Schulsanitätsdienst - Das Original!

1. Stunde, euer Piepser geht los: "Atemnot im Raum der 9 A bei einer Schülerin"

Du, und dein Kollege, ihr macht euch sofort auf den Weg zu dem Saal, mitsamt eurem Rucksack.

Rucksackausstattung:
Blutdruckmanschette
Stethoskop
Nierenschalen
Rettungsdecke
Stiffneck
Ambubeutel mit Masken
Guedeltuben
diverse Verbandsmaterialien
SamSplint
Scheren
Müllbeutel
Handschuhe
Diagnostikleuchte
Fieberthermometer

Nun seid ihr dran.

Ich fang dann mal an: Wenn wir angekommen sind, was sehen wir?

Du siehst eine Schülerin, die ziemlich schnell atmet und dir andeutet keine Luft zu bekommen. Aufgeregt stehen ein Paar Freundinnen um sie herum. Irgendwo hörst du auch das Wort Klassenarbeit. Der Lehrer steht ratlos da.

Ich mach dann mal die Kollegin.

Was für eine Atemfrequenz hat die Dame?

Original von Minnyle
Was für eine Atemfrequenz hat die Dame?

Über die Atemfrequenz stolpere ich schon seit langem. Ich mache seit 1991 Notfallmedizin und habe noch nie eine Atemfrequenz gezählt. Ich weiß ehrlich gesagt auch gar nicht, wie man das in der Praxis macht. Kann es sein, daß es sich dabei um ein rein theoretisches Konstrukt handelt? Man kann möglicherweise eine schnelle Atmung qualitativ feststellen, aber quantitativ? Da muß man schon viel Erfahrung in Patientenuntersuchung und Beobachtung haben. Zudem hat diese quantitative Erhebung auch keine Konsequenz...

@ani:
Zumindest aus meiner Sicht dient die AF in den theoretischen Fallbeispielen zur relativ objektiven Einschätzung der Atmung. Wenn man den Patienten nicht selbst vor sich sitzen/stehen/liegen hat, ist es relativ, wenn mir jemand sagt "der atmet schnell". Ich hab in der Praxis übrigens auch noch nicht mitgezählt

Mir gehts ähnlich: Noch nie eine AF ausgezählt, jedoch kann schnelle Atmung 20 Atemzüge pro Minute aber auch 50 sein.

Sind die Atemzüge tief oder nur oberflächlich?

hat die Schülerin eine Zyanose?

Auf jedem Fall mal zu ihr hingehen und sie beruhigen.

Kann sie schwer ein- oder ausatmen?

Minnyle, hol doch bitte schon mal den Müllbeutel raus als Hyperventilationsmaske.

Bevor ich die Hyperventilationsmaske raushole, probiere ich es erst mal mit Beruhigung, wenn das nicht funktionieren sollte mit Atemkommandos und als Ultima Ratio die Maske

@Minnyle: Ich bitte dich, dich zurück zu halten und erst Mal Max den Vortritt zu lassen, als angehender RA ist es klar, dass du mehr wissen hast, gibt aber in letzter Zeit im Forum des Öfteren. Fallbeispiele, die eher für den Rettungsdienst, als für Schulsanitäter geeignet sind, die wären für dich geeigneter und ich möchte hier einem Schulsanitäter, wie Max lieber den Vortitt lassen, wenn er Hilfe von dir benötigt, soll er es einfach posten. (ich möchte dich hiermit nicht kränken)

@Max: Die Atemzüge sind tief, es ist eine Art Hechelatmung. Die Schülerin hat keine Zyanose, gibt aber ein kribbeln in ihren Fingern an. Sie hat irgendwie das Gefühl keine Luft zu bekommen.

Ja ok ist klar. Verstehe ich schon.

Also Max, haste gehört, wenn du mich brauchst, dann ruf.

Wobei das was ich gesagt habe, das wird schon in den Erste-Hilfe-Kursen so gelernt.

Also die Maske solltest ja nur mal rausholen damit sie griffbereit ist, gegeben hätte ich sie noch nicht. Sorry wenn's nicht so rüber gekommen ist.

Leidet die Schülerin an Atemwegserkrankungen bzw. hatte sie so etwas schon mal?

Funktioniert die Beruhigung?

Hat sie noch andere Symptome/Beschwerden?

Sie hat keine Atemwegserkrankungen, aber sie hatte so furchtbare Angst vor der Klassenarbeit, die der Lehrer, der neben dir steht in den Händen hält. Außerdem steht mittlerweile die ganze Klasse um sie herum, wie soll sie sich da beruhigen? Mittlerweile verkrampfen sich auch schon ihre Finger, sieht fast aus, wie Hasenpfötchen.

Der Lehrer soll mit seiner Klasse doch bitte mal auf Raumsuche begeben und dort die Arbeit schreiben.

Ich sage der Patientin, dass sie dir Arbeit nicht mitschreiben braucht.

Sollte dann immer noch nicht besser werden und auch Atemanweisungen nichts bringen, soll sie durch den Müllbeutel atmen (ab und zu ausschütteln weil ein Müllbeutel ja gar keinen Luftaustausch zu lässt).

Sollte sich der Zustand dann noch nicht merklich besser, den Rettungsdienst alarmieren, oder hast du Minnyle noch andere Vorschläge?

Wenn es soweit kommen sollte und die Atemkommandos und die Beruhigung erklär ich ihr, das es ihr nur so schlecht geht weil sie so schnell schnauft. Ich erkläre ihr die Maßnahme mit der Tüte und alle 4-5 Atemzüge lasse ich sie normale Luft atmen

Nachdem die anderen Schüler draußen sind lässt sich die Schülerin langsam beruhigen und ist zum Schluss so fit, dass sie fragt, ob sie wieder in ihre Klasse darf?