Ein Tag am See

Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.

Foren-Übersicht Erste Hilfe, Rettung und Medizin Fallbeispiele

16.03.2009, 19:25
Nicht ganz einfaches Fallbeispiel - ihr solltet zumindest erfahrene Sanitäter sein um es zu lösen...

Ihr (du und ein weiterer Kollege, jeweils mit eurer tatsächlichen Ausbildung) seid mit eurer Schulsani-Gruppe für einen Spiel- und Übungstag zu einem idyllisch gelegenen Baggersee gefahren. Der See liegt ein wenig ab vom Schuss mitten im Wald, so dass ihr auf der Herfahrt eine ganze Weile unterwegs gewesen seid. Aber die lange Fahrt hat sich gelohnt: Am See und im Wald waren nur vereinzelt andere Leute, das Wetter war super und ihr hattet einen schönen Sommertag. Jetzt gegen 20 Uhr wird es allmählich kühler und ihr entschließt euch - angesichts des kommenden Schultages - euch auf den Heimweg zu machen. Als ihr schon auf dem Weg Richtung Parkplatz seid, kommt ein Junge (vielleicht 15 Jahre) im Surfanzug auf euch zugerannt und ruft schon im Laufen "Hey - schnell, meinem Vater gehts nicht gut! Ihr seid doch Sanitäter oder sowas?" Offensichtlich hat er euch bei euren Übungen beobachtet.

Für einige praktische Übungen habt ihr euer gesamtes SAN-Material eingepackt, dass da wäre:
- Verbandmaterial
- Blutdruckmessgerät, Stethoskop, Pupillenleuchte
- Schienenmaterial
- Kühlpacks, Dextroenergie, Flasche Wasser
- Sauerstoffflasche (2l, 100bar)
- Tragetuch
- und noch ein bisschen Kleinkram, was ihr so gerne noch dabei hättet (Aber nein, ein komplettes NEF ist kein Kleinkram ;-)

16.03.2009, 20:24
Ach jaaa.... Einmal nochmal Schüler sein *träum*

Dann bin ich mal so spontan und löse nach Jahren auch nochmal ein Fb.

aaaalsooo: Ich würde sagen, ich pack mir den einen Teil der Ausrüstung (was ich so tragen kann), bitte meinen Kolegen, den Rest zu schleppen und gehe dem Jungen mal entgegen. Auf dem Weg zum Vater ( zu dem er uns ja schätzungsweise führen wird) frag ich den Sohn schonmal, was denn passiert sei und wie lange es dem Vater schon "nicht gut" geht.

Was erzählt mir der Sohn interessantes?

Wie finde ich den Vater vor?

lg caro
Caro, 28, Lehrerin.

16.03.2009, 20:28
Ich oute mich dann mal als Caros Packesel :D und trabe ihr brav hinterher.

16.03.2009, 23:06
Ich muss dich enttäuschen Caro - du bist die Leiterin, also Lehrerin, HiOrg-Angehörige oder irgendwas anderes ;-)
Lässt du die Schüler auf dem Weg stehen oder sollen die auch mitkommen? Sind immerhin ein paar ausgebildete Sanis und erfahrenere EHler.

Der Sohn berichtet euch, dass er gerade mit seinem Vater Fußball gespielt hätte, als diesem plötzlich schlecht geworden sei.Er hätte auch noch gesagt, dass er sich mal einen Moment hinsetzen wolle, weil er nicht so recht gerade aus schauen könne. Außerdem sei er schon eine ganze Weile auffällig müde gewesen.

Er führt euch zu einem Wohnmobil mit Vorzelt. Vor dem Vorzelt ist ein Grill aufgebaut (ist aber noch aus) und Campingstühle und Tische. Sieht alles ganz nett aus - so als wenn die beiden dort heute abend noch zusammen grillen wollten.
Vor einem der Stühle kniet der Vater,der offensichtlich erbrochen hat.

16.03.2009, 23:22
Och menno.... Abgesehen davon, dass ich die Schüler nicht alleine im Wald stehen lasse, sollen die Schulsanis mal ruhig mitkommen - wer weiß, wozu ich meine Truppe noch gebrauchen kann. Die sollen sich aber bis auf Matze erstmal ruhig im Hintergrund aufhalten, damit der arme Patient nicht gleich von ner ganzen Horde hilfswütiger Menschen überfallen wird. Zwei sollten erstmal reichen.

Dann zieh ich mir mal Handschuhe an, stelle mich dem Patienten vor und frage ihn, ob er mir selbst auch sagen kann, was geschehen ist.
Ich würde den Patienten vorerst einmal mit erhöhtem Oberkörper (wg. Erbrechen) auf dem Boden (nicht, dass der mir doch noch eintrübt und hinfällt) lagern, sofern ihm das nicht aus irgendwelchen Gründen unangenehm ist.
Während Matze von mir dazu verdonnert wird, vorsichtshalber mal die Nierenschalen/Kotztüten (was wir auch haben) in meine Nähe zu legen und dem Patienten den Blutdruck zu messen, mach ich mich mal an die weitere Anamnese:

- Wie sieht der Patient aus? Blass? Rotes Gesicht? Kaltschweißig? Irgendwelche anderen Auffälligkeiten?

- Wie weit redet der Patient mit mir? Ist er räumlich, zeitlich und zu seiner Person orientiert?

- Kann er mir Angaben machen, ob er irgendwelche Vorerkrankungen hat oder Medikamente nimmt?

- Falls der Patient mir letzteres nicht selbst sagen kann, würde ich da gerne nochmal den Sohn zu befragen.

- Mir gefallen die angedeuteten Sehstörungen nicht - ich würd da gerne mal in die Augen leuchten und gucken, ob der Patient meinem Finger folgen kann.

- Klagt der Patient noch über weitere Beschwerden? Ich entnehme den bisherigen Aussagen: Übelkeit (+ Erbrechen), Sehstörungen und den Tag über verstärkte Müdigkeit.

Soderle - ich glaube , ich warte jetzt erstmal auf eine Antwort von peit, bevor ich hier noch mehr Fragen stelle.

lg caro
Caro, 28, Lehrerin.

16.03.2009, 23:44
Auf deine Frage was passiert ist erzählt er: "Naja, irgendwie - als ich vorhin aus dem Wasser gekommen bin war mir schoa a weng shumrig. Aber ik kann da ja kene Rücksicht nehm. Hab den Jung ja nur dies Wochenende. Dacht es würd wohl bessr wenn ik mich a bissl beweg und mit de Jung spieln geh."

- Wie sieht der Patient aus? Blass? Rotes Gesicht? Kaltschweißig? Irgendwelche anderen Auffälligkeiten?
Er hat an mehreren Stellen blaue Flecke. Außerdem wirkt er ein wenig aufgedunsen, seine Waden sind angeschwollen.

- Wie weit redet der Patient mit mir? Ist er räumlich, zeitlich und zu seiner Person orientiert?
Naja, man merkt ihm schon an, dass es ihm nicht so recht gut geht. Aber es fällt dir aufgrund seines Dialekts auch nicht ganz einfach ihn zu verstehen. Orientiert ist er.


- Kann er mir Angaben machen, ob er irgendwelche Vorerkrankungen hat oder Medikamente nimmt?
"Ne, krank sei er nich. Aber als ik des letzte Mal beim Dok war, da hat der mir n paa Pille fü meinen zucker aufgeschrieben."

- Falls der Patient mir letzteres nicht selbst sagen kann, würde ich da gerne nochmal den Sohn zu befragen.
Sohn: "Keine Ahnung, ich wohn bei meiner Mutter in Kiel. Deshalb kann ich auch nur alle ein, zwei Monate zu meinem Vater fahren."

- Mir gefallen die angedeuteten Sehstörungen nicht - ich würd da gerne mal in die Augen leuchten und gucken, ob der Patient meinem Finger folgen kann.
"Wat soll ik tun!?"
Der Vater versucht deinem Finger zu folgen, hält aber nicht an, sobald sich der Finger nicht mehr bewegt sondern bewegt die Augen immer noch ein wenig weiter bis er wieder auf den Finger schaut. Pupillenunterschiede siehst du nicht.

- Klagt der Patient noch über weitere Beschwerden? Ich entnehme den bisherigen Aussagen: Übelkeit (+ Erbrechen), Sehstörungen und den Tag über verstärkte Müdigkeit.
"Na, weiß net so recht. Tut mir alles so a bissl weh, son ziehn und so."

17.03.2009, 10:25
Oh je... ich glaub, ich weiß, was du mit "nicht ganz einfach" meintest....
*grins* Aber ich denke es wird sich gleich auflösen, was das Problem des Patienten ist. Aber ob es dann für dich einfacher wird? Mal schaun ;-)

- einen Freiwilligen aus meiner Truppe damit beauftragen, die Damen und Herren von der Rettungsleitstelle anzurufen.
Leitstellen schickt euch ein RTW und NEF - kann aber eine Weile dauern. Ihr seid da ziemlich weit ab vom Schuss.

- Ich hab im Moment mehrere Bereiche unter Verdacht
Alles sehr schön beschrieben :-)

- Ging es dem Patienten auch schon vor dem Baden im See schlecht? (ich denke da v.a. an die Müdigkeit)
"Baden!? Aber ik war doch net baden... hab endlich mal wieder die Zeit gefunden die alte Flasche auszupacken - muss meim Jung ja a bissl was bietn. Ma Doc hat zwa gsagt ik soll net mer, aber bin ja ganz vorsichtg gwesen. Glaub auch net, dass das was mit meiner Übelkeit zu tun hat. Hat scho ma a Unfall abr damals hats viel doller gejuckt als heut. Und mia war auch net übel."

- sind die blauen Flecken schon älter, oder sind die auch "akut" hinzugekommen?
"Wat? Keene Anung... Glaub net, dass ich die schon längr hab."

- hat der Patient Fieber? Kopfschmerzen? Bzw. hatte er irgendwas in der Richtung in den letzten 10 Tagen?

- Ist er im See mit irgendwas merkwürdigen in Kontakt gekommen? (eigentlich sind giftige Viecher im See untypisch für Deutschland - aber man weiß ja nie...)
"Neje"

- Pillen für den Zucker? - Ich hätte da gerne mal nen BZ ;)
"BZ: 200mg/dl"

- war er vor dem Baden viel und ausgiebig in der Sonne? Nach rotem Kopf etc. hab ich zwar schon gefragt, aber so ganz mag ich den Sonnenstich/Hitzschlag auch noch nicht ausschließen.... Wenn der See schön kalt ist, würde ich in Erwägung ziehen, dass die Gefäße vorher schön weit waren und durch die Kälte schlagartig verengt wurden....
"Wat woln se von mia!? Ob ik lang in der Sonne war!? Ne, war doch net Schnorcheln..."

- gibts da noch irgendwas, auf das mich der Patient selbst oder der Sohn umbedingt hinweisen möchte?
"Könn se mia net was gegen das Schlechtsein geben? Will net vor mein Sohn kotzen wie a Pffferrd..."

- hat Matze mitlerweile mal den Blutdruck gemessen? Sonst würde ich das bei Gelegenheit schnell selbst machen, da die Werte nicht uninteressant sein könnten. Bei der Gelegenheit taste ich dann auch mal den Puls und zähl da ne Runde mit.
RR: 150/90
Puls: 90/min, gut tastbar, 5 Extrasystolen/min

ach jee.... irgendwie sind mir das zu viele Richtungen zum denken :)... Ich hoffe, dass ich mit den Antworten auf die Fragen zumindest einen Teil für "unwahrscheinlich" erklären kann.
Hoffe ich auch ;-) Aber eigentlich hab ich diesmal genug Hinweise versteckt...
Caro, 28, Lehrerin.

17.03.2009, 14:12
Oh je... ich glaub, ich weiß, was du mit "nicht ganz einfach" meintest....
*grins* Aber ich denke es wird sich gleich auflösen, was das Problem des Patienten ist. Aber ob es dann für dich einfacher wird? Mal schaun ;-)

- einen Freiwilligen aus meiner Truppe damit beauftragen, die Damen und Herren von der Rettungsleitstelle anzurufen.
Leitstellen schickt euch ein RTW und NEF - kann aber eine Weile dauern. Ihr seid da ziemlich weit ab vom Schuss.

- Ich hab im Moment mehrere Bereiche unter Verdacht
Alles sehr schön beschrieben :-)

- Ging es dem Patienten auch schon vor dem Baden im See schlecht? (ich denke da v.a. an die Müdigkeit)
"Baden!? Aber ik war doch net baden... hab endlich mal wieder die Zeit gefunden die alte Flasche auszupacken - muss meim Jung ja a bissl was bietn. Ma Doc hat zwa gsagt ik soll net mer, aber bin ja ganz vorsichtg gwesen. Glaub auch net, dass das was mit meiner Übelkeit zu tun hat. Hat scho ma a Unfall abr damals hats viel doller gejuckt als heut. Und mia war auch net übel."

- sind die blauen Flecken schon älter, oder sind die auch "akut" hinzugekommen?
"Wat? Keene Anung... Glaub net, dass ich die schon längr hab."

- hat der Patient Fieber? Kopfschmerzen? Bzw. hatte er irgendwas in der Richtung in den letzten 10 Tagen?

- Ist er im See mit irgendwas merkwürdigen in Kontakt gekommen? (eigentlich sind giftige Viecher im See untypisch für Deutschland - aber man weiß ja nie...)
"Neje"

- Pillen für den Zucker? - Ich hätte da gerne mal nen BZ ;)
"BZ: 200mg/dl"

- war er vor dem Baden viel und ausgiebig in der Sonne? Nach rotem Kopf etc. hab ich zwar schon gefragt, aber so ganz mag ich den Sonnenstich/Hitzschlag auch noch nicht ausschließen.... Wenn der See schön kalt ist, würde ich in Erwägung ziehen, dass die Gefäße vorher schön weit waren und durch die Kälte schlagartig verengt wurden....
"Wat woln se von mia!? Ob ik lang in der Sonne war!? Ne, war doch net Schnorcheln..."

- gibts da noch irgendwas, auf das mich der Patient selbst oder der Sohn umbedingt hinweisen möchte?
"Könn se mia net was gegen das Schlechtsein geben? Will net vor mein Sohn kotzen wie a Pffferrd..."

- hat Matze mitlerweile mal den Blutdruck gemessen? Sonst würde ich das bei Gelegenheit schnell selbst machen, da die Werte nicht uninteressant sein könnten. Bei der Gelegenheit taste ich dann auch mal den Puls und zähl da ne Runde mit.
RR: 150/90
Puls: 90/min, gut tastbar, 5 Extrasystolen/min

ach jee.... irgendwie sind mir das zu viele Richtungen zum denken :)... Ich hoffe, dass ich mit den Antworten auf die Fragen zumindest einen Teil für "unwahrscheinlich" erklären kann.
Hoffe ich auch ;-) Aber eigentlich hab ich diesmal genug Hinweise versteckt...

17.03.2009, 14:25
ich bräuchte da mal kurz das wörterbuch "berlin-deutsch/deutsch-berlin", aber zur uni-bib zu fahren ist mir jetzt irgendwie zu umständlich.... *grummel*

Kann der Patient nochmal versuchen, mit auf Deutsch zu erklären, was genau er da im See getrieben hat????

Gegen die Übelkeit kann ich ihm nix geben - nur nen Kotzbeutel, damits schön sauber bleibt ;)

Aber damit der Doc, der ihm das geben darf, schneller ans Ziel kommt, schicke ich mal zwei meiner Truppe als Einweiser los.

Ansonsten kann ich grad mit den Extrasystolen nichts anfangen ?(

Auf die Frage mit dem Fieber etc. wollte er mir nicht antworten oder ist die Antwort nur irgendwo verloren gegangen?

lg caro (verwirrt)
Caro, 28, Lehrerin.

17.03.2009, 14:26
by the way:

@peit: weißt du zufällig, wo mein vorletztes originalposting hin verschwunden ist??? ich seh da irgendwie nicht mehr meine ausführungen sondern nur noch das, was in deinem posting jetzt auch steht ?(

lg caro
Caro, 28, Lehrerin.

17.03.2009, 14:40
Kann der Patient nochmal versuchen, mit auf Deutsch zu erklären, was genau er da im See getrieben hat????
"Wat!? Ik red do scho Hockdeutsch. War natürlich dauchen. Da hinten im Zelt is noch meine Tauchausrüstung..."

Aber damit der Doc, der ihm das geben darf, schneller ans Ziel kommt, schicke ich mal zwei meiner Truppe als Einweiser los.
Die Armen - dauert noch ein Weilchen bis da wer auftaucht ;-)

Auf die Frage mit dem Fieber etc. wollte er mir nicht antworten oder ist die Antwort nur irgendwo verloren gegangen?
"Wat? Fieber? Bin doch keen Kind. Ik hab nie Fieber"

Wg. des Postings: Ich fürchte das war meine Schuld - hab hier den Moderator-Button "[Beitrag] bearbeiten" - der ist dummerweise direkt neben dem Button "Zitat" - muss wohl danebengeklickt haben... Sorry! Aber das meiste habe ich ja eh zitiert ;-)

17.03.2009, 15:02
Das mit dem falschen Button sei dir verziehen - ich hab das Ding schließlich auch und warte auch nur drauf, dass ich da mal daneben klicke... ;)

ok... das mit dem Tauchen macht die Sache klarer, aber wie du schon sagst, nicht einfacher.

Ich bleib dann äußerlich mal schön ruhig, sag einem meiner Schulsanis, er soll doch nochmal die Leitstelle anrufen, wir hätten da jetzt einen möglichen Tauchunfall.

Was den Patienten betrifft:

Dem häng ich jetzt mal den Pulsoxy an und entscheide je nach Wert, wie hoch ich den Flow vom Sauerstoff, den er jetzt von mir bekommt, aufdrehe. Intuitiv würd ich mal vermuten, dass der Pulsoxywert nicht so toll sein wird und ich den Flow auf mind. 10l aufdrehen darf... aber ich warte da mal den Wert ab.

Wie schaut die Atmung überhaupt aus? (Mir fällt peinlicherweise jetzt auf, dass ich das noch gar nicht gefragt habe....)

Soweit ich das im Hinterkopf habe, besteht bei Tauchunfällen die Gefahr, dass sich der Gasaustausch im Körper verschiebt und Embolien verursachen kann - das würde ja zu den schön geschwollenen Beinen passen. Soweit ich mich erinnere, sind auch Müdigkeit und Übelkeit anzeichen für Tauchunfälle. (Meine Sanausbildung liegt jetzt 5 Jahre zurück - aber mein Ausbilder war Taucher :) )


Ansonsten noch ne kleine Planänderung beim Bodycheck:

- wie schauts mit Motorik/Sensorik aus? Ist da irgendwas auffällig?


Sollte es wirklich ein Tauchunfall gewesen sein, würde ich auch ganz gerne nochmal den Sohn befragen (der ist zwar bald genervt von mir - aber wurscht)

- war er beim Tauchen dabei?
- Wie tief ist der Vater/sind die beiden getaucht?
- Ist der Vater schnell aufgetaucht?
- War sonst noch jemand beim Tauchen dabei?
Caro, 28, Lehrerin.

17.03.2009, 17:16
- Das mit dem falschen Button sei dir verziehen - ich hab das Ding schließlich auch und warte auch nur drauf, dass ich da mal daneben klicke...
Danke

- Ich bleib dann äußerlich mal schön ruhig, sag einem meiner Schulsanis, er soll doch nochmal die Leitstelle anrufen, wir hätten da jetzt einen möglichen Tauchunfall.
Läuft zum Telefonieren.

- Dem häng ich jetzt mal den Pulsoxy an
Das Pulsoxy zeigt 97% an.

- Wie schaut die Atmung überhaupt aus?
Nichts was einem auf dem ersten Blick auffällit, ruhige, eher flache als kräftige Atmung mit etwa 16 Atemzüge in der Minute.

- wie schauts mit Motorik/Sensorik aus? Ist da irgendwas auffällig?
Da musst du schon ein kleines wenig genauer erzählen, was du wie prüfen willst - so liecht lass ich dich nicht davon ;-)

- war er beim Tauchen dabei?
"Ja, aber nur ein paar Mal. Dann war mir zu kalt."
- Wie tief ist der Vater/sind die beiden getaucht?
"Keine Ahnung, als ich dabei war vielleicht 15m!?"
- Ist der Vater schnell aufgetaucht?
"Als wir zusammen getaucht sind sind wir gaaanz langsam aufgetaucht. Sind ganz große Kreise geschwommen."
- War sonst noch jemand beim Tauchen dabei?
"Klar, mein Vater - das hier war nur der Tauchlehrer. Mein Vater wartet noch unten auf dem Grund auf Hilfe." Nein, natürlich nicht! So fies bin ich nicht - ihr habt nur genau den einen Patienten, der Rest darf euch egal sein.


Vielleicht fragst du mal in deine Sanirunde, ob zufälliger Weise irgendeiner von denen Taucher ist und sich deshalb mit Tauchunfällen auskennt?
[Das wäre jetzt der Moment wo ein dritter Helfer einsteigen könnte...]

17.03.2009, 19:38
Also gut, dann melde ich mich mal ein bisschen schüchtern zu Wort. (Bin noch nicht lange dabei und habe eher weniger Erfahrung) Obwohl ich selber nicht tauche vermute ich, dass der Mann an der Dekompressionskrankheit leidet. Bei längeren und tiefen Tauchgängen löst sich mehr Stickstoff im Blut des Tauchers als an Land. Taucht der Mensch nun zu schnell auf, beginnt das Gas auszuperlen, da der Umgebungsdruck abnimmt je weiter man an die Wasseroberfläche gelangt. Das kann man mit einer Sprudelflasche vergleichen, die beim Aufdrehen überläuft. Diese Bläschen machen sich in den kleinen Kapillaren unseres Gefäßsystems nicht wirklich gut und blockieren diese Äderchen zum Teil auch.
So könnte man zum Beispiel die Ödeme an den Beinen des Mannes erklären. Die kleinen Gefäße sind auch im Normalfall nicht 100% dicht, werden sie dann durch eine Blase ‚verstopft’ wird die Flüssigkeit aus dem Gefäß ins umgebende Gewebe gedrückt und kann nicht schnell genug vom Körper abtransportiert werden, die Beine werden also dick. Auch die Übelkeit kann man mit dem Verschluss von Kapillaren erklären, diesmal im Innenohr. Eigentlich müsste dem Mann auch schwindelig sein. Was mich aber auf die Dekompressionskrankheit gebracht hat sind die juckenden blauen Flecke die der Mann hat. Diese ‚Taucherflöhe’ sind ein typisches Symptom dieser Krankheit. Auch die Müdigkeit passt gut ins Bild. Der Mann wird von mir erstmal flachgelegt, wenn er mitspielt, und bekommt Sauerstoff soviel wie geht. Falls wir ein Demandventil haben wäre das klasse, das sollte dem Mann ja auch vertraut sein und dürfte gut akzeptiert werden. Außerdem haben wir dann länger was von unserem Zauberstoff und es kommen wirklich 100% bei ihm an. Nebenher würde ich gerne in Erfahrung bringen, wie lange denn überhaupt getaucht wurde, wie lange man schon an Land ist und wie tief der See denn maximal ist. Wie war denn der Verlauf der Symptome nach dem Auftauchen? War das immer gleich schlimm oder hat sich das im Lauf der Zeit verändert? Hat der Mann sonst noch irgendwelche Missempfindungen? Taubheitsgefühle? Kribbeln wie Ameisen? Treten vielleicht auch Lähmungen auf? Außerdem würde ich ihn nach Schmerzen fragen. Knie? Ellenbogen,? Schultern? Sonstwo? Eine Decke bekommt er auch noch, damit er nicht friert. Falls er in der prallen Sonne liegt gibt’s auch noch ’nen Sonnenschirm, wir wollen ja nicht auch noch ’nen Sonnenstich dazu. Einer der Sanis darf auch noch mal mit der Leitstelle telefonieren und den Hinweis geben, dass wir es hier eventuell mit der Dekompressionskrankheit zu tun haben. Wenn wir haben könnte man auch noch ’nen Zugang mit Infusion richten.
Einer der Sanis darf auch mal die komplette Tauchausrüstung des Mannes einsammeln (Tauchcomputer, Tiefenmesser, Flasche, whatever) und sicher verwahren.
Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine Hauptsorge sicher nicht, sie so zu machen, dass wir sie verstehen können. (Albert Einstein)

17.03.2009, 19:52
Du bist gut - wie soll man das denn jetzt alles auseinander friemeln ;-)

- Eigentlich müsste dem Mann auch schwindelig sein.
"Nej, jetzt wo Sie's sagn - a bissl schumrig is ma scho..."

- Der Mann wird von mir erstmal flachgelegt, wenn er mitspielt, und bekommt Sauerstoff soviel wie geht. Falls wir ein Demandventil haben wäre das klasse
Bedaure ein Demandventil ist nicht da. Den Flow kannst du zwischen 0 und 15 L/min stufenlos regeln Sauerstoffflasche (2l, 100bar). Der Rettungsdienst braucht vermutlich noch 15-20min (weit ab vom Schuss quer über Waldwege...). Was stellst du ein?

Nebenher würde ich gerne in Erfahrung bringen, wie lange denn überhaupt getaucht wurde, wie lange man schon an Land ist und wie tief der See denn maximal ist.
"Na, ik tauch scho so 20 Jahre. Bin vielleicht so vo na Stund aus de Wasser krochen - da ging ma aber noch gut. Meinse wirklich, des liegt am Tauchen!? Hat ja noch nie sowas....
Keene Ahnung wie tief der See ist - muss mal reinhüppen und nachgucken."

- Wie war denn der Verlauf der Symptome nach dem Auftauchen? War das immer gleich schlimm oder hat sich das im Lauf der Zeit verändert?
Siehe oben.

- Hat der Mann sonst noch irgendwelche Missempfindungen? Taubheitsgefühle? Kribbeln wie Ameisen? Treten vielleicht auch Lähmungen auf? Außerdem würde ich ihn nach Schmerzen fragen. Knie? Ellenbogen,? Schultern? Sonstwo?
"Hab so a ziehn in da Schuldern..."
Weitere Lähmungen stellst du auf den erssten Blick nicht fest. Aber wenn du es genau wissen willst, musst du auch genau untersuchen ;-)

- Eine Decke bekommt er auch noch, damit er nicht friert. Falls er in der prallen Sonne liegt gibt’s auch noch ’nen Sonnenschirm, wir wollen ja nicht auch noch ’nen Sonnenstich dazu.
Decke ist nett. Aber die Sonne geht schon bald unter - da erspar ich euch die Schleperei mit dem Schirm.

- Einer der Sanis darf auch noch mal mit der Leitstelle telefonieren und den Hinweis geben, dass wir es hier eventuell mit der Dekompressionskrankheit zu tun haben.
Notruf Nummer 4...

- Wenn wir haben könnte man auch noch ’nen Zugang mit Infusion richten.
Was bereitest du vor? Welche Infusionslösung? Willst du den auch direkt legen? Oder caro?

- Einer der Sanis darf auch mal die komplette Tauchausrüstung des Mannes einsammeln
Wird gemacht.

"Sag'n se mal, habn se vielleicht a Schluck zu trinken für mich?"

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