Trauma (1x SAN)

Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.

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11.11.2011, 18:17
Sauerstoff ist bei diesem Patienten sicher nicht schädlich.

Ich hätte bei dem Patienten eine eher erhöhte HF erwartet, da Sprunggelenks-und Unterarmfrakturen durchaus Schmerzen verursachen können.
Hier ist der Sauerstoff schon für die "Mehrarbeit" des Herzens gut. Zudem muss im Rahmen des Unfallhergangs von der Entwicklung eines Schockgeschehens ausgegangen werden. (WS-Trauma, Beckenfraktur, intraabdominale Blutung). Hier ist es für den Patienten positiv, wenn die noch zur Verfügung stehenden Transportproteine maximal mit Sauerstoff aufgesättigt sind.
Generell ist ein aufgesättigter Traumapatient ein besserer Traumapatient.

11.11.2011, 18:28
Gut, schaden tut der O2 sicherlich wenig. Ich hab jetzt mehr wirtschaftlich gedacht, weil ich von einer Mehranstrengung des Herzens oder einem schlimmeren Trauma nichts gemerkt habe, also sparen wir uns den teuren Sauerstoff... Ich hätte erst bei Entwicklung einer beginnenden Schocksymptomatik, Atemproblemen oder einer erhöhten Beanspruchung des Herzens den teuren O2 eingesetzt. Im SanDienst wäre ich hiermit wohl spendabler gewesen.
meine ich ... RA-Azubi ... Ex-SSDler am WEG Büdingen; Feuerwehrler bei der örtlichen FF; Mitglied beim MHD und dort bei SanDiensten, Fahrzeugpflege, im KatS und als Gruppenleiter bei der Jugend dabei; 18 Jahre

11.11.2011, 18:45
Von der wirtschaftlichen Seite würde ich erst mal die Vakuummatraze im SSD abschaffen...:)

11.11.2011, 18:53
Diese haben wir (samt Schaufeltrage und Vakuum-Schienen) erst gar nicht angeschafft. Genausowenig haben wir Sauerstoff, also würde mir die Entscheidung O2 ja oder nein recht einfach fallen... :D :P
meine ich ... RA-Azubi ... Ex-SSDler am WEG Büdingen; Feuerwehrler bei der örtlichen FF; Mitglied beim MHD und dort bei SanDiensten, Fahrzeugpflege, im KatS und als Gruppenleiter bei der Jugend dabei; 18 Jahre

11.11.2011, 19:29
Also, ich möchte hier mal was zum Thema Sauerstoff sagen, wobei ich vorwegstellen möchte, dass dieser unserem SSD nicht zur Verfügung steht und dass ich in der DLRG bin (die ja bekanntermaßen im SAN Gebiet - grade bei O2- durchaus eigene Meinungen haben.


Sauerstoff hat mehrere positive Auswirkungen, im SAN B der DLRG wird die Indikation folgendermaßen gelehrt:

- alles kardiologische und respiratorische (Ausnahme Hyperventilation, Vorsicht bei COPD)

- alle möglicherweise gefährlichen Wunden

- alles neurologische (Vorsicht bei Krampfanfall)

- Schmerzen

insbesondere u.a. bei dem Akuten Koronarsyndrom, Schlaganfällen, Beinahe-Ertrinken und Schock jeglicher Art (damit auch beim Polytrauma ) .

Ich denke, dass man hier sicher Prioritäten setzen muss, gerade die letzteren Sachen sind aber sicher obligat.



Jetzt noch einmal speziell zum Polytrauma: Hier haben wir meistens ein respiratorisches Problem, fast immer eine sich entwickelnde oder bestehende Hypovolämie und immer Schmerzen.

Da ist Sauerstoff eigentlich nach den Standardmaßnahmen (zu denen O2 in der DLRG schon fast gehört) das Beste was man als Sanitäter machen kann.

Und wirtschaftliche Gesichtspunkte spielen hier nun wirklich keine Rolle, außerdem müsste das O2 doch eigentlich dem Unfallversicherer des Bauarbeiters in Rechnung gestellt werden können, oder?
Mein Verein: DLRG
Meine Ausbildung: Sanitäter und Wasserretter

11.11.2011, 19:57
Hyperventilation und Sauerstoff nochmal überdenken - ist der wirklich so schädlich?

Patienten mit akutem Koronarsyndrom sind nicht mehr prinzipiell mit Sauerstoff zu behandeln.

11.11.2011, 20:36
Zum Thema Ganzkörperimmobilisation:
Im SSD meiner Meinung nach ein heikles Thema. Es sprechen mehrere Punkte dagegen:

-Im Vergleich zum RD, der ja eh kommt, mangelnde Erfahrung im Umgang damit.

-RD will wohl auch noch nen Bodycheck machen, das ist mit angelegter Vakuummatratze schwierig.

-RD hat die Möglichkeit der Analgesie.

-Vakuummatratzen im RD sind i.d.R. qualitativ hochwertiger als die des SSD mit mehr Möglichkeiten der Anpassung (Spezielles Kopfteil, Beinsteg).

-Hebt man die Vakuummatratze vom Boden auf die Trage, so hängt diese oft durch, was zu einer Bewegung der WS führen kann. Liegt die Matratze direkt von Anfang an auf der Trage, hat man das Problem nicht.

HWS-Fixierung mittels Cervikalstütze ist natürlich trotzdem ein Muss, wenn es beherrscht wird und möglich ist. Ist der Kopf z.B. weit von der Neutralposition entfernt, würde ich bis zum Eintreffen des RD/NA den Kopf nur manuell fixieren, zumindest mit den üblichen Cervikalstützen. Ich glaub es gibt aber mittlerweile auch Stützen auf dem Markt, die den Kopf auch so fixieren können. Da will ich mich aber jetzt nicht festlegen.

Zum Thema Sauerstoff:
Abgesehen von den genannten Ausnahmen hat jeder Notfallpatient ein "Recht auf Sauerstoff", also bekommt er das auch, um einem B-Problem vorzubeugen.

Was ich mir noch gewünscht hätte, wäre eine Absaugbereitschaft, da bei einem Sturz aus großer Höhe, also auch hier, immer von einem Polytrauma auszugehen ist, bis das Gegenteil bewiesen ist. Also muss ich auch mit z.B. einer Gastroblutung rechnen. Da wäre dann ne Absauge schon praktisch.
Ich bin als Rettungsschwimmer geboren, mit Wasser gestillt und aufgezogen! Hurra!:P

leverkusen.dlrg.de
www.drk-lev.de

11.11.2011, 20:45
O, ich wusste gar nicht, dass ich eine Absauge hab, das bin ich aus einem SSD so garnicht gewohnt.
Ich hätte vll vorher mal in die hier genannte DIN schauen sollen...
meine ich ... RA-Azubi ... Ex-SSDler am WEG Büdingen; Feuerwehrler bei der örtlichen FF; Mitglied beim MHD und dort bei SanDiensten, Fahrzeugpflege, im KatS und als Gruppenleiter bei der Jugend dabei; 18 Jahre

11.11.2011, 20:58
Original von leuchtreklamefahrer
Hyperventilation und Sauerstoff nochmal überdenken - ist der wirklich so schädlich?

Patienten mit akutem Koronarsyndrom sind nicht mehr prinzipiell mit Sauerstoff zu behandeln.


Nö, schädlich ist das nich, bringt aber nichts, weil i.d.R kein O2 Problem sondern ein CO2 Problem vorliegt.

Nunja, die DLRG lehrt und prüft es noch so und auch der anwesende frische Arzt hat nichts gesagt, aber das klingt ja interessant:

Kannst du mir mal erläutern, warum Sauerstoff bei ACS nichtmehr prinzipiell indiziert ist? evntl. Quellen? Würde mich interessieren...
Mein Verein: DLRG
Meine Ausbildung: Sanitäter und Wasserretter

11.11.2011, 21:07
Hierzu gab es einige Artikel in diversen Fachzeitschriften, die Vorgabe beruht aber auf den neuen ERC.

Die neue Erkenntnis ist hierbei, dass ein hoch konzentrierter O2 das Myocard schädigen kann. Deshalb wird die O2-Gabe mittlerweile über den SpO2 dosiert und nicht mehr nur weil die Person eine ACS hat gegeben.

EDIT: Hier ein Link, der die Neuerungen, unter anderem die O2-Gabe bei ACS, zusammenfasst:
http://drk-abstatt.de/drk-abstatt/Downloads_files/ERC-2010_LW.pdf
Zuletzt geändert von sebbe1995 am 11.11.2011, 21:08, insgesamt 1-mal geändert.
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11.11.2011, 21:17
OK, war mir bisher unbekannt, cool, wieder was gelernt...

Aber ist nicht Dyspnoe eines der Leitsymptome vom ACS? Insofern wäre doch die praktische Relevanz gering, weil bei Dyspnoe ja O2 gegeben werden soll...
Mein Verein: DLRG
Meine Ausbildung: Sanitäter und Wasserretter

11.11.2011, 23:52
Original von Zeuschen
- alles neurologische (Vorsicht bei Krampfanfall)


Kannst du das mal bitte noch erläutern? Wieso "Vorsicht bei Krampfanfall"?

12.11.2011, 03:27
Sauerstoff steht im Verdacht die Krampfschwelle zu senken (vgl. Tauchmedizin).

Dennoch ist beim Krampfanfall auf eine ausreichende Oxygenierung zu achten!

12.11.2011, 08:43
Beim Tauchen reden wir aber von hyperbaren Bedingungen. Damit bekommt man Sauerstoffpartialdrücke, von denen man im normalen Leben nur träumen kann.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

12.11.2011, 11:31
Deswegen wollte ich mit meinem Beitrag ausdrücken, dass die Problematik beim normalen Notfallpatienten nicht überschätzt werden darf und eine gute Oxygenierung auch beim Krampfanfall wichtig ist...

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