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04.04.2015, 14:01
M1k3 hat geschrieben:Über 5 Jahre alt, der Thread!
Es liest sich nicht so, als hätte jemand in der Versorgungsphase wo das RTW Team mitgemacht hat, ernsthaft um eine Therapie bemüht.
Eine Diazepam Rektiol (10mg? ) ist da wohl kaum adäquat.
Möglich, dass man es nicht durchbrochen kriegt, der Anspruch sollte aber da sein. Wie du sicherlich weist, aber zum Benefit der Mitlesenden, ist es ja auch so, dass so ein Krampfanfall "hartnäckiger" werden kann, je länger er andauert. Das früher Durchbrechen eines Status Epileticus ist also klar indiziert, und nötig. Es gibt auch in der Präklinik mehr Möglichkeiten als ein Benzo rektal.
Dass das Team in ein ungeeignetes Haus fährt, finde ich auch mehr als schade.
04.04.2015, 14:09
07.04.2015, 21:37
Babinski hat geschrieben:Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass der Notarzt den Krampfanfall nicht unterbrechen konnte.
Eine Intubation sollte in einem solchen Fall wohl bedacht sein, da eine Stroke Unit nicht immer eine optimale Versorgung für intubiert und beatmete Patienten gewährleistet kann (meist kein cMRT durchführbar, teilweise keine Beatmungsbetten)
Der Vorschlag, eine CT-Angio durchführen zu lassen zeigt, dass du weißt wovon du redest, allerdings wird i.d. Regel aus vielen Gründen, unteranderem der um einiges besseren Sichtbarkeit von Ischämien, ein cMRT mit KM durchgeführt.
Bevor die ganze Bildgebung veranlasst wird, sollte allerdings eine neurologische Untersuchung aller 12 Hirnnerven durchgeführt werden. (Diese hier zu erklären sprengt den Rahmen, es handelt sich aber um keine invasive Maßnahme die ohne besonderes Gerät (also in jeder Klinik, auch vom NA) durchgeführt werden kann).
Zusammen mit einer adäquaten Bildgebung (cMRT, erst dann CT-Angio) kann eine vernünftige Diagnose gestellt werden.
08.04.2015, 10:27
09.04.2015, 12:26
09.04.2015, 13:27
peit hat geschrieben:Ob man beim Apoplex lieber ein MRT oder ein CT fährt hängt wohl vor allem von den örtlichen Gegebenheiten ab. Zumindest bei Patienten die sich außerhalb des Lysefensters befinden gibt es eigentlich (ein modernes MRT mit sofortiger Verfügbarkeit vorausgesetzt) keinen Grund ein CT durchzuführen - die Zeitverzögerung bewegt sich dann im Bereich von wenigen Minuten.
09.04.2015, 14:22
peit hat geschrieben:Und bevor der Notarzt noch weiter gescholten wird: Möglicherweise bestand bei dem Patienten ja auch ein Intubationshindernis, so dass er deshalb auf eine präklinische Narkoseeinleitung verzichtet hat - unter der Risikoabwägung: 10 Minuten länger krampfen und dafür dann Intubation unter optimalen Vorraussetzungen gegenüber einer möglicherweise frustranen präklinischen Narkose bei einem weitgehend stabilen Patienten...
09.04.2015, 19:37
09.04.2015, 21:28
peit hat geschrieben:Es ging mir nicht um eine RSI sondern um einen schwierigen Atemweg und es gibt einfach Patienten die sich nicht - egal von wem - intubieren lassen. Und bei einem halbwegs stabilen Patienten sollte man da schon abwägen.
Ob es nun tatsächlich der - bei einem sonst gesunden Kind wohl eher unwahrscheinliche - schwierige Atemweg war oder der Notarzt einfach nur Angst hatte ein Kind zu intubieren lasse ich mal dahingestellt. Es lässt sich von uns heute sowieso nicht beurteilen.
Wie oben schon geschrieben: Es hängt von der örtlichen Logistik und dem entsprechenden MRT ab - mit einem uralt Gerät das vor Untersuchungsbeginn erst hochgefahren werden muss, einer RTA die sich nochmal im Handbuch schlau liest und einem Radiologen der drei Schlaganfall-MRTs in der Woche beurteilt lässt sich natürlich kein Blumentopf gewinnen.
Und die meisten Schlaganfallpatienten kommen ja eben nicht intubiert und beatmet in die Klinik.
Und selbst wenn: Wenn ich ein MRT machen will, baue ich eben gleich ein passendes Gerät an - ich werde ja kaum mit dem Rettungsdienstequipment direkt ins CT fahren, Umbauen muss ich also sowieso...
Ganz interessant ist diese Darstellung von 2002 (!) hier: http://www.aerzteblatt.de/archiv/31629/ ... rspektiven
Meine persönliche Erfahrung ist, dass die Zeitangabe von 15-20 Minuten eher noch am oberen Ende bewegt. Ein Blutungsausschluss ist mit modernen Gerät heutzutage durchaus möglich.
10.04.2015, 12:03
10.04.2015, 12:46
Babinski hat geschrieben:Auf deine (pharmakologische) Therapie wäre wohl jeder Anästesist stolz, aber ich wundere mich, ob diese für einen Notarzt duchführbar ist?
Ich arbeite selber nicht in der Notfallmedizin, aber in der Klinik wurde mir noch nie ein Patient mit EEG übergeben. Wenn sowas auf euren Fahrzeugen verladen ist, dann klingt deine EEG-gesteuerte Gabe von Medikamenten sinnvoll.
Mittlerweile (nach 2002 wie bei deinen Quellenangaben) weiß man in einer Klinik der neurologischen Maximalversorgung. Aktuell werden dazu die LL verändert. Ein CT ist bei neurologischen Problemen IMMER die zweite Wahl. Nur bei Patienten, welche aufgrund ferromagnetischen Dingen im Körper nicht dürfen oder adipösen Patienten die nicht reinpassen.
Wenn ihr bei euch 5 (!) cMRT's habt und du sogar 1 Jahr dort gearbeitet hast, müsstest du eigentlich wissen, dass man schon nach 2 Schichten (ca.5-7 Min) mit einer Therapie (im cMRT) beginnen kann.
40 Minuten bis die Behandlung anfangen kann? Niemals!
Man kann auch noch eine Schädigung des N.facialis ausschließen, des N. oculmotorius... Bestimmte Reflexe (ich liste die jetzt nicht alle auf, du kennst die ganzen (Phyramidenbahn)-Reflexe ja...)
Klar, nicht alles lässt sich einfach überprüfen, aber eine solche einfache Untersuchung kann doch gemacht werden.
10.04.2015, 17:37
peit hat geschrieben:Es ging mir nicht um eine RSI sondern um einen schwierigen Atemweg und es gibt einfach Patienten die sich nicht - egal von wem - intubieren lassen. Und bei einem halbwegs stabilen Patienten sollte man da schon abwägen.
10.04.2015, 17:47
Babinski hat geschrieben:@Don
Ich muss mich korrigieren: Der Notarzt hätte den status durchbrechen können. Die Praxis zeigt aber, dass die meisten Notärzte dies nicht schaffen.
Es stimmt, dass der Notarzt es nicht LL gerecht probiert hat.
Das Ergebnis ist aber das Gleiche, denn selbst die Klinik hat den Status nicht schnell durchbrechen können.
15.04.2015, 00:29
M1k3 hat geschrieben:peit hat geschrieben:Es ging mir nicht um eine RSI sondern um einen schwierigen Atemweg und es gibt einfach Patienten die sich nicht - egal von wem - intubieren lassen. Und bei einem halbwegs stabilen Patienten sollte man da schon abwägen.
Der Patient war nicht "halbwegs stabil". Da geht Hirnmasse unter. Es ist Aufgabe des Notarztes da einzugreifen, soweit dass in der Präklinik geht. Wenn er angst vor der Intubation hat, ist die präklinische Notfallmedizin der falsche Ort für ihn.
15.04.2015, 00:43
Don Spekulatius hat geschrieben:Wenn ihr bei euch 5 (!) cMRT's habt und du sogar 1 Jahr dort gearbeitet hast, müsstest du eigentlich wissen, dass man schon nach 2 Schichten (ca.5-7 Min) mit einer Therapie (im cMRT) beginnen kann.
Ja. Ich weiß aber auch, dass die Neurologen immer sagen "Wir brauchen das" und dann mit den Worten "Rufen Sie mich an, wenn die Bilder da sind" verschwinden. Klar habe ich die ersten Schichten nach 5-7 Minuten. Dies aber nur, wenn der Patient schon im MRT liegt ! Aber genau das ist der Aufwand, den die meisten Auftraggeber ja gar nicht mitbekommen, weil sie sich immer verdrücken, bis die Bilder da sind. Wir waren neulich 2h damit beschäftigt, einen Intensivpatienten durch ein MRT zu fahren für eine Untersuchung, die zwar aus diagnostischen Gründen für die Neurologen hoch interessant war, für den Patienten aber genau NULL Konsequenz hatte. Die Untersuchungszeit war dabei das geringste.