Atemnot [San]

Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.

Foren-Übersicht Erste Hilfe, Rettung und Medizin Fallbeispiele

23.02.2011, 17:37
Ok, ich war etwas irritiert, dass die junge Dame sich nun so gar nicht beruhigen ließ und auch mein Kolelge nicht aufkreuzte.

Hyperventilation war aber doch richtig, oder?

23.02.2011, 19:57
Original von Iceman
Hyperventilation war aber doch richtig, oder?

Ja, wie immer........
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

23.02.2011, 21:19
Original von Don Spekulatius
Original von Iceman
Hyperventilation war aber doch richtig, oder?

Ja, wie immer........


Klingt ein wenig resignierend, Don :P

23.02.2011, 21:27
Original von cityboy
Klingt ein wenig resignierend, Don :P

Du bist sehr sensibel.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

23.02.2011, 21:50
Original von Don Spekulatius
Original von cityboy
Klingt ein wenig resignierend, Don :P

Du bist sehr sensibel.


Ich schieße gerne mit Kanonen auf Spatzen 8)

23.02.2011, 22:39
Bevor ihr mich jetzt wieder kreuzigt wegen einem weiteren FB mit Hyperventilation:
Dieser Fall ist etwa so wie hier beschrieben so bei mir in der Schule passiert. Abweichend war im wesentlichen nur, dass ich noch Kollegen hatte und dem Notarzt nicht assistiert habe, weil 6 (!) Rettungsdienstler im Raum standen (2 RA vom RTW, ein Praktikant vom RTW; 1 RA vom NEF, ein Notarzt und eine Ärztin im Praktikum).


Nun aber zur Kritik, ich gehe wie immer linear am Verlauf des Fallbeispiels entlang:

Nach der Alarmierung hast du dich direkt zum Einsatzort begeben, ohne dir sicher zu sein, dass Material nachkommt. Du bist davon ausgegangen, dass dein Kollege das Material noch nachbringen wird. Der Kollege war aus einem Unerfindlichen Grund dann aber doch nicht an der Einsatzstelle (vielleicht war er einfach heute krank und hat sich keine Vertretung gesucht?). Für dich resultierte daraus das Problem, dass du nicht nur alleine, sondern auch ohne Material arbeiten musstest, was du jedoch allgemein sehr gut angestellt hast.

Man hätte noch darüber nachdenken können, die Freundin oder einen anderen Schüler nochmal ins Sekretariat zu schicken, um dort den Rucksack zu organisieren oder nach dem Kollegen zu fragen. Hierbei ist jedoch abzuwägen, ob die Freundin nicht noch einen erheblichen Beruhigungsfaktor für die Patientin darstellt.

Was mir sehr gut gefallen hat, ist, dass du direkt die Klasse hast räumen lassen. Damit hast du schonmal Ruhe zum Arbeiten und auch für die Patientin wird die Situation schon angenehmer.

Du hast dann auch sehr schnell erkannt, dass es sich um eine Hyperventilation handelt, auch wenn du die Ursache noch nicht kanntest.

Zunächst hast du versucht, die Hyperventilation mit Zureden in den Griff zu bekommen. Das fand ich gut, da man nicht unbedingt direkt zu einer Tüte greifen muss, viel bekommt man auch einfach durch beruhigendes Zusprechen und ein Gespräch hin.
Die Idee mit dem Jackenärmel als Tütenalternative, wenn man nichts anderes hat, fand ich sehr kreativ, das kann man sich mal merken.

Nachdem das gute Zureden dann leider nicht den gewünschten Effekt hatte, hast du es mit Atemanweisungen probiert, worauf sie jedoch auch nichtmehr wirklich reagiert hat, da sie sich schon zu sehr in die Hyperventilation herein gesteigert hatte, noch bevor du eingetroffen bist, wodurch sie mehr auf das Atmen als auf dich konzentriert war. Mittlerweile hat sich das erhöhte Abatmen des CO2 soweit ausgewirkt, dass sowohl ihre Hände als auch ihr Gesicht verkrampft waren, zum Schluss sogar die Füße und zunehmend die Beine.

Diese Situation hast du dann auch realisiert und dann auch zügig den Notruf abgesetzt. Der Zeitpunkt hierfür war meiner Meinung nach gut gewählt, da natürlich nicht jede Hyperventilation den Rettungsdienst braucht, aber man ihn trotzdem hinzu ziehen sollte, wenn absehbar ist, dass man die Hyperventilation selbst nicht in den Griff bekommt.

Anschließend hast du sie dann in eine Jacke eingepackt zwecks Wärmeerhalt. Dieser hätte meiner Meinung nach jedoch etwas früher kommen können.

Als dann der Rettungsdienst in Form des NEF eingetroffen war, hast du eine kurze knackige Übergabe gemacht, die alle wichtigen Infos enthielt, die du gesammelt hast.

Die assistierenden Maßnahmen, die du auf Anweisung des Notarztes eingeleitet hast, hast du dann sehr detailliert geschrieben. Das finde ich gut für weniger erfahrene Helfer, die hier mitlesen, da sie dadurch nochmal genau vor Augen geführt bekommen haben, was sie zu tun haben.

Beim Blutzuckermessen hast du der Patientin erst noch einen Vortrag über Infektionsrisiko und Sinn und Zweck der Messung halten. Das ist sicherlich angebracht, wenn du als Sanitätshelfer den Blutzucker misst. Hier jedoch war ein Notarzt anwesend, welcher die medizinische Verantwortung für den Patienten trägt und damit auch für die Maßnahmen, welche er auf dich überträgt. Ich würde mir hier diesen Vortrag sparen, da du hier eine ärztliche Maßnahmen auf Anweisung eines Arztes ergreifst (Die Ärzte hier im Forum mögen mich korregieren, wenn ich hier falsch liege).
Außerdem war die Patientin wohl kaum in der Lage, dir adäquat zuzuhören und deinen Vortrag wirklich zu realisieren bzw. zu verstehen.

Kurze Anmerkung noch zu deiner Beschreibung: Sie trifft selbstverständlich nicht auf alle Geräte zu, nicht jedes Gerät piepst, wenn es den Wert anzeigt, und jedes Fabrikat der Sicherheits-Einmalstechhilfen (blödes Wort) funktioniert etwas anders. Natürlich ist das aber für das Fallbeispiel nicht wichtig, es sollte nur kurz erwähnt werden.

Die Vorbereitung von Dormicum und Infusion war auch wunderbar. Das einzige, was ich hier anzumerken habe: Wenn der Arzt sagt, dass du eine NaCl-Lösung vorbereiten sollst, dann solltest du natürlich auch diese Lösung vorbereiten und nicht eine Ringerlösung. Ich gehe jedoch davon aus, dass du dies in der Realität auch machen würdest, hier jedoch von einem Fehler meinerseits ausgegangen bist, von daher ist das in Ordnung.

Auf Nachfrage hätte sich noch herausgestellt, dass die Patientin heute noch nicht wirklich was gegessen hat und nur stolze 2-3 Schlücke Wasser getrunken hat.
Das in Verbindung mit dem vorausgegangenen Spielen in der Pause führte dazu, dass ihr kurz schwarz vor Augen geworden ist. Daraufhin ist sie etwas panisch geworden und hat begonnen zu hyperventilieren, was jedoch leider nicht rechtzeitig erkannt wurde. Als man dann darauf gekommen ist, dich zu alarmieren, hatte Chantal sich leider schon so stark in die Hyperventilation hinein gesteigert, dass du nichtmehr viel machen konntest.

Eine Anmerkung noch: Einer der ersten Kommentare des realen Notarztes nach der ersten orientierenden Untersuchung war etwa dieser: "Oh, so heftig hab ich das auch schon länger nichtmehr gesehen..."


Ich hoffe, du hattest Spaß am Fallbeispiel und nun bin ich gespannt, was die anderen noch für Kritikpunkte hervorbringen...
Ich bin als Rettungsschwimmer geboren, mit Wasser gestillt und aufgezogen! Hurra!:P

leverkusen.dlrg.de
www.drk-lev.de

23.02.2011, 23:15
Eine doofe Frage zur Hyperventilation: Was ist denn das Schlimmste, was passieren kann, wenn man die Hyperventilation nicht in den Griff bekommt?

24.02.2011, 00:07
Das Schlimmste, was passieren kann, ist wie immer die Bewusstlosigkeit bis hin zur Reanimation.

24.02.2011, 11:00
Original von LevSani
Hier stand eine tolle Kritik, sowas würde ich echt gerne öfter sehen, Top geschrieben!


Ich werde versuchen Kritik auch demnächst, sei's hier oder in der Realität, so detailliert zu geben.

*thumbs up*


€: Grammatik
Zuletzt geändert von cityboy am 24.02.2011, 11:00, insgesamt 1-mal geändert.

24.02.2011, 15:13
Das stimmt. Die Kritik ist sehr gut und ausführlich geschrieben. Ein großes Lob.

Noch mal was zur Bewusstlosigkeit und Reanimation, warum ist das denn so? Warum versagt dann der Kreislauf bis hin zur Rea? Liegt das am Blut-ph Wert?

24.02.2011, 15:52
Original von Iceman
Das Schlimmste, was passieren kann, ist wie immer die Bewusstlosigkeit bis hin zur Reanimation.


Würde mich auch mal interessieren, woher diese Weisheit kommt.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

24.02.2011, 16:33
Ganz einfach. Die Bewusstlosigkeit kann kommen, wenn die Hyperventilation nicht in den Griff bekommen wird. In der Regel ist die Bewusstlosigkeit nur kurzzeitig und da bei Bewusstlosen die Muskulatur erschlafft und die Atmung nicht mehr so schnell ist, wäre damit das Problem wohl behoben. Aber: Ausnahmen bestätigen die Regel. Natürlich ist eine anhaltende Bewusstlosigkeit möglich (und wie aus jedem Erste-Hilfe-Kurs bekannt ist, kann dann eine fehlende Überstreckung des Kopfes zum Ersticken führen. Oder: Durch den Sturz bei Bewusstseinsverlust kommt es zu Verletzungen, die zu Komplikationen kommen.

24.02.2011, 16:44
Gut, logisch. Aber aber jetzt nichts, wo man sagen muss, dass der Kreislauf akut durch die Hyperventilation selbst gefährdet ist
Zuletzt geändert von Maxi am 24.02.2011, 16:45, insgesamt 1-mal geändert.

24.02.2011, 16:56
Es kann auch immer noch sein, dass der Russe einmarschiert und wir gleichzeitig ein Problem mit einem Tsunami an der Nordseeküste bekommen.

Durch die Hypokapnie wird die Hirndurchblutung gehemmt, dadurch wäre eine Bewußtlosigkeit zu erklären. Wenn dadurch aber dann die psychische Komponente wegfällt, sollte sich die Atmung normalisieren und das Problem reguliert sich von selbst.

Insgesamt wird hier dennoch die Hyperventilation sowohl in ihrer Häufigkeit, also auch in ihrer Bedeutung unheimlich überschätzt. Vielleicht sollte man mal tiefenpsychologisch nach den Gründen hierfür suchen....
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

24.02.2011, 17:08
Original von Don Spekulatius
Original von Iceman
Das Schlimmste, was passieren kann, ist wie immer die Bewusstlosigkeit bis hin zur Reanimation.


Würde mich auch mal interessieren, woher diese Weisheit kommt.

Hey Don, mach meine Arbeitsphilosophie nicht kaputt! :
"Irgendwann kommt der Pat. in einen Zustand wo ich weis was zu tun ist" :D ;)
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

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