Ehrenamt ./. Professionalisierung

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11.10.2011, 22:17
Original von lafidi
An die Kosten für KTW-Einsätze von den HiOrgs (bzw. deren Tochterfirmen) kommen die Privaten eben noch nicht ran. Unter anderem auch wegen den Ehrenamtlichen Unterstützern.


Du meinst den ehrenamtlichen Arbeitsplatzvernichtern...

Hier sagst du es ja selbst: Es werden Stellen eingespart, die sonst mit Hauptamtlichen besetzt werden müssten. Das vernichtet Arbeitsplätze im Rettungsdienst und hilft der HiOrg, Geld zu scheffeln anstatt Angestellte vernünftig zu bezahlen.

Nur so kann offensichtlich das Preisdumping aufgefangen werden, damit der Rettungsdienst bei einer internationalen Ausschreibung nicht an Private fällt. Ganz toll von der feinen HiOrg!

Man kann es allerdings auch als "fest positioniert" bezeichnen.
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

12.10.2011, 17:20
Überlasst es doch jedem selbst, ob er nun für lau arbeitet oder nen vierstelligen Betrag fordert. Als Hotelbesitzer beschwere ich mich doch auch nicht über die Einrichtung von Obdachlosenheimen und als ehemaliger, eherenamtlicher Betreuer einer Jugendgruppe wurde ich auch noch nie von Sozialpädagogen als Arbeitsplatzvernichter gesehen...
Das ist halt freie Marktwirtschaft...

12.10.2011, 19:12
Du vergleichst da Äpfel und Birnen.
Als Hotelbesitzer wirst du von der Konkurrenz verklagt (unlauterer Wettbewerb) wenn du deine Leistung für Lau anbietest und der Konkurrent dementsprechend kaputt geht.......
(Und du wirst unter Garantie von der Gewerkschaft an den Pranger gestellt).

12.10.2011, 19:19
Original von peit
Gibt es doch mal eine Traumstelle auf die obige Beschreibung zutrifft, dann gibt es sicherlich soviele Bewerber, dass der Arbeitslohn schnell in einen marginalen Bereich rutscht - auch das ist eben Marktwirschaft...

Aber so muss es eben nicht sein. Ich sitze auf einer Traumstelle und bekomme noch ordentliches Geld dafür. Mach doch mal eine Ausschreibung:

"RTH-Notarzt gesucht - Bezahlung: Keine"

Ich wette, Du wirst Dich dennoch nicht retten können, vor Bewerbern. Zum Glück haben einige Betreiber aber verstanden, dass man auch die Qualität bekommt, die man bezahlt.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

12.10.2011, 19:26
Der Rettungsdienst ist nun mal ein profitorientiertes Unternehmen.

Der Vergleich mit der Jugendfreizeit hinkt etwas. Diese würde nicht zustande kommen, wenn sich keine freiwilligen ehrenamtlichen Betreuer finden würden, weil die Freizeit dann schlicht zu teuer wäre und die Kinder sich das nicht leisten könnten.

Der Rettungsdienst wird (gesetzlich garantiert) immer durchgeführt. Durch Monopolisten.

Die Kosten werden bei weitem durch Transportentgelte wieder eingespielt, normalerweise macht ein Rettungsdienst satten Gewinn (ich weiß, der muß "reinvestiert" werden...).

Hier ehrenamtlich zu arbeiten wäre, wie wenn ein McDonald-Angestellter sagen würde: Ich liebe meinen Laden so sehr, da will ich gar nicht entlohnt werden. Ich arbeite unentgeltlich. Weil es mir so viel Spaß macht. Und unter Druck setzen lasse ich mich auch gerne, was Unternehmensziele anbelangt.

Wenn das immer mehr McDonals-Angestellte tun würden, würde sich der Vorstand einen Arsch freuen und den verbleibenden "hauptamtlichen" Mitarbeitern noch rasch das Gehalt kürzen oder diese ganz entlassen (bzw. offene Stellen nicht mehr hauptamtlich besetzten) Frei nach dem Motto: "Ich finde doch auch so welche, die es "ehrenamtlich" machen, ich brauch euch nicht mehr").

Nein, der Rettungsdienst ist inzwischen ein professionelles Geschäft, aus dem sich "Ehrenamtliche" raushalten sollten.

Ich spreche hier bewusst nicht von Aushilfen, Springern etc. auf Stundenbasis. Die werden wenigstens entlohnt und kommen nur in Ausnahmefällen kurzfristig zum Einsatz.

Wenn nun aber einige Rettungsdienstbetreiber schon fest damit planen, dass zu gewissen Zeiten ja immer Ehrenamtlche verfügbar sind...

Du verstehst, was das für Folgen hat, in einem Job, in dem viele Anwärter eh arbeitslos werden oder bleiben...

Dummerweise gibt es noch genug Leute, die noch "brennen" und den Rettungsdienst mehr als Erlebniswelt und Freizeitvergnügen als als regulären Arbeitsplatz ansehen.

Die einzige, die davon einen Nutzen hat, ist die euch nach Strich und Faden ausnehmende und ausnutzende HiOrg(-Teppichetage)...
Zuletzt geändert von Hajo Behrendt am 13.10.2011, 07:16, insgesamt 3-mal geändert.
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

12.10.2011, 21:34
Original von Don Spekulatius
Ich wette, Du wirst Dich dennoch nicht retten können, vor Bewerbern. Zum Glück haben einige Betreiber aber verstanden, dass man auch die Qualität bekommt, die man bezahlt.



Eben - also wird nicht irgendwer gesucht, sondern ein guter Notarzt, entsprechend steigt der Lohn bis auch gute Notärzte mit in der Auswahl sind. Und genau das nennt sich halt Marktwirtschaft ;-)

14.10.2011, 17:53
Original von M1k3
[...]

@Oskar: Egal welches Konzept man fährt. Das für Feuerlöschen und technische Rettung NUR EA eintreffen mancherorts beunruhigt mich. Ich habe viele gute, fitte engagierte FFler getroffen, und mit ihnen gearbeitet. Das BFs aber einfach einige Vorteile gegenüber FFs haben, brauch man wohl nicht diskutieren?
Wer das bezahlt ist mir egal. Wir bezahlen auch so schon genug Blödsinn.


Wie meinst du das, es benuruhigt dich? Traust du uns etwa nicht? ^^
Und unsere Nachbarfw (Kleinstadt ca. 6.600 Einwohner) haben meistens eine Ausrückezeit die sich vor keiner BF verstecken muss. Zur Ausrüstung gibt es das selbe zu sagen.
Außerdem würde sich eine BF auch organisatorisch gar nicht lohnen (Gib mal bei Google Altmark an - gu dir an wie die Siedlungsverteilung ist und wie die Straßen sind - BF total sinnlos)

Und wenn du sagts "Wer das bezahlt ist mir egal.", dann finde ich reagierst du etwas unüberlegt. Du weißt schon welche Millionen da auf den Steuerzahler zukommen würden?
Und dass wir für manchen Blödsinn bezahlen ist klar, aber so viel ist daS nun auch nicht.
Truppführer, Sprechfunker (Analog), Atemschutzgeräteträger
Jugendwart
Leiter SSD a.D.
Sanitäter (DRK)

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- Abi 2012 -
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14.10.2011, 19:51
Es geht nicht ums Material oder um die Ausrückzeit. Wenn ich will, dass schnell jemand da ist, bestelle ich mir eine Pizza - die garantieren, dass sie in 20 Minuten bei mir sind.

Wer wird denn in der Lage sein, im Notfall besser zu "performen"? Jemand, der ein paar Einsätze im Jahr oder der, der ein paar Einsätze am Tag hat? Jürgen wird uns da besser etwas über die Einsatzfrequenz in einer großen BF sagen können, aber als ich mal einen Lehrgang in den Räumen unserer BF hatte, ging der Alarm ständig. So erleben wir es eben auch. Wenn einer unserer Patienten aus einem Auto geborgen werden muss, dann sieht man schon den Unterschied zwischen einer BF, die eben ständige Realeinsätze hat und einer FF, in der zwar alle schön mit ihrem Rang beschriftet sind, aber man bei jedem Handgriff die Nervosität und den Zweifel in den Augen sieht. Von der körperlichen Fitness mal abgesehen.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

14.10.2011, 20:25
Was haltet ihr denn von nicht-freiwilligen Feuerwehren?
http://de.wikipedia.org/wiki/Pflichtfeuerwehr
Der Staat weiß sich schon zu helfen ;-)

14.10.2011, 20:32
Original von peit
Was haltet ihr denn von nicht-freiwilligen Feuerwehren?
http://de.wikipedia.org/wiki/Pflichtfeuerwehr
Der Staat weiß sich schon zu helfen ;-)

Naja, ist ja nicht wirklich was anderes als eine FF. Nur ?vielleicht? mit weniger Motivation?
Zuletzt geändert von gorld am 14.10.2011, 20:32, insgesamt 1-mal geändert.
Endlich EH! 04.05.2008!

14.10.2011, 22:56
Was den Feuerwehr Bereich angeht: Wenn ich mir anschaue was alleine in meinem ehemaligen Wohnort und den umliegenden Gemeinden an Feuerwehrfahrzeugen rumsteht, das reicht an Fahrzeugpark für eine Großstadt mittlerer Größe, wohlgemerkt bei weit unter 100.00 "Einwohnern".... Aber jeder Regionalkaiser will halt seine DL, seinen RW, sein ELW (eh ein Spezialthema... Wir hatten es für einen benachbarten Landkreis mal ausgerechnet, die kommen auf 3x mehr ELW als Gemeinden.)
"Lustigerweise" kriegen die dann den vollen "Stall" Werktags tagsüber nicht besetzt und es muss wieder auf regionale Hilfe, tlw. auch der BF zurück gegriffen werden....
Es ist die Frage ob es nicht aus ausreichen würde wenn (wie in anderen Ländern auch) nur ein "Feuerwehrtechnischer-First-Responder" mit geringer Mannstärke vor Ort anwesend wäre und die Hauptlast durch professionelle Stützpunktwehren an einigen wenigen Zentren abgedeckt wird, analog der Verteilung der Rettungswachen.

15.10.2011, 09:48
Man sollte auch mal klar unterscheiden bei der FF, wie viele Einsätze sie haben. Ich selbst bin in einer FF, die im Durchschnitt in Jahr zwischen 400 und 500 Einsätze fährt. Trauriger weise ist dies bei uns normal. Was krumel sagt, simmt. Von den Fahrzeugen her könnten wir eine Kleinstadt abdecken. Wir haben lediglich ca. 12000 Einwohner.
In der Umgebung gibt es auch Wehren mit weit mehr Einsätzen. Ich glaube sicher sagen zu können, daß durch die Erfahrung wir die Gegebenheiten sicher und ohne Nervosität abarbeiten können.
Wenn man mal das gesamte Einsatzaufkommen sieht und betrachtet, daß durchaus oft die angrenzenden Wehren zeitgleich Einsätze haben spricht das gegen das "System" das man einen kleineren Fuhrpark hat und zur Unterstützung die Nachbarwehr hinzuholt.
Das die Besetzung tagsüber nicht so optimal ist wie nachts oder am Wochenende ist überall so, aber bis jetzt haben wir noch immer die erforderlichen Fahrzeuge besetzen können.
Und das z.B. fast jede Gemeine seinen ELW hat, kommt ganz einfach daher, daß dies so vorgegeben ist. Viele Wehren habennicht nur einen Zug.
Wir werden aus den schönsten Träumen gerissen,
um so manchen Alptraum zu erleben.

Tauchen - Klettern - Geocaching - Feuerwehr

15.10.2011, 11:51
Original von Don Spekulatius
Es geht nicht ums Material oder um die Ausrückzeit. Wenn ich will, dass schnell jemand da ist, bestelle ich mir eine Pizza - die garantieren, dass sie in 20 Minuten bei mir sind.

Wer wird denn in der Lage sein, im Notfall besser zu "performen"? Jemand, der ein paar Einsätze im Jahr oder der, der ein paar Einsätze am Tag hat? Jürgen wird uns da besser etwas über die Einsatzfrequenz in einer großen BF sagen können, aber als ich mal einen Lehrgang in den Räumen unserer BF hatte, ging der Alarm ständig. So erleben wir es eben auch. Wenn einer unserer Patienten aus einem Auto geborgen werden muss, dann sieht man schon den Unterschied zwischen einer BF, die eben ständige Realeinsätze hat und einer FF, in der zwar alle schön mit ihrem Rang beschriftet sind, aber man bei jedem Handgriff die Nervosität und den Zweifel in den Augen sieht. Von der körperlichen Fitness mal abgesehen.


Na dann weiß ich nicht, was bei euren feuerwehren falsch läuft. Unsere Schwerpunktfw hat im Jahr so etwa 280 Einsätze, für THL trainieren die mit einem Typen von Weber und ADAC, der Brandcontainer kommt zweimal im Jahr und dann noch die Atemschutzübungsstrecke - die wissen schon was sie machen, und Routine ist da auch drin.
Ich selbst bin bei ner Dorffw mit 2-3 Einsätzen pro Jahr - klar dass, wenn die Sirene geht, erstmal der Puls ansteigt, aber das ist normal. Und das Adrenalin dabei hilft schneller zum Gerätehaus zu laufen ^^
Und selbst bei unseren 2-3 Einsätzen habe ich mittlerweile schon Routine dadrin, weil ich dadurch, dass ich die Jugendarbeit mache auch oft Szenarien mit den Kindern durchspreche und ich weiß wo welcher Handgriff sitzen muss.
Truppführer, Sprechfunker (Analog), Atemschutzgeräteträger
Jugendwart
Leiter SSD a.D.
Sanitäter (DRK)

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- Abi 2012 -
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15.10.2011, 13:23
Ich bin zwar Feuerwehrtechnisch vollkommen ahnungslos, aber trotzdem ganz sicher, dass ein reiner Vergleich der Fuhrparkgröße wenig hilfreich ist...
In urbanen Gegenden reicht vermutlich ein ELW für sehr viele Menschen, auf dem Land hingegen ist die Nachbargemeinde schnell mal 20 Minuten Fahrt entfernt - da macht also ein ELW in jeder Wehr sicher Sinn.
Auch die örtlichen Gegebenheiten spielen doch eine Rolle: Wenig Menschen heißt ja gleichzeitig viel Wald, Moor oder ähnliches - was ja acuh alles brennen kann.

Nicht zuletzt sind die Wehren mit den geringsten Einsatzzahlen in aller Regel auch Berufsfeuerwehren: Ich denke hier an die Werksfeuerwehren, die in der Regel praktisch gar keine Einsätze haben oder nur Kleinigkeiten - aber für irgendwelche Katastrophenartige Vorfälle vorgehalten werden.

15.10.2011, 16:00
Irgendwie finde ich die Diskussion ziemlich überflüssig. Es mag ja stimmen, dass von ehrenamtlichen im RD die Preise (und vielleicht auch das Gehalt der hauptamtlichen) etwas gedrückt wird, doch es gibt aus meiner Sicht keinen Grund von wie Hajo meinte "Arbeitsplatzvernichtern" zu sprechen, da es in Deutschland einen Fachkräftemangel an RA´s gibt. Es gibt also zu wenige, dies machen wollen.

Außerdem nehmen manche Argumente hier einem ziemlich die Lust, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Nun aber zur Feuerwehr: Wie soll man die freiwilligen in DEutschland denn abschaffen. Das will ich sehen. Dann könnte man nämlich gut 20 min warten bis die nächste BF eintrifft. Ich will sehen wie das funktionieren soll, um von der Bezahlung der ganzen Sache mal ganz abzusehen.
Ein an der Mosel gestrandeter Rheinländer

Ausbildungsstand: Füllt in Schriftgröße 12 eine ganze DIN A Zeile :)

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