ersetzen. Selbstfahrende Notärzte halte ich unabhängig von dieser Diskussion im Normalfall für recht unsinnig. Dann würde man die NEF-Einsatzkomponente mit einem zusätzlichen ehrenamtlichen Helfer ja sogar auf- und nicht wie hier behauptet abwerten.

Also nochmal: Natürlich gibt es Konstellationen in denen ehrenamtliche Rettungsdienstler nicht sinnvoll einzusetzen sind. Aber im Normalfall - bzw. den Wachen die ich kenne - treffen NA und NEF meist mit nur wenigen Minuten Zeitunterschied ein und der Notarzt bringt auch immer seinen Rettungsassistenten mit. Wenn dann auf dem RTW noch ein guter RA sitzt dann spielt der vierte im Team nur noch eine untergeordnete Rolle bzw. ist sowieso schon mit Standard-Aufgaben wie Überwachung anbringen, Infusion vorbereiten und Autofahren ausgelastet.
Aber natürlich kann ich auch fünfer Rettungs-Teams rausschicken mit zwei Notärzten, zwei Rettungsassistenten und einer Anästhesie-Pflegekraft um den Patienten optimal zu versorgen. Ob das am Ende jedoch einen Unterschied macht ziehe ich doch arg in Zweifel...
20.01.2016, 21:20
peit hat geschrieben: fünfer Rettungs-Teams rausschicken mit zwei Notärzten,

Das führt ähnlich wie in Cockpits mit 2 Kapitänen zu einer schlechteren Performance, weil zwei Alphatierchen sich immer gegenseitig bekämpfen.
09.02.2016, 14:11
Du gehst davon aus, dass der NA n Alphatier ist. :D :D :D
18.02.2016, 15:16
Die ganzen FSJler nehmen ja auch dann viele Arbeitsplätze weg. Bei uns fahren die als 2ter (sprich als RS) auf dem RTW mit.

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