Psychiatischer Notfall: Suizidandrohung in Schule

Hier könnt ihr erlebte Einsätze schildern und sie können von uns gemeinsam besprochen werden.

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02.06.2010, 16:13
Also in der AV2 ist es auch immernoch drin, wobei die AV2 nicht mehr für die Helfer in den Einsatzdiensten genutzt werden soll. Hier ist die AV10.3.1 (Einsatzsanitäter vorgesehen). In dieser AV werden psychiatrische Notfälle nicht mehr thematisiert.
Hier gibt es in diese Richtung das Thema "Soziale Kompetenz im Rettungsdienst":
- Die Psychologie der Notfallsituation
- Psychische Situation und Reaktion von Notfallpatienten
- Psychsiche EH und Umgang mit Patenten sowie Angehörigen
- Besondere Einsatzsituationen (Kinder, Religionsgruppen, Todesfälle...)
- Grundlagen der Kommunikation
- Ursachen für unterschiedliche Wahrnehmung
- Psychische Belastung von Einsatzkräften
- Probleme und Einstellungen des Berufsalltags
Das ganze geht dann 8 UEs.

Und da ich, wie bereits gesagt, nicht glaube, dass den Leuten die Diagnose "Bipolare Persönlichkeitsstörung" (oder so) auf die Stirn tatowiert steht, ist es zwar nice to know welche psychiatrischen Notfallbilder es gibt, in den meisten Fällen reichen die normalen Grundregeln der Kommunikation/ Betreuung durchaus aus.
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

02.06.2010, 16:15
Aha... Ein "Taser" wird ja auch so viel bei psychiatrischen Notfällen bringen. Wo wir gerade von Arschlöchern und Menschlichkeit sprachen... Der Einsatz dieses Gerätes gegen psych-Patienten lehne ich grundsätzlich ab, wenn es nicht aus Egenschutzgründen dringend erforderlich ist. Es gibt da auch andere Möglichkeiten, als Stromschocks zu verabreichen...

Leider sind ja einige (sadistische?) Ordnungshüter geradezu scharf darauf, anderne Menschen wann immer es geht Leid anzutun... Immer rauf auf die Schwachen...
Das ist gut fürs Ego und man kann mal zeigen, wie "stark" und "mächtig" man ist

Nein, es geht doch primär darum, dass eine Sanitätskraft diese Erkrankungen ERKENNT, einordnet und qualifizierte Hilfe NACHFORDERT.

Dazu müssen aber auch Grundlagen bekannt sein...
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

02.06.2010, 16:21
Aber woran kann ich denn bitte innerhalb der meist kurzen Versorgung im SanDienst z.B. eine Depression zu kennen? Oder eine Manie? imho ist das ja nicht unbedingt von nem gut gelaunten angetrunkenen zu unterscheiden, wenn man kein Profi ist.

Also wenn die Leute nicht gerade was von Killeraffen faseln oder sich ertränken wollen, weil die Ossis hinter einem her sind, ist jemand ja nicht undedingt als psychiatrischer Patient erkennbar.
Und selbst die Patienten, die immer von der Ratte faseln haben manchmal wirklich ne Ratte im Rucksack gehabt, die dann eben durchs SanZelt wuselt...
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

02.06.2010, 16:49
Original von Bine
Aber woran kann ich denn bitte innerhalb der meist kurzen Versorgung im SanDienst z.B. eine Depression zu kennen? Oder eine Manie? imho ist das ja nicht unbedingt von nem gut gelaunten angetrunkenen zu unterscheiden, wenn man kein Profi ist.


Die Frage ist, welche Konsequenz dies hat. Antwort: Keine, wenn keine akute Eigen- oder Fremdgefährdung vorliegt.

@Hajo:
Ist jetzt ein etwas anderer Ansatz, aber in einer akuten Situation, wie der in Deinem Beispiel am Anfang, geht es mir nur darum, einen eventuellen Suizidversuch zu verhindern. Mehr kann ich ohnehin nicht tun. Die notwendige Therapie ist eine Frage von Wochen oder Monaten in der Psychiatrie. So, und um zu verhindern, dass jemand sich selbst umbringt oder ggf. noch Unbeteiligte gefährdet, wäre es mir lieber, wenn er nach einem kleinen Elektroschock am Boden liegt und sich danach durchsucht und gefesselt problemlos in den RTW bringen lässt, als wenn irgendein Pseudotherapeut nach einem 6h-Kurs versucht, einen auf Sigmund Freud zu machen und die Welt retten zu müssen.

Aber wie auch immer - da die Polizei ja meist nur wenig kooperativ ist und eher auf körperliche Gewalt statt auf moderne Hilfsmittel steht, stellt sich die Frage ohnehin nicht. :D :D :D
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

02.06.2010, 17:51
die depression ist ja im SanDienst erst dann ein Problem wenn der Depressive eine Gefährdung für sich wird (oder auch für andere). Ansonsten muss ich wirklich sagen, dass bei solchen Problematiken wenige wissen wie man damit umgeht. Und das sage ich aus eigener Erfahrung als Patientin. Gerade im Bereich Schulsanitätsdienst, wo die Helfer alle ziemlich jung sind, sind die Helfer mit sowas (auch wenn es nur nebenbei auffällt) sehr überfordert weil sie halt selber nicht genau wissen was das überhaupt ist. Und wenn nur bspw. SVV Narben angestarrt werden beim Wickeln eines Verbands, ist das für den Patienten höchst unangenehm. Denn schließlich erwartet dieser auch vom SSD (viele Schüler stellen SSDler auch gerne gleich mit hochqualifizierten Helfern) eine gute Betreuung.

18.11.2010, 18:22
In gewisser Weise muss ich einigen hier zustimmen. Natürlich kann der SSD Betroffene nicht therapieren. Nicht mal die Therapeuten in der Psychiatrie können in der kurzen Zeit, die jemand bei einer Kriesenintervention da ist viel erreichen. Trotzdem sollte man, wie sternenkind schon sagte, wissen, wie man mit sowas umgeht. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie unangenehm es ist, wenn jemand die SVV-Narben anstarrt. Genau so wie ich z. B. zu den Sanis, die es "gewagt" haben explizit danach zu fragen, nie wieder hin gegangen bin. Das ist ja nicht der Sinn der Sache. Ich denke man sollte zumindest soweit mit dem Thema vertraut sein, dass man dieses "Anstarren" von Narben unterdrücken kann. Genau so sollte man z. B. wissen, wie man mit jemandem umgeht, der aus psychischen Gründen nen Schock hat. Da bringt es nicht so wirklich was einfach nen RTW zu rufen. Das kenn ich leider auch aus eigener Erfahrung. Es gibt genau zwei Menschen, die mich in dem Zustand wieder soweit ruhig kriegen, dass ich halbwegs gesellschaftsfähig bin. Aber laut meinen Sani-"Kollegen" war es beim ersten Mal ziemlich schwer aus mir raus zu kriegen, wer das ist. Und ohne einen von den Beiden kann es vorkommen, dass ich bis zu 3 Stunden lang mit Schüttelfrost und Schwindel und so weiter und so fort irgendwo rumliege und sogut wie garnichts mehr mitbekomme. Also sollte man schon wissen, wie man mit so jemandem dann umgeht. Wäre für den Betroffenen auch angenehmer ;)
Zuletzt geändert von Socke am 18.11.2010, 18:22, insgesamt 1-mal geändert.

18.11.2010, 18:32
@Socke: ich habe glaube ich folgendes verstanden:

- Du magst es nicht wenn jmd auf deine Narben starrt
- Du mochtest die Sanis nicht die danach gefragt haben

Ich hab n Tipp: Narben verdecken.
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

18.11.2010, 19:31
Du wirst es nicht glauben, da bin ich selber drauf gekommen ;) Blöd war dann nur, dass ich von da an meine Wunden mit Taschentüchern verbinden musste. Zu der Zeit hatte ich nunmal weder Ahnung davon wie ich das versorgen soll, noch Zugang zu Verbandsmaterial. Und die ganze Fragerei am Anfang hat mich noch fast ein halbes Jahr später davon abgehalten, ins KH zu fahren und die Schnitte nähen zu lassen. Wäre es da nicht einfacher, wenn der SSD zumindest lernen würde das Gestarre und Gefrage zu lassen? Hätte mir (und einigen "Bekannten") einiges an wulstigen Narben erspart ^^

18.11.2010, 20:04
Original von Socke
Wäre es da nicht einfacher, wenn der SSD zumindest lernen würde das Gestarre und Gefrage zu lassen? Hätte mir (und einigen "Bekannten") einiges an wulstigen Narben erspart ^^

Sorry, aber das klingt gerade so, als würdest du gewisse SSD´ler dafür verantwortlich machen, dass du dich weiterhin selbst verletzt hast...
Ich bin als Rettungsschwimmer geboren, mit Wasser gestillt und aufgezogen! Hurra!:P

leverkusen.dlrg.de
www.drk-lev.de

18.11.2010, 21:16
Auch wenn es grundsätzlich oft hilfreich ist, von Betroffenen die Schilderung ihrer Krankheit zu erfahren, halte ich es für sinnvoll diese Diskussion hier nicht zu weit auszuführen und schließe dieses Thema hiermit.

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