Kleine Schürfwunde, Kleiner Schüler - Großes Problem?

Hier könnt ihr erlebte Einsätze schildern und sie können von uns gemeinsam besprochen werden.

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29.04.2013, 17:18
Ganz ehrlich? Natürlich gibt es immer Ausnahmen, diese jedoch bei scheinbar so grundlegenden Fragestellungen zu diskutieren, ist müßig und auch nicht zielbringend (und in einem knappen Umfang nicht darstellbar).

Wenn ich Maßnahmen einfach halten will, muss ich mit statistischen Verlierern rechnen.
[Ein jahrelang in D lebendes Kind, das nie einen dt. Arzt in Bezug auf Impfschutz gesehen hat, und dann ausgerechnet an Tetatnus wegen einer schulisch zugezogener Verletzung erkrankt ist doch ziemlich unwahrscheinlich, oder? Und falls doch, ist dies weniger dem Versagen des SSD, sondern vielmehr organisatorischen und politischen Problemen geschuldet]
Mitglied bei *dem* BRK und bei den Brandpatschen

29.04.2013, 17:42
Ich möcht auch davon abraten das jedes Kind mit Schnitt / Riss / Platz oder Schürfwunde nun sich im KH vorstellt.
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

29.04.2013, 18:17
Du machst es dir sehr einfach, in München wird die Pol beim ersten Tropfen Blut den Rettungsdienst bestellen, mit anschließendem Transport in die Klinik. Rettungsdienstler nehmen doch oft genug Patienten mit, sei es um die Verantwortung abzuwälzen oder der gesetzlichen Pflicht Patienten, die transportiert werden wollen ins KH zu fahren, nachzukommen.

Die Einschätzung, ob eine Wunde nun genäht/geklammert/gereinigt werden muss muss nicht der Ersthelfer treffen und eben auch kein Schulsani.
Gesunder Menschenverstand und Fachwissen helfen dabei, die unnötigen RD-Einsaätze und KH-Besuche zu vermeiden (zu Gunsten von Hausarztbesuchen), aber dazu sollten wir uns dann evtl. auch die Zeit nehmen das ein bisschen genauer zu beschreiben.

Du verlangst hier, was sich viele RAs und Polizisten mit mehr Erfahrung nicht "trauen" von Schulsanis und Ersthelfern, find ich so nicht richtig, obwohl ich dir generell zustimme.
Rettungsassistent in München, 23 Jahre

29.04.2013, 18:35
Ich kenne die Zustände in München nicht. Aber ich kenne auch keine Pflicht Patienten nur auf deren Wunsch hin zu transportieren - aber ich lasse mich gerne belehren.

Die Einschätzung, ob eine Wunde nun genäht/geklammert/gereinigt werden muss muss nicht der Ersthelfer treffen und eben auch kein Schulsani.

Doch, das geschieht jeden Tag in Deutschland tausendfach. Nur im Zweifelsfall ist zu einer Vorstellung beim Arzt zu raten.

Und wenn ein RA jmd transportiert, der wissentlich keine weitere Versorgung benötigt, dann hat er m.M.n. den Job verfehlt, wobei ich eher glaube, dass deine Einschätzung so nicht zutrifft.

Eine einfache Wunde muss nicht rettungsdienstlich versorgt und eilig einem Arzt übergeben werden. Die private Fahrt oder das Taxi zum D-Arzt (bei einem Schulunfall) reichen auch.
Mitglied bei *dem* BRK und bei den Brandpatschen

29.04.2013, 18:38
Unabhängig von den lokalen Gegebenheiten in München, Berlin oder Buxdehude ist es doch kein Problem, sich in aller Ruhe die Wunde anzusehen und dann zu entscheiden, ob sowohl Patient wie auch Behandelnder der Meinung sind, dass die Wunde harmlos ist und daheim von den Eltern mittels Bepanthen o.ä. versorgt werden kann, oder ob eine der beiden Parteien dies bezweifelt. Wenn dieser Fall eintritt kann überlegt werden, welche Möglichkeit zur Konsultation eines Arztes genutzt werden kann. Für eine "normale" Wunde muss man ja nicht unbedingt ins Krankenhaus, sondern kann auch beim nächsten D-Arzt kurz vorbeischneien.

Wenn ich in die Rolle des Rettungsdienstlers schlüpfen dürfte, der am hellichten Tag zu einer Schule wegen einer Wunde gerufen wird, hätte ich damit keinen Stress. Damit sollte man grob fertig werden, und auf dem Rückweg gibts gleich noch Kaffee und Kuchen bei Tante Bärbels Backstube.

Was mich viel eher beeindruckt ist die Tatsache, wie viele Patienten mit Bagatellverletzungen kaltschweißig, schockig oder gar fast tot sind. Das ist ein Phänomen, was bei der Versorgung durch (Schul-)Sanitätsdienste häufig auftritt. Erklärungen..?!

29.04.2013, 19:25
Original von Choleos
Du machst es dir sehr einfach, in München wird die Pol beim ersten Tropfen Blut den Rettungsdienst bestellen, mit anschließendem Transport in die Klinik. Rettungsdienstler nehmen doch oft genug Patienten mit, sei es um die Verantwortung abzuwälzen oder der gesetzlichen Pflicht Patienten, die transportiert werden wollen ins KH zu fahren, nachzukommen.

Die Einschätzung, ob eine Wunde nun genäht/geklammert/gereinigt werden muss muss nicht der Ersthelfer treffen und eben auch kein Schulsani.
Gesunder Menschenverstand und Fachwissen helfen dabei, die unnötigen RD-Einsaätze und KH-Besuche zu vermeiden (zu Gunsten von Hausarztbesuchen), aber dazu sollten wir uns dann evtl. auch die Zeit nehmen das ein bisschen genauer zu beschreiben.

Du verlangst hier, was sich viele RAs und Polizisten mit mehr Erfahrung nicht "trauen" von Schulsanis und Ersthelfern, find ich so nicht richtig, obwohl ich dir generell zustimme.


Grundsätzlich stimme ich dir hierbei absolut zu. Allerdings gibt es noch einen kleinen Unterschied zwischen dem normalen Ersthelfer und dem RA/ Polizisten/ Profi-Helfer: Letzterer nimmt nämlich eine Garantenstellung ein bzw. hat aufgrund seiner beruflichen Stellung eine gewisse Autorität. Das wiederum bedeutet, dass der Patient davon ausgehen kann (oder zumindest davon ausgeht), dass die Empfehlung des Profis schon richtig sein wird, womit eben der Helfer und nicht mehr der Patient die Verantwortung trägt. Ähnliches gilt auch für den Arzt, der genau aus diesem Grund auch bei Bagatellverletzungen (relativ) umpfangreich alles dokumentiert.
Das trifft hingegen für den 0815-Helfer der zufällig vorbei kommt nicht zu - hier trägt einzig und allein der Patient die Verantwortung, d.h. der 0815-Helfer muss sich auch über seine Empfehlungen keine Gedanken machen und kann jedem ohne Bedenken raten die tiefe Fleischwunde doch mit Mehl zu bestäuben und zu verbinden.

Ob man den SSDler nun als Profi- oder 0815-Helfer einordnet ist dann noch eine andere Frage ;-)

29.04.2013, 19:27
Bagatellverletzungen werden natürlich jeden Tag tausendfach ohne ärztliche Hilfe versorgt und das ist auch gut so.
Ich würde jetzt nur unterscheiden, ob ich als Ersthelfer eine Wunde zeitweise verbinde, bis zur Übergabe an die nächst höhere Instanz oder ob ich eine Bagatellwunde jetzt quasi endgültig versorge. Vielleicht ist das bloß meine persönliche Sicht, aber für mich macht es einen Unterschied mit welcher Absicht ich z.B. einen Wunde versorge: Kompresse mit Leuko fixiert bis ins KH oder verbinden damit der SanDienst-Patient zurück aufs Festival kann, mit dem Hinweis auf Entzündungszeichen zu achten.

Ich stimme euch ja voll zu, nur meine erlebte Realität kommt nicht ganz mit, wobei das wirklich am Münchener Bürger liegen mag. Bei der Transportpflicht sprach ich nicht von Patienten ohne jede Indikation, sondern von Fällen in denen das Aufsuchen eines Hausarztes bestimmt auch zuzumuten gewesen wäre, aber nun ist man ja schon mal da...

Schulsanis suchen ja nach bestimmten Zeichen und dichten deshalb Patienten mit Bagatellverletzungen eben diese an wo immer möglich. Oder habe ich dich falsch verstanden?
Rettungsassistent in München, 23 Jahre

29.04.2013, 20:26
Original von Choleos
Ich würde jetzt nur unterscheiden, ob ich als Ersthelfer eine Wunde zeitweise verbinde, bis zur Übergabe an die nächst höhere Instanz oder ob ich eine Bagatellwunde jetzt quasi endgültig versorge.

Natürlich, aber davon war nicht die Rede. Du hast mir (oder Mike?) vorgeworfen, wir würden es uns einfach machen, wenn wir sagen, dass einfache Wunden oft nichts für KH und noch weniger für den RD sind.

Du sprachst von einer gesetzlichen Pflicht Patienten, die ins KH wollen, ins KH zu transportieren und die gibt es nunmal nicht.

Wobei all dies nichts mit der eigentlich Diskussion um TaMis Beitrag zu tun hat.
Mitglied bei *dem* BRK und bei den Brandpatschen

29.04.2013, 20:52
Ich meine, dass man das als RS/RA oder Medizinstudent natürlich mit anderen Augen sieht und man nicht erwarten kann, dass das auf EH-Niveau alles einleuchtend klingt...
Hier im Forum wird so oft (zu Recht) kritisiert, aber für meinen Geschmack nicht detailiert genug erklärt, damit für die Schulsanis ein Mehrwert entsteht.
Darauf war das mit dem zu einfach machen bezogen, nicht nur den Fehler finden, sondern eine gangbare Alternative entwickeln auf Schulsani Niveau.
Rettungsassistent in München, 23 Jahre

29.04.2013, 22:25
Jeder kann die 112 anrufen, und einen RTW bestellen. Wenn der RTW meint jeden quatsch zu transportieren, ist er selber schuld.

Ich fahre nicht mit Schürfwunden, usw. per se ins KH. Oder sonst irgendwo hin.
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

29.04.2013, 23:03
Es geht hier aber immer noch um eine "zwei Finger" breite Schürfwunde?

30.04.2013, 12:04
Original von Blinki
Es geht hier aber immer noch um eine "zwei Finger" breite Schürfwunde?



Im Schock! :D
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

30.04.2013, 17:51
*nachdenk*
Also ich zumindest schrieb von einer "kleinen (also, ich glaube so 2-Finger-breiten und oberflächlichen [ich weiß es nichtmehr sooo genau und will auch nicht unbedingt sofort nachgucken^^]) Schürfwunde".

Zu dem nennen von Schockanzeichen:
Ich glaube auch, dass gerade Laienhelfer (wie ich ja nun einer bin - ich spreche folglich jetzt nur für mich!) gerne aus einer Mücke einen Elefanten machen.
Die Beschreibung "klatschweißig" habe ich nicht genutz in meinem Post (bewusst, um nicht zu behaupten, dass ich denken würde betreffender Schüler hätte einen Schock!), nur schweißig. Auch ich dachte mir eher, dass das Schwitzen vom Sport vorher kam...(ich dachte nur, ich nenne es besser *_*, es kann ja alles wichtig sein ).
Jedenfalls sucht man eben gezielt nach "Symtomen", von *Krankheiten*, die einem nicht geheuer sind (Immer das Schlimmste vermuten^^) und da ist dann gerne mal eine Schwellung ein Bruch/Prellung/!gefährlich!, ein Schwindel eine vermutete Gehirnerschütterung und JEDE Schürfwunde muss genäht werden...
Ich denke eine Vorstellung bei einem Artzt wäre schon sinnvoll gewesen, wennauch eben nicht durch den RD, aber der Kleine hüpft schonwieder quicklebendig herrum und turnt über den Schulhof^^ --> ich habe also wohl Nichts lebendsnotwendiges übersehen *lach*

Ich danke allen Erfahreneren, die sich netterweise zu meinen Fallbeispiel geäußert haben! Ich konnte viele interessante Tipps mitnehmen und durfte einiges auch schon umsetzten...

06.05.2013, 20:21
Eine Schürfwunde muss normal nie genäht werden ;)

Aber schön zu hören, dass du was mitnehmen konntest!
Mitglied bei *dem* BRK und bei den Brandpatschen

20.05.2013, 11:26
Ich denke ebenso. Eine Schürfwunde muss nicht ins Krankenhaus!
Man kann Symptome auch immer anders Interpretieren wenn man sich unsicher ist...
In soeinem Fall, wo der Kreislauf dich verwirrt, rate ich immer einen "Basis Check" durchzuführen..der beinhaltet einmal HF (Puls) RR Evt. BZ (was nicht immer notwendig ist!) und, fall möglich, die Sauerstoffsättigung des Pat.

Ansonsten versorgt man die wunde wie geübt mit einem WSV oder einen Mullbinde+Kompresse. Um einblutungen (Hämatome) zu verhindern wickelt man einen Kompressionsverband (Fest gewickelte Mullbinde) um das betroffene Gelenkt. Kühlen hilf ebenfalls bei der Schmerzlinderung und hat eine abschwellende Wirkung.


Falls die Wunde nicht offen ist, sprich eine Verletzung unter der haut, wendet man das P E C H- Prinzip an.
Pause
Eis
Compression
Hochlagern

dieses verwendet man aber NUR bei Sport/Gelenk Verletzungen.
SSD-Braunschweig-Leiter/Koordination

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