Mädchen mit Unterleibsschmerzen

Hier könnt ihr erlebte Einsätze schildern und sie können von uns gemeinsam besprochen werden.

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03.11.2009, 19:50
Moin Moin,

wir hatten heute im Schulsanitätsdienst ein Mädchen, 8. Klasse, im Krankenzimmer gekrümmt auf unserer Liege liegen, das über sehr starke Schmerzen im Unterbauch geklagt hat.
Auf Nachfrage hat sie gesagt, dass sie ihre Tage habe und dass sie solche Beschwerden normalerweise nicht hat. Die Schmerzen hat sie sehr ungenau im unteren Bauchbereich angegeben.
Die Sekretärin hat daraufhin probiert ihre Eltern zu erreichen. Die Mutter meinte, sie würde das Mädchen abholen, weil das öfter passieren würde.
Allerdings haben sowohl unser Hausmeister (hat früher im RD gearbeitet), ihr Klassenlehrer als auch wir als SSD gesagt, sie müsse liegend transportiert werden. Daraufhin wurde der RD verständigt.
Das RD-Personal war dann realtiv lange mit dem Mädchen alleine und irgendwann ging es ihr dann wieder gut, sodass sie in der Schule geblieben ist und selbst entscheiden solle, ob sie nach Hause will oder nicht. Ihre Wir haben uns dann alle gemeinsam dafür entschieden, dass sie abgeholt werden soll.

Wie verhaltet ihr euch in solchen Fällen?
Ich stand da und habe mir das Gehirn zermartert, ob man irgendetwas machen kann gegen die Schmerzen, aber ich bin auf nichts gekommen, außer vielleicht beruhigen, was ihre Freundinnen wohl besser können als ich als externe Person (und Junge, wenn es Regelbeschwerden sind).

Liebe Grüße
Jachi

03.11.2009, 20:59
Man hätte es evtl. mit ner Wärmflasche probieren können. Hilft oft.

Vermutlich hat sie sich schon selbst so hingelegt, wies am wenigsten wehtut, ansonsten kann man die Leute mit Bauchschmerzen in die Embryonalstellung/Knierolle legen/bringen.
- 21 Jahre jung oder alt, suchts euch aus
- Bereitschaftlerin in der Funktion als Rettungsassistentin und Jugendwart
- FeuerwehrFRAU
- Auch wenn ich sage das es mir gut geht, wissen bestimmte Leute das ich sie angelogen habe.

03.11.2009, 21:02
Dass Mädchen mit (teilweise sogar ihren ersten) Regelschmerzen zu uns kommen, ist keine Seltenheit. In der Regel hilft ein bisschen Hinlegen mit angewinkelten Beinen und die klassische Wärmflasche.
Wenn jedoch eine andere Ursache nicht ausgeschlossen werden kann, also unter Umständen ein akutes Abdomen vorliegt, heißt das für uns auch sofortige Elterninfo und entweder Zeitnahes Abholen des Kindes oder RTW.
Ich bin als Rettungsschwimmer geboren, mit Wasser gestillt und aufgezogen! Hurra!:P

leverkusen.dlrg.de
www.drk-lev.de

03.11.2009, 21:08
Also ich denke es ist schwer für euch zu entscheiden. Ich persönlich finde es aber komisch, wieso das Mädchen hätte liegend transportiert werden müssen, via Rettungsdienst. Stimme Minnyle zu: Wärmeflasche, Knierolle und Vitalzeichenkontrolle. Sollte dies euch kein Hinweis auf ein ernstes Krankheitsbild geben, dann könnt ihr sie bedenkenlos entweder nach Hause oder in den Unterricht entlassen. Im Zweifel aber auch mal nach Schwangerschaftswahrscheinlichkeit fragen und wie die Menstruationsbeschwerden sich normalerweise äußern (was ihr scheinbar auch gemacht habt). Da sie euch angab, die kannte die Schmerzen so nicht, ist aber die Erwägung den RD hinzu zu ziehen nicht verkehrt. Da aber die Mutter meinte, dass ihre Tochter dies öfter habe, hätte ich sie von dieser abholen lassen. Menstruation an sich ist schließlich kein akutes Notfallbild (wobei bei extremen Schmerzen sollte man einen Arztbesuch empfehlen). Sollte das Problem bestehen, dass man als Junge das Gefühl hat, dass man nicht so gut über das Thema reden kann, würde ich eine weibliche Kollegin hinzuziehen (oder das Gefühl die Pat redet mit Jungen anders als mit Mädchen).

03.11.2009, 22:06
Original von Iceman
. Sollte das Problem bestehen, dass man als Junge das Gefühl hat, dass man nicht so gut über das Thema reden kann, würde ich eine weibliche Kollegin hinzuziehen (oder das Gefühl die Pat redet mit Jungen anders als mit Mädchen).


Falls keine weibliche Kollegin (das ist jetzt irgendwie doppelt gemoppelt) da ist, hilft übrigens meistens auch schon das Hinzuziehen der Sekretärin - die mag zwar nicht notfallmedizinisch ausgebildet sein, erfüllt aber meist die Kriterien "weiblich" und "Problem persönlich bekannt" ;)
Caro, 28, Lehrerin.

04.11.2009, 10:18
Aus Erfahrung kann ich noch sagen, dass die Regelbeschwerden häufig stärker werden, wenn sich die Blutung (aus welchen Gründen auch immer) verschiebt. Also wäre auch das mal für mich ne Frage wert.

Und auch wenn die Beschwerden sonst wohl nicht so schlimm waren, habt ihr sie mal gefragt, was sie sonst dagegen macht? Ich bin ja persönlich bei Regelbeschwerden auch ein Fan von Bewegung. Kommt allerdings drauf an, wies ihr sonst so geht.
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

04.11.2009, 13:23
Vor meinen Augen erhebt sich gerade das Bild, wie ich, vollkommen muffig, denn Regelschmerzen sind (so empfinde ich.) wirklich üble Schmerzen, in der Pause im Saniraum auf meiner Liege jümmel und einer meiner Schulsanitäter (Betonung auf männlicher Form) steht vor mir und rattert seinen Fragenkatalog runter - ich würde ihn auffressen xD

Grundsätzlich stimme ich Caros Aussage (sehr nett gesagt übrigens (; ) zu. Wenn ich (als Kerl, aber auch als Sanitäterin) nicht weiter weiß, tapere ich rüber ins Lehrerzimmer oder sogar noch eher ins Sekretariat, und die liebe Tante setzt sich bestimmt dahin und hält das Händchen, bis die Mama kommt. Meist bringt die Sekretärin hier tatsächlich mehr als die gemeine Sanitäterin, ein rein psychologischer Effekt, wie ich meine. Ich hatte bis jetzt einige Mädels mit Regelbeschwerden, aber bis dato auch noch keinen Rettungsdienst. Ein Liegendtransport ist bei Schmerzen, die nicht von den "bisherig bekannten" abweichen, mMn nicht nötig.

Made my day, benanntes Kopfkino war einfach zu herrlich (:
[CENTER]Svenja ° 18 ° SEG ° GL ° SSD-Sprecher/-Leiter ° Sprechfunker ° ND'ler ° DRK/JRK ° in Ausbildung zum SAN B [/CENTER]

04.11.2009, 18:50
Wobei jedes Mädel, das unter massiven Regelbeschwerden leidet auch normalerweise weiß, was sie dagegen tut.
Ich käme nicht auf die Idee wegen Regelbeschwerden einen Sani aufzusuchen. Und ich kenne auch keine, die das tun würde, solange es sich im "normalen Rahmen" bewegt.
Im SSD hatte ich in den ganzen Jahren nur einmal eine Patientin mit solchen Beschwerden, wobei sie auch nur darum gebeten hatte, sich hinlegen zu dürfen, weil ihr die vom Arzt verschriebenen Medikamente auf den Kreislauf schlagen.

Wenn die Frage, ob das immer so wäre mit ja beantwortet wird, würde sie von mir (wenn überhaupt) etwas Gesellschaft bekommen und mehr nicht.

Und mal ehrlich: entweder geht es der Dame immer so schlecht, dann kämpft sie sich entweder durch, legt sich daheim ins Bett oder nimmt die entsprechenden Medikamente. Oder aber die Schmerzen sind neu und dann ist es deutlich wahrscheinlicher, dass ein Sani aufgesucht wird.
Oder gehört das (wie auch die Hilfeleistungen wegen Fasten im Ramadan) zu den neuen Einsatzgebieten des SSD?
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

04.11.2009, 19:27
Original von Bine
Oder gehört das (wie auch die Hilfeleistungen wegen Fasten im Ramadan) zu den neuen Einsatzgebieten des SSD?


Also an Regelbeschwerden kann ich mich bei uns bisher nicht erinnern. Aber was nicht ist kann ja noch kommen.

Apropos Ramadan: Hatte letzte Woche an einem Seminar der UKH für SSD-Betreuungslehrer teilgenommen. Zustand nach Ramadan war auch bei anderen nicht unbekannt. Insbesondere im Südhessischen scheint das sogar noch verbreiteter zu sein als bei uns in der Gegend.
Marc, 36 Jahre
Leiter SSD, EH-Ausb.
Ausbildungsstand: Genug um eine recht lange Liste zu produzieren.

04.11.2009, 22:48
Ich kann sagen, dass in meiner Schulsanizeit schon den ein oder anderen Fall von Menstruationsbeschwerden hatte (Mädchen wollten heim, aber niemand daheim, der sie abholen konnte). Diese gaben aber auch klar an, dass sie immer so Schmerzen haben.

03.01.2010, 18:59
Also wir hatten neulich sowas ähnliches:
Mädchen(12. Klasse!!!) lag im Sekretariat und hat gesagt sie hat gestern ihre Tage bekommen und ihr gings grad ziemlich schlecht. Haltung war auch so Embryonalstellung und war total rot im Gesicht. Ich hab gewartet bis ein paar weibliche Sanis eintreffen und bin dann gegangen, ab diesem Zeitpunkt kenn ich die Geschichte bloß nacherzählt.
Also: 2 weibliche Sanis sind anwesend. Einer von diesen geht es vom zuschauen schon nach 10 min. schon ziemlich schlecht und die andere schickt sie weg, bloß noch eine Sani. Maßnahmen: In erster Linie Händchen halten und warten, bis ihr Medikament wirkt. BLOß: Irgendwann fällt meiner Kollegin auf, dass die Patientin hyperventiliert, und zwar schon 2 Minuten lang, es war bloß kein "klassisches" Hyperv., sondern ging ziemlich in den Krämpfen unter. Daraufhin Tüte vorn Mund und weiter warten.

Fazit: Meiner Meinung nach, kann man außer Händchenhalten und wärmen nicht wahnsinnig viel machen.
14 Jahre alter Schulsanitäter......

17.01.2010, 20:42
Bei uns machen wir immer unser bewärtes Kirschkernkissen warm und wenn diejenige Person will auch noch einen Tee.

Wenns zu schlimm ist mit den Schmerzen, dann wird zu Hause angerufen, ob sie jemand abholen kann.
...hier kommt ein ganz normaler Held...ich rette die Welt!-Madsen :D
Mit Schwimmflügeln kann man im Regen fliegen! :)

23.01.2010, 19:04
Betreuung, Betreuung, Betreuung. Reden lenkt ab, gerade bei jüngeren Mädchen ist das bei Regelbeschwerden und "normalen" unklaren nicht allzu starken Bauchschmerzen unheimlich hilfreich. Ansonsten gibts von uns falls gewünscht Tee und Wärmflasche mit entsprechender Lagerung (Knierolle oder nach Befinden) und wir versuchen zu klären, ob es auch was anderes als Regelbeschwerden sein könnte bzw. ob die Beschwerden sonst nicht auftreten und es dafür nen Grund geben könnte (Pille im letzten Zyklus durchgenommen o.ä.). Wer die Problematik kennt hat meistens seine eigenen Medikamente dabei und weiß sehr gut, was ihr hilft und wendet sich dann nur an uns, um sich im Raum in Ruhe mal hinlegen zu können.

edit: Habe das Beispiel mal rausgenommen, zu hoher Wiederekennungswert für die betreffende Dame.
Zuletzt geändert von saniteuse am 20.02.2010, 19:47, insgesamt 1-mal geändert.
18 Jahre, JUH Ausbilderin, Ehrenamt, Leitung RUD-Team, KatS, Ex-Leitung (im Abi-Ruhestand ^^) SSD St. Lioba

23.01.2010, 19:59
Guter und vor allem sehr sachlicher Beitrag, danke an dich,saniteuse. ;)
Ich denke, viel mehr kann man in solch einem Fall als Schulsani machen.

Gruß Jürgen


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