Suizidversuch von Schülerin

Hier könnt ihr erlebte Einsätze schildern und sie können von uns gemeinsam besprochen werden.

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05.09.2010, 21:00
Wir hatten vor den Ferien einen Fall, bei dem eine Schülerin probierte, sich in einer Toilette umzubringen!

Um 9.45Uhr wurde der Schulsanitätsdienst alarmiert, Person eingeschlossen auf Damentoilette, Blut sickert unter der Tür durch, reagiert nicht auf Ansprache!

9.47Uhr: eintreffen des SSD am Unfallort, die Tür der Toilette ist nicht verschlossen, eine Mädchen liegt auf den Beinen eines anderen Mädchens, sie schreit die Schulsanis an, sie sollten ihrer Freundin helfen, weint und kreischt!
Auf dem Boden unter dem Toilettensitz liegt ein recht großes, blutverschmiertes Taschenmesser.
Das Mädchen, das in der sehr engen Kabine liegt schaut die Sanis entsetzt an, presst beide Arme an sich und heult. Überall ist Blut, es läuft über den Boden und hat schon die Klamotten der beiden Mädchen durchdrängt.

9.47.30Uhr: Die beiden Sanitäter schicken eine Schaulustige in das Sekretariat zur Nachalarmierung von zwei anderen Sanis, und machen sich unter Beachtung des Eigenschutzes daran, die nunmehr hysterische Freundin vollends aud der Kabine herauszuziehen, und sie ein paar Türen weiter abuladen.

9.48.15Uhr: Die Sanitäter wenden sich nun der Person in der Toilette zu, die darauf anfängt, wild mit den Füßen um sich zu treten, so dass die Sanis keine Chance haben, in die Kabine zu gelangen, ohne getroffen zu werden.
Weiterhin läuft frisches Blut über die Arme des Mädchens und sie kriecht auf dem Rücken liegend immer weiter unter die Toilette, fast schon in die Nachbarkabine.

Ich erzähle jetzt erstmal nicht, wie es ausgegangen ist, sonder richte eine Frage an euch:
Was tun, wenn das Mädchen sichtlicherweise in akuter Lebensgefahr schwebt, man aber nicht an sie herankommt?
Retter auf dem Weg zur Erfahrung!
05.09.2010, 21:14
Original von sanifresssack
Was tun, wenn das Mädchen sichtlicherweise in akuter Lebensgefahr schwebt, man aber nicht an sie herankommt?


Polizei rufen und ggf beruhigend auf sie einreden. Ansonsten nicht mit Gewalt gegen sie vorgehen, sondern bis zur Bewußtlosigkeit warten
:D
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

05.09.2010, 21:23
Super! :rolleyes:
Retter auf dem Weg zur Erfahrung!

05.09.2010, 21:44
Original von sanifresssack
Super! :rolleyes:

Er hat aber leider recht. Wenn du an die Patientin nicht rankommst ohne dich selber erheblichen Gefahren auszusetzen wird dir nix anderes übrigbleiben.

Aber natürlich nicht abziehen, vielleicht wenn möglich das Messer wegmachen, und versuchen beruhigend einzuwirken.

Auf die Macho-Möchtegern-SSD-Superretter-Methode geh ich jetzt nicht ein, da kommen denk ich genug andere ;)
Endlich EH! 04.05.2008!

05.09.2010, 21:49
Schreibs mir doch per PN, ich vergleichs dann mit dem, was kommt... ;)
Ok, also ist das ja dann relativ simpel...
Retter auf dem Weg zur Erfahrung!

06.09.2010, 16:03
Ich denke mal, dass Don das schon ganz gut geschildert hat, wie man vorgehen sollte.
Ich selbst bin nunmal auch schon einmal in der Situation gewesen, dass ich mit einem Kollegen bei einem Selbstmordversuch dabei war.
Wir haben damals nicht so reagiert, wie man reagieren sollte, sondern haben einfach gehandelt. Das Problem an der Sache:
Die Patientin war so fertig mit den Nerven, dass sie ihre eigentlich geschützen Kraftreserven freigesetzt hat und wir somit nicht wirklich eine Chance hatten. Es hat dann damit geendet, dass wir mit etwas mehr Gewalt da ran gegangen sind.

Nochmal ganz deutlich:
Das ist nur der Ablauf, wie es nunmal passiert ist und nicht der Ablauf, wie es ablaufen sollte. Der Kollege und ich haben nämlich in dieser Situation den Eigenschutz komplett außer acht gelassen, was eigentlich nicht passieren sollte. Wäre das wirklich unglücklich ausgegangen, dann hätte ich jetzt nichtmehr mit euch schreiben können.

Also wenn ihr mal in die Situation kommt, versucht nicht sofort an die Patientin oder den Patienten dran zu kommen, sondern checkt erstmal die Lage und guckt, wo Gefahren für euch lauern (in diesem Fall das Messer und die große Kraft der Patientin). Im Zweifelsfall könnt ihr erstmal nicht mehr tun, als einen Notruf abzusetzen und zu versuchen, den Patienten verbal zu beruhigen. Wirklich am Patienten helfen (z.B. Druckverband) könnt ihr erst dann, wenn der Patient beruhigt und "entwaffnet" ist oder halt wenn er Bewusstlos ist.
Ich bin als Rettungsschwimmer geboren, mit Wasser gestillt und aufgezogen! Hurra!:P

leverkusen.dlrg.de
www.drk-lev.de

06.09.2010, 16:05
Ich hatte mal so nen Fall im Rd. Wir hatten eine Messerstecherei zwischen einigen polnischen und südländischen Mitbürgern. Einer der Polen lag blutüberströmt am Boden, war aber noch ansprechbar. Er war körperlich ziemlich gut beinander und ließ keinen an sich ran, dies beachtete ich auch und hielt meinen NA erstmal zurück. Die beiden Polizisten standen auch ziemlich ratlos herum und mein NA wurde sichtlich nervös und wollte an den blutenden, wild um sich schlagenden und tretenden Verletzten ran. Da dies aber ohne Eigengefährdung nicht möglich war sagte ich zum NA :" laß uns noch 1 bis 2 Minuten warten, so wie der blutet ist er eh gleich bewusstlos ... ". Gesagt - getan, es dauerte nicht lange und er verdrehte die Augen und wir konnten ihn versorgen.
Ach ja, und überlebt hatte er auch ;)

Manchmal muß man eben etwas Geduld haben und es geht auch nicht immer danach, was im Lehrbuch steht.

Gruß Jürgen

06.09.2010, 23:13
Original von Onkel Juergen
Ich hatte mal so nen Fall im Rd. Wir hatten eine Messerstecherei zwischen einigen polnischen und südländischen Mitbürgern.


Den Polen haste erkannt, aber woher der südländer kam nicht?
War er Spanier? Portugiese? Grieche? Hmmmmm spannend Frage....
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

07.09.2010, 08:37
Original von M1k3
Original von Onkel Juergen
Ich hatte mal so nen Fall im Rd. Wir hatten eine Messerstecherei zwischen einigen polnischen und südländischen Mitbürgern.


Den Polen haste erkannt, aber woher der südländer kam nicht?
War er Spanier? Portugiese? Grieche? Hmmmmm spannend Frage....


... für was ihr euch so alles interessiert ... grins

Aber hier gerne die Aufklärung : es war bei unserem Eintreffen schon klar, um welche Landsleute es sich handelte. Ich hatte das oben halt so geschrieben aber es handelte sich hierbei um türkische UND ponische Mitbürger und der Streit ging um die Macht bei Drogenhandel an unserem sozialen Brennpunkt des Wachreviers.

Zufrieden ?


Gruß Jürgen

07.09.2010, 21:52
Ich hatte so einen Fall ja auch schon, also im Internat, in dessen angehörige Schule ich ja auch beim SSD war. Genau genommen zwei mal. Nur einmal hatte sich eine böse geschnitten (in suizidaler Absicht). Erst wehrte sie sich, aber da ich sie ja ganz gut kannte, ich meine wir wohnten zusammen, hatte ich sie schnell beruhigt.

Das andere mal war ein Tabletten-intox, die konnte sich nicht mehr wirklich wehren.

Beide haben überlebt.
FSJ-lerin beim DRK Stuttgart
Ausbildungsstand: RS

20.10.2010, 16:06
Moin,

das ganze ist aus meiner Sicht erstmal halb so wild ;) Warum? Gerade junge Mädels leiden häufig unter Depressionen und evt. Panik bzw. Angststörungen was Auslöser für solche Aktionen sein kann. Zum Glück ist es so, dass es sich gar nicht so einfach sterben lässt. Gerade in diesem Alter ist der Körper zu erstaunlichen Maßnahmen fähig den Tod weit hinaus zu zögern bzw. ihn ganz zu verhindern. Einfach mal am Handgelenk rumschneiden bringt dich dem Tod nicht unbedingt näher und 100 - 300 ml Blut erwecken oft den Eindruck eines großen Blutverlustes, dem ist aber nicht so. Es gehört schon ein gewisses Anatomisches wissen dazu sich auf diese Art zu "vernichten". Wenn sie sich das Messer nicht gerade in den Thorax, Hals oder Bauchraum gerammt hat ist es also sehr wahrscheinlich erstmal halb so wild. Eine Psychohygiene steht hier mehr im Vordergrund wie die Versorgen der kleinen Schlitzer. Wer sich das Leben nehmen möchte der wird es auch tun und zwar so das er dies in aller Ruhe tun kann. Im Schulklo ist diese Ruhe nicht gegeben, was das Mädel auch ganz sicher wusste. Wir sprechen hier also vom "Hilferuf" eine Ursachenforschung ist also zu betreiben wird das Mädel evt. sex. misshandelt, wird sie gemobbt etc.? Sollte sie wirklich eine Arterie getroffen haben sollte man die Austrittspforten natürlich verbinden und mit den Maßnahmen gegen den Blutverlust ankämpfen Schocklage und strenges ABC bei Bewusstlosigkeit bis zum Eintreffen des RD.
Zuletzt geändert von BMW_Driver am 20.10.2010, 16:13, insgesamt 2-mal geändert.

31.03.2011, 16:06
@sanifresssack: wie seit IHR denn nun weiter vorgegangen?

PS: Ich weiß, ich bin ein Thread-buddler aber es interessiert mich halt.
Zuletzt geändert von GEE am 31.03.2011, 16:07, insgesamt 1-mal geändert.


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