Schnitt durch Glasscherbe -> RTW?

Hier könnt ihr erlebte Einsätze schildern und sie können von uns gemeinsam besprochen werden.

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29.06.2010, 16:33
Aber eben das ist hier ja nicht sicher geklärt. Die Kreislaufsituation ist ja nicht eindeutig beschrieben. Wenn die Wunde jetzt in der Stunde, die das Taxi braucht, stark weiter blutet, dann haben wir irgentwann einen Volumenmangelschock. Für den wiederum bräuchte ich einen RTW.
Wenn man jetzt natürlich davon ausgeht, dass da entsprechendes Personal vor Ort ist und einen wirksamen Druckverband angelegt hat, sodass die Wunde nichtmehr blutet, dann sollte natürlich auch ein Taxi vertretbar sein.
Ich bin als Rettungsschwimmer geboren, mit Wasser gestillt und aufgezogen! Hurra!:P

leverkusen.dlrg.de
www.drk-lev.de

29.06.2010, 17:16
Aber bloß weil eine Wunde durchen einen WSV suppt, ist doch noch lange nicht von einem großen Blutverlust zu sprechen. Schonmal n Tetra-Pack Milch (1l) in nen Taxi gegossen? Das sind absurde Mengen, so viel hat sie sicherlich nicht verloren.
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

29.06.2010, 17:27
Original von M1k3
Schonmal n Tetra-Pack Milch (1l) in nen Taxi gegossen?



Bitte nicht nachmachen. Den Gestank kriegt man nie mehr raus... :D
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

29.06.2010, 22:33
Erstmal zu dem nun nicht mehr verfügbaren RTW: Wieso kann ein RTW in dem ein Mädel mit nem kaputten Fuß sitzt nicht zur Not auch die Oma mit dem Herzklabaster versorgen oder meinetwegen auhc auf halber Strecke umkehren um gleich noch den Anaphylaktiker aufzulesen?

Ansonsten ist das hier sicher ein Grenzfall.
Privat hätte ich vermutlich auch keinen RTW gerufen sondern wäre selber ins Krankenhaus gefahren. Das nen ordentlicher Verband gut gewesen wäre wurde ja schon gesagt. Und irgendwer hätte sicher auch noch nen paar Schue dabei gehabt^^

Als Lehrer hingegen hätte ich einen RTW bestellt. Da spielt dann die Aufsichtspflicht für den Rest der Klasse, die Kostenübernahme der Taxifahrt und nicht zuletzt die eigene Garantenstellung mit rein.

29.06.2010, 22:59
Original von peit
Erstmal zu dem nun nicht mehr verfügbaren RTW: Wieso kann ein RTW in dem ein Mädel mit nem kaputten Fuß sitzt nicht zur Not auch die Oma mit dem Herzklabaster versorgen oder meinetwegen auhc auf halber Strecke umkehren um gleich noch den Anaphylaktiker aufzulesen?


Grml. Ich WUSSTE dass das kommt.... Der RTW ist bereits zu weit weg. Oder aber Die Leitstellensoftware gibts nicht her. Ist ja sowieso nur Hypothetisch :D
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- Heino

30.06.2010, 00:49
Okay, Dankeschön erstmal, eine eindeutige Antwort gabs zwar nicht, aber ich denke das es wirklich schwierig ist die Situation nach meiner kurzen Beschreibung zu Beurteilen. Ich denke, dass muss man halt vor Ort entscheiden.

30.06.2010, 07:52
Da es hier im Forum immer wieder zu Verwirrungen und unsachlichen Aussagen betreffs der Anforderung von Rettungsmitteln kommt hier mal ein Link dazu. Dies Vorschrift gilt in ALLEN Bundesländern und ich habe mich auch davon überzeugt weil ich stichprobenhalber in einigen BL angerufen habe. Die Ärzte und Rettungsdienstbetreiber haben sich daran zu richten ansonsten bekommen sie Probleme mit der Abrechnung von erbrachten Leistungen. Daß sich hier und da dennoch nicht 100%ig daran gehalten wird sieht man ja täglich, aber das sollte nicht unser oder euer Problem sein.
Fakt ist aber : ihr ruft in einer Leitstelle an, schildert euren Notfall oder Notfallsituation und dann entscheidet der Disponent was er euch schickt und nicht ihr selbst.

Gruß Jürgen

http://www.g-ba.de/downloads/62-492-74/RL-Khtransport-2004-12-21.pdf

30.06.2010, 10:56
Also, dass sich nicht klar sagen lässt, ob in diesem Fall nun ein RTW berechtigt gewesen wäre oder nicht, sind wir uns ja einig. Wir waren ja schließlich (fast) alle nicht dabei.

Aber nochmal zu den Überlegungen, ein Fahrzeug aufgrund der örtlichen Gegebenheiten zu holen oder auch nicht:
Ich sehe es, egal ob nun als Ersthelfer oder aufm SanDienst, so: Ich schau mir meinen Patienten an und überlege mir, ob ich "Hilfe" brauche.
Wenn ich (im SanDienst oder als Ersthelfer) finde, dass der Patient ins KH gehört, ruf ich auf der leitstelle an und schildere denen mein Problem. Die sollen dann entscheiden, was sie mir schicken. Da ich inzwischen den meisten Kollegen auf der Leitstelle bekannt bin, werde ich teilweise gefragt, was ich haben will, aber ich bestelle nie gezielt nen RTW/ NAW...
Weil dazu müsste ich die aktuelle Situation in der Stadt kennen. Mit ca. 90.000 Einwohnern+ Studenten+ Touristen ist das mit 3 RTWs und 1 NA manchmal nämlich ne ziemliche Taktiererei, wo jetzt ein RTW hingeht, wo der NA und wo halt mal doch nur ein KTW geschickt wird. Und was auf dem Land los ist, mal ganz zu schweigen.
Den Kopf, ob das jetzt gerade "taktisch klug" ist hier nen RTW herzuholen oder nicht, sollen sich andere machen. Ich schau mir ausschließlich den Patienten an und überlege mir, ob der das Fahrzeug braucht oder nicht. Und wo das jetzt herkommt, das ist nicht mein Problem.
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

30.06.2010, 11:30
In Berlin ist es gar nicht möglich über die 112 einen KTW anzufordern. So etwas gibt es nicht. Die 112 ist eben für Notfälle ^^

Früher hätt ich auch nur Stichworte verwendet, und die Leitstelle sucht sich das Auto aus. Inzwischen aber fordere ich gezielt an, wenn ich der Meinung bin das eben ein RTW + NEF nötig ist oder nicht.

Natürlich entscheidet letztendlich der Disponent, ich habs aber nciht erlebt das der bei RS oder RA vor Ort sich gegen der Anforderung entscheidet und was andere schickt. (Außnahme: er sagt gleich am Telefon das erstmal n HvO kommt, und alles andere länger braucht).
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30.06.2010, 12:16
Der Disponent wird in der Leitstelle nie ein so genaues Bild von der Lage machen können, wie eine erfahrene Sanitätskraft vor Ort.

Gerde wenn medizinisches Fach- oder Assistenzpersonal vor Ort ist, verlässt sich der Disponent eigentlich auf eure Einschätzung und Anforderung. Ansonsten hätte er sich ggf. zu rechtfertigen, warum er von der Anforderung abgewichen ist. (Ich bin jedenfalls immer stinksauer, wenn ich für den Bänderriss, der nicht anders ins Krankenhaus kommen kann, einen RTW "normale Fahrt" anfordere, die die hornen wie die Besengten durch das ganze Stadtgebiet... Da beschwer ich mich dann auch gerne mal)

Wenn ihr euch nicht sicher seid, schildert einfach die Symptome und die Verdachtsdiagnose, und der Disponent wird (ggf. nach einigen weiterführenden Fragen) entscheiden, welches Fahrzeug er entsendet.

In meinem Bundesland ist es gar nicht mehr möglich, ohne weiteres einen KTW anzufordern. Ausserdem gibt es hier fast gar keine KTW mehr, diese sind nur noch in größeren Städten (mit Schwerpunktkrankenhäusern) oder im Langstreckentransport anzutreffen.

Normalerweise kommt immer ein (mit zwei RA besetzter) RTW, da stellt sich nur die Frage ob mit oder ohne Sonderrechte. Erfahrungsgemäß gibt es keinen großen Zeitunterschied, ob das Fahrzeug nun mit Signal oder ohne anrückt. Der erwartete "Erfolg" durch die Möglichkeit der Inanspruchnahme von Wegerechten wird oft überinterpretiert. Mir fallen im Nachhinein nur sehr, sehr wenige Patienten ein, bei denen die Verwendung von Sondersignalen zur Sicherung des Überlebens unbedingt zwingend notwendig war.
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

01.07.2010, 13:11
Joa, aber bei denen wenigen war es essentiell - kann ich auch Fälle berichten. Und da man das im Vorfeld aus der Alarmierung nicht ableiten kann, wird halt mit SoSi gefahren bei entsprechendem Meldebild.
Gerrit (RettAss)
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