Luxus-SSDs

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Foren-Übersicht Erste Hilfe, Rettung und Medizin Hilfsorganisationen

31.01.2010, 19:23
Hallo Jürgen,

ich danke dir für deine kritischen Anmerkungen.

Natürlich kann man unsere Berufsschul-SSDs nicht unbedingt mit denen an einer allgemeinbildenden Schule vergleichen.

Trotzdem vertrete ich die Auffassung, dass es auch im allgemeinbildenden Sektor in den nächten Jahren zu einer Qualitätssteigerung und Weiterentwicklung kommen muss.

Wenn man die Bezeichnung "Schulsanitätsdienst" führt, kann der Patient erwarten, von zumindest einer Person versorgt zu werden, die einen höheren Kenntnisstand als "Ersthelfer" aufweist.

Sonst ist die Bezeichnung "Sanitätsdienst" falsch gewählt.

Ohne Sanitätsausbildung gibt es für die Schule ja keinen kler erkennbaren Vorteil und es wird schwer, die Existenz des SSDs zu rechtfertigen.

Ich denke, da sind die Hilfsorganisationen aufgefordert, den Ausbildungsstandard zu überdenken und die SSDs mehr durch Sanitätsausbildungen zu unterstützen.

Insbesondere die Schwerpunktsetzung auf Versorgung von Verletzungen ist aus meiner Sicht falsch.

Ich will nicht sagen, dass Ersthelfer prinzipiell schlechte Arbeit machen oder nicht qualifiziert sind, aber man muss auch nach vorne schauen und sich fragen: Wo will man hin? (Übrigens etwas, was der RD aus meiner Sicht jahrzehntelang versäumt hatte und erst langsam in den Griff bekommt)

Hierzu bedarf es vielleicht auch einiger Visionäre, die durch die "rosarote Brille" schauen und das bisherige (Ausbildungs-)System und das fehlende Vertrauen in die Schüler in Frage stellen.

In einem Forum sollte man das diskutieren dürfen...

Ich freue mich auf eine weitere angeregte Diskussion und bin sehr an deinen Erfahrungen und Meinungen interessiert.
Zuletzt geändert von Hajo Behrendt am 31.01.2010, 19:24, insgesamt 1-mal geändert.
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

31.01.2010, 19:34
Doppelposting, zurückgesetzt

31.01.2010, 19:58
Sicher darf man das alles diskutieren - fragt sich nur, ob das auch Sinn macht ...

Hast du mich eigentlich nicht verstanden ?

Du schreibst, es muß in den nächsten Jahren an den allgemeinbildenden zu Qualitätssteigerungen und Weiterentwicklung kommen. Das ist aber an ganz vielen Schulen gar nicht möglich oder sogar nötig. Der Großteil der Schulen - und somit die Mitglieder im SsanD - stoßen schon jetzt an ihre Grenzen und da ist nicht mehr viel Platz für großartige Erneuerungen. Brauche ich jetzt nicht groß zu erläuteren, die Gründe dürften uns alle bekannt sein.

Ein " Patient " an der Schule hat zuerstmal das zu erwarten, das ihm bei einer Notfallsituation geholfen wird. Und diese Hilfe leisten fast 95% der SsanD die ich hier kennen gelernt habe. Es wird mitnichten erwartet, daß hier großartig ausgebildete Superhelfer am Start sind, die ev. zu hoch motiviert sind und gehörig über ihr Ziel hinausschießen. Eine Schule ist dazu verpflichtet, bei Notfällen Erste Hilfe zu leisten, diese Aufgabe erfüllen eben die jetzigen SsanD und diese Art und Weise ist um ein vielfaches besser als noch in früheren Jahren ohne SsanD. Hier reicht es dicke aus, wenn die Mitglieder einen 16 - Stunden Kurs plus X - Stunden Ausbildung bekommen. Eine kontinuierliche Fortbildung erhöht hier die Qualität auf ein gleichbleibendes Niveau.

Ob die Bezeichnung "Sanitätsdienst " so falsch is wage ich zu bezweifeln, es geht hier auch nicht darum, diesen mit einem San - Dienst in freier Wildbahn zu vergleichen.

Die Existenz eines SsanD ist in jedem Fall gerechtfertigt, auch ohne deine angemahnte Sanitätsausbildung.

Die Hilfsorganisationen sollten sich meiner Meinung nach endlich mal zusammensetzen und über das Thema ernsthaft diskutieren. Es gibt da so einiges zu tun und man sollte sich daraufhin einigen, endlich Einigkeit darüber zu erlangen, in welchem Umfang man die SsanD - Aus und Fortbildung gestalten möchte. Interessenten sind genug da und stehen bestimmt schon Schlange ...

Wo will man hin ? Ich denke mal, so wie es an vielen Schulen schon läuft ist das auch ganz OK so. Man sollte aber dennoch versuchen, die erreichte Qualität möglichst langfristig aufrecht zu erhalten ...

31.01.2010, 20:14
Soll ich mal den Ketzer spielen?

Stillstand ist Rückschritt! Das war so, ist so und wird vermutlich so bleiben. Wenn man sich verbessern kann, sollte man das tun und danach streben, etwas zu ändern. Und ich finde, eine konsequente Ausbildung ist u.a. ein Schritt in die richtige Richtung.
Und es ist wahrlich kein großartiger Mehraufwand, den Schülern einen SanA/B/H/...was auch immer, zukommen zu lassen. Das fördert die Motivation der Helfer und die Handlunsgsicherheit. Ausserdem trägt das zur Verbesserung der Versorungsqualität bei. Ich kann da nichts negatives dran finden, an dem Wunsch.

Weitere Schritte, wie zB eine SSD-spezifische Ausbildung (die es ja in einigen Bereichen andeutungsweise gibt), wären natürlich auch positiv. Denn im SSD sind die Helfer häufig mit Situationen konfrontiert, die in keiner Ausbildungsrichtlinie für EH/San/whatever auftauchen: Bauchschmerzen, Unwohlsein, Infekte, ... dieser ganze Standardkram, den man zum Allgemeinmediziner schicken würde. Klar kann man dort die Versorgung auf erlernte Basics aus den Kursen herunter brechen. Aber nicht jeder Bauchschmerz ist per se ein akutes Abdomen, das eine chirurgische Intervention und die entsprechenden EH-Maßnahmen erforderlich macht (zum Beispiel).

Das nur als kleine Anmerkung und Denkanstoss zu Jürgens Posting.
Gerrit (RettAss)
"Wir sind längst im Paradies, haben die Hölle draus gemacht!" --- ASP, Ich bin ein wahrer Satan
ASP - Sage Nein!

31.01.2010, 20:35
Original von GeKue
Und ich finde, eine konsequente Ausbildung ist u.a. ein Schritt in die richtige Richtung.


Ich wäre da der letzte, der widerspricht.

Original von GeKue
Und es ist wahrlich kein großartiger Mehraufwand, den Schülern einen SanA/B/H/...was auch immer, zukommen zu lassen.


Ist aber ein Kostenfaktor. Nicht immer gibt es willige HiOrgs, die das großzügigerweise tragen.

Original von GeKue
Weitere Schritte, wie zB eine SSD-spezifische Ausbildung (die es ja in einigen Bereichen andeutungsweise gibt), wären natürlich auch positiv.


Das wäre meines Erachtens der richtige Ansatz. Denn selbst San A/B, SanH, ES, ... etc. sind nicht an die Anforderungen des SSD angepaßt.

Neben der Qualifikation der Schulsanis wird aber in Zukunft ein weiterer Punkt bei der Qualitätssicherung eine Rolle spielen: Art- und Umfang der Gerätschaften
Dabei geht es mir nicht darum immer mehr und tollere Geräte in den SSD-Bereich zu bringen, sondern, daß das was man vorhält folgende Bedingungen erfüllt:

[list=1]
[*]Der Umfang an Geräten entspricht dem Soll-Ausbildungsstand der SSDler
[*]Der Ist-Ausbildungsstand der SSDler ist (mindestens) identisch mit dem Soll-Ausbildungsstand
[*]Das Gerät entspricht den Vorgaben von MPG/MPBetrVO.
[*]Das vorgehaltene Gerät wird objektiv für die Tätigkeitsumfang des SSD im Allgemeinen und im Besonderen benötigt.
[/list=1]

zu 1. Oftmals findet man bei SSD Gerätschaften, die angeschaft wurden, weil einer oder mehrere Schulsanis (zum Anschaffungszeitpunkt) eine weitere als die im Grundsatz vorgesehene Ausbildung haben. Dies ist nicht zielführend.

zu 2. Dazu sollte nichts zu sagen sein.

zu 3. Abgelaufenes Material, fehlende MTK, ... muß nicht sein.

zu 4. Es ist zu beachten, daß die Aufgabe des SSD ist, kleinere Dinge selbständig abzuarbeiten und ansonsten das therapiefreie Intervall bis zum Eintreffen des RD zu überbrücken. Auch ist das an Schulen im Allgemeinen und an der jeweiligen Schulen im Besonderen auftretende Unfall- und Erkrankungsgeschehen real zu bewerten und dem Risiko angemessen Ausstattung vorzuhalten.
Marc, 36 Jahre
Leiter SSD, EH-Ausb.
Ausbildungsstand: Genug um eine recht lange Liste zu produzieren.

31.01.2010, 21:08
Ich finde, das ist eine richtig gute Herangehensweise.

Allerdings sollte man bedenken, dass die Anforderungen an Material und Personal durchaus von Schule zu Schule variieren können.

Man wird nicht darum herumkommen, eine möglichst große Anzahl von Einsatzprotokollen auszuwerten, um zu sehen, welche Kompetenzen angehende SchulsanitäterInnen erwerben sollten.

Eine Weiterbildung auch im kleinen, möglichst schulinternen Verband wird weiterhin nötig sein, um Besonderheiten eines speziellen Dienstbetriebes zu erklären.

Die Grundlagen können dann auch von HiOrgs etc. vermittelt werden.

Hier sollte organisationsübergreifend auch mit privaten Trägern zusammengearbeitet werden, um eine Vereinheitlichung zu schaffen.

Diese kriegen bis Dato ja nicht einmal die HiOrgs hin, die sich zudem durch unnötige Vorgaben für Ausbilder der Sanitätsausbildung das Leben schwermachen (Mindestanzahl von Kursen/Jahr, die im San-Bereich oft nicht zu erreichen ist etc.).

EDIT: Was mir auch wichtig ist: Einige HiOrg (-Gliederungen) verpflichten Schulsanitäter zu einer (kostenpflichtigen) Mitgliedschaft.

Das finde ich nicht gut. Ich denke, um das Engagement der Jugendlichen zu fördern, sollte auf das Erheben von Mitgliedsbeiträgen verzichtet werden.

Es ist ja auch normal, dass sich bei Jugendlichen Interessen relativ kurzfristig verschieben und sie nicht so lange dabei bleiben. Wenn dann noch Kosten anfallen, obwohl die Helfer nicht mehr dabei sind, ist das doof.

Die HiOrg sollte das Nachwuchspotential erkennen, welches in den Schulsanis steckt. Daher sollte es eine Ehrensache sein, SSDs zu fördern und zu untersützen. Und Perspektiven für die Jugendlichen zu schaffen.

Machen auch die Wenigsten...
Zuletzt geändert von Hajo Behrendt am 31.01.2010, 21:18, insgesamt 2-mal geändert.
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

31.01.2010, 21:24
@ Gerrit

mir ist auch klar, daß Stillstand Rückschritt bedeutet - aber mir ist auch klar, daß viele Schulen schon jetzt an ihren Grenzen angekommen sind und so wäre nicht viel Möglickeit sich weiter großartig zu verbessern. Dies können die Schulen auch gar nicht alleine stemmen, hier ist ganz gehörig die Mitarbeit und Unterstützung der Hiorg gefragt - das hab ich ja auch verdeutlicht.
Und sicher, das alles variiert ganz schön von Schule zu Schule. Aber der Großteil wird über das jetzt erreichte nicht viel hinauskommen.
Sind für ein paar Jahre engagierte und motivierte Schüler da, dann läuft es super. Sind die aber eines Tages nicht mehr da, kann plötzlich alles anders werden - ja sogar zum Tod eines SsanD führen - wie an unserem Schulzentrum z.B.

Und ihr wollt doch nicht allen Ernstes anstreben, einen SsanD so zu qualifizieren daß er schon fast dem RD Konkurrenz machen könnte. Sorry, aber das ist nicht meine Denkweise und ich denke auch, viele Schulen wollen und können da auch nicht mithalten.

Wenn wie gesagt nicht bald ein großer Ruck durch die Hiorg geht und die vielleicht endlich mal begreifen,welches Potential da an den Schulen vorhanden ist, dann werden wir leider weiter so dahindümpeln wie jetzt und jeder kocht sein eigenes Süppchen so gut es eben geht.

31.01.2010, 21:38
Von einer Qualifizierung auf RD-Niveau kann gar keine Rede sein, bei meinem Text. Ich bin bodenständig genug, um keine Luftschlösser zu bauen, die eh gar nicht diskutabel sind.

Aber die von madhef angedachte Richtung erscheint mir durchaus gangbar. Das einige HiOrgs ihre Helfer dahingehend nicht unterstützen (kostenlose Ausbildung der Sanis) ist bedauernswert. Da gab es bei uns zum Glück nie Probleme. Auch war die verpflichtende Mitgliedschaft im JRK, die Hajo anprangert, weder kostenpflichtig, noch für SSD oder den einzelnen Sani nachteilig beladen.
Ganz im Gegenteil: Das war eigentlich eine recht einseitige Angelegenheit, deren Nutzen ganz klar auf unserer Seite lag:

Wir haben Material bekommen, die Ausbildungen genießen, sowie bei Wettbewerben mitlaufen können und interessante Veranstaltungen mit Absichern dürfen. Es war sicherlich von Vorteil, dass ich (als Gründer des SSD) in der HiOrg sowohl im JRK als auch im KatSchutz sehr aktiv war/bin.

Mir ist sehr wohl bewusst, das dies eines der wenigen positiven Beispiele ist. Aber ggf macht's dem ein oder anderen Mut.
Gerrit (RettAss)
"Wir sind längst im Paradies, haben die Hölle draus gemacht!" --- ASP, Ich bin ein wahrer Satan
ASP - Sage Nein!

31.01.2010, 21:44
Nein - du hast nicht von RD - Niveau gesprochen - aber ein anderer User hier geht in diese Richtung ...

Und auch die Hiorg sind landwirtschaftlich unterschiedlich wie man ja weiß. Ich hab dir ja mal von meinen Erlebnissen mit dem hiesigen Kreisverband des DRK erzählt, erinnerst du dich noch ?
Ich hatte nach monatelangem Streit keine Lust mehr mit denen " zusammen zu arbeiten " und machte alleine weiter - gewünscht hätte ich mir etwas anderes - aber daran kannst du sehen, wie unterschiedlich es überall ist und daran wird vieles scheitern.

31.01.2010, 21:56
Wenn diese Anspielung in meine Richtung gehen sollte...

auch ich strebe es nicht an, eine RD-Ausbildung bei einem Schulsanitätsdienst einzuführen.

Das wäre auch ziemlich übers Ziel hinausgeschossen.

Hingegen halte ich nach wie vor den (24- bis) 40-stündigen Sanitätshelfer für eine geeignete Grundqualifikation.

Länger im SSD tätige HelferInnen mit großem Interesse sollten eine darüber hinaus gehende Ausbildung erhalten.

Diese sollte aus meiner Sicht 80 Stunden nicht unterschreiten (z.B. SanB oder Einsatzsanitäter beim MHD).

Ein Team aus diesem beiden Qualifikationen zusammengestellt, ggf. mit EH-Praktikant, halte ich für ausreichend und ideal qualifiziert.
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

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