Schulsanitätsdienst - Das Original!

So, die anderen Fallbeispiele dürften ja vorbei sein, da probier ich mal wieder eins. Dieses Fallbeispiel war mein letzter SSD-Einsatz.



Das Handy piepst im Unterricht, SSD (2 Sanis) bitte zum Notfall ins Sekretariat, hier ist ein Junge, der auf der Treppe gestürzt ist.

An Material ist das Übliche eines durchschnittlichen SSDs zur Verfügung, also Verbandsmaterial, Blutdruckmessgerät, Pupillenleuchte, BZ-Messgerät, Rettungsdecke etc. (Falls irgendwas sehr spezielles gebraucht werden sollte, kurz fragen, ob's da ist.)

Sagt kurz, welche Qualifikation ihr habt, im SSD kann alles mögliche vorhanden sein.



So, ihr kommt ins Sekretariat, der Junge sitzt da und die Sekretärin weiß nicht, was sie tun soll. Und los!

So, ich stelle mich erstmal vor. Der Junge soll mal schildern, was passiert ist und wo er jetzt Schmerzen hat. Ist ihm Schwindelig oder Schlecht?

Achja, die Quali ist SanA der DLRG

EDIT: Wie weit ist denn der Saniraum weg?

"Hallo, ich bin der Johannes, ich bin die Treppe runtergefallen und jetzt blut ich am Kopf, mir is net schwindelig und Kopfweh hab ich auch net, es blutet nur. Aber mir ist ein bisschen schlecht."

Der Junge hat eine Kopfplatzwunde rechts oben an der Stirn. Laut Aussage eines Lehrers, der dabei ist, sei er im Haufen seiner Mitschüler - lauter Fünftklässler -, die alle auf einmal die Treppe runter gerannt sind, gestürzt und dann auf den Kopf geknallt.


Der Saniraum befindet sich ein Stockwerk weiter oben.

Blutet die Wunde denn Stark?
Wenn ja, Kompresse aufdrücken und RTW
Wenn nein, gucken wir uns die Wunde mal näher an. Das Wundumfeld wird mittels einer Kompresse gereinigt. Wie sieht die Wunde den aus, wie groß ist sie? Die Wunde wird mittels Wundschnellverband oder Kompresse, je nach Größe, abgedeckt.

Kurz mal was offtopic:
Was macht ein Saniraum im Ersten OG??? Der muss doch ebenerdig liegen, damit der RD da mit der Trage reinkommt, oder?

Wenn man noch nie eine KPW gesehen hat und vor Blut erst mal arg erschrickt, sieht's recht spektakulär aus, auch weil ihm das Blut das Gesicht runter gelaufen und auf seinen weißen Pullover getropft ist. Ansonsten hält sich's in Grenzen. Es ist möglich, die Wunde mit einer Kompresse so zu reinigen, dass man sie anschauen kann. Sie ist ca. 1,5 - 2 cm lang und blutet ohne Kompresse drauf aber noch etwas weiter.

Also RTW? (Wenn ja, weshalb genau?)



Da sich das Sekretariat im 1. OG befindet, ist der Sani-Raum im 2. OG. Wir haben seit kurzem immerhin einen Aufzug, in den ein Stuhl reinpasst, eine Trage muss man halt tragen.

Dann einmal Elterninfo, wie schnell können die da sein?
(--> Muss vlt genäht werden, RTW finde ich aber übertrieben)

So, Eltern werden angerufen, kommen aber weit aus dem Landkreis, ca. 20-30 Minuten Anfahrt zur Schule.

Ich als zweiter Sani im Team würde persönlich gerne erstmal die Ausrüstung da haben, dementsprechend habe ich mich sofort zu Anfang auf den Weg zum Sani-raum gemacht und unsere Tasche mitgenommen.
Vorstellung folgt wie gewohnt (Hallo, ich bin der Markus vom Schulsanitätsdienst. Wie heißt du denn? Und was ist denn passiert?).
Ich frage den Jungen, ob er sich komplett an den Unfall erinnern kann, also wie es dazu gekommen ist und lasse ihn das mal schildern, danach frage ich auch kurz, welchen Wochentag und wie viel Uhr wir in etwa haben.
Hat er Kopfschmerzen oder Schwindel neben der Übelkeit? Frage an den Schüler sowie den Lehrer, der ja scheinbar noch dabei ist, ob er bewusstlos war.
Nebenbei natürlich noch Handschuhe anziehen, die LevSani ja sicher auch schon anhatte *g*.
Ich denke mal, einen Puls und Blutdruck erhebt LevSani, wenn er nix dagegen hat?!

Vorstellung s. oben.


Der Junge schüttelt leicht den Kopf, kann sich nicht daran erinnern, wie das passiert ist.
"Wir haben Freitag, so halb eins [korrekt]. Schwindelig ist mir net, und Kopfweh hab ich auch net."
Er hält sich weiter seine Kompresse an den Kopf.

Der Lehrer verneint die Frage zur Bewusstlosigkeit.

Gut, das ist doch schonmal etwas.
Zur Sicherheit werde ich noch einen Pupillentest durchführen (Taschenlampe habe ich sicherlich) und zusätzlich darum bitten, dass ich mal in seinen Mund gucken kann (wegen Wunden etc.) und in die Nase und Ohren leuchten. Zusätzlich mit den Handschuhen mal vorsichtig den Kopf abtasten, um einen Schädel-Fraktur auszuschließen.
Lagerung sitzend auf einem Stuhl ist okay.
Ich denke, mein Kollege ist jetzt auch mit RR und Puls fertig...
Frage an den Schüler: Hat er sonst noch irgendwo Schmerzen?

- Pupillentest ohne Befund
- Kein Hinweis auf Schädelfraktur, auch sonst nirgendwo Schmerzen
- Untersuchung der Nase und der Ohren ohne Befund
- RR 110/50, Puls 60 (schlecht tastbar)

Der Junge wird jetzt doch merklich blasser im Gesicht.

Außerdem kommt der Direktor (den ihr beide nicht so sonderlich mögt) vorbei, um sich ein Bild von der Lage zu machen und fragt, was passiert und los ist.

Gut. Trotz alledem ist mir das ganze nicht geheuer, dementsprechend werde ich doch einen Notruf absetzen, da der Aufprall auf den Kopf vermutlich nicht so leicht war und die Übelkeit auf eine leichte Gehirnerschütterung hindeuten könnte bzw. eine Hirnverletzung. Die Werte sind auch nicht gerade bombig.
OK weiter hochlagern, da die Vitalwerte nicht auf einen Schock hindeuten.

Dem lieben Herrn Direktor werde ich freundlich erklären (auch wenns schwierig ist), dass der junge Herr auf den Kopf gestürzt ist und nun der Verdacht auf eine Gehirnerschütterung besteht und die Platzwunde vermutlich genäht werden muss und für den Transport in die Klinik ein Rettungswagen erforderlich scheint und ich aus diesem Grund gerne einen Rettungswagen bestellen würde.
LevSani sollte in der Zwischenzeit die Betreuung bzw. Beruhigung des Patienten übernehmen.

"Rettungsleitstelle Würzburg, Grüß Gott. Was kann ich für Sie tun?"



(P.S.: Ich bin jetzt mal weg. Morgen früh / Mittag geht's weiter. )

Den RTW rufen wir lieber mal, bevor der Direx eintrifft...

Patient wird von mir beruhigt...ich frage ihn mal, ob er in den Osterferien wegfährt.

Moin, der Markus B. vom Schulsanitätsdienst des XY-Gymnasium aus Würzburg-xy. Wir haben hier einen Schüler von etwa 10 Jahren, Zustand nach Treppensturz. Mäßig blutende Kopfplatzwunde sowie Verdacht auf Commotio aufgrund von Übelkeit und Amnesie, Vitalwerte auch etwas im Keller. Wir schicken einen Schüler zum Einweisen auf die nahegelegene xy-Straße. Noch Fragen?